elohnung  Nach einigen Wochen Aufenthalt auf der Gelben Antilleninsel - gelb wegen des Werbespruchs, der sich auf den ehemaligen Sandstrand dieser Insel bezieht - begann sich Frau Veronique Clermont, die sich Minguel gegenüber Micki nannte, gesundheitlich schlecht zu fühlen. Die fleißigen Hände ihres bezahlten Liebhabers ertasten Gewichtsabnahme, Ausmergelung. Sie verzichtete jetzt auf weitere Badekuren, lag ruhig im Strandzelt. An ihrer linken Halsseite befühlte Minguel eine kloßartige Verdickung. Oberhalb eines ihrer Zähne war eine Geschwulst zu spüren. Sie klagte über Schmerzen. Minguel, hilfreich (auch in der Hoffnung einer besonderen Belohnung, eventuell eines Anteils am Vermögen der Kranken), ließ einen Facharzt kommen. Er vermittelte den Kontakt in der Landessprache, so daß die Ärzte ihn als Auftraggeber verstanden.

Eines Nachmittags fand Minguel Veronique hustend und um Atem ringend. Er riß die Balkontür auf. Auf Kissen gestützt setzte er die Frau in die Nähe des Luftzugs, rieb ihren Hals. Die Alte keuchte. Minguel konnte es nicht unterlassen, sich an die Stelle der Sterbenden zu versetzen (hiervor hatte Alfred Duhamel gewarnt: Du mußt dir klarmachen, daß dieser Fetzen Fett mit dir nichts zu tun hat, sonst nimmst du Schaden). Er legte der Halbtoten eine Aufstellung ihrer Aktien und Versicherungspapiere vor, die er in einem Nachttischkasten fand, und ließ sie einen Zettel unterschreiben, auf den er seinen Vor- und Zunamen gesetzt hatte. Dieses Papier bezeichnete er später als Testament, das er in Belgien anerkennen lassen wollte. Mit Krakelschrift hatte die Vertrauensselige ihren Eigennamen darunter gesetzt.

Minguel rief wiederum die Fachärzte herbei. Dr. Scelinski zerrte die krächzende Frau auf das Bett, setzte das Messer an die Kehle, um durch einen Luftröhrenschnitt die drohende Erstickung zu verhindern. In diesem Moment röchelte Frau Veronika und sackte zurück. Die Ärzte, die in ihrem Tun einhielten, überprüften die Pupille des rechten Auges, stellten den Tod fest.

Die Rechnung für diese ärztlichen Bemühungen war an Minguel gerichtet. Er wurde - da seine Personalien von den Ärzten festgehalten waren - von den Behörden angehalten, die Überführung der Toten auf seine Kosten (als Gastgeber) zu veranlassen. Hierzu war eine Flugreise Minguels nach Europa erforderlich. Die Angehörigen der Toten nahmen den Totenschein entgegen, ließen den Mann an einer Feierstunde teilnehmen, lehnten jedoch alle weiteren Gespräche mit ihm ab. Das »Testament« wurde nicht anerkannt. Minguel mußte Flug und Grand Hotel in Brüssel selbst zahlen. Seine Mittel waren erschöpft. Eine Grippe zwang ihn, sich in der belgischen Hauptstadt in eine Klinik einweisen zu lassen, wo er sich sprachlich nicht verständlich machen konnte. Da er die Klinikrechnung nicht zahlte, wurde er ausgewiesen.

Wer sich mit dem Gegenstand seiner Arbeit unendliche Mühe gibt, wird endlich doch belohnt werden. Die Schwierigkeit, sagt Minguel, liegt darin, daß ich gar nicht mehr angeben könnte, worin eine solche Belohnung noch liegen soll. So sehr bin ich in meiner Arbeit verwurzelt. - (klu)

Belohnung  (2)  Einen Detektivroman ohne Leiche gibt es nicht. Ja, ich möchte hinzufügen, je lebloser diese Leiche ist, desto besser. Dreihundert Seiten Lektüre zuzumuten, ohne auch nur einen Mord zu bieten, hieße sich in Hinblick auf den Leser von Detektivromanen allzu anspruchsvoll zeigen. Nach allem muß der Energieaufwand des Lesers seine Belohnung finden. Wir Amerikaner sind unserem Wesen nach human, und ein hübscher Mord läßt in uns ein Gefühl des Schreckens und den Wunsch nach Vergeltung aufsteigen. - S. S. van Dine, nach: Boileau / Narcejac, Der Detektivroman. Neuwied und Berlin 1967 (zuerst 1964)

Belohnung  (3) Als  das Maß seiner Sünden voll war und zum andern Mal eine Proklamation ausging, worinnen demjenigen, der ihn tot oder lebendig zum Verhaft bringen könnte, 1000 Mark zur Belohnung versprochen wurden, ließ sich Margaret Cunningham, eine Hure, mit der er umging, dieses Geld bewegen, daß sie Gilder Roy, als er bei ihr im Hause war, verriet. Indem nun dieses von mehr als 50 Mann umringet war und er gleich erraten konnte, durch wen er in die Falle gebracht worden, rannte er zu ihr in die Kammer und riß der Hure mit einem Messer den Leib so grimmig auf, daß die Eingeweide heraustraten: Alsdenn kehrete er wiederum zurück in die Stube, aus welcher er gekommen, und widersetzte sich seinen Gegnern mit einer solchen unerschrockenen Tapfermütigkeit und Resolution, daß, ehe sie sich seiner bemächtiget, er über 8 von ihnen mit Degen und Pistole erlegete. Weil er aber endlich übermannet wurde, bezwangen sie ihn und steckten ihn auf dem Schlosse zu Edinburgh in ein finsteres und abscheuliches Loch, legten ihm schwere Fesseln an die Beine und starke Ketten um den Leib, banden auch seine Hände auf dem Rücken zusammen; in welcher Beschaffenheit er drei Tage und Nächte ohne alles Essen und Trinken verbringen mußte. Alsdann wurde er ohne alle Zeremonien irgendeines Verhörs oder Urteilsspruches durch eine starke Wache zu Edinburgh auf den Markt geführet und daselbst an einem Galgen, dreißig Fuß hoch, im April 1658, seines Alters 34 Jahr, aufgehangen und nachgehends mit Ketten an einem andern, 10 Fuß höher aufgerichteten Galgen zwischen Edinburgh und Leith, so etwa eine Meile voneinander liegen, so lange erhöhet, bis Zeit und Wetter seinen abscheulichen Körper in nichts verwandelt hatten. - (spitz)

Belohnung  (4)

"Belohnung der Tänzerin"

- Aubrey Beardsley

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