ifersucht  Die öffentliche Schande ist um so brennender (etwas später werden wir sehen, wie sehr dieses Adjektiv in diesem Fall zutrifft), wenn die Begebenheit, die ihr zugrunde liegt, sich in einer kleinen Stadt zugetragen hat. Deshalb spielt diese Geschichte in Parma, im Wohnviertel am Ende der Viale Solferino, dem hochgelegenen und eleganten Teil der Stadt. Die Protagonisten nenne ich nach reiflicher Überlegung Marta und Raniero (in meiner Erzählung verbirgt sich eine kleine boshafte Anspielung, aber ich fürchte, nur die Betroffenen werden sie erkennen).

Der Ehemann Martas ist ein bekannter Chirurg im Ospedale Maggiore. Für eine untreue Ehefrau ist das der ideale Beruf: Marta ruft im Krankenhaus an, und wenn er gerade zu operieren begonnen hat, weiß sie, daß er mindestens zwei Stunden dort festgenagelt ist. Inzwischen kann sie sogar die Dauer der verschiedenen Operationen einschätzen, sie weiß, welche eine Stunde dauern, welche zwei, welche vier.

Raniero ist mit der Tochter eines liberalen und wohlhabenden Rechtsanwaltes verheiratet, und die beiden wohnen in einer Villa in Vicofertile, einige Kilometer außerhalb der Stadt, wo der Schwiegervater ausgedehnte Ländereien besitzt. Raniero kommt fast jeden Tag in die Stadt, wo er ein Anwaltsbüro betreibt, aber oft empfängt er nicht seine Klienten, sondern trifft Marta in einer kleinen Mansarde an einer Gasse, die in die Via Solferino mündet.

Heute abend hat sich Marta mit einer Freundin verplaudert und kommt zu spät zum Rendezvous mit Raniero.

- Es ist Viertel zehn, sagt er ein wenig verärgert.
- Aber nein, es ist Viertel nach neun.

Raniero weiß nicht, ob er die Richtigstellung Martas als Scherz auffassen soll oder als eine ihrer kleinen Spitzfindigkeiten, die ihn oft genug ärgern. Um sich den Abend nicht zu verderben, beschließt er schließlich zu lächeln und ihr die Verspätung zu verzeihen. Dann legt er eine Platte von Louis Armstrong auf. »On the sunny side of the street«, einen melancholischen, herzzerreißenden Jazz. Er weiß, daß sich die Frauen immer wieder gern den Hof machen lassen, wie beim ersten Mal, und sei es auch nur mit einer Platte.

Draußen hat es zu schneien begonnen, und vom Bett aus können sie durch die niedrigen Fenster die Schneeflocken sehen, die im Licht der Straßenlaternen treiben. Topy, Martas Dackel, rast wie immer vor Eifersucht, wenn seine Herrin mit Raniero im Bett liegt, jault und läuft im Zimmer auf und ab. Inzwischen jault auch Marta im Bett, und Topy verbeißt sich in den Gummischlauch des Gasofens, zerrt wütend daran, bis er ihn aus dem Metallrahmen gerissen hat.

Raniero streckt schließlich entspannt und befriedigt den Arm aus dem Bett, um sich Zigaretten und Streichhölzer zu holen. Er möchte alles mit einer Hand erledigen, aber dann muß er doch den zweiten Arm unter Martas Hals hervorziehen. Jetzt endlich kann er das Streichholz anzü... - (ma3)

Eifersucht (2) Oh, ich mußte Lo scharf im Auge behalten, die leicht schwach werdende kleine Lo! Vielleicht infolge der dauernden Liebesgymnastik strahlte sie, ihrer sehr kindlichen Erscheinung zum Trotz, eine unerklärliche schmachtende Glut aus, die Tankstellenkerle, Hotelpagen, Urlauber, Flegel in Luxuswagen, bronzebraune Idioten an blaugefärbten Pools dazu trieb, sich in Krämpfen von Begehrlichkeit zu winden, welche meinem Stolz hätten schmeicheln können, hätten sie nicht meine Eifersucht verschärft. Denn die kleine Lo war sich dieser ihrer Ausstrahlung bewußt, und oft ertappte ich sie dabei, wie sie coulait un regard in Richtung irgendeines liebenswerten Mannsbilds, etwa des jungen Ölwechselaffen mit sehnigem, goldbraunem Unterarm und einem Uhrenarmband am Handgelenk, und kaum hatte ich den Rücken gekehrt, um ebendieser Lo einen Lolli zu kaufen, als ich sie und den schönen Mechaniker auch schon Witzworte wechseln hörte, als sängen sie ein Liebesduett.   - (lo)

Eifersucht (3)  Daß Job ein Model und Modell der Gedult / alle Sucht und Kranckheiten habe an sich gehabt / ist ein allgemeine Aussag der Lehrer; und wollen auch einige / daß er das Podagra in höchstem Grad habe außgestanden / indem er gesagt hat / posuisti in nervo pedem meum, etc. Wann dann alle Suchten ihn geplagt haben / die Lungen-Sucht / die Dürr-Sucht / die Gelb-Sucht / die Wasser-Sucht / die Schwind-Sucht / die Glider-Sucht / etc. so ist doch ein Sucht an dero er nicht gelitten / nemblich / die Eifersucht / an der ist nicht bekannt / daß er hätte gelitten: da doch dise die härtiste Sucht / und wo sie einmahl starck hafftet / da greifft sie so gar das Hirn an und machet den Menschen zu einem Narren.  - Abraham a Santa Clara

Eifersucht (4)  Ein Eiffersüchtiger / besichtige ihn recht / ist wie ein Henn / die immerzu kratzt / grippelt / grappelt und sucht; Ein Eiffersüchtiger / betracht ihn gut / ist wie ein Löw / der auch im Schlaff die Augen offen hat. Dem Narren ist ein jeder Aspect, Suspect; ihm ist deß Weibs ein jeder Gang ein Zwang; ihm ist ein jeder Schritt ein Schnitt; ihm ist ein jeder Gruß ein Buß; ihm ist ein jeder Schmutzer ein Drutzer; ihm ist ein jeder Blicker ein Zwicker; Sie wolt gern reden / und darff nicht; sie wolt gern lachen / und soll nicht; sie wolt gern grüssen / und traut ihr nicht; sie wolt gern dancken / und understehet sich nicht; alles / was von ihr Guts gesagt wird / das glaubt er nicht; was von ihr böses geredt wird / das glaubt er.  - Abraham a Santa Clara

Eifersucht (5)   Ursprünglich war er Stallknecht, der Halunke, dann hat er die Besitzerin der Lauschigen Ecke geheiratet, die nämlich ihren Mann verloren hatte. Sie war zwanzig Jahre älter als Louis, trank gern einen über den Durst, und da sie entsetzlich eifersüchtig war und das Geld ihr gehörte, hat er sie mit Schnaps nach und nach umgebracht. Sie mußte immer mehr trinken, und nicht selten legte sie sich gleich nach dem Frühstück wieder ins Bett. Sieben Jahre hat sie das ausgehalten, obwohl ihre Leber hart wie ein Stein war, aber dann konnte er ihr endlich ein schönes Begräbnis machen. - Georges Simenon, Maigret und die schrecklichen Kinder. München 1971 (Heyne Simenon-Kriminalromane 7, zuerst 1953)

Eifersucht (6)    Ich werde auf Deinen Finger eifersüchtig sein. Ich will, daß Du mir sagst, wenn Du Dich selbst befriedigt hast, und daß Du dem ein wenig widerstehst. Ich werde gezwungen sein, Dich durchzuprügeln. Du machst überhaupt keine Anstrengungen in dieser Richtung. Du bist so wunderhübsch; ich will nicht, daß Du welk wirst, weil Du Dich in einsamen Vergnügungen erschöpfst. Ich will Dich taufrisch wiedersehen, sonst wirst Du Ohrfeigen bekommen wie ein Schüler, der masturbiert hat, statt seine Lektionen zu lernen. Als wir auf dem College waren, haben wir ein Loch in die rechte Tasche gebohrt, die Hand hineingesteckt und das dann während des ganzen Unterrichts gemacht. Ringe unter den Augen. Aber ich will nicht, daß ein großes Mädchen wie Du, das prächtige Arschbacken hat und schon ihrem Ehemann Hörner aufgesetzt hat, wie ein unartiger kleiner Junge masturbiert. Wenn Du das tust, kriegst Du die Peitsche, mein Luder, die Peitsche, damit Du gebändigt wirst. Du kannst Deinen Hintern noch so stahlhart machen, ich werde Dich bis aufs Blut versohlen, so sehr, daß Du nicht mehr sitzen kannst. Deine Arschbacken werden für Dein Vötzchen bezahlen, meine Liebe. Ich begehre Dich wie von Sinnen. Ich kann nicht mehr.   - (apol)

Eifersucht (7)

Eifersüchtige Weiber

- Th. Rowlandson, 1810, nach (erot)

Eifersucht (8)  WOYZECK sieht sie starr an und schüttelt den Kopf. Hm! Ich seh nichts, ich seh nichts. O, man müßt's sehen, man müßt's greifen könne mit Fäusten!

MARIE verschüchtert. Was hast du, Franz? - Du bist hirnwütig, Franz.

WOYZECK. Eine Sünde, so dick und so breit - es stinkt, daß man die Engelchen zum Himmel hinausräuchern könnt! Du hast ein' roten Mund, Marie. Keine Blase drauf? Wie, Marie, du bist schön wie die Sünde - kann die Todsünde so schön sein?

MARIE. Franz, du redst im Fieber!

WOYZECK. Teufel! - Hat er da gestanden? so? so?

MARIE. Dieweil der Tag lang und die Welt alt is, können viel Menschen an einem Platz stehn, einer nach dem andern.

WOYZECK. Ich hab ihn gesehn!

MARIE. Man kann viel sehn, wenn man zwei Auge hat und nicht blind is und die Sonn scheint.

WOYZECK. Mensch! Geht auf sie los.

MARIE. Rühr mich an, Franz! Ich hätt lieber ein Messer in den Leib als deine Hand auf meiner. Mein Vater hat mich nit anzugreifen gewagt, wie ich zehn Jahr alt war, wenn ich ihn ansah.

WOYZECK. Weib! - Nein, es müßte was an dir sein! Jeder Mensch is ein Abgrund; es schwindelt einem, wenn man hinabsieht. - Es wäre! Sie geht wie die Unschuld. Nun, Unschuld, du hast ein Zeichen an dir. Weiß ich's? weiß ich's? Wer weiß es?  - Georg Büchner, Woyzeck

Eifersucht (9)  Um zu trinken, hatte sich Patschuli weit nach hinten gelehnt. Mit prallen Lippen hatte er sich am Blechrand der Tasse festgesaugt und dann mit der Zunge noch den Boden ausgeleckt. Er richtete sich nicht mehr auf, sondern blieb mit dem Kopf auf Lös' Knien liegen.

Das Gewicht dieses Kopfes auf seinen Knien erregte Lös. Und die Wärme des fremden Körpers riß Sprünge in seine Einsamkeit. Er hob die Hand und streichelte die kurzen Haare Pat-schulis. Diese Berührung, die wie ein Besitzergreifen war, hob aus der Tiefe ein vergessenes Erlebnis.

Er sah das Knabeninternat, in dem er als Fünfzehnjähriger gewesen war, das Zimmer, das er damals bewohnt hatte, den Freund, der jünger war als er und der ein weiches rundes Gesicht gehabt hatte und weiche Haare. An einem Abend nach dem Lichtcrlöschen war er in das Zimmer des Freundes geschlichen und hatte sich zu diesem ins Bett gelegt. Da war die Türc plötzlich aufgerissen worden: Der Direktor war es gewesen, der hatte ihn in sein Zimmer zurückgetrieben. Am nächsten Tage hatte er Selbstmord begehen wollen, mit Chloroform, das er aus dem Laboratorium gestohlen hatte. Aber es war ihm nur übel geworden, und er hatte sich übergeben müssen. Die Übelkeit von damals war mit einem Schlage wieder da. Verworren dachte er noch: ‹Warum erzählen wir uns nicht solche Geschichten, die wahr sind, statt uns anzulügen und uns wichtig zu machen.› Da riß er die Augen auf und sah: Peschke stemmte sich auf, blieb dann einen Augenblick mit dem rechten Knie am Boden kleben, die Fäuste aufgestemmt, wie ein Schnelläufer am Start. Dann stürzte er vor, packte Patschuli an einem Ohr und riß ihn in die Höhe. Patschuli kreischte schrill. Da ließ der andere das Ohr los, schnallte mit einem Ruck den Ledergurt ab und trieb den Schreienden mit klatschenden Schlägen zum Tor hinaus. - (gou)

Eifersucht (10)  Herwarth! Gestern war ein Monstrum im Café mit orangeblonden, angesteckten Locken, und wartete scheint's bis Mitternacht auf Dich, Herwarth. Leugne nur nicht, Du kennst sie; sie sprach genau so im Tonfall wie Du, überhaupt ganz in Deiner Ausdrucksweise. Nachher ging sie in die Telephonzelle; ich und Zeugen hörten sie unsere Nummer rufen, aber Deine Sekretärin mußte wohl schon gegangen sein, denn das Monstrum stampfte so wütend mit dem Fuß, daß die gläserne Tür des kleinen Kabinetts klirrte,   und so stampfen nur Verhältnisse! Es wäre doch eine Gemeinheit von Dir, wenn Du mir untreu wärst. Jemand hat hier gesehn, wie sie Dir unter dem Tisch eine ihrer orangefarbenen Locken schenkte. - Else Lasker-Schüler an Herwarth Walden, nach (enc)

Eifersucht (11)  Während ich aß, sagte sie: »Im Getto wagte ich nicht einmal, von so einer Mahlzeit zu träumen. Wir beteten um trockenes Brot. Ich habe einmal gesehen, wie sich zwei Juden um eine verschimmelte Brotkruste prügelten. Die Nazis peitschten beide aus wegen Störung der öffentlichen Ruhe. Wo ist der Gott, über den du schreibst? Er ist ein Mörder, nicht ein Gott. Wenn ich die Macht hätte, würde ich jeden aufhängen, der über Ihn plappert.« »Dann würdest du mich an den Galgen bringen?« »Dich nicht, Liebling. Ich würde dir den Mund verstopfen, das ist alles. Du weißt nicht, was du sagst - du bist wie ein kleines Kind ohne Verstand. Wie ein Bub wie du überhaupt Bücher schreiben kann ist ein Wunder. Die Wahrheit ist, du schreibst sie gar nicht - ein Dibbuk ist in dich gefahren. Er schreibt. Wenn du den Pudding nicht bis auf den letzten Krümel aufißt, gehe ich nachhause und seh dich nie wieder an. Gib mir noch ein Glas.« »Ich gebe dir nichts mehr - nicht einmal, wenn du dich auf den Kopf stellst.«

»Komm schon! Ich will diese dreckige Welt ein paar Sekunden lang vergessen. Mit wem bist du ins Theater gegangen, zur ›Türkischen Hochzeit‹?«

»Mit niemandem.«

»Aber du hast doch in deiner Besprechung eine Begleiterin erwähnt.«

»Ach, das ist nur mein Stil, in dem ich mich ausdrücke.« »Schöner Stil! Drück dich nicht so gebildet aus mit mir. Ich weiß genau, daß du mit Weibern herumziehst. Mögen sie alle in Flammen aufgehen! Genüge ich dir nicht? Du bist mit irgendeiner Nutte zur ›Türkischen Hochzeit‹ gegangen. Die Plagen des Pharao sollen sie treffen! Sie hat sich wahrscheinlich hier im amerikanischen Luxus gewälzt, während ich in einem Bunker mit Ratten und Läusen verfaulte. Jetzt stiehlt sie mir noch meinen Mann. Sie soll in der Hölle braten!«

»Du verfluchst jemanden, der gar nicht existiert.«

»Doch existiert sie, und die anderen auch. Ich wünschte, es gäbe sie nicht. Deshalb trinke ich ja. Gib mir noch einen Schluck.«

»Nein.«

»Du willst nicht? Dann bist du ein kaltblütiger Mörder. Du magst von Rabbinern abstammen, aber ich glaube, deine Mutter hat einen Bastard zur Welt gebracht. Sieh mich nicht so an. Das ist schon vorgekommen in unserer verfluchten Geschichte. Wie erklärst du dir sonst die blonden Köpfe und Stupsnasen unter uns? Wir sind gar keine Juden. Die Christen verfolgen Christen! Die wirklichen Juden sind schon lange ausgestorben. Vielleicht gibt es noch eine Handvoll in Jerusalem. Gib mir noch einen kleinen Kognak oder ich sterbe.«

»Tus nur.« - Isaac Bashevis Singer, Die Aktentasche. In: I.B.S., Der Kabbalist vom East Broadway. München 1978 (zuerst 1972)

Eifersucht (12)   G... kokettierte mit ihrem Nachbarn. Sie ging sogar so weit, ihm ihr Photo und ihre Adresse anzubieten - in herablassendem Tone freilich. Dann befinden wir uns vor der Gare du Nord. Ich halte einen Leimtopf in der Hand und beschmiere wütend G.. .s Gesicht, dann ramme ich ihr den Pinsel in den Mund. Ihre Passivität vermehrt meine Wut, ich werfe sie die Treppen hinunter, ihr Kopf schlägt dumpf auf dem Pflaster auf. Ich stürze hinunter und stelle fest, daß sie tot ist. Da nehme ich sie auf die Arme und mache mich auf die Suche nach einer Apotheke. Aber ich finde nur eine Bar, die gleichzeitig Bar, Bäckerei und Apotheke ist. Es ist ein völlig verlassener Ort. Ich lege G. . . auf ein Feldbett und mir fällt auf, daß sie ganz klein geworden ist. Sie lächelt . . . Mein Schmerz rührt nicht von ihrem Tod her, sondern von der Unmöglichkeit, ihr die richtige Größe wiedergeben zu können - diese Vorstellung bringt mich völlig um den Verstand.   - Paul Eluard, nach: Als die Surrealisten noch recht hatten. Texte und Dokumente, Hg. Günter Metken. Stuttgart 1976

Eifersucht (13)  IIm Gebirge, an den Abhängen des Gára Dígle, findet sich eine Felsnase, eine Art Ausguck. Nach der Legende hatte der König der Arla dort seine Tochter hingesetzt, und nach der Ankunft der Feinde in der Ebene von Djidjiga Ausschau zu halten. Unter ihnen befand sich aber ihr Geliebter. Ihr Vater sprach zu ihr:»Bleibe an diesem Platz, schaue aus und benachrichtige mich.«

Sie guckte aus. Unterdessen hatte die feindliche Armee das Gras abgeschnitten und sich damit bekleidet, Männer und Pferde.

Und so rückte die Armee unsichtbar unter der grünen Deckung vor. Der Vater kehrte zurück: »Was hast Du bis jetzt gesehen?«

»Nichts, mein Vater, lediglich die Ebene schien voranzuschreiten.«

Der Vater lachte und kehrte ohne Furcht in das Quartier zurück. Aber plötzlich, als der Feind nahe an die Stadt herangekommen war, warf er seine Gräsertarnung ab und stürzte sich in den Angriff. Besiegt und auf der Flucht, sprach der Vater zu seiner Tochter:  »Du hast mich wegen der Liebe zu Deinem Geliebten verraten.« Und er schnitt ihr den Kopf ab. - Märchen aus Äthiopien. Hg. C. Detlev G.Müller. München 1992 (Diederichs, Märchen der Weltliteratur)

Eifersucht (14)  

LEONTES Geht Eurer Neigung nach; ich find Euch schon,
Bleibt Ihr am Tageslicht. - Beiseit. Ich angle jetzt,
Wenn Ihr auch nicht die Schnur mich werfen seht.
Schon gut, schon gut!

Er beobachtet Polyxenes und Hermione.

Wie sie nach ihm den Mund, den Schnabel reckt
Und sich mit eines Weibes Frechheit rüstet,
Des Mannes Schwachsinn trauend! Ha, schon fortl

Polyxenes und Hermione gebn mit Gefolge ab.

Zolldick, knietief, über Kopf und Ohr gehörnt! -
Geh, spiel, Kind; deine Mutter spielt; auch ich;
Doch meine Roll ist schmachvoll, und der Schluß
Wird in mein Grab mich zischen; Hohngeschrei
Mir Sterbeglocke sein. - Geh, Kind, und spiel. -
Auch sonst gabs, irr ich nicht, betrogne Männer,
Und manchen gibts noch jetzt im Augenblick,
Der, grad indem ich sprech, umarmt sein Weib -
Er träumt nicht, daß sie ihm ward abgeleitet,
Sein Teich vom nächsten Nachbar ausgefischt,
Ja, vom Herrn Nachbar Lächlet: das ist Trost;
Auch andre haben Tor', und offne Tore,    
Wie ich, sehr wider Willen. Soll verzweifeln,
Wem sich sein Weib empört, so hängte sich
Der Menschheit Zehntel. Dafür hilft kein Arzt.
Es ist ein kupplerisch Gestirn, das trifft,
Wo es regiert, und mächtig muß es sein
In Ost, West, Nord und Süd; drum steht es fest,
Für eine Frau ist keine Grenzensperre;
O glaubts, sie läßt den Feind herein, hinaus,
Mit Sack und Pack. Viel Tausend unter uns,
Die diese Krankheit haben, fühlens nicht. -

- Shakespeare, Das Wintermärchen

Besitz Sucht Liebe
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