rleichterung   Man überwacht den Gott, um herauszufinden, wo er nachts insgeheim defäziert. Er tut das, wie man entdeckt, indem er auf einen hohen Pfahl oder ein Gerüst aus Stangen klettert, die ans Meer gepflanzt sind. Wenn der so zu Stuhl gekommene Gott sich erleichtert, machen seine Exkremente beim Herabfallen ins Wasser ein Donnergetöse. Das Frosch-Mädchen oder ein anderer Lurch bezieht Stellung, schnappt die Exkremente im Fluge auf und bringt sie zu den verbündeten Tieren, die sie zerstreuen und so zerstückeln, was bereits das Ergebnis einer Zerstückelung war. Der Gott bemerkt am fehlenden Geräusch, daß man seine Exkremente abgefangen hat. Er wird krank, fühlt sich verurteilt und stirbt schließlich. Man verbrennt seinen Leichnam auf einem Scheiterhaufen; das ist der Ursprung des Brauches der Einäscherung der Toten. Coyote aber gelingt es, sein Herz zu rauben, das den Flammen länger widersteht, und er verschlingt es. - (str)

Erleichterung (2) Die Amme japste, bei offenstehendem Mieder, die Backen schlaff, die Augen trübe; und mit gepreßter Stimme sagte sie: »Ich habe seit gestern nicht die Brust gegeben; jetzt ist mir schwarz vor Augen, als ob ich ohnmächtig werde.«

Er antwortete nichts, was hätte er sagen sollen. »Wenn man soviel Milch hat wie ich«, fuhr sie fort, »muß man dreimal am Tag die Brust geben, sonst macht es einen kaputt. Das ist so, als ob mir ein großes Gewicht aufs Herz drückt, ein Gewicht, dafs ich keine Luft mehr kriege und mir die Glieder wie Blei werden. Es ist schlimm, wenn man soviel Milch hat.»

»Ja«, sagte er, »das ist schlimm, das muß Sie kaputtmachen.« Sie sah tatsächlich krank aus, ganz verzagt und verfallen. »Man braucht bloß ein bißchen draufzudrücken«, murmelte sie, »dann fließt die Milch wie eine Quelle. Das ist richtig komisch. Man sollt's nicht glauben. In Casale sind alle Nachbarn gekommen und wollten es sehen.«

»Ach«, sagte er, »wirklich?«

»Ja, wirklich. Ich würde es Ihnen ja auch zeigen, aber das hilft mir nichts. Dabei kommt nicht genug heraus.«

Und sie verstummte.

Der Zug hielt. An einer Schranke stand eine Frau mit einem kleinen Kind auf dem Arm, das weinte. Sie war dürr und zerlumpt.

Die Amme blickte nach ihr. Mitleidig sagte sie: »Wenn ich die sehe, wie gut ich der tun könnte. Und wie das Kleine mich erleichtern könnte. Wissen Sie, ich bin nicht reich, sonst würde ich nicht wegfahren von zu Hause und von meinen Leuten und von meinem Allerkleinsten und in Stellung gehen; aber ich würde noch fünf Francs drauflegen, wenn ich das Kind da bloß zehn Minuten haben und ihm die Brust geben könnte. Dann hätte es Ruhe, und ich erst! Ich wäre wie neu geboren.«

Wieder schwieg sie. Dann strich sie sich abermals mit der glühenden Hand über die Stirn, von der der Schweiß rann. Und sie klagte: »Ich halte es nicht mehr aus. Mir ist, als ob ich sterbe.« Und abwesend knöpfte sie ihr Kleid ganz auf.

Riesig, prall trat die rechte Brust mit ihrer braunen Beere hervor, und die arme Frau wimmerte: »Oh, mein Gott! mein Gott! Was soll ich bloß machen?«

Der Zug war wieder angefahren und setzte die Reise durch die Blumen fort, die ihre betörenden Abenddüfte verströmten. Manchmal lag ein Fischerboot wie im Schlummer auf dem blauen Meer und spiegelte sich mit seinem reglosen weißen Segel im Wasser, als wäre dort kopfunter ein zweiter Kahn.
Verlegen stammelte der junge Mann: »Aber ... Madame ... könnte ich ... könnte ich Sie nicht erleichtern?«
Mit brüchiger Stimme antwortete sie: »Wenn Sie wollen, ja! Sie würden mir einen großen Dienst erweisen. Ich kann nicht mehr, ich kann nicht mehr.«

Er kniete vor ihr hin, und sie beugte sich zu ihm nieder, führte mit Ammenhänden den dunklen Hügel ihrer Brust an seinen Mund. Als sie sie in beide Hände nahm, um sie dem Mann darzubieten, quoll ein Tropfen Milch aus der Kuppe. Rasch schlürfte er ihn weg, indem er die schwere Zitze wie eine Frucht mit seinen Lippen faßte. Und gierig und gleichmäßig fing er zu saugen an.
Er hatte der Frau beide Arme um den Leib geschlungen, um sie zu sich heranzuziehen; er trank in langen Zügen, und sein Hals bewegte sich wie bei einem Kind.
Auf einmal sagte sie: »Nun ist es genug mit dieser, jetzt die andere.«
Und gehorsam nahm er die andere.
Sie hatte dem jungen Mann beide Hände auf den Rücken gelegt, und jetzt schöpfte sie Atem voller Kraft, voller Glück, schlürfte die gemischten Blütendüfte aus der frischen Luft, die der Fahrtwind in den Wagen wehte.
»Wie gut das hier riecht!« sagte sie.
Er antwortete nicht, er trank weiter an der fleischigen Quelle und hielt die Augen geschlossen, als schmecke er so besser.
Aber sie löste ihn milde von sich ab.
»Nun ist es genug. Jetzt ist mir wohler. Jetzt fühle ich meine Seele wieder im Leib.«
Er war aufgestanden und wischte sich mit dem Handrücken den Mund.
Und während sie die beiden lebendigen Rundflaschen wieder in ihr Kleid schob, sagte sie:
»Sie haben mir wunderbar wohlgetan. Vielen Dank auch, Monsieur.«
Und er antwortete in dankbarem Ton: »Oh, ich danke Ihnen, Madame; ich hatte seit zwei Tagen nichts gegessen!« - (nov)

Erleichterung (3)   Die Unterhaltung des Lebensprocesses, wenn sie gleich eine metaphysische Grundlage hat, geht nicht ohne Widerstand, folglich nicht ohne Anstrengung vor sich. Diese ist es, welcher der Organismus Jeden Abend unterliegt, weshalb er dann die Gehirnfunktion einstellt und einige Sekretionen, die Respiration, den Puls und die Wärmeentwickelung vermindert. Daraus ist zu schließen, daß das gänzliche Aufhören des Lebensprocesses für die treibende Kraft desselben eine wundersame Erleichterung seyn muß: vielleicht hat diese Antheil an dem Ausdruck süßer Zufriedenheit auf dem Gesichte der meisten Todten. Ueberhaupt mag der Augenblick des Sterbens dem des Erwachens aus einem schweren, alpgedrückten Traume ähnlich seyn.  - (wv)

Erleichterung (4) Sie drehten ihn auf den Bauch und begannen mit der Massage. Die eine konzentrierte sich auf die Schulter- und Rückenpartie; sie rieb ihn mit Öl ein und senkte immer mal wieder ihren Oberkörper, so daß ihre Titten über seinen Rücken strichen; es war das Mädchen mit den größeren Titten, das bekam er ganz genau zu spüren. Das andere Mädchen hielt sich an seine Beine und arbeitete sich immer weiter aufwärts. Duffys wachsende Erektion war eingequetscht zwischen Bett und Oberschenkel.

Dann drehten sie ihn auf den Rücken. Dabei verrutschte offenbar das Handtuch, und seine Erektion kam seitlich herausgebaumelt.

»Oh, so ein schlimmer, schlimmer Junge«, bemerkte das Mädchen am unteren Ende. »Was haben wir denn da?«

Duffy glaubte sich eine Antwort darauf sparen zu können. Die Mädchen bearbeiteten ihn weiter mit ihrem Öl und ihren Brüsten. Wie das Öl an seinem Körper von ihren Brüsten weggewischt wurde, fand Duffy wirklich sehr angenehm. Er fand überhaupt die ganze Sache äußerst angenehm und ganz besonders die Art, wie sich das Mädchen am unteren Ende immer näher an seinen Pimmel heranmachte. Immer wieder schien ihr Ellbogen wie zufällig drüberzustreifen und stupste ihn in eine immer härtere Erektion. Dennoch faßte sie seinen Pimmel nicht eigentlich an. Er erinnerte sich dunkel an irgendwelche juristischen Finessen, die erfüllt sein mußten, bevor sie ihm einen abwichsen konnte. Ja, genau das war es: Der Vorschlag mußte vom Kunden kommen. Duffy überlegte, wie so was wohl zu formulieren war. Schließlich versuchte er es mit:

»Ich möchte gern, daß du da weitermachst.«

Wie aus der Pistole geschossen und ohne ihre Handarbeit zu unterbrechen antwortete das untere Mädchen:

»Sie wünschen Erleichterung?«

Ja natürlich, so hieß das. Sie wünschen Erleichterung? Er nickte.

»Erleichterung macht zehn.«

Er deutete zu seinem Kleiderhaufen hinüber, und das Mädchen am Kopfende ging hin, wühlte nach seiner Brieftasche und zeigte ihm die zwei Fünf-Pfund-Noten, die sie herausnahm. Inzwischen hatte das untere Mädchen einen Schlag Öl herausgequetscht und rieb damit sanft seinen Pimmel und seine Eier ein. Ah, das brachte ihm schon einige Erleichterung, fand er. Das Mädchen am oberen Ende rieb ihre Titten mit wahrer Begeisterung an seiner Brust.

»Jetzt ist eine kleine Überraschung fällig«, sagte das Mädchen am unteren Ende, »bitte Augen zu.« Das Mädchen mit den großen Titten war ihm behilflich, indem sie ihre Brüste über sein Gesicht hielt, sie ein wenig hin- und herschob und die Nippel schließlich sanft auf seinen Augenlidern zur Ruhe kommen ließ. Selbst als das Mädchen am anderen Ende für einen Augenblick mit dem Reiben aufhörte, pulsierte und ragte sein Pimmel weiter. Er hörte, wie eine Schranktür aufging, dann wieder geschlossen wurde, und fragte sich, was sie da machte. Vielleicht holte sie eine Kleenexschachtel.

Die Nippel des kräftigeren Mädchens waren fest auf seine Augen gepreßt. Das Mädchen am Ende zog noch ein paar Mal an seinem eingeölten Pimmel; dann spürte er, wie etwas sanft um den Ansatz seiner Eier geschlungen wurde. Wahrscheinlich irgendein orientalischer Trick, um den Orgy noch aufregender zu gestalten, dachte er.

»Jetzt dürfen Sie gucken«, sagte das Mädchen am unteren Ende. Die Nippel wurden von seinen Augen gehoben, und er sah an seinem Körper hinab. Was Duffy dann sah, war das erschreckendste Ding, das er in seinem ganzen Leben je gesehen hatte.

Um den Ansatz seines Pimmels und seiner Eier war ein dünner Kupferdraht geschlungen. Der Draht war da gekreuzt, wo sein Pimmel aus dem Bauch kam. An jedem Ende des Drahtes befand sich ein Holzgriff, das schlankere Mädchen hielt in jeder Hand einen. Es handelte sich um eine Garotte.   - Dan Kavanagh, Duffy. München 2006 (zuerst 1980)

Erleichterung (5) Ein Läufer, der an einem heiligen Wettkampf teilnehmen wollte, träumte, er reinige mit einem Besen eine von Unrat und Schlamm verschmutzte Wasserleitung und spüle sie mit viel Wasser aus, um sie wieder leicht fließend und sauber zu machen. Am folgenden Tag ließ er sich eine Klistierspritze geben und unterzog seinen Darm einer Generalreinigung, obwohl er kurz vor dem Wettkampf stand; schnellfüßig und erleichtert erkämpfte er sich den Siegeskranz. - (art)

Erleichterung (6) Claudius erhob sich selten von Tisch, ohne sich vollgegessen und -getrunken zu haben; daher wurde ihm stets, sooft er schlafend mit offenem Mund auf dem Rücken lag, eine Feder in den Schlund gesteckt, um durch eine Entleerung seinen Magen zu erleichtern.  - (sue)

Erleichterung (7) Zwei oder drei Landadlige aßen mit uns, unter den übrigen Mr. Christmas, mein alter Schulkamerad, mit dem ich mich viel unterhielt. Er erinnerte sich, daß ich als Schüler ein großer Rundkopf war, und ich hatte große Angst, er könne sich an meine Äußerung an dem Tag, als der König enthauptet wurde, erinnern (daß, wenn ich eine Predigt auf ihn halten müßte, mein Text sein würde: »Das Gedächtnis der Gottlosen wird verwesen.«); aber ich stellte nachher fest, daß er schon vor dieser Zeit die Schule verlassen hatte. - (pep)

Erleichterung (7)  Am Sonntagmorgen weckt mich das Telefon. Es ist mein Freund Maxie Schnadig, der mir den Tod unseres gemeinsamen Freundes Luke Ralston mitteilt. Maxie hat einen aufrichtig traurigen Ton angeschlagen, der mir gegen den Strich geht. Er sagt, Luke sei ein feiner Kerl gewesen. Auch das klingt für meine Ohren falsch, denn wenn Luke auch in Ordnung war, so war er doch nur soso, nicht gerade das, was man als einen feinen Kerl bezeichnen möchte. Luke war ein eingefleischter Homo und entpuppte sich bei näherer Bekanntschaft als eine Nervensäge. Ich sagte das Maxie am Telefon; an der Art, wie er mir antwortete, merkte ich, daß er es nicht sehr gern hörte. Er sagte mir, Luke habe sich mir gegenüber immer als Freund gezeigt. Das war schon richtig, aber es genügte nicht. Denn in Wahrheit war ich wirklich froh, daß Luke im geeigneten Augenblick abgekratzt war: es bedeutete, daß ich die hundertfünfzig Dollar vergessen konnte, die ich ihm schuldete. Tatsächlich fühlte ich mich, als ich den Hörer auflegte, in wirklich glänzender Laune. - (wendek)

Erleichterung (8)  Alle Engel sammeln sich in großer Bestürzung um den Thron; einige knien nieder und schauen ängstlich gespannt auf Gott Vater: Helft! – Helft! – Wo fehlt's? – Wo fehlt's? – Göttliche Majestät, wo fehlt's? – Er stirbt uns! – Holt Maria! – Holt den Mann! – Helft! – Helft!– Gott Vater weiter stöhnend; wird engobiert im Gesicht; aus den Augensäcken rollen große Tränen infolge der Anstrengung: Aeh! – Aeh! – Schpu! – Schpu! – Schpu! – Ein Engel springt auf, triumphierend, mit heller, lauter Stimme: Die Spuckschale! Alle Engel aufspringend, in klirrendem Diskant, erlösend: Die Spuckschale!! Sie eilen zu einem Tisch, wo Medizinflaschen, Weinkaraffen, Bisquit-Gläser und dgl. stehen, und bringen eine rosa-rote Kristall-Vase. Gott Vater räuspernd, kollernd, sich abmühend, erleichtert sich endlich. Ein Engel nimmt die Spuckschale zurück, trägt sie, von anderen begleitet, feierlich nach hinten; ein anderer Engel wischt dem Alten mit einem seidenen Tuch den Bart ab; dann stehen alle Anwesenden, dicht gesammelt, erwartungsvoll um Gott Vater herum. – Dieser schaut erst lange mit glasig-starren Blicken im Kreise herum, packt dann plötzlich mit zitternden Händen die Krücken, die ihm im Schoß liegen, und stößt sie mit unerwartetem Ruck und heiserem, fürchtenmachendem, fingierten Gebrüll gegen die Engel vor: Wuh! – Wuh! – Die Engel fahren kreischend auseinander und fliehen zu den Türen hinaus. - Aus: Oskar Panizza, Das Liebeskonzil (1895)

Erleichterung (9)  Wie glücklich der unbekannte Dichter, denkt Lukas, der jenen Vierzeiler schrieb:

Zu den köstlichsten Freuden gewiß/
zählt ein wahrhaft geruhsamer Schiß /
doch der Gipfel der Freudengaben /
ist letztlich geschissen zu haben.

 -  Julio Cortázar, Ende der Etappe. Die Erzählungen Bd. 4. Frankfurt am Main 1998

Erleichterung (10)  Im Geiste hörte er seinen eigenen Schrei, ein markerschütterndes Gebrüll, und die dumpfen Schläge mit der Waffe in seiner Hand, eins, zwei, drei, bis fünfunddreißig oder vierzig, das ist die Anzahl der Messerstiche, die der Psychopath seinen Opfern zufügt, der deutsche Triebverbrecher Kürten kam zwischen dem dreißigsten und vierzigsten Faustschlag zum Orgasmus, es heißt, nach dem dreißigsten oder vierzigsten Schlag erlahme ein menschlicher Arm, und ein guter Psychopath schlägt und schlägt und schlägt, bis sein Arm einschläft, bis er keine Kraft mehr hat, und man muß oft, sehr oft zustechen, denn das Messer scheint dem Opfer, wenn man es zum ersten Mal aus der Wunde zieht, keine Verletzung zugefügt zu haben, die winzige Stichwunde ist kaum zu sehen, es fließt noch kein Blut, das Opfer fällt nicht wie vom Blitz getroffen um, ganz im Gegenteil, es reagiert mit rasender Wut, lebendiger denn je, es verteidigt sich, geht zum Gegenangriff über, und das rechtfertigt das zweite Zustechen, das dritte und das vierte und das fünfte, und dann das Todes-röcheln, das unerträglich ist, das nie aufzuhören scheint, gegen das man nichts ausrichten kann, und plötzlich ist das zerfetzte Kleid blutdurchtränkt, das Blut spritzt in alle Richtungen, und man sticht zu, zwanzig, dreißig Mal, wie von alleine, vierunddreißig, fünfunddreißig, sechsunddreißig, siebenunddreißig, bis die Muskeln erlahmen, für heute haben wir genug getan, und mit ein bißchen Glück hattest du sogar einen erlösenden Orgasmus und so, den hattest du wirklich nötig.

Ah, tut das gut, was für eine Erleichterung.   - Andreu Martín, Die Stadt, das Messer und der Tod. Bühl-Moos, Baden-Baden  1994

Erleichterung (11)  Die Hunde waren ihrer abscheulichen Dummheit ohnerachtet bey dem hiesigen Frauenzimmer in hohen Gnaden. Keine europäische Dame nach der Mode hätte die Sorgfalt für ihr Schoßhündchen weiter treiben und sich lächerlicher dabey geberden können. Unter andern reichte eine Frau von mittlerm Alter einem jungen Hunde ihre volle Brust hin. In der Meynung daß dieses bloß aus übertriebener Zärtlichkeit für das Thier geschähe; konnten wir uns nicht enthalten, ihr diesen Misbrauch zu verweisen, allein sie lachte nur dazu, und sagte, daß sie sich zuweilen auch von kleinen Ferken saugen lasse. Indessen erfuhren wir bey weiterer Nachfrage, daß sie ohnlängst ein säugendes Kind verlohren habe, und folglich hatten wir ihr durch unsre Vermuthung zu viel gethan, denn in dergleichen Fällen ist es ein ganz erlaubtes und selbst in Europa vor Zeiten üblich gewesenes Mittel, sich von einem Hunde saugen zu lassen.  - (for)

Erleichterung (12)  Ein Mönch namens Helias vereinigte aus Erbarmen dreihundert Frauen im Kloster und war ihr Leiter. Aber nach zwei Jahren, als er schon 35 Jahre zählte, ward er vom Fleische versucht und floh in die Wüste, wo er zwei Tage fastete, betete und sprach: „Herr mein Gott, töte mich, oder beireie mich von dieser Versuchung." Am Abend also überfiel ihn der Schlaf, und er sah drei Engel zu sich kommen, die ihn fragten, warum er aus dem Kloster der Jungfrauen geflohen wäre; und als er aus Ehrfurcht nicht zu antworten wagte, sagten die Engel: „Wenn du befreit werden wirst, willst du dann zurückkehren und die Sorge um die Frauen übernehmen?" Er antwortete: „Gern." Da nahmen sie den Eid darauf entgegen, den sie gefordert hatten und machten ihn zum Eunuchen. Denn der eine Engel schien ihm die Hände, der zweite die Füße, der dritte seine Testikeln abzuschneiden: nicht daß es wirklich so war, sondern es schien so zu sein; und als sie fragten, ob er das Heilmittel wirken spürte, antwortete er, er sei sehr erleichtert. Daher kehrte er am fünften Tage zu den trauernden Frauen zurück, und die vierzig Jahre, die er noch lebte, spürte er auch nicht einen Funken der alten Versuchung.   - Jakob Sprenger, Heinrich Institoris: Der Hexenhammer. München 1985 (dtv klassik, zuerst 1487)

Erleichterung (13)  Der tapfere tollkühne Jonathan Buxton Ryder, am offenen Fenster auf seinem Stuhl sitzend (wie er seit dreißig Jahren bald recht, bald schlecht gesessen hatte, sein Kopf als Silhouette vor einem Hintergrund aus Spitzenvorhang mit einem Motiv von Gerstenhalmen und Roggengarben), erleichterte sich voller Stolz aus seinen Falltürhosen, während er das Laubgrün der ahorngesäumten Straße gewahrte, hatte er dieses doch in seiner Jugend gepflanzt (gibt es einen Mann in Connecticut, der nicht dasselbe für sich in Anspruch nehmen würde?}, und dachte an sein damals junges Weib, das nun mit dem Vierzehnten in einem Himmelbett lag. - (ryder)

Erleichterung (14) «Wir fuhren zur Überlandstraße und dann nach Osten», sagte er bei der Schilderung ihrer Flucht vom Schauplatz des Verbrechens. «Fuhren wie der Teufel, Dick am Steuer. Ich glaube, wir waren beide mächtig in Stimmung. Ich bestimmt. Mächtig in Stimmung und gleichzeitig mächtig erleichtert. Lachten in einer Tour, konnten überhaupt nicht aufhören damit; kam uns alles plötzlich so furchtbar komisch vor - ich weiß nicht, warum, aber es war so. Aber das Gewehr war ganz blutig, und mein Zeug auch; ich hatte sogar Blut im Haar. Und so bogen wir ab und fuhren ungefähr dreizehn Kilometer in die Prärie, bis wir weit genug weg von der Hauptstraße waren. Wir horten die Präriewölfe heulen. Wir rauchten eine Zigarette, und Dick machte weiter seine Witze über das, was wir hinter uns hatten. Ich stieg aus, zapfte Wasser aus dem Tank und wusch damit das Blut vom Gewehrlauf. Mit Dicks Messer, mit dem ich Mr. Clutter bearbeitet hatte, machte ich ein Loch und vergrub darin die leeren Hülsen, den Rest von dem Nylonseil und das Leukoplast. Danach fuhren wir zur Straße 83 und in östlicher Richtung nach Kansas City und Olathe. Bei Tagesanbruch hielt Dick bei einem von den sogenannten Rastplätzen, wo es offene Feuerstellen gibt, und wir machten ein Feuer und verbrannten den restlichen Kram. Die Handschuhe, die wir getragen hatten, und mein Hemd. Dick sagte, lieber würde er jetzt einen Ochsen braten, er wäre noch nie so hungrig gewesen. Es war fast Mittag, als wir nach Olathe kamen. Dick setzte mich an meinem Hotel ab und fuhr zu seinen Eltern zum sonntäglichen Mittagessen. Ja, er hatte das Messer bei sich. Das Gewehr auch.»  - (cap)

Erleichterung (15) Die Unterhaltung des Lebensprocesses, wenn sie gleich eine metaphysische Grundlage hat, geht nicht ohne Widerstand, folglich nicht ohne Anstrengung vor sich. Diese ist es, welcher der Organismus jeden Abend unterliegt, weshalb er dann die Gehirnfunktion einstellt und einige Sekretionen, die Respiration, den Puls und die Wärmeentwickelung vermindert. Daraus ist zu schließen, daß das gänzliche Aufhören des Lebensprocesses für die treibende Kraft desselben eine wundersame Erleichterung seyn muß: vielleicht hat diese Antheil an dem Ausdruck süßer Zufriedenheit auf dem Gesichte der meisten Todten. Ueberhaupt mag der Augenblick des Sterbens dem des Erwachens aus einem schweren, alpgedrückten Traume ähnlich seyn.   - (wv)

Erleichterung (16)

 

- Georges Pichard

Erleichterung (17)

- Moebius (Jean Giraud)

Erleichterung (18)

Erleichterung (19) Als er sich hineinfühlte in seine Verbrecherhaftigkeit, fühlte er steh wohl. Solange er es nicht gewagt hatte, Verbrecher zu sein, hatte er sich Vorwürfe gemacht, hatte sich überspannt gefühlt, gespalten. Seit er sich annahm als Verbrecher, war er einig mit sich selber. Vielleicht könnte er jetzt sogar wieder etwas genießen. Vorher war ihm immer alles durch Vorwürfe, die er glaubte, sich machen zu müssen, verdorben worden. Als anständiger Mensch durfte er ja an allem, was er tat, keinen Gefallen finden.

Alles, was er tat, war vorwerfbar, schlecht. Als Verbrecher mußte er sich keine Vorwürfe machen.  - Martin Walser, Tod eines Kritikers. Frankfurt am Main 2002

Erleichterung (20) Am diesseitigen Ende der Brücke brannte sparsam eine trübe Laterne, das andere Ende lag im Dunkeln. Tom fuhr den Wagen hinüber und hielt ein paar Meter hinter der Brücke. Im Dunkeln, nur mit Hilfe der Taschenlampe, schoben sie die Steine in das Segeltuch Bündel und machten die Stricke wieder fest.

«So - jetzt lassen wir ihn ins Wasser», sagte Tom halblaut.

Bernard bewegte sich ruhig und mit bestimmter Präzision; er schien genau zu wissen, was er tat. Beide trugen nicht allzu schwer an der Leiche mit den zwei Steinen. Das Holzgeländer der Brücke war etwa vier Fuß hoch. Tom ging rückwärts, er sah sich nach allen Seiten um: in das dunkle Dörfchen hinter sich, wo man nur zwei Straßenlaternen sah, und auf die Brücke vor sich, die in der Dunkelheit verschwand.

«Ich glaube, wir können es in der Mitte riskieren», sagte Tom.

Sie gingen bis zur Mitte der Brücke und setzten dort die Leiche einen Augenblick ab, um Kräfte zu sammeln. Dann bückten sie sich, packten das Bündel, hoben es zusammen hoch und warfen es mit Schwung über das Geländer.

Der Aufprall ließ Tom zusammenfahren - in der Stille der Nacht wirkte er wie ein Kanonenschlag, von dem das ganze Dorf aufwachen mußte; und dann kam ein Schauer von Spritzern. Sie gingen zum Wagen zurück.

«Nicht laufen», sagte Tom unnötigerweise. Als ob sie noch Kräfte übrig hätten! Sie stiegen ein und fuhren sofort los. Tom hatte keine Ahnung, wohin sie fuhren; ihm war auch alles egal. «Fertig!» sagte er. «Jetzt sind wir's los, das verdammte Ding!» Ihm war wundervoll zumute, erlöst und leicht und glücklich. «Du, ich glaube, ich habe dir noch gar nicht gesagt -» seine Stimme war fröhlich und die Kehle nicht mal trocken —, «daß ich der Polizei erzählt habe, ich hätte Murchison Donnerstag in Orly abgesetzt. Sein Gepäck hab ich tatsächlich dort abgesetzt. Wenn er also die Maschine nicht genommen hat, ist das ja nicht meine Schuld, was ? Haha!» Tom lachte so, wie er oft lachte, wenn er allein war, froh und erleichtert nach irgendeinem schrecklichen Moment.   - Patricia Highsmith, Ripley Under Ground. Reinbek bei Hamburg 1974

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