erie   Einmal aß Orlov zu viel Erbsenbrei und starb. Und als Krylov davon erfuhr, starb auch er. Und Spiridonov starb ganz von allein. Und Spiridonovs Frau fiel von der Kommode und starb. Und Spiridonovs Kinder ertranken im Teich. Und Spiridonovs Großmutter ergab sich dem Suff und trieb sich auf der Straße herum. Und Michaijlov hörte auf sich zu kämmen und bekam die Krätze. Und Kruglov malte auf ein Papier eine Dame mit der Knute in der Hand und wurde verrückt. Und Perechrestov bekam telegraphisch 400 Rubel und gab damit dermaßen an, daß man ihn entlassen mußte. Lauter anständige Leute, und doch kann keiner von ihnen einen klaren Kopf behalten. - (charms)

Serie (2)  Eine alte Frau fiel vor lauter Neugier aus dem Fenster, schlug auf und brach sich das Genick. Aus dem Fenster lehnte sich eine zweite alte Frau und schaute zu der Genickbrüchigen hinunter, aber vor lauter Neugier fiel sie auch aus dem Fenster, schlug auf und brach sich das Genick.

Dann fiel die dritte alte Frau aus dem Fenster, dann die vierte, dann die fünfte.

Als die sechste alte Frau herausgefallen war, hatte ich keine Lust mehr, ihnen zuzusehen, und ging zum Malzewski-Markt, wo, wie man hörte, einem Blinden ein Wollschal geschenkt worden war. - (charms)

Serie (3) Ein Läuschen und ein Flöhchen, die lebten zusammen in einem Haushalte und brauten das Bier in einer Eierschale. Da fiel das Läuschen hinein und verbrannte sich. Darüber fing das Flöhchen an laut zu schreien. Da sprach die kleine Stubentüre 'was schreist du, Flöhchen?' 'Weil Läuschen sich verbrannt hat.'  Da fing das Türchen an zu knarren. Da sprach ein Besenchen in der Ecke 'was knarrst du, Türchen?' 'Soll ich nicht knarren?

Läuschen hat sich verbrannt,
Flöhchen weint.

Da fing das Besenchen an entsetzlich zu kehren. Da kam ein Wägelchen vorbei und sprach 'was kehrst du, Besenchen?' 'Soll ich nicht kehren?

Läuschen hat sich verbrannt,
Flöhchen weint,
Türchen knarrt.'

Da sprach das Wägelchen 'so will ich rennen,' und fing an entsetzlich zu rennen. Da sprach das Mistchen, an dem es vorbeirannte, 'was rennst du, Wägelchen?' 'Soll ich nicht rennen?

Läuschen hat sich verbrannt,
Flöhchen weint,
Türchen knarrt,
Besenchen kehrt.'

Da sprach das Mistchen 'so will ich entsetzlich brennen,' und fing an in hellem Feuer zu brennen. Da stand ein Bäumchen neben dem Mistchen, das sprach 'Mistchen, warum brennst du?' 'Soll ich nicht brennen?

Läuschen hat sich verbrannt,
Flöhchen weint,
Türchen knarrt,
Besenchen kehrt,
Wägelchen rennt.'

Da sprach das Bäumchen 'so will ich mich schütteln,' und fing an sich zu schütteln, daß all seine Blätter abfielen. Das sah ein Mädchen, das mit seinem Wasserkrügelchen herankam und sprach 'Bäumdien, was schüttelst du dich?' 'Soll ich mich nicht schütteln?

Läuschen hat sich verbrannt,
Flöhchen weint,
Türchen knarrt,
Besenchen kehrt,
Wägelchen rennt,
Mistchen brennt.'

Da sprach das Mädchen 'so will ich mein Wasserkrügelchen zerbrechen,' und zerbrach das Wasserkrügelchen. Da sprach das Brünnlein, aus dem das Wasser quoll, 'Mädchen, was zerbrichst du dein Wasserkrügelchen?' 'Soll ich mein Wasserkrügelchen nicht zerbrechen?

Läuschen hat sich verbrannt,
Flöhchen weint,
Türchen knarrt,
Besenchen kehrt,
Wägelchen rennt,
Mistchen brennt,
Bäumchen schüttelt sich.'

'Ei,' sagte das Brünnchen, 'so will ich anfangen zu fließen,' und fing an entsetzlich zu fließen. Und in dem Wasser ist alles ertrunken, das Mädchen, das Bäumchen, das Mistchen, das Wägelchen, das Besenchen, das Türchen, das Flöhchen, das Läuschen, alles miteinander. - (grim)

Serie (4)  In meinen vier Bezirkshauptmannschaften fallen ... wie betrunken die Leute von den Gerüsten herunter, in die Maschinen hinein, alle Balken kippen um, alle Böschungen lockern sich, alle Leitern rutschen aus, was man hinauf gibt, das stürzt hinunter, was man herunter gibt, darüber stürzt man selbst. Und man bekommt Kopfschmerzen von diesen jungen Mädchen in den Porzellanfabriken, die unaufhörlich mit Türmen von Geschirr sich auf die Treppen werfen. - Franz Kafka, Versicherungsangestellter

Serie (5)  Junghuhn erzählt, daß er auf Java ein unabsehbares Feld ganz mit Gerippen bedeckt erblickt und für ein Schlachtfeld gehalten habe: es waren jedoch lauter Gerippe großer, fünf Fuß langer, drei Fuß breiter und eben so hoher Schildkröten, welche, um ihre Eier zu legen, vom Meere aus, dieses Weges gehn und dann von wilden Hunden (Canis rutilans) angepackt werden, die, mit vereinten Kräften sie auf den Rücken legen, ihnen den untern Harnisch, also die kleinen Schilder des Bauches, aufreißen und so sie lebendig verzehren. Oft aber fällt alsdann über die Hunde ein Tiger her. Dieser ganze Jammer nun wiederholt sich tausend und aber tausend Mal, Jahr aus Jahr ein. Dazu werden also diese Schildkröten geboren. - (wv)

Serie (6)   König Schahzamân von Samarkand wollte seinen Bruder König Schehrijâr von Indien besuchen. Er fand, als er bei der Abreise noch einmal in seinen Palast zurückkehrte, seine Gemahlin in den Armen eines Negers. Sofort erschlug er beide und ritt dann traurig zu seinem Bruder. Dort entdeckte er, daß die Gemahlin Schehrijârs es ebenso trieb, wie seine eigene Gemahlin es getrieben hatte. Nun ward er wieder froh. Sein Bruder wunderte sich über sein verändertes Aussehen und erfuhr auf sein dringendes Bitten hin die ganze Wahrheit von Schahzamân. Darauf legten beide ihre königliche Würde ab und zogen als Pilger durch die Welt auf der Suche nach jemandem, dessen Leid noch größer wäre als das ihrige. Sie fanden einen solchen in einem Dämon, der von seiner Frau in unerhörter Weise betrogen wurde. So kehrten sie denn in die Hauptstadt zurück. Dort schlug Schehrijâr seiner Gemahlin sowie den Sklaven und Sklavinnen, die an ihrem Treiben teilgenommen hatten, den Kopf ab, und von da ab ließ er sich jeden Tag eine Jungfrau bringen, mit der er sich vermählte und die er am nächsten Tage enthauptete.   - Enno Littmann, Nachwort zu (1001)

Serie (7)  Mein Schätzgen, ich schwelge im Allein- und All-Ein-Sein, tue wenig und bin feierlich und mit mir selbst zeremoniell. (Grün, weils grün wird vorm Fenster, aber jetzt blau weils aufklart). Für Grüße, Spende und 4 Eier, erinnerungsschwere, Dank über Dank. (Es bezieht sich, darum wieder schwarz). Dazwischen wüste Tage voller Schrecken, ich hatte  progr. Quadratur , aber  radix also gemildert, sagte mir: weiche aus, hol gute Bücher und geh zu Bett. Tat so. Eben in den Kissen, wo sind die Bücher?? Im Bus vergessen, darunter der unersetzliche ›Godwi, ein verwilderter Roman von Maria, 1790‹. Morgens gleich zum Fundamt, sind da - aber zu Hause alles in Qualm, hatte Wasser aufgesetzt und vergessen. Ich esse Zwieback und knack: zerbricht meine Zahnprothese!! Sofort zu meinem Arzt - verreist. Ein andrer heilt provisorisch, zahle gleich 25 Mark! Wütend wieder zu Hause - klick, setz ich mich auf meine Brille uswusw. - Hans Jürgen von der Wense, Von Aas bis Zylinder, Bd. I. Frankfurt am Main 2005

Serie (8)   Am 28. Januar trat morgens um 9 mein neubeigezogener nachbar, ein mildsinniger witwer, vergnügt in mein zimmer, er wolle sich einen windfang vorbauen, es gäbe krach, macht kehrt, plötzlich - er taumelt, bricht zusammen, ruft: »Aus!« und - tot. Ich hole hilfe, das haus leer, auch der arzt kam nicht gleich, war lange mit dem fremden toten allein. Unheimlich. Zwei tage darauf starb ebenfalls völlig unerwartet auch der mieter unter mir. Im hause große bestürzung. Der nächste sei ich. Am 3. Februar nahm mein blasenleiden so zu, dass ich an krebs glaubte. Mein sonst so wirksames mittel, zitterpappel, wirkte nicht mehr. Beschloss in klinik zu gehen. Sagt mir jemand, versuchen Sie mal statt in tröpfchen in dragees. Tat ich. Wirkte. Bin zur zeit ziemlich gesund, nur bei nasskälte und eiswind anfällig. Kann nach wochenlangem säumen und zögern die zerrüttete arbeit wieder aufnehmen.

Am 5. Februar post, dass meine freundin, Frl. Esche in Berlin nach missglückter Operation am linken auge erblindet. Kaum daheim, stürzt sie über den teppich, brichts bein.

Am 8. februar wurde meine gute freundin Frl. Claus irre, muss sie dieser tage in ein heim bringen, aber wo und wie?? Sie glaubt, ihr vater (der 120 jahre alt sein müsste) wäre gekommen, klein wie ein Streichholz, sie schaukelt ihn in einer kleinen puppenwiege und singt dazu Wanderers nachtlied von Liszt. - Hans Jürgen von der Wense, Von Aas bis Zylinder, Bd. I. Frankfurt am Main 2005

Serie (9)  Der Tag begann wenig verheißungsvoll. Die Unordnung, die bei mir zu Hause seit dem Augenblick herrschte, da ich meinen Diener zur Generalüberholung gegeben hatte, wurde immer größer. Ich konnte nichts finden. In der Meteorensammlung hatten sich Mäuse eingenistet. Sie hatten den schönsten Chondrit angenagt. Als ich Kaffee brühte, lief mir die Milch über. Die Geschirrtücher lagen bei den Taschentüchern... Ich hätte diesen elektronischen Wirrkopf schon zur Generalüberholung geben sollen, als er mir die Schuhe von innen einzukremen begann. Statt eines Geschirrtuchs mußte ich einen alten Fallschirm nehmen, ich ging nach oben, staubte die Meteore ab und stellte eine Falle auf. Alle Exemplare hatte ich selbst gesammelt. Das ist nicht so schwierig - man braucht nur einen Meteor von hinten anzugehen und ein Netz über ihn zu stülpen. Da fielen mir die Toastschnitten ein, und ich rannte nach unten. Sie waren natürlich verkohlt. Ich warf sie in den Ausguß. Der war sofort verstopft. - (lem)

Serie (10)   Als ich am Sonntag halb zwölf nach Hause gekommen war, legte ich mich mit der Absicht, tief zu schlafen, ins Bett und blies meine Kerze aus. Drei Minuten später Posaunengedröhn und Trommelwirbel! Es war eine Hochzeit bei Bonvalet. Da alle Fenster der besagten Garküche offenstanden (wegen der Wärme der Nacht), entging mir keine einzige Quadrille und kein einziger Schrei! Die Kapelle war (wie ich die Ehre habe, Ihnen mitzuteilen) durch zwei Trommeln verschönert.

Um sechs Uhr morgens, wieder die Maurer. Um sieben ziehe ich aus, um im Grand-Hotel Wohnung zu nehmen.

Dort eine Dreiviertelstunde Umherwandern, bis ich ein Zimmer finde.

Kaum war ich darin (im Zimmer), beginnt man im Nebenraum eine Kiste zuzunageln. Neue Wanderung durch das Hotel, um eine Zufluchtstätte zu finden. Kurz, um neun verlasse ich das Haus und gehe ins Hotel Helder, wo ich eine scheußliche Kammer bekomme, finster wie das Grab. Nur herrschte die Ruhe des Grabes nicht darin: Rufe der Herren Reisenden, Rollen der Wagen auf der Straße, Klappern von Blecheimern im Hof.

Von 1 bis 3 Uhr packe ich meine Sachen ein und verlasse den Boulevard du Temple.

Von 4 bis 6 Uhr versuche ich bei Du Camp, Rue du Rocher, zu schlafen. Aber ich hatte nicht mit anderen Maurern gerechnet, die eine Mauer an seinem Garten errichten.

Um 6 Uhr begebe ich mich in ein Bad in der Rue Saint-Lazare. Dort spielende Kinder im Hof und ein Klavier.

Um 8 Uhr kehre ich in die Rue du Helder zurück, wo mein Diener auf meinem Bett alles ausgebreitet hatte, was ich brauche, um am Abend zum Ball in den Tuilerien zu gehen. Doch ich hatte noch nicht zu Abend gegessen, und in der Meinung, daß der Hunger vielleicht meine Nerven schwächen könnte, gehe ich ins Café de l'Opéra.

Kaum war ich eingetreten, als neben mir ein Herr zu brüllen anfing.

Um 9 Uhr kehrte ich ins Hotel Helder zurück. Der Gedanke, mich umziehen zu müssen, erschöpfte mich wie ein Aderlaß an allen vier Gliedern. Mich überkommt der Widerwille, und ich beschließe, so schnell wie möglich wieder aufs Land zu fahren. Mein Bedienter packt meinen Koffer.

Das ist noch nicht alles. Letzte Episode: Mein Koffer rutscht vom Dach der Kutsche und fällt mir auf die Schulter. Ich trage noch die Spuren davon. Das war's.  - (flb)

Serie (11)  

Serie (12)  Hier ist die Rede von Antoine Billot. An der Katastrophe von Arles nahm er teil. Hundert Tote über Nacht, weil ein Damm brach. Soldaten holten ihn in Booten ab, als er bereits bewußtlos war vor Hunger und Kälte, mit beiden Armen an einen Baum geklammert.

1939 lag er unter der Lokomotive zusammen mit vier anderen Streckenarbeitern, da irgend etwas mit dem Warnsystem nicht geklappt hatte. Das Zugpersonal, das den Eilzug erst einige Meter hinter der Unfallstelle zum Halten bringen konnte, unübersichtliche Kurve, wurde im nächsten Ort ausgewechselt. Die Schäden an der Lokomotive waren gering. Unser Mann wurde ärztlich nicht sogleich behandelt, da man ihn zu den übrigen Toten gelegt hatte, später rappelte er sich noch einmal zusammen.

Eine Betondecke stürzte ein, sieben Frauen, die in dem Raum unter der Betondecke für eine Firma Kartoffeln schälten, wurden getötet. Er war der einzige Mann in diesem Raum. Stand im Augenblick des Betriebsunfalles in der Tür und wurde lediglich schwer verletzt, so daß die Ärzte an seinem Aufkommen zweifelten. Die Sache ging durch die Zeitungen. Im Krieg wurde er von dem Ort, an dem er seine Verwundung empfing, zurückgeflogen ins Innere des Landes. Da ein Motor der Sanitätsmaschine aussetzte und das Flugzeug an Höhe verlor, kam von der Bodenstelle die Weisung, die Schwerverletzten abzuwerfen. Der Mann gehörte zu den Schwerverletzten. Er wurde abgeworfen. Niemand hätte mehr mit ihm gerechnet, da Mangel an Fallschirmen bestand. Aber er fiel noch ganz glücklich und ließ sich auf dem Bauernhof, in dessen Gebiet er fiel, gesund pflegen. Es war sein Glück, denn er entging dadurch der Gefangenschaft und der Zwangsarbeit in Deutschland. Nach dem Sieg beging er die Torheit, sich auf den Nachhauseweg nach Südfrankreich zu machen. Auf diesem Weg geriet er in Nimes unter die verhafteten Milizangehörigen, die man in das Stadion trieb und mit Maschinengewehren beschoß. Hierein wurde er entweder durch ein Versehen verwickelt oder weil er tatsächlich etwas mit der Miliz zu tun hatte. Er lag angeschossen, verdeckt von einigen Toten, die über ihn gefallen waren, und wurde, wie er später erzählte: wie ein toter Stier, als tot abgeschleppt. Fs gelang ihm später, sich zu entfernen. Vom Wehrdienst in Algier wurde er befreit. Er nahm auch keine Arbeit mehr an, wenn sie in Betrieben stattfand, in denen die Unfallquote über i,z% im Jahr lag. Es passierte aber, daß er sich im Stadion eines südfranzösischen Städtchens in der goldenen Abendsonne ein Fußballspiel ansah, die Ränge bis auf den letzten Platz besetzt, plötzlich setzt ein wolkenbruchartiger Regen ein, der ganze Himmel ein einziger Wasserstrahl auf die Schaulustigen, die aus Angst, naß zu werden, zu Tausenden zu den Ausgängen der Arena drängen. Dabei blieben zwanzig Menschen, teils getötet, teils schwer verletzt, liegen. Der inzwischen vierzigj ährige Billot- schon in der Nähe des Ausgangs - gehörte zu den erheblich Blessierten, entging aber dem Tode. Die Verletzung, die er auszukurieren hatte und zu der durch unsachgemäße Behandlung in der Kreiskrankenanstalt ein Leberleiden und eine leichte Blutvergiftung hinzukamen, bewahrte ihn vor der Teilnahme am Suez-Abenteuer, von dem man damals nicht wissen konnte, ob es nicht gefährlich enden würde. Der Mann war dankbar.  - (klu)

 

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