mme »Es
gab bei den Chasaren«, so heißt es im Wörterbuch des Daubmannus, »Ammen, die
es verstanden, die eigene Milch zu vergiften. Sie waren sehr gesucht. Man glaubt,
daß sich ihre Herkunft aus dem einen der zwei arabischen Stämme ableitet, die
Mohammed aus Medina vertrieb, denn sie beteten zu Manat, der vierten beduinischen
Gottheit. Sie stammten aller Wahrscheinlichkeit nach aus dem Stamm der Chazraj
oder aus dem Stamm der Auz und wurden gedungen, um einen unerwünschten Prinzen
oder reichen Erben zu stillen (einmal genügte), den seine Miterben zu beseitigen
wünschten. Es wurden folglich auch Leute zum Abschmecken der vergifteten
Milch bestimmt, Jünglinge, die mit den Ammen schliefen und an ihnen saugten,
unmittelbar bevor diese zugelassen wurden, das Kind zu stillen, das ihnen anvertraut
war. Erst wenn ihren Liebhabern nichts zustieß, durften sie das Zimmer des Säuglings
betreten...« - (
pav
)
Amme (2) Rein äußerlich weist das Ei der Dolchwespe nichts Besonderes auf. Es ist weiß, zylindrisch, gerade, ungefähr vier Millimeter lang und ein Millimeter breit. Mit seinem vorderen Teil wird es an seinem Opfer auf der Mittellinie des Bauchs befestigt, weit hinter den Füßen, dort, wo allmählich der braune Fleck sichtbar wird, den die Nährstoffe unter der Haut zu bilden beginnen.
Beim Ausschlüpfen bin ich dabei. Die kleine Larve, die hinten noch das feine, zarte Häutchen trägt, das sie soeben abgestreift hat, ist genau an dem Punkt befestigt, wo das Ei selbst mit seinem Kopfende klebte. Es ist ein ergreifender Anblick, mit anzusehen, wie dieses schwache, soeben ausgekrochene Geschöpf sich sogleich an den ersten Versuch macht, den fetten Bauch seines riesengroßen, auf dem Rücken liegenden Opfers anzubohren. Der rasch wachsende Zahn braucht einen ganzen Tag für diese harte Arbeit. Bis zum nächsten Tag hat die Haut nachgegeben, und ich entdecke den Neugeborenen, der gerade seinen Kopf in eine kleine runde, blutende Wunde steckt.
In ihrer Größe weicht die kleine Larve nicht von der des Eies ab, die ich
oben gerade angegeben habe. Nun, der Engerling des Rosenkäfers, so wie die Dolchwespe
ihn benötigt, ist im Durchschnitt dreißig Millimeter lang und neun Millimeter
breit. Daraus folgt, daß sein Volumen sechs- bis siebenhundertmal größer ist
als das der Dolchwespenlarve, die gerade erst ausgekrochen ist. Sicher haben
wir es hier mit einer Beute zu tun, die der kleinen neugeborenen Larve sehr
gefährlich werden könnte, wäre sie noch beweglich und in der Lage, Hinterteil
oder Oberkiefer spielen zu lassen; die Sonde der Mutter hat diese Gefahr gebannt,
und die zarte gebrechliche Larve macht sich ohne jedes Zögern über den Wanst
des Ungetüms her, so als habe sie die Brust einer Amme vor sich. - (
fab2
)
Amme (3) Das Ammenwesen ist im ganzen widernatürlich und eine Ausgeburt der Mode und oftmals einer strafbaren Bequemlichkeit und Eitelkeit, die ihren Grund in der Verweichlichung hat, da schwächliche Weiber allerdings durch das Stillen angegriffen werden; gesunden, kräftigen Frauen ist es aber nur zuträglich und die Unterlassung in jeder Beziehung schädlich. Wohl mag es für Weltdamen etwas unbequem sein, aber welchen Freuden entsagen sie! Dies können wir nur aus dem Schmerze abnehmen, mit dem ein gutgeartetes Weib dem zarten Sprößling diese liebliche Nahrung entzieht. Muß eine Mutter nicht herzlos und eine kränkliche nicht höchst unglücklich sein, wenn sie sieht, daß das Kind, welches der Schlag ihres Herzens belebte, die fremde, vielleicht rohe Amme als seine Mutter liebt, und die Händchen weinend nach der Lohndienerin ausstreckt, wenn sie es zu sich nehmen will. — Viele Nachteile knüpfen sich an den Gebrauch einer Amme, denn es ist nicht zu leugnen, daß die Nahrung des Körpers mit der Bildung der Seele Hand in Hand geht, und viel Wahrheit liegt in dem Ausdruck: das ist mit der Muttermilch schon eingesogen worden. — Ist eine Mutter so unglücklich, ihre Bestimmung und heilige Pflicht verleugnen zu müssen, so sei sie unter dem Beirate eines verständigen, das Leben des Weibes durchschauenden Arztes sorgfältig bemüht, ein möglichst moralisch und körperlich gesundes Weib zur Ernährerin ihres Kindes aufzufinden, und erlaube demselben die fremde Brust nur bis zu der Zeit, wo die Begriffe des Kindes sich entwickeln, damit das Kind von seiner wirklichen Mutter sich nicht abwende. - (conv)
Amme (4)
Dies ganz teuflische
Gesicht, |
- (ker)
Amme (5) Man solle sich hüten, daß man hierzu keine
lasterhafte, grausame, unkeusche, dumme oder sonsten übel geartete, sondern
eine tugendsame, sanftmütige, keusche, kluge und wohlgesittete Weibsperson erwähle,
immaßen die von einer Amme gestillt~ oder gesäugten Kinder aus der Gemütsart
ihrer Eltern zu schlagen und hingegen zu denen Tugenden oder Lastern ihrer Ammen
zu inklinieren pflegen. Dahero man von dem Wüterich Nerone
lieset, daß er von dem Naturell seiner Voreltern (als welche grundgütige Leute
gewesen) weit abgewichen und, weilen er eine grausame Person zur Amme gehabt,
sogar seine eigene Mutter ermorden lassen. - (
zauber
)
Amme (6)
Amme (7)
- Paul Laurenzi
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