ngel  Die reinlichsten und herrlichsten Geschöpffe GOTtes / die Erstgeburt der Macht=Stimm GOTtes  Die Herrschaften und Thronen nechst GOTtes Thron gesetztet / die Seraphim und Cherubim / die schnellen Feuer=Flammen / Frongeister und Dienstbotten / der Himmelsbürger Schaar / die Heiligen Diener an dem Heiligsten Hof / die silber hellen Lilien / in dem Himmlischen Garten=Plan / die Spiegel des unerschaffnen Sonnenglantzes,  Die Schwanen und Sänger für des höchsten GOTtes Stul, Die Brautführer der Gottgeliebten Seelen. Der Engel Schirmer und Beschützer / die Begleiterder Frembden/ Schutzherrn der Armen / die Sirenen der Himmlischen Musik und die Musen des Göttlichen Parnassi / Die Salamandren in den Heiligen Liebesflammen, Fürsten des Liechtes / Bürger in dem neuen Jerusalem.   - (hrs)

Engel (2)

Engel, resoluter

Onkel Löbl erwählte eine engelhafte Schönheit zur Braut. Nach der Hochzeit stellte er fest, daß sie ein wirklicher Engel war, denn er bekam ihre Flügel zu spüren. So blieb Onkel Löbl ein Mustergatte, der seiner Frau nie untreu wurde, weil Tante als Schutzengel stets rechtzeitig eingriff. - (step)

Engel (3), griechisch: der Gesandte; man ist kaum klüger, wenn man weiß, daß die Perser ihre Peris, die Hebräer ihre Malakim, die Griechen ihre Daimonoi hatten.

Aber vielleicht macht es uns klüger, daß immer schon eine der ersten Ideen der Menschen diese war, vermittelnde Wesen zwischen die Gottheit und uns zu setzen: dies sind jene Dämonen, jene Genien, welche das Altertum erfand; der Mensch schuf die Götter immer nach seinem Bilde. Man sah die Fürsten ihre Befehle durch Boten bedeuten; also sendet auch die Gottheit ihre Läufer: Merkur und Iris waren Läufer, waren Boten.

Die Hebräer, dies einzig von der Gottheit selber geführte Volk, vergaben zunächst gar keine Namen an jene Engel, welche Gott ihnen endlich zu schicken geruhte; sie borgten später jene Namen aus, die ihnen die Chaldäer gaben, als die jüdische Nation zu Babylon gefangensaß: Michael und Gabriel werden zuerst von Daniel genannt, dem Sklaven bei jenen Völkern. Der Jude Tobias, da er zu Ninive wohnte, lernte den Engel Raphael kennen, der mit seinem Sohn eine Reise tat, damit er diesem Geld einzutreiben helfe, welches ihm der Jude Gabael schuldig war.

Im Gesetz der Juden, nämlich im Leviticus und im Deuteronomium, wird das Vorhandensein der Engel nirgendwo erwähnt, was nach dem jüdischen Kult nur vernünftig ist; auch die Sadduzäer glaubten darum nicht an die Engel.

Doch in den Geschichten der Juden ist von ihnen viel die Rede. Und zwar waren diese Engel leiblich; sie hatten Flügel am Rücken, wie Merkur solche nach Einbildung der Heiden an den Fersen besaß; mitunter verbargen sie ihre Flügel unter ihren Gewändern. Warum auch hätten sie keine Leiber gehabt, sintemalen sie aßen und tranken und die Einwohner von Sodom frevelhafte Männerliebe treiben wollten mit den Engeln, die bei Lot einkehrten?

Die alte jüdische Überlieferung nach Ben Maimonides gestattet zehn Stufen, zehn Ränge von Engeln: 1. die Schaios Akodesch, die Reinen und Heiligen; 2. die Ofamin, die Schnellen; 3. die Oralim, die Starken; 4. die Schasmalim, die Flammen; 5. die Seraphim, die Funken; 6. die Malakim, Engel, Boten, Abgesandte; 7. die Eloim, die Götter oder Richter; 8. die Ben Eloim, Kinder der Götter; 9. Cherubim, Bildnisse; 10. Yohim, die Beseelten.

Die Geschichte vom Sturz der Engel findet sich nirgendwo in den Büchern Mose; das erste Zeugnis, welches man dafür anführt, ist vom Propheten Jesaias, da er den König von Babylon anruft und spricht: »Wie ist es aus mit dir, o Bedrücker und Zinseintreiber! die Tannen und Zedern freuen sich deines Sturzes; wie bist du vom Himmel gefallen, o Hellel, schöner Morgenstern!« Man hat dies Hellel mit dem lateinischen Wort Lucifer übersetzt, und später kam der Name Luzifer mit allegorischem Sinn auf den Fürsten jener Engel, die Krieg im Himmel anfingen; schließlich ist dieser Name, welcher Schwefel und Morgenröte bedeutet, zum Namen des Teufels geworden.

Die christliche Religion ist auf den Sturz der Engel gebaut. Jene, die sich erhoben, wurden aus den Sphären, wo sie gewohnt hatten, mitten in die Erde hinabgeschleudert und wurden zu Teufeln. Ein Teufel versuchte Eva in Schlangengestalt und verdammte das menschliche Geschlecht. Jesus kam, das menschliche Geschlecht zu erlösen und den Teufel zu bezwingen, der uns noch immer versucht. Indessen findet sich diese grundsätzliche Überlieferung nur im apokryphen Buche Enoch, und dazu ist sie dort von der gängigen Überlieferung ganz verschieden.

Der heilige Augustin findet in seinem hundertneunten Brief nichts dabei, den guten wie den bösen Engeln schlanke und flinke Leiber zuzuschreiben. Der Papst Gregor II. hat die zehn Chöre der Engel, wie sie von den Juden anerkannt waren, auf neun Chöre, Ränge oder Stufen beschränkt: es sind die Seraphim, die Cherubim, die Throne, die Herrlichkeiten, die Tugenden, die Mächte, die Anfänge, die Erzengel und schließlich jene Engel, welche den übrigen acht Stufen ihre Namen geben.

Die Juden hatten im Tempel zwei Cherubim, jeden mit zwei Köpfen von Ochs und Adler, dazu mit sechs Flügeln. Wir malen sie heute unter dem Bildnis eines geflügelten Kopfes mit zwei kleinen Fittichen unterhalb der Ohren. Die Engel und Erzengel malen wir als junge Leute mit zwei Flügeln am Rücken. Was die Throne und Herrlichkeiten betrifft, so ist noch keinem eingefallen, sie zu malen.

Der heilige Thomas sagt in seiner Disputation CVIII, Artikel 2, daß die Throne Gott so nahe seien wie die Cherubim und Seraphim: sind sie es doch, auf denen Gott sitzt. Scotus hat tausend Millionen Engel gezählt. Indem die alte Mythologie von den guten und bösen Geistern aus dem Orient nach Griechenland und Rom gelangte, ehrten wir solche Meinung und billigten jedermann einen guten wie einen bösen Engel zu, von denen einer von der Geburt bis zum Tode hilfreich und der andere schädlich ist. Nur weiß man noch nicht, ob solche guten und bösen Engel ständig von einem Posten zum andern wechseln oder ob neue Engel sie ablösen. Man befrage um diesen Punkt die Summa des heiligen Thomas.

Man weiß nicht genau, wo die Engel sich aufhalten; ob in der Luft, im Leeren oder auf den Sternen; Gott hat nicht gewollt, daß wir davon Kenntnis hätten. - Voltaire, Philosophisches Wörterbuch, nach (vol)

Engel (4)

Der Doctor Angelicus ("Der engelgleiche Lehrer").
Dieses Porträt des Thomas von Aquin von Justus von Leiden
weist wohl am ehesten eine
Ähnlichkeit mit dem Heiligen auf.

- N.N.

Engel (5) Gegen Ende seines Lebens überließ sich Thomas von Aquin einer künstlich herbeigeführten Kontemplation. Danach weigerte er sich, an seinem unvollendeten Buch weiterzuarbeiten. Verglichen mit dieser Erfahrung war alles, was er gelesen oder worüber er disputiert, alles, was er geschrieben hatte — Aristoteles und die Sentenzen, die Quaestiones, die Propositionen und die majestätischen Summae — nicht mehr wert als Spreu oder Stroh. Für die meisten Intellektuellen wäre eine solche Verweigerung des Sitzens und Arbeitens nicht ratsam, ja sogar moralisch nicht vertretbar. Der Doctor Angelicus aber hatte mehr systematisches vernunftgemäßes Denken vollbracht als ein Dutzend gewöhnlicher Engel und war schon reif für den Tod. Er hatte sich für diese letzten Monate seines Lebens das Recht verdient, sich vom lediglich symbolischen Stroh ab- und dem Brot unmittelbarer und substantieller Tatsachen zuzuwenden. -  Aldous Huxley, Die Pforten der Wahrnehmung. München 1989 (zuerst 1954)

Engel (6) »Ich habe immer gefunden«, so schrieb Blake fast erbittert, »daß Engel die Eitelkeit besitzen, von sich selbst als den einzigen Weisen zu sprechen. Das tun sie mit der zuversichtlichen Unverschämtheit, die systematischem, vernunftgemäßem Denken entspringt.« -  Aldous Huxley, Die Pforten der Wahrnehmung. München 1989 (zuerst 1954)

Engel (7) Eine Bank, aus Stein, tief unten die Stadt. Ich schlug das Buch auf, das ich hier immer bei mir trug, doch die Verse verschwammen; ich fühlte, daß mich jemand ansah; ich blickte auf, und da saß der Engel auf der zerbröckelnden Mauer, die den Kapuzinerberg umschließt. Die hochgezogenen Knie mit den Händen umspannt, wiegte er sich über dem Sonnenabgrund, weißer Schweiß tropfte von seinen Lidern, er wischte ihn mit dem Flügel ab. — Er lächelte; er war in der Heimat, er hatte seine Heimat gefunden, zurückgekehrt aus dem kalten Norden, und ich wußte, daß ich ihn nun verlor. —Was sollten wir miteinander reden? — Unten lag die schöne Stadt, der Glanz ihrer Paläste, der Glanz ihrer Geschichte, der Glanz ihrer Kirchen, der Glanz ihrer Geschlechter, eine Stadt, von der Gereiste sagen, daß sie eine der drei schönsten Europas sei. — Zwischen Burg und Fluß der Stein der Altstadt; mit dem Fluß steinern in die Ebene sich weitend die Neustadt, Stadt, die zur Nacht früh die Lichter auslöscht, nach mühevollem Alltag harter Arbeit, was wißt ihr von Österreich! Ach du Engel meines Vaterlandes; ach, es war ja nicht mehr mein Vaterland, das lag unter den Ruinen der Kindheit, Ratten über versottenen Ziegeln, und der Föhn brauste schwarz durch die Stadt. — Ich hatte noch nie den Föhn erlebt: Alle Farben begannen zu fiebern, das unbegreifliche Grün eines Hanges, das greller und immer greller heraufstach, maigiftgrün überm Grün der Kuppeln, verwesendes erblühendes Kupfer, aus dem grauen Stein brachen die tausend Farben, die im Granit und im Marmor schlafen, der Schnee blendete unter dem glühenden Himmel, versengendes Blau; ich sah es noch nie. — Der Fluß wallte, sein Dunst beschlug die Adern; purpurne Schleier vor den Augen, da sah ich den Engel schon nicht mehr. — Hämmern im Schädel, stechendes Dröhnen; der Abgrund dampfte als wüster Schall. — Ich wankte die Stufen des Bergs hinunter, Mönche stiegen mir entgegen, schwarze, braune, weiße Kutten, Franziskaner, Augustiner, Kapuziner, Jesuiten, sie schienen sich aus dem Fels zu schrauben; im Stein die Kirchen; im Stein das Bordell. — Eine riesige Katze im kalkweißen Fenster; das unbegreifliche Wehen der Autos, oder waren es Flaggen, die Stadt flaggte schwarz, Rasen der Glocken, und in der Nacht hatte ich einen Traum: Rosse stiegen aus einem Brunnen und wälzten mich durch den Stein der Stadt und stürzten mich in die rotschäumende Salzach, die ihr Steinbett über mir schloß.

Beim Frühstück las ich vom Föhn in der Zeitung, es sei ein schwerer Föhn gewesen, Verkehrstote seien zu beklagen, und ich dachte an eine Vermißtenanzeige: Ein Engel, bejahrt, kotbeschmutzte Flügel, entzündete Lider; ich würde ihn doch nicht wiedersehn. - Franz Fühmann, Unterrichtung und Erfahrung: Kaukasus und Salzburg (1982)

Engel (8) An D. ist nichts Frauliches oder Weibliches; sie wirkt kindlich-männlich-mädchenhaft und erinnert, wenn man sie läßt, und sie ihre Dinge sagt, an die Sklavin, die mehr weiß als jeder Herr. Einmal habe ich sie erkannt auf Rembrandts Jakobs Kampf mit dem Engel, wo sie der Engel war, der in der Genesis nur »Einer« genannt wird. Viele Leute, wenn man ihnen nahkommt, verraten eine ichlose, dämonische und böse Leere; D. aber bleibt immer undurchdringlich — und erträgt auch kaum fremde Berührung. Und antwortete dennoch einmal auf meine Frage, wozu sie ihren Freund bräuchte: »Worte allein begütigen mich zu wenig.«

Ihre Augen sind hell und mit Ringen umgeben. Als ich einmal krank war, kam sie und starrte mich erbarmungslos an, bis ich sie wegscheuchte. Und auch sonst gemahnt sie an einen struppigen Bodenvogel: sie macht keine Gesten, zieht kaum eine Miene, sondern hält entweder ganz still oder bewegt sich (eher plump). Dabei ist sie ganz Geistesgegenwart; kein Moment von Versunkenheit: wenn sie da ist, denkt sie nur noch mit und ist als Mitdenkende jene »bonne compagnie« Voltaires: »Er verschmähte die Wissenschaftler und wollte nur noch in guter Gesellschaft leben«.  - Peter Handke, Die Lehre der Sainte-Victoire. Frankfurt am Main 1984 (zuerst 1980)

Engel (9) Die menschliche Phantasie hat sich Horden von Ungeheuern ausgemalt (Tritone, Hippogryphen, Chimären, Seeschlangen, Einhörner, Teufel, Drachen, Werwölfe, Zyklopen, Faune, Basilisken, Halbgötter, Leviathane und zahllose andere), und sie alle sind verschwunden, außer den Engeln. Welcher heutige Vers würde es wagen, den Phönix zu erwähnen oder Promenade eines Zentauren zu sein? Keiner; aber keine Lyrik, wie modern auch immer, ist unglücklich darüber, Nistplatz von Engeln zu sein und dank ihrer zu strahlen. Ich stelle sie mir immer beim Anbruch der Nacht vor, im Dämmer der Vororte oder des freien Felds, in jenem langsamen, ruhigen Moment, da die Dinge allmählich hinter dem Sonnenuntergang allein zurückbleiben, da deutliche Farben wie Erinnerungen oder Vorzeichen anderer Farben scheinen. Wir sollten nicht zu freigebig mit den Engeln sein; sie sind die letzten Gottheiten, die wir noch haben, und sie könnten wegfliegen. - (bo2)

Engel (10)  Allhier ist nun die Frage, was denn ein Engel vor einen Corpus, Form oder Gestalt habe oder wie er figurieret sei. Gleichwie ein Mensch ist geschaffen zu Gottes Bildnis und Gleichnis, also auch die Engel; denn sie sind der Menschen Brüder, und werden die Menschen in der Auferstehung keine andere Form und Bildnis haben als die Engel, wie solches unser König Christus selber bezeuget, Matth. 22,30. Auch so haben sich die Engel allhier auf Erden nie in keiner andern Gestalt den Menschen offenbaret als in Menschengestalt.  - (boe)

Engel (11)   Vollkommen zu Recht, nämlich schon aus dem Grunde, daß es sinnlos ist, mit schmutzigen Absichten eine Barfrau anzusprechen, nehmen die Kriminalbeamten Hahn und Brinkmann an, daß es sinnlos erschien, die Bardame anzusprechen. Aber Gitta Bergmann, die unbescholten aus der Akte tritt, wie ein Engel, und über dem Mustervorgang steht, wie nicht von dieser Welt, so klug, hat die Wahrung ihrer Unschuld nicht dem Zufall überlassen wollen, daß die Osnabrücker Kriminalpolizei einmal wissen könnte, was sich gehört. In der Not, daß Kriminalbeamte Männer sind, und aus der Vorsicht, die geboten war, hat sie es unter die Leute gebracht. Es ist bekannt, daß sie der Kriminalpolizei keinerlei Auskunft gibt.  - (net) 

Engel (12)  An Curley gefiel mir, daß er, obwohl er erst siebzehn Jahre alt war, absolut kein Moralgefühl, keine Skrupel und keine Scham kannte. Er war als Vierzehnjähriger zu mir gekommen, um sich um den Posten eines Telegrammboten zu bewerben. Seine Eltern, die sich damals in Südamerika aufhielten, hatten ihn nach New York in die Obhut einer Tante geschickt, die nichts Eiligeres zu tun hatte, als ihn zu verführen. Er hatte nie eine Schule besucht, da die Eltern ständig herumreisten; sie waren Schausteller, die, wie er sich ausdrückte, «es von den Toten und den Lebendigen nahmen». Der Vater hatte mehrmals im Gefängnis gesessen. Nebenbei bemerkt war er nicht sein richtiger Vater. Wie dem auch sei, Curley kam zu mir als ein Junge, der Hilfe und mehr noch einen Freund brauchte. Zuerst glaubte ich, etwas für ihn tun zu können. Er war vom ersten Augenblick an bei jedermann beliebt, besonders bei den Frauen. Er wurde der Liebling des Büros. Doch bald schon merkte ich, daß er unverbesserlich war und bestenfalls die Anlagen zu einem geschickten Verbrecher hatte. Ich mochte ihn trotzdem gerne und tat weiterhin mein möglichstes für ihn, aber ich traute ihm nur so lange, wie ich ein Auge auf ihn haben konnte. Ich glaube, ich mochte ihn besonders deshalb, weil er absolut kein Ehrgefühl besaß. Er tat alles für mich und hinterging mich gleichzeitig. Ich konnte ihm das nicht zum Vorwurf machen... es belustigte mich. Um so mehr, als er offen darin war. Er konnte einfach nicht anders. Da war zum Beispiel seine Tante Sophie. Er erzählte, sie habe ihn verführt. Das stimmte wahrscheinlich, aber das Komische war, daß er sich hatte verführen lassen, während sie zusammen die Bibel lasen. So jung er auch war, schien er doch zu merken, daß seine Tante Sophie ihn in dieser Hinsicht nötig hatte. Also ließ er sich verführen, wie er sagte, und dann, nachdem ich eine Weile mit ihm bekannt war, bot er mir an, mich mit seiner Tante Sophie zusammenzubringen. Er ging sogar soweit, sie zu erpressen. Wenn er dringend Geld brauchte, ging er zu der Tante und holte es mit versteckten Drohungen, sie bloßzustellen, aus ihr heraus. Mit dem unschuldigsten Gesicht der Welt, versteht sich. Er hatte verblüffende Ähnlichkeit mit einem Engel, mit seinen großen feuchten Augen, die so offen und so ehrlich dreinblickten. Immer bereit, etwas für einen zu tun, fast wie ein treuer Hund. Und dann, sobald er deine Zuneigung gewonnen hatte, war er verschlagen genug, es fertigzubringen, daß man seinen kleinen Launen nachgab. Obendrein äußerst klug.

Die Schlauheit eines Fuchses, gepaart mit der vollkommenen Herzlosigkeit eines Schakals.  - (wendek)

Engel (13)   Es geschah, nachdem die Menschenkinder sich gemehrt hatten in diesen Tagen, daß ihnen herrliche und schöne Töchter geboren wurden.  Und als die Engel, die Söhne des Himmels sie erblickten, erbrannten sie in Liebe zu ihnen und sprachen zueinander: Kommt, laßt uns für uns Weiber auswählen aus der Nachkommenschaft der Menschen und laßt uns Kinder zeugen. Dann sprach Samjaza, ihr Anführer, zu ihnen: ich fürchte, daß ihr vielleicht der Ausführung dieses Unternehmens abgeneigt werdet,   und daß ich allein dulden müßte für ein schweres Verbrechen.  Aber sie antworteten ihm und sprachen: Wir schwören alle,  und verpflichten uns durch Verwünschungen gegenseitig, daß wir nicht ändern unser Vorhaben, sondern ausführen unser beabsichtigtes Unternehmen. Dann schworen sie alle einander und alle verpflichteten sich durch gegenseitige Verwünschungen. Ihre Zahl betrug zwei Hundert, welche herabstiegen auf Ardis, den Gipfel des Berges Armon.  Dieser Berg wurde deshalb Armon genannt, weil sie geschworen hatten auf  ihm und sich gebunden durch gegenseitige Verwünschungen.  Dies sind die Namen ihren Häupter: Samjaza, welcher ihr Führer war, Urakabarameel, Akibeel, Tamiel, Ramuel, Danel, Azkeel, Sarakujal, Afael, Armers, Batraal, Anane, Zavebe, Samsaveel, Ertael, Turel, Jomjael, Arazjal. Dies waren die Vorsteher der zweihundert Engel und die Übrigen waren mit ihnen.  Dann nahmen sie Weiber, ein jeder wählte sich; ihnen begannen sie sich zu nahen und ihnen wohnten sie bei, lehrten sie Zauberei, Beschwörungen und das Teilen von Wurzeln und Bäumen.  Und die Weiber empfingen und gebaren Riesen,  deren Länge dreihundert Ellen betrug. Diese verschlangen allen Erwerb der Menschen, bis es unmöglich wurde, sie zu ernähren.  Da wandten sie sich gegen Menschen, um sie zu essen,  und begannen zu verletzen Vögel, Tiere, Gewürm und Fische, ihr Fleisch zu essen eins nach dem andern und zu trinken ihr Blut. - Buch Henoch, 7. Kap.

Engel (14), außerirdischer Götzendiener, himmlischer Einwohnerwehrmann, Glaubensbombensch(m)eißer, (allerheiligster Polizist, Trinitätsordonnanz), der von der Gottheit fliegen gelassene Eindecker, der Götterfurz. Erzengel sind Engelsvögte, Aufseher der Himmelssklaven. Die römische Kirche  ist die tüchtigste aller Engelmacherinnen. - (se)

Engel (15)

Engelchen des Caravaggio

- Caravaggio

Engel (16)  Geschaffen ward ich als der erste und oberste Engel; denn da Gott die Himmel schuf, nahm er eine Hand voll Feuer und formte zuerst mich.

Den Michael aber, den Anführer der himmlischen Heerscharen schuf er als Zweiten, und als dritten den Gabriel, den Uriel als vierten, dann den Raphael als fünften, den Nathanael als sechsten und noch sechstausend Engel, deren Namen ich nicht nennen kann. Und es sind geschaffen die Racheengel, die neben dem Throne Gottes stehen. Und sie tragen Ruten und peitschen mich siebenmal des Tages und siebenmal des Nachts und lassen mich in nichts gewähren und zerstören meine ganze Macht. Diese alle gehören zu den Engeln, die als erste erschaffen wurden.

Und nach ihnen wurde die ganze Fülle der Engel geschaffen: Hundert Myriaden für den ersten Himmel und ebensoviele für jeden anderen der sieben Himmel. Und außerhalb der sieben Himmel zieht sich die erste Sphäre, das Firmament, hin. Und die Mächte weilen dort, die auf die Menschen einwirken.

Und vier Engel gibt es, die über die Winde gesetzt sind. Der erste waltet über dem Boreas aus dem Nordwesten und sein Name ist Chairum und er trägt in seiner Hand einen feurigen Stab und steuert der großen Feuchtigkeit dieses Windes, auf daß die Erde nicht vertrockne.

Der zweite waltet über dem Aparktias aus dem Nordosten und sein Name ist Oertha. Er trägt eine feurige Fackel und steuert der großen Kälte dieses Windes, auf daß die Erde nicht erfriere.

Der dritte waltet über dem Südwind und sein Name ist Kerkutha und er bricht das große Ungestüm dieses Windes, auf daß die Erde nicht erschüttert werde.

Der vierte Engel aber waltet über dem Südwestwind und sein Name ist Naeis Naoutha. In seiner Hand trägt er einen Stab von Eis, den legt er an seinen Mund und löscht so das Feuer, das aus seinem Mund kommt. Denn täte er das nicht, so würde es die ganze Welt in Brand setzen. Und ein weiterer Engel waltet über dem Meer, und er erregt es mit seinen Wogen. - Das Evangelium nach Bartholomäus, in: Die andere Bibel. Hg. Alfred Pfabigan. Frankfurt am Main 1990

Engel (17)  Wenn sich Engel zum sexuellen Verkehr mit den Menschen herbeilassen, so treten sie damit nur die Erbschaft der antiken Götter an. Schon Eva stand nach Ansicht jüdischer Mystiker mit dem Dämon oder Engel Schammael in Geschlechtsverkehr. Schammael wählte zu diesem Zweck die Gestalt der Schlange, in anderen Fällen erscheinen die Engel in menschlicher Gestalt. Das apokryphe Buch Henoch weiß von derartigen Sexualakten zu berichten. An sich sind die Engel geschlechtslos, können also je nach Bedarf als Incuben oder Succuben erscheinen. Interessant ist, daß die Kabbala einen der Engel, Isheth Zemunin, als Engel der Prostitution bezeichnet. - (erot)

Engel (18, japanischer)

Japanischer Engel

 - Aus: Peter Lamborn Wilson, Engel. Stuttgart u.a. 1981

Engel (18)  »Ich möchte so gerne mal einen Engel sehen«, sagte er.

»Ach, möchtest du? Wenn das deine ganze Weisheit ist...! Es gibt Tausende und aber Tausende davon, und die meisten von ihnen sind um Tausende von Metern größer als jeder Riese, den es je gegeben hat. Und andre wieder sind nicht größer als - als normal. Auch haben nicht alle nur zwei Flügel... Manche haben sogar sechs - hier und hier und hier, mit zweien fliegen sie, und zwei decken sie über ihr Gesicht, wenn sie schlafen. Und Namen haben sie auch. Denn sonst könnte Gott sie ja nicht rufen. Aber laß dir nicht etwas einfallen zu glauben, daß sie so aussehen wie wir, denn das tun sie nicht. Sie sind mehr wie Dämonen und Geister - richtige Geister, meine ich. Nicht etwa die Art, von der du gesprochen hast. Und ich glaube auch nicht, daß etwas, weil es nur aus Holz und Stein gemacht ist, überhaupt kein Leben hatte - keine Spur. Selbst Wilde könnten nicht so dumm sein, das zu glauben. Man glaubt nur, man könnte die Engel anfassen -aber das kann man nicht. Und manche Engel - ich weiß zwar selber nicht genau, ob die meisten wie Frauen oder wie Männer sind« - seine Stimme verlor sich in einem Geflüster, so wie Kinder im Schlaf  murmeln, als wäre er nicht am Ende seiner Weisheit angelangt, sondern über eine unbeschreibliche Traumvorstellung in Verzückung geraten -, »manche Engel sind viel, viel schöner anzuschn als jede Erdenfrau, auch wenn es die schönste wäre!« - Walter de la Mare, Die Orgie - Eine Idylle. Phantastische Erzählungen. Mit Zeichnungen von Edward Gorey. Zürich 1965

Engel (20) »Es gibt Engel, die sind so unheimlich stark, daß sie das Dach dieser Kirche nur mit ihrer Fingerspitze zu berühren brauchen, und die ganze Kirche zerfällt in Staub. So« - er drückte seinen eigenen kleinen Zeigefinger fest auf den vertrockneten Körper einer winzigen Glücksspinne, die schon lange in der Ecke der Kirchenbank ihr Leben ausgehaucht hatte - »vollkommen in Staub. Und ihre Stimmen sind so laut wie Donner, und wenn sie miteinander reden, hallt das Geräusch ihres Geschreis quer über den ganzen Himmel. Und manche fliegen im Osten aus dem Meer empor, wenn die Sonne aufgeht, und manche steigen aus einer riesigen, grauenhaften Grube herauf. Und manche steigen aus dem Wasser empor, aus tiefen, gefährlichen Seen und großen Flüssen. Sie stehen auf dem Wasser und können fliegen -wie der Blitz flitzen sie glatt quer über die ganze Erde, von einem Ende zum andern - wie ungeheure Vögel. Es sollte mich verdammt wundern, was der Pilot eines Flugzeugs tun würde, wenn er bei An-bruch der Nacht einem von ihnen begegnen würde. Sie können auch sehen« - er neigte sich ein bißchen vor, und sein eigenes Gesicht leuchtete jetzt grünlich beim Schein seiner Laterne - »sie können auch sehen, ohne hinzuschau'n, und sie verharren so still wie große steinerne Standbilder und in einem Leuchten - also dieser Vollmond wäre nur eine Funzel dagegen.

Und eines Tages werden sie aus Glaskolben schreckliche Dinge über die Erde ausgießen, und mit riesigen Sicheln werden sie nicht nur gewöhnliches Getreide, sondern Männer und Frauen hinmähen. Männer und Frauen. Und am Meer« -seine ziemlich farblosen Augen leuchteten jetzt, seine Wangen hatten sich leicht gerötet, und seine nervösen Finger öfmeten und schlössen sich über dem warmen Metall seiner Laterne - »am Meer, da können sie stehen und lebendig der Sonne entgegenjubeln. Aber sonst sind sie auf der Erde unsichtbar, wenigstens jetzt, außer wenn sie im Traum erscheinen. Übrigens hat jeder Mensch zwei Engel. Aber sie heiraten nie, und darum gibt es auch niemals Engelkinder. Man nennt sie Erzengel. Und noch etwas weiß ich: man merkt, daß sie da sind, auch wenn man sie nicht sehen kann. Man kann sie lauschen hören. Wenn sie über dich wachen, kann dir nichts etwas anhaben, weder Steine - noch Eis -, nicht mal die höchsten Berge. Und das war auch der Grund, warum der Engel zu Bileams Eselin gesprochen hat, als sie auf dem Bergpfad waren; er wollte ihn nicht ängstigen. Und die Eselin hat geantwortet. Aber wenn du wegen Schlechtigkeit von einem von ihnen verflucht wirst, dann würdest du bei lebendigem Leibe verdorren und sterben wie eine Fliege, oder du würdest schreckliche Schmerzen bekommen, und alles in dir würde sich auflösen wie Wasser. Und vergiß auch nicht, daß der Teufel Scharen von Engeln hat, denen er befehlen kann, die vor Millionen von Jahren, lange vor Adam und Eva, aus dem Himmel rausgeworfen worden sind. Sie leben in der Hölle und sind genauso unverschämt wie er... Sie sind furchtbar!« - Walter de la Mare, Die Orgie - Eine Idylle. Phantastische Erzählungen. Mit Zeichnungen von Edward Gorey. Zürich 1965

Engel (21)

Erster Aufzug  Erste Szene Der Himmel; ein Thronsaal; drei Engel in schwanenweißen, federdaunartigen Anzügen mit enganliegenden, gamaschenähnlichen Kniehosen, Wadenstrümpfen, kurzen Amoretten-Flügeln, weißgepuderten, kurz geschnittenen Haaren, weißen Atlas-Schuhen; sie haben Flederwische in der Hand zum Abstauben.

Erster Engel: Heut steht ER wieder spät auf.
Zweiter Engel: Seid froh! Dieses Gehust', dieses wasserblaue Geglotz', dieses Schleimfließen, Fluchen, Spucken den ganzen Tag – man kommt zu keinem gesunden Augenblick.
Dritter Engel: Ja, es ist merkwürdig daheroben!
Erster Engel: Apropos! Ist der Thron festgemacht?
Zweiter Engel: Ja, um Gottes Willen! Ist der Thron festgemacht? Er wackelte gestern.
Dritter Engel: Wer wackelte gestern?
Erster Engel: Der Thron, dummes Gänschen!
Dritter Engel verwundert: Der Thron? – Warum wackelt der Thron?
Erster Engel: Enfin, er wackelt eben.
Dritter Engel: Wie? Wackelt denn hier heroben überhaupt etwas?
Erster und zweiter Engel laut auflachend: Ha, ha, ha, ha! –
Dritter Engel immer ernster und erstaunter: Ja, warum wackelt der heilige Thron?
Erster Engel energisch: Dummes Gänschen! Weil hier sowieso alles aus dem Leim geht und lidschäftig wird, Götter und Möbel, Franzen und Tapeten.
Dritter Engel innerlich erbebend: Gott, wenn das meine Mutter wüßte...

- Aus: Oskar Panizza, Das Liebeskonzil (1895)

Engel (22) Mit besseren Augen sähen wir sie überall. - Günter Kunert

Engel (23) Unter Kindern ist es ein bekanntes Spiel, auf die Augen zu drücken, um Farbkreise zu sehen, »die manchmal Engel genannt werden«. Das Kind versucht damit visuelle Erinnerungen seiner embryonalen Periode nachzubilden; es drückt seine bereits nostalgischen Augen, bis sie schmerzen, um ihnen die ersehnten Lichteffekte und Farben zu entlocken, um annähernd die himmlische Aureole der spektralen Engel wiederzusehen, die es in seinem verlorenen Paradiese wahrnahm.   - (dali)

Engel (24)  »Nein, Herr Richter, Engel sind ganz anders, als die Leute meinen. Da Sie kein Schüler von Samuel und Clemens gewesen sind, können Sie auch die Vierfaltigkeit des göttlichen Jaguars nicht kennen: den Jaguar, den schwarzen Jaguar, den braunen Jaguar und den Gold-Sperber. Oder, mit anderen Worten, Smaragd, schwarzen Granatapfel, Rubin und Topas. Die Engel sind an den Vater, den gefleckten Jaguar, an den Hauch des Sertão - den Glutwind der Wüste - und an den brennenden Dornbusch des Blitzsteins gebunden und daher Feuerwesen, mit Schwertern bewaffnet und schrecklich gefährlich.«    - (stein)

Engel (25)

Engel (26)   Siehe, die ganze Hl. Dreifaltigkeit hat mit ihrem Wallen ein Corpus oder Bild aus sich zusammenfigurieret gleich einem kleinen Gotte, aber nicht also hart ausgehend als die ganze Trinität, doch etlichermaßen nach der Kreaturen Größe.

 In Gott ist kein Anfang noch Ende. Die Engel aber haben einen Anfang und Ende, aber nicht abmeßlich oder begreiflich, denn ein Engel kann erwan groß sein und auch klein; ihre geschwinde Veränderung ist also geschwinde wie der Menschen Gedanken. Es sind alle Qualitäten und Kräfte in einem Engel wie in der ganzen Gottheit.

 Du mußt aber dieses recht verstehen: Siesindaus dem Saiitter und Marcurio gemacht und zusammenfigurieret, das ist, aus dem Ausgange. Siehe ein Gleichnis: Aus der Sonne und Sternen gehen aus die Elcmenta, und die machen in dem Salnitter der Erden einen lebendigen Geist, und die Sterne bleiben an ihrem Zirk,4 und der Geist kriegt gleichwohl der Sterne Qualität.

 Nun ist aber der Geist nach seiner Zusammenfügung ein sonderliches und hat eine Substanz wie alle Sterne, und die Sterne sind und bleiben auch ein sonderliches, ein jedes für sich frei. Aber nichts desto weniger herrschet der Sterne Qualität in dem Geiste, aber der Geist kann und mag sich in seinen Qualitäten erheben oder senken oder mag in den Einflüssen der Sterne leben wie er will, denn er ist frei, denn er hat seine Qualitäten, die er in sich hat, zum Eigentum gekriegt.

  Und ob er sie gleich anfänglich von den Sternen hat, so sind sie doch nun seine, gleich als wenn die Mutter den Samen in ihr hat; weil sie den hat und daß es ein Same ist, so ist er der Mutter. Wenn aber ein Kind draus wird, so ist er nicht mehr der Mutter, sondern des Kindes Eigentum. Und obgleich das Kind in der Mutter Hause ist und die Mutter ernähret es von ihrer Speise und das Kind könnte ohne die Mutter nicht leben, noch ist der Leib und der Geist, der aus der Mutter Samen gezeugt ist, sein Eigentum und behält sein körperlich Recht für sich.

  Also hats auch eine Gestalt mit den Engeln. Sie sind auch alle aus dem göttlichen Samen zusammenfigurieret worden, aber sie haben jeder den Corpus nun für sich. Und ob sie gleich in Gottes Hause sind und essen die Frucht ihrer Mutter, daraus sie worden sind, so ist doch ihr Corpus nun ihr Eigentum.

  Aber die Qualität außer ihnen oder ihrem Corpus, als4 ihre Mutter, ist nicht ihr Eigentum. Gleichwie auch die Mutter nicht des Kindes Eigentum ist und auch der Mutter Speise ist nicht des Kindes Eigentum, sondern die Mutter gibt es ihm aus Liebe, dieweil sie das Kind geboren hat.

  Sie mag das Kind auch wohl aus ihrem Hause stoßen, wenn es ihr nicht folgen will, und mag ihm ihre Speise entziehen, welches dem Fürstentum Luzifers auch widerfahren ist.

  Also mag Gott seine göttliche Kraft, die außer den Engeln ist, wenn sie sich wider ihn erheben, entziehen. Wenn aber das geschieht, so muß ein Geist verschmachten und verderben, gleich als wenn einem Menschen die Luft, die auch seine Mutter ist, entzogen wird, so muß er sterben, also auch die Engel können außer ihrer Mutter nicht leben.  - (boe)

Engel (27)  Gott hat in seinem Wallen die heiligen Engel alle auf einmal geschaffen, nicht aus fremder Materia, sondern aus ihm seiher, aus seiner Kraft und ewigen Weisheit. Es haben die Philosophie die Meinung gehabt, als hatte Gott die Engel nur aus dem Lichte gemacht. Aber sie haben geirret, sie sind nicht allein aus dem Lichte gemacht, sondern aus allen Kräften Gottes. - (boe)

Engel (28)  Vom Tonband erzählte Piotr Neuma, wie er das besondere Rot der letzten, der chirurgischen Phase entdeckt hatte. Er fand den Farbstoff in der giftigen Schlacke, die bei der Destillation von mit Schwefelwasserstoffen verunreinigtem Benzol anfällt. Unser Bild, unser P. Neuma, ist ein Exzeß in diesem Rot. Es spritzt durch die Rippen und aus dem Kehlkopf des vom Kinn bis zu den Knien abgebildeten Männerkörpers. Unser Gemälde heißt: Der Engel Spreizt Seine Schwingen. Aber der die Leinwand seitlich nicht ausfüllende Rumpf hat keine Flügel, nicht einmal Arme sind zu erkennen. Die Gräfin fiel in ein schallendes Lachen, als Neuma den Titel unseres Bildes in seinem unbeholfenen Englisch herausbellte. - Georg Klein, Anrufung des blinden Fisches. Berlin 2000

Engel (29)    

Wer, wenn ich schriee, hörte mich denn aus der Engel
Ordnungen? Und gesetzt selbst, es nähme
einer mich plötzlich ans Herz: ich verginge vor seinem
stärkeren Dasein. Denn das Schöne ist nichts
als des Schrecklichen Anfang, den wir noch grade ertragen,
und wir bewundern es so, weil es gelassen verschmäht,
uns zu zerstören. Ein jeder Engel ist schrecklich.

- Rainer Maria Rilke, Duineser Elegien, nach (eng)    

Engel (30)


Geister Himmel Bote

 


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