okrates Ein
solcher Grillus und Silenus, sagt Alcibiad,
wer sein Preceptor Socrates. Wieso? Da so, Dann gleichwie solche Hanfgebutzte
Apoteckergeschir und Weinbüchsen von ausen häßlich und greßlich überauß scheinen,
unnd doch zu innerst mit herrlichem schleck und Confect seind geschicket unnd
gespicket, von Balsam, Bisam, Latwergen, Sirup, Julep, Treseneien, und anderen
kostbaren fantaseien, wie sie ins Reifen gemusterter Abecedeck zu finden. Also
wer auch der Weisest Lerer Socrat euserlichem schein nach von gestalt gering
anzusehen, also das so du nach erstem anplick ein urtheil von ihm hetst sollen
fellen, würdest ihne gleich so wol wie der Phisionomygaffer
Zopyrus nicht einer Lorischen zwibelschelf oder Knoblauchsbutzen
werd gehalten haben, so Bäurisch quartiert von leib war er, so Seeländisch lam
von unfechterischen geberden, so Franciscanisch von zugespitzter Elennasen oder
(wie etlich wöllen) Schafsnasen, mit eim glatzenden
kopf, eingezogenem halß, haarigem nacken, darzu allzeit
lachend, übersichtig und augensperrig wie ein Stier,
dem gebunden seind alle vier, von sitten einfaltig, von Kleidung presthafftig,
zu Weibern (Aber villeicht nit zum Alcibiad) unglückhafftig, im Regiment untauglich,
tranck eim jeden so viel zu als eim andern, war mit allen überwerflich, redgeb
unnd schimpflich, darmit er seinen hocherleuchten verstand decket glimpflich.
Aber so du ihm hetst sollen in die Hertzbüchs hinein schauen, würdest ein Recht
himmlischen unschetzbaren Indianischen geruch von edelem
gewürtz gefület haben, ein mehrer dann Menschliche klugheit, ein unüberwindlichen
standmut, unermeßliche nüchterkeit, gewißbestimte genügung, vollkommenen trost,
vernünftige geringachtung alles dessen, darumb jederman so tollgirig zabelt
und grabelt, lauft und schnauft, machet und wachet, kriegt und betrügt, wült
und stilt, wandelt und handelt, fecht und recht und alle hertzbefridung verschmecht.
- (
fisch
)
Sokrates (2) »Ich aber, welcher Strafe soll ich mich
nun vor Euch, Ihr Männer von Athen, wert erkennen? Natürlich der ver-dienten!
Was denn für einer? Was habe ich verdient zu leiden oder zu zahlen, daß ich
mir in den Kopf setzte, in der Welt nicht untätig zu sein, daß ich mich aber
nicht wie die meisten um Gelderwerb und Haushaltung, um militärische und bürgerliche
oder andere Ehrenstellen und Ämter bekümmert habe? Was paßt sich denn für einen
Mann, der arm ist und ein Wohltäter und der zu dem Vermahnungsgeschäft an Euch
Freiheit von anderen Geschäften braucht? Es paßt sich nichts in der Welt so
gut, ihr Athenienser, als daß ein solcher Mann auf dem Prytaneo auf Unkosten
des Staats unterhalten werde; und viel mehr er, als von Euch einer, der in dem
Olympischen Pferde- und zwei- und vierspännigen Wagenrennen gesiegt hat.«
Ein lebenslänglicher Freitisch im Stadthaus, im Prytaneion, das war Sokrates‘
letzter Wunsch, bevor er den Giftbecher nahm. - (
para
)
Sokrates (3)

Ein Freund des Weines und der Mädchen,
ließ Sokrates nach dem Essen seine Vernunft im Stich. Und wie ein Lastenträger
bei liebenswürdigen leichten Mädchen tanzte er leichtfüßig seinen Cancan. -
(dau)
Sokrates (4)
Steinmetz ward er sodann und weltverbessernder Schwätzer,
Zauberfürst der Hellenen, spitzfindiger Rede Erfinder,
Nasenrümpfer,
Rhetorenverspotter, halbattischer Heuchler.
- Timon, nach (diol)