Leif Erikson Kabale
Legion des Dynamischen Diskord
- Lagebericht 00001
Die Abschaffung der Dummheit
von Hagbard Celine
Zwei außergewöhnlich intelligente Männer, R. Buckminster Fuller und
Werner Erhard, haben vorgeschlagen, daß wir bis zum Ende dieses Jahrhunderts
den Hungertod zum Verschwinden bringen sollten
und könnten. Dieses Ziel ist vernünftig, ausführbar und wünschenswert; es ist
selbstverständlich als utopisch, phantastisch und absurd angeprangert worden.
Ich möchte ein gleichartiges Ziel vorschlagen, das ebenfalls vernünftig,
ausführbar und wünschenswert ist und das man ebenso als utopisch, phantastisch
und absurd bloßstellen wird.
Ich empfehle einen weltweiten Kampf gegen
die Dummheit.
Obwohl sich der Dumme natürlich daran stoßen wird, wende
ich mich hier mit meinen Gedanken an jene, die nicht völlig blödsinnig sind
- oder zumindest nicht die ganze Zeit -, d. h. an jene Individuen, die gelegentlich
lichte Momente haben. Die Beweisführung
für diese revolutionäre Ansicht lautet wie folgt:
1. Obschon es an
die Aussage eines Satirikers gemahnt, scheint dieser Planet weitgehend von Leuten
beherrscht und bewohnt zu sein, bei denen es sich nicht in allen Belangen um
vernünftige Männer und Frauen handelt. Voltaire mag natürlich übertrieben haben,
als er sagte, daß der einzige Weg, das mathematische Konzept der Unendlichkeit
zu verstehen, im Betrachten des gesamten Ausmaßes menschlicher Dummheit bestehe
- die Sachlage ist jedoch beinahe so schlimm. Dazu nur einige Beispiele, die
ich als Zeitgenosse erlebte. Hitler ermordete sechs Millionen Juden aus «Gründen»,
die total wahnsinnig waren; Senator Joe McCarthy eröffnete gegen die Kommunisten
eine verrückte Hexenjagd, die zahlreiche Unschuldige ruinierte und nie zur Entdeckung
auch nur eines einzigen, über jeden Zweifel erhabenen Kommunisten führte; Anita
Bryant setzt in den USA zur Zeit einen Kreuzzug gegen die Homosexuellen in Bewegung,
der direkt aus dem dreizehnten Jahrhundert stammen könnte, usw.
Dummheit ist eine ansteckende soziosemantische Störung, die jeden von uns heimsucht. |
Die Äußerung, daß im Verlauf der Geschichte Millionen von Menschen auf
Grund solcher irrationaler «Sündenbock-Rollen» umgebracht worden sind, ist kaum
als Übertreibung zu bezeichnen. Da jeder von uns irgendeiner Minderheit angehört,
könnte ein jeder Zielscheibe der nächsten Hexenjagd
sein - und wenn man uns verbrennt, so bleibt für die kryonische Konservierung
nichts übrig.
Dummheit ist auch nicht ausschließlich ein Merkmal des
Dummen; man braucht dazu keine «Berufung» wie zum Priestertum. Es scheint eine
ansteckende sozio-semantische Störung zu sein, die uns alle irgendwann einmal
befällt. Im Leben der «Großen» finden sich berüchtigte Beispiele dafür, man
denke an Simon Newcombe (der Astronom, der den Neptun entdeckte), wie er mathematisch
«bewies», daß ein Körper, der schwerer als die Luft ist, unmöglich fliegen könne,
man erinnere sich der Académie Française, die es noch im achtzehnten Jahrhundert
ablehnte, Beweise für das Vorhandensein von Meteoriten zu untersuchen usw. (Einige
mögen hier auch Einsteins ununterbrochenen Versuch, den Zufallsfaktor in der
Quantenmechanik zu widerlegen, als Beispiel für die in einem großen Geist vorhandene
Dummheit anführen.)
Dummheit bringt Genies um, verbrennt Bücher, metzelt ganze Bevölkerungen dahin, blockiert den Fortschritt. |
Wie Thomas Kuhn in The Structure of Scientific Revolution gezeigt hat,
wird - allgemeiner gesehen - ein genaues Maß der unter den Gelehrten verbreiteten
Dummheit durch die Tatsache geliefert, daß jede wissenschaftliche Revolution
eine Generation zu dauern scheint. Wie Kuhn umfassend belegt, scheint diese
über eine Generation verlaufende Zeitverzögerung durch den Sachverhalt bedingt,
daß ältere Wissenschaftler kaum jemals ein neues Modell akzeptieren, wie gut
dies auch immer sein mag. Die Revolution ist aber erst dann vollzogen, wenn
eine zweite, mit weniger Vorurteilen behaftete Generation das neue Modell sowie
alte Modelle sachlich untersucht und entscheidet, daß das neue Modell brauchbarer
sei.
Falls jedoch die Wissenschaft, das Paradigma des Rationalismus,
mit genügend Dummheit überschwemmt wird, um diese allgemeine Ein-Generationen-Verzögerung
zu bewirken, was können wir dann über Politik, Ökonomie und Religion sagen?
Zeitverzögerungen von Tausenden von Jahren scheinen auf diesen Gebieten normal
zu sein.
In der Tat gelangte Voltaire hauptsächlich durch das Betrachten
der Kirchengeschichte zu der Schlußfolgerung, daß sich die menschliche Dummheit
dem Unendlichen nähere. Das Studium der Politik ist kaum begeisternder, und
jegliche Uberprüfung von Wirtschaftsdebatten zeigt deutlich, daß die Theologen
des Mittelalters noch unter uns sind und sich lediglich auf einem anderen Gebiet
betätigen.
Ich möchte mich über dieses Thema nicht weiter auslassen,
ist es doch unter anderem von Jonathan Swift und Mark Twain eingehend diskutiert
worden. Fassen wir nur die Tatsache zusammen, daß die Dummheit mehr Genies umgebracht
und eingekerkert, mehr Bücher verbrannt, größere Völkerschaften niedergemetzelt
und den Fortschritt wirksamer blockiert hat als jede andere Kraft in der Geschichte.
Die Aussage, wonach die Dummheit mehr Menschen getötet hat als alle in der Medizin
und Psychiatrie bekannten Krankheiten, mag nicht übertrieben sein.
Natürlich sind zahlreiche Heilmittel ausprobiert worden. Sokrates glaubte das
Mittel in der Dialektik gefunden zu haben, Aristoteles in der Logik, Bacon in
der experimentellen Methodik, das achtzehnte Jahrhundert in allumfassender Demokratie
und geistiger Bildung, Freud in der Psychoanalyse, Korzybski in der allgemeinen
Semantik usw. obwohl all diese Errungenschaften einigen von uns zu gewissen
Zeiten zugute gekommen sind, haben sie den weltweit von dieser Seuche bewirkten
Verwüstungen keinen Einhalt geboten - ja sie haben nicht einmal bei ihren besten
Vertretern die gelegentlichen Rückfälle in die Dummheit abzuschaffen vermocht,
wobei der Autor dieses Buches hier nachdrücklich miteinbezogen sei.
2. Falls die Intelligenz vergrößert werden könnte, wäre es offensichtlich schneller
möglich, Lösungen für die verschiedenen uns bedrohenden Weltuntergangsszenarios
zu finden.
A. Wenn beispielsweise jeder mit Energieproblemen beschäftigte
Wissenschaftler seine (oder ihre) Intelligenz um den Faktor Zwei vergrößern
könnte, so würde seine/ihre Arbeit, die ansonsten zehn Jahre beansprucht, in
fünf Jahren beendet sein.
B. Falls die menschliche Dummheit allgemein
schwinden würde, bestünde weniger Widerstand gegenüber originellem Denken und
neuen Annäherungen an unsere alten Probleme.
C. Wenn die Dummheit
vermindert würde, verschwendete man weniger Geld für unermeßlichen organisierten
Schwachsinn wie das Wettrüsten, und es stünde mehr Kapital für lebensbejahende
Projekte zur Verfügung.
Dieselben Argumente gelten für jedwelche andere
Ziele lohnender Art: die Abschaffung von Hunger und Armut, das Finden von Heilmitteln
gegen Krebs und Schizophrenie, usw. Es gibt nichts verstandesmäßig Wünschbares,
das nicht schneller erreicht werden kann, falls der Verstand zunimmt. Dies stellt
im Grunde genommen eine Tautologie dar, deren Folgesatz wir selten in Betracht
ziehen: Arbeit, um höhere Intelligenz zu erlangen, ist Arbeit, um all unsere
Ziele zu erreichen.
3. Obwohl Dialektik, Logik, experimentelle Methodik,
«Demokratie», geistige Bildung, Psychoanalyse, allgemeine Semantik usw. die
weltweiten Zerstörungen durch die Dummheit nicht
Es gibt nichts verstandesmäßig Wünschbares, das nicht erreicht werden kann, falls der Verstand an und für sich größer wird. |
gestoppt haben, brachten sie gewisse Gegenkräfte hervor: Einige
Enklaven der (vergleichsweisen) Vernunft, in denen Menschen mit (vergleichsweise)
weniger Dummheit vorgehen, als es für diese domestizierte Primaten-Spezies
üblich ist. «Wir» als Spezies haben von all diesen Errungenschaften einige Dinge
gelernt.
Diejenigen, die in Dialektik geübt sind, werden sich von
der leeren Rhetorik eher vulgärer Demagogen nicht narren lassen. Logik schützt
einige von uns vor den ziemlich absurden «intellektuellen» (oder antiintellektuellen)
Schrullen dieses Zeitalters. Experimentelle Methodik hat uns gezeigt, wie man
die Fußfallen rein abstrakter Logik meidet, und hat unser Theoretisieren mit
der Wirklichkeit verbunden.
Demokratie und geistige Bildung haben
besagte Erfindungen - zumindest potentiell - eher der breiten Masse als den
kleinen Eliten zugänglich gemacht, und dies, obwohl es nach wie vor gilt: «Man
kann Spitzenpferde wohl auf Weisheit trainieren, aber zum Denken bringen kann
man sie nicht.» Die Psychoanalyse hat uns gezeigt, warum selbst der »rationalste»
Denker einer zwingend irrationalen Denkweise unterliegen kann.
Die
allgemeine Semantik hat jene neurolinguistischen Reflexe aufgezeigt, die dem
Menschen das Loskommen von einem alten Modell und das Akzeptieren eines neuen
so schwer machen, und sie bietet einige wenige Hilfsmittel an, die auf irgendeine
Weise Reflexe dieser Art zu durchbrechen helfen.
Die Psychologie hat
jedoch seit Freud einige Fortschritte gemacht, ebenso die Psychoneurologie seit
Korzybski und das Verhaltensmodell-System seit Pavlov. Wir befinden uns genauso
sicher am Anfang eines Hauptdurchbruchs im Krieg gegen die Dummheit, wie wir
kurz vor dem Erreichen der Lebensverlängerung und der Auswanderung ins All stehen.
Die Intelligenzrevolution erweist sich möglicherweise in ihrer Wirkung als weitreichender
als die Quantensprünge zur Weltraumindustrie und Langlebigkeit.
4.
Dr. Nathan Kline, der im Bereich der Neuropharmakologie als Konservativer bezeichnet
werden könnte (in demselben Sinne, wie Dr. Timothy Leary radikal und die US-Regierung
reaktionär sind), hat in Psychotropic Drugs in the Year 2000 vorausgesagt, daß
wir innerhalb von 20 Jahren Drogen haben werden, die uns das Gedächtnis verbessern
helfen. Drogen, die uns das Auslöschen unerfreulicher Erinnerungen ermöglichen,
die jegliche Gemütsbewegung vergrößern oder mindern; Drogen, welche die Kindheit
verlängern oder verkürzen; Drogen, die den Mutterinstinkt fördern oder beenden,
usw. Es braucht nicht viel Vorstellungsvermögen, um einzusehen, daß Wirkstoffe
dieser Art uns mehr Kontrolle über unser Nervensystem ermöglichen, als dies
bis dahin jemals möglich gewesen ist. Sicherlich werden die Leute diese Drogen
auf vielerlei Art gebrauchen und mißbrauchen - auf wünschenswerte und andere
Weise -, aber die Intelligentesten werden sie am intelligentesten verwenden,
d. h. um ihre eigene neurologische Freiheit zu vergrößern, um ihre irrationalen
Programme aufzubauen und ihr Bewußtsein und ihre Intelligenz allgemein zu erweitern
und zu vergrößern.
Das solchen psychopharmakologischen Fortschritten
innewohnende Potential im Hinblick auf eine neurologische Revolution sollte
jedermann ziemlich klar sein, der jemals mit einem Psychedelikum - und sei es
ein so uraltes wie LSD - Bekanntschaft geschlossen hat. (Eine der jüngsten Daten
zu LSD ist die Tatsache, daß die längste US-Einzeluntersuchung mit diesem Wirkstoff
- durchgeführt im Spring Grove Hospital in Maryland - bei allen Versuchspersonen
einen im Durchschnitt zehnprozentigen Intelligenzzuwachs aufzeigte; siehe Stafford,
Enzyklopädie der Psychedelischen Drogen.)
Walter Bowart hat in Operation
Mind Control ausführlich dokumentiert, daß Hypnose plus Neurochemikalien wirksamer
verläuft als gewöhnliche Hypnose; daß Verhaltensmodelle in Verbindung mit Neurochemikalien
effektvoller sind als gewöhnliche Verhaltensmodelle, und daß jede den Mind verändernde
Technik mit Neurochemikalien wirksamer verläuft als ohne. Bowarts Beweise beruhen
alle auf dem Mißbrauch oder der Pervertierung dieser Techniken - Armee- und
CIA-Untersuchungen auf dem Gebiet der Gehirnwäsche -, doch besteht kein Grund,
warum freiheitsorientierte und humane Leute solche Erkenntnisse nicht lieber
zur Dekonditionierung und Deprogrammierung denn zur Rekonditionierung und Reprogrammierung
verwenden sollten. Sichere und vernünftige Grundsätze für eine solche Mind-Erweiterung
und Intelligenz-Befreiung finden sich bereits in Büchern wie Dr. John Lillys
Programming and Metaprogramming in the Human Biocomputer, Dr. Learys Neuropolitik
und Staffords und Golightlys LSD: The Problem-Solving Psychedelic. Man beachte
bitte, daß diese Bücher nur von der Mind-Befreiung via LSD handeln, daß wir
hier jedoch von sehr viel präziseren und voraussagbareren Wirkstoffen sprechen.
(Bitte lesen Sie den letzten Satz nochmals durch!)
5. Wenn uns die Psychopharmakologie die Möglichkeit eröffnet, unser Selbst nach Wunsch zu programmieren, zu deprogrammieren und reprogrammieren, so betreten wir eine neue Stufe der Evolution. Mehr als Allgemeine Semantik, Transaktionsanalyse oder jedwelche mindverändernde Techniken der Vergangenheit stellt die Neurochemie einen wirklichen Quantensprung zu einer neuen Stufe der Freiheit dar: Das menschliche Nervensystem erforscht und verbessert sich selbst, Intelligenz erforscht und vervollkommnet sich.
Um dies bestimmter und deutlicher zu sehen, ziehe man die im Oktober 1975 von McGraw-Hill zusammengestellte wissenschaftlichen Meinungen in bezug auf die bis ins Jahre 2000 zu erwartenden Fortschritte in Betracht. Die Mehrheit der Neurowissenschaftler sagten spezifische Drogen zur permanenten Verbesserung der menschlichen Intelligenz voraus (siehe No More Dying von Kurzman und Gordon, S. 4). Ich habe dies erst nach den mehr allgemeinen Voraussagen von Kline erwähnt, um den Eindruck zu vermeiden, daß ich nur von der Zunahme des linearen I.Q. des dritten Schaltkreises sprechen würde. Es gibt sieben andere Arten der Intelligenz. Zwischen der Psychopharmakologie und anderen Sparten der Neurologie besteht eine direkte Feedbackschleife, wie die Elektrische Stimulation des Gehirns (ESG), Biofeedback usw.
Wie William S. Burroughs sagt:
«Alles, was auf chemischem Weg vollbracht werden kann, ist auch mit anderen
Mitteln möglich.» Jean Millay und andere haben gezeigt, daß Yoga in Verbindung
mit Biofeedback eine schnellere Loslösung von geprägten, gefühlsmäßigwahrnehmungsbedingten
Sets erbringt als Yoga allein. John Lilly hat die LSD-Wirkung mit seinen Isolations-Tanks
verdoppelt. José Delgado hat mit Hilfe von ESG zahlreiche Wirkungen hervorgebracht,
die bis anhin nur in Zusammenhang mit Drogen festgestellt worden waren.
Für Alarmisten gehört es zum Alltag, uns davor zu warnen, daß die sich
entfaltenden synergistischen Neurowissenschaften unseren skrupellosen Regierungen
die Möglichkeit verschaffen, ganze Völkerschaften totaleren Gehirnwäschen zu
unterziehen als je zuvor. Wir müssen erkennen, daß dieselbe Technologie, von
intelligenten Männern und Frauen weise angewandt, uns
Neurochemie heißt, das menschliche Nervensystem untersuchen und sich selber verbessern: Intelligenz heißt, die Intelligenz untersuchen und verbessern. |
von jeglicher Form der Neurotik oder irrationalen Erstarrung befreien
kann - daß sie uns ermöglicht, unser Nervensystem so problemlos richtig und
schaff einzustellen, wie wir dies bei einem Fernsehapparat tun. Wir schalten
jeden von uns gewünschten Schaltkreis ein oder aus.
Warum sich niedergeschlagen
fühlen, wenn man glücklich sein kann? Warum dumm statt gescheit, aufgeregt statt
ruhig sein? Offensichtlich sind die meisten Leute nur deshalb niedergeschlagen,
dumm und aufgeregt, weil ihnen die meiste Zeit die Werkzeuge fehlen, um beschädigte,
mangelhafte Schaltkreise ihres Nervensystems reparieren und korrigieren zu können.
Die
Warum niedergeschlagen, dumm und aufgekratzt sein, wenn du glücklich, gescheit und ruhig sein kannst? |
Neurologische Revolution (chemisch, elektronisch, Biofeedback und anderweitige Formen) gibt uns diese Werkzeuge in die Hand. Treibstoff dieser HEAD-Revolution ist das Lust-Prinzip. Das heißt: Je mehr innere Freiheit man erreicht, um so mehr will man davon; es ist lustiger, glücklich zu sein, statt traurig; erfreulicher, seine eigenen Gefühle auszusprechen, als sie von den mechanischen Drüsenvorgängen auferlegt zu bekommen; angenehmer, seine Probleme zu lösen, als ewig mit ihnen behaftet zu sein.
Mit anderen Worten:
Grundlegende Intelligenz-Steigerung bedeutet «Intelligenz, welche die Intelligenz
genau untersucht», und das erste, was die Intelligenz untersuchende Intelligenz
entdeckt, ist die Tatsache, daß je intelligenter man wird, je lustiger der Versuch
wird, noch intelligenter zu werden (was - zumindest neurologisch gesehen - nur
eine andere Art der Aussage bedeutet, wonach die Arbeit für eine noch größere
Freiheit um so lustiger ist, je mehr Freiheit man erreicht). Niemand ist für
uns interessanter als jenes rätselhafte Wesen, das wir als «Ich» bezeichnen,
deshalb sind Selbstbefreiung, Selbstverwirklichung, Selbsttranszendenz usw.
die beliebtesten Spiele weit und breit. Dieses hedonistische Feedback ist die
Erklärung dafür, warum sich niemand, der auch nur einen Schritt in Richtung
neurologischer Freiheit getan hat, damit begnügen kann, dort zu verweilen; er
wird zum nächsten Schritt gezogen, zum übernächsten, immerdar - oder solange
uns die Lebens-Verlängerung dieses «Immerdar» gewähren kann.
7. Im
ganzen gesehen, ist die Intelligenz-Steigerung wünschenswert, weil jedes einzelne
Problem, mit dem sich die Menschheit konfrontiert sieht, von der unter der Spezies
herrschenden Dummheit entweder direkt verursacht oder beträchtlich verschlimmert
worden ist. Diese Steigerung ist möglich, weil uns die heutigen Fortschritte
auf dem Gebiet chemischer, elektrischer und anderer Formen der Gehirn-veränderung
zeigen, wie jeder geprägte, konditionierte und erlernte Reflex, der uns bis
anhin eingeschränkt hatte, verändert werden kann; sie ist hedonistisch, denn
je mehr Freiheit und Intelligenz man erreicht, je mehr Vorteile sieht man in
der Suche nach noch mehr Freiheit und noch mehr Intelligenz. Unser Fortschritt
in Richtung Lebens-Verlängerung und Auswanderung ins All - sowie in bezug auf
alle anderen vernunftsmäßigen Ziele - kann durch die vermehrte Schaffung vernunftsmäßiger
auf diese Ziele gerichteter Arbeit beschleunigt werden. Sie kann uns die Klugheit
vermitteln, jene «schlechten» Endeffekte der Lebens-Verlängerung und der Auswanderung
ins All zu vermeiden, vor denen uns die Konservativen warnen.
Wie
der Tod und die Armut, so ist auch die Dummheit schon so lange vorhanden, daß
sich die meisten Leute das menschliche Leben ohne sie nicht vorstellen können
- sie gehört jedoch in Kürze zum alten Eisen. Wenn auch zahlreiche Spezialgruppierungen
(Politiker, Klerus, Werbeleute usw.) von der Dummheit profitieren mögen, so
wird deren Abschaffung der Menschheit als Ganzen mehr Gewinn bringen. Von nun
an sollten wir unseren Fortschritt in Richtung auf unsere eigenen Ziele und
im Hinblick auf unseren Beitrag zum weltweiten Fortschritt der Menschheit daran
messen, um wieviel aufgeweckter wir im vergangenen Jahr, im vergangenen Monat,
letzte Woche, ja sogar IN DIESER STUNDE geworden sind. -
(ill)
Abschaffung (2) In Gallien existierte die
Magie ganz sicherlich, und zwar bis auf unsere Zeiten, denn unter der Regierung
des Kaiser Tiberius wurden dort die Druiden und ähnliche
Wahrsager und Ärzte abgeschafft. Doch was führe ich dies von einer Kunst an,
die sich noch viel bedeutender verbreitete, nämlich selbst den Ozean überschritt
und in den leeren Raum der Natur drang? Britannien ist es, wo sie noch jetzt
so stark betrieben wird, daß man fast meinen sollte, die Perser hätten die Kenntnis
derselben von daher bekommen. So stimmen in der ganzen Welt, welche sonst aus
lauter Gegensätzen besteht und sich selbst in ihren Teilen so unbekannt ist,
jene Lehren wunderbar miteinander überein. Man kann den Römern nicht genug danken,
daß sie dergleichen frevelhafte Gebräuche, welche die Tötung eines Menschen
für das Heiligste, das Aufzehren desselben aber
für das Heilsamste hielten, aufgehoben haben. - (
pli
)
Abschaffung (3) Der geistliche Stand ist der denkbar
günstigste für alle, die es zu nichts bringen können. Man hat also sehr unrecht,
ihn ausrotten zu wollen, und man wird in der Gesellschaft die Unbequemlichkeit
spüren, wenn man einmal diese Zufluchtsstätten für Faulenzer, Dummköpfe, Tölpel,
Querköpfe aufhebt. Die dummen Systemmacher glauben
in ihrer Dummheit — weil Montesquieu es gesagt hat, es würde genügen, den Faulenzern
ihr Asyl zu nehmen, um die Faulenzerei aus der Welt zu schaffen; gerade so gut
könnte man die Irrenhäuser niederreißen, damit es keine Irrsinnigen mehr gäbe.
Man würde vielleicht glauben, es gäbe keine mehr, weil sie sich dann unter allen
Leuten zerstreuen würden; aber in Wirklichkeit würden noch ebenso viele da sein.
- (
gale
)
Abschaffung
(4) Nach der Theologie
der Katharer ist die materielle Welt eine Schöpfung eines bösen Gottes, was
sich an der Grausamkeit der Natur erkennen läßt. Dieser Demiurg
ist zudem verantwortlich für alles moralisch Böse - Kriege, Ausbeutung, Verfolgung,
Habgier, Wollust. Er hat den Leib geschaffen, die Teilung in Mann und Frau,
die Fortpflanzung durch den Geschlechtsakt. Alle Sünden entstehen durch die
Hingabe an die Materie: Besitz, Krieg, Anrufung von Gerichten, jede Gewalt,
auch jede Notwehr, Tötung von Tieren (ausgenommen Schlangen),
Genuß von Fleisch, Milch, Eiern, der Geschlechtsakt. Die Fortpflanzung
ist besonders verwerflich, weil sie wieder neue Seelen in das Gefängnis des
Leibes sperrt. - Albert Christian Sellner,
Immerwährender Päpstekalender. Frankfurt am Main 2006 (Die Andere Bibliothek
260)
Abschaffung (5) Die Diener hatten Mitleid mit dem schönen Tier, und sie warteten auf einen Augenblick, an dem der Teufel nicht da war, dann banden sie das Pferd los und führten es zu einer Quelle, und dort ließen sie es nach Herzenslust trinken. Als der Bursche sich frei fühlte, verwandelte er sich schnell in einen Fisch und entfloh im Wasser. Die Diener aber sahen ihn nicht mehr und standen wie verhext dort. Als der Teufel nach Hause zurückkam, fragte er nach dem Pferd. Die Diener erzählten ihm die Geschichte und daß das Pferd verschwunden sei. Der Teufel konnte sich sofort vorstellen, was passiert war, und er verwandelte sich schnell in einen Raubfisch und machte sich daran, den Burschen zu verfolgen. Der war knapp daran, erwischt zu werden, und als er sich schon verloren sah, verwandelte er sich schnell in einen Vogel und flog davon. Da verwandelte sich auch der Teufel in einen Vogel und flog wie ein Blitz hinter dem ändern her. Der Verfolgte sah sich schon verloren, und er verwandelte sich schnell in einen Granatapfel und ließ sich in den Schoß eines schönen Mädchens fallen, das gerade an einem Fenster saß. Das Mädchen nahm den Granatapfel in die Hand, und dieser bat es, ihn doch zu retten, weil er vom Teufel verfolgt werde. Das Mädchen blieb wie betäubt sitzen und verstand nicht, in welches Abenteuer es geraten sei. Da erschien ein schöner junger Herr und bat es um die Hälfte des Granatapfels. Es war, wie man sich denken kann, der Teufel. Das Mädchen teilt den Granatapfel in zwei Hälften und siehe, da fallen eine Reihe Kerne zu Boden, und der Granatapfel ist verschwunden. Der Teufel verwandelt sich sofort in eine Henne und pickt wie wild die Körner auf. Ein einziges Korn entgeht ihm, denn es ist unter dem Fuß des Mädchens, und so ist der Bursche gerettet. Er verwandelt sich in einen Marder, packt die Henne beim Kragen und tötet sie.
Und das ist die Ursache dafür, daß es keinen Teufel mehr
gibt. -
Italienische Volksmärchen. Hg. und Übs. Felix Karlinger. Düsseldorf u. Köln
1980 (Diederichs, Märchen der Weltliteratur)
Abschaffung
(6) Im wesentlichen, so die Worte Tugnins, habe Gott
jetzt nichts mehr gegen das Fluchen. Er habe nämlich
gemerkt, daß diejenigen, die sich als besser und anständiger hinstellten und
nicht über den Lauf der Welt fluchten, daß die gewöhnlich die schlimmsten Mafiosen,
Rüpel, Ungläubigen und Nichtsnutze seien. Im Gegenteil, so sagte Tugnin, den
Guten glaube Gott jetzt nicht mehr, und auch denen nicht, die immer die Absicht
hervorkehrten, sie hätten das Wohl der Welt im Sinn. Denn das seien fast immer
Leute, die den anderen eins auswischen und nur Karriere machen wollten, in dieser
und in jener Welt. An der Stelle blieb Tugnin stehen, ein wenig unsicher auf
den Beinen, aber von der Ärztin mit verständnisvoller und wohlwollender Miene
gestützt, und ihr fest ins Auge blickend, erklärte er ihr dann das Allerwichtigste.
Gott habe, so sagte Tugnin, alle Preise und Belohnungen
für die Guten abgeschafft, denn er habe genug von solchen Leuten, die selbst
im Jenseits noch eine gute Figur abgeben und Karriere machen wollten. Daher
habe er das Paradies abgeschafft, und jetzt müsse
jeder seinen eigenen Kopf anstrengen, ohne sich etwas zu erwarten und ohne sich
scheinheilig als gut hinzustellen. Statt des Paradieses gebe es jetzt zum Trost
das Fluchen, was ohne Zweifel nicht dasselbe sei. Aber wenigstens erscheine
beim Fluchen nicht die Falschheit des Herzens, wie bei allen diesen gewissenlosen
Betrügern, die vorgäben, sie würden auf der Welt das Gute tun, während sie nur
auf ihren Profit scharf seien, wie die Stadträte der wirtschaftlich hochentwickelten
kleinen Stadt oder die Bagage, die im Parlament
sitze, um die infame Nation der Italiener zu regieren.
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Gianni Celati, Mit dem Paradies ist es vorbei. In: G. C., Cinema naturale. Berlin 2001
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