Tat   Lieber Gott, du hast eben noch Lust zum Nachdenken, du hast ja immer über einen Haufen Dinge nachgedacht und überlegt und beobachtet, du hast dich ja immer bemüßigt gefühlt, alles abzumessen, dir jede Spur zu merken und dir Notizen zu machen, von denen du gar nicht weißt, wo und wie du sie einordnen sollst. Überlaß das doch den Polizeiarchivaren. Hast du denn immer noch nicht begriffen, daß ihr einpacken könnt mit eurem Geist? Daß die Bertillonage mehr wert ist als eure ganze Philosophie? Ihr macht euch lächerlich mit eurer metaphysischen Angst, ihr seid einfach feige, ihr fürchtet euch vor dem Leben, vor den Menschen der Tat, vor der Tat selbst, vor der Unordnung. Aber die ganze Welt ist eine einzige große Unordnung, mein Lieber. Unordnung herrscht bei den Pflanzen, den Steinen, den Tieren, Unordnung in der Vielfalt der menschlichen Rassen, Unordnung regiert das Leben der Menschen; das Denken, die Geschichte, Schlachten, Erfindungen, Handel und Kunst, die Theorien, die Leidenschaften und die Systeme — alles Unordnung. Das ist immer so gewesen. Wie wollt ihr Ordnung hineinbringen? Und was für eine Ordnung? Was sucht ihr eigentlich? Es gibt keine Wahrheit. Es gibt nur die Tat, die Tat, die einer Million verschiedener Motive gehorcht, die vergängliche Tat, die Tat, die allen nur möglichen und vorstellbaren Zufälligkeiten unterworfen ist, die antagonistische Tat. Das Leben. Leben, das ist Verbrechen, Diebstahl, Eifersucht, Hunger, Lüge, Sauerei, Dummheit, Krankheiten, Vulkanausbrüche, Erdbeben und Leichenhaufen. Das änderst du auch nicht, mein Freund. Oder willst du noch anfangen, Bücher zusammenzuschmieren ?     - (mora)

Tat (2)
 

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