rille
Eben schrieb er an Klara, als es leise an die
Türe klopfte; sie öffnete sich auf seinen Zuruf, und Coppolas
widerwärtiges Gesicht sah hinein. Nathanael fühlte sich im Innersten
erbeben; eingedenk dessen, was ihm Spalanzani
über den Landsmann Coppola gesagt und was er auch rücksichts
des Sandmanns Coppelius der Geliebten so heilig versprochen,
schämte er sich aber selbst seiner kindischen Gespensterfurcht,
nahm sich mit aller Gewalt zusammen und sprach so sanft und gelassen,
als möglich: »Ich kaufe kein Wetterglas, mein lieber Freund,
gehen Sie nur!« Da trat aber Coppola vollends in die Stube und
sprach mit heiserem Ton, indem sich das weite Maul zum häßlichen
Lachen verzog und die kleinen Augen unter den grauen langen Wimpern
stechend hervorfunkelten: »Ei, nix Wetterglas, nix Wetterglas!
- hab auch sköne Oke - sköne Oke!« - Entsetzt rief Nathanael:
»Toller Mensch, wie kannst du Augen haben? - Augen - Augen?
-« Aber in dem Augenblick hatte Coppola seine Wettergläser beiseite
gesetzt, griff in die weiten Rocktaschen und holte Lorgnetten
und Brillen heraus, die er auf den Tisch legte. - »Nu - Nu -
Brill' - Brill' auf der Nas' su setze, das sein meine Oke - sköne
Oke!« - Und damit holte er immer mehr und mehr Brillen heraus,
so, daß es auf dem ganzen Tisch seltsam zu flimmern und zu funkeln
begann. Tausend Augen blickten und zuckten krampfhaft und starrten
auf zum Nathanael; aber er konnte nicht wegschauen von dem Tisch,
und immer mehr Brillen legte Coppola hin, und immer wilder und
wilder sprangen flammende Blicke durcheinander
und schossen ihre blutrote Strahlen in Nathanaels Brust. -
E.
T.A. Hoffmann, Der Sandmann
Brille (2)
Brille (3) Die Polizei hat diese Brille in der Nähe des Priestergrabens im Gras gefunden. Wenn sie nicht dem Metzger gehört was macht dann diese Brille im Gras? Nichts, was soll sie machen? Woher kommt sie? Und das Gras und die Erde, woher kommen die? Warum ruft ihr nicht die Kriminalwissenschaft, damit wir hören was sie meint sie weiß nicht mehr als wir. Das Gras und die Erde, manchmal ist die Polizei wirklich lächerlich in diesem Fall. Die Kriminalwissenschaft hat die Linsen messen lassen in einem spezialisierten Labor das gesagt hat vier Dioptrien rechts und fünf links, er sieht wenig dieser Typ ist kurzsichtig. Sie haben alles auf ganz geheimen Kärtchen notiert und an die Kommissariate der Zone von Albano bis zum Meer geschickt. Die Polizei sagt wir haben die Brille gefunden und
WIR WERDEN AUCH DIE AUGEN FINDEN.
Die Zeitungen schreiben die Brille ist nicht diejenige des Metzgers, das
wissen alle hier in Pavona ist es überflüssig daß uns die Zeitungen das sagen.
Gut sie gehört nicht dem Metzger, sie gehört aber auch nicht mir, wenn euch
das interessiert. Ich trage keine Brille ich trug vor ein paar Jahren eine jetzt
sehe ich sehr gut, nicht übel. Vor Rosangela sah ich wenig, jetzt sehe ich
auch nachts wie die deutschen Piloten im Krieg. Sie aßen Karotten um im Dunkeln
sehen zu können und die englischen Piloten Heidelbeermarmelade, bitteschön.
Ich brauche keine Karotten und keine Heidelbeeren und auch keine Brille ihr
könnt selber eine tragen wenn ihr eine tragen wollt. Es ist nicht ganz einfach
mitten auf dem Land zwei Augen zu finden, sie sind bestimmt nach Rom gegangen,
um sich unter die große Menschenmenge der Bevölkerung zu mischen. Zwei Millionen,
Spaß beiseite. Da könnt ihr suchen, zwei Millionen. In Pavona hält ein Zug
der nach Rom fährt, mit dem können sie entwischt sein. Die Polizei glaubt sie
sind in dieser Zone geblieben, vielleicht verstecken sie sich hinter gefärbten
Brillengläsern. Es gibt auch Brillen mit Spiegellinsen die einem erlauben zu
sehen ohne gesehen zu werden. - Luigi Malerba, Salto
mortale. Frankfurt am Main 1987 (zuerst 1968)
Brille (4)
- N. N.
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