Reden  Gackeln, jabbern, mauscheln, parlen, plädieren, platschen, rattern, schmähen, schmallern, schmettern, schmusen, sempern, spritzen, wütteln - (pu)

 


Reden
(2)

:b

Zunge herausstreckend

:d

dito

:-q

Versuch, mit der Zunge die Nasenspitze zu berühren

:-w

mit gespaltener Zunge sprechend

:-<O>

schreiend

:-@

fluchend

:>)

überall die Nase reinstecken

<:-D

Plappermaul

- (Reilly2) 

Reden (3) Wir sprechen überhaupt viel zuviel. Wir sollten weniger sprechen und mehr zeichnen. Ich meinerseits möchte mir das Reden ganz abgewöhnen und mich wie die organische Natur in lauter Zeichnungen ausdrücken. Jener Feigenbaum, diese kleine Schlange, der Kokon, der dort vor dem Fenster liegt und seine Zukunft ruhig erwartet, alles das sind inhaltsschwere Zeichen; ja, wer nur ihre Bedeutung recht zu entziffern vermöchte, der würde alles Geschriebene und alles Gesprochene bald zu entbehren imstande sein! Je mehr ich darüber nachdenke, es ist etwas so Unnützes, so Müßiges, ich möchte fast sagen Geckenhaftes im Reden, daß man vor dem stillen Ernste der Natur und ihrem Schweigen erschrickt, sobald man sich ihr vor einer einsamen Felsenwand oder in der Einöde eines alten Berges gesammelt entgegenstellt! - Goethe

Reden (4) Es sei noch erwähnt, daß er beim Reden, ja selbst wenn er versonnen dasaß, meistens mit dem nach rechts geneigten Kopf wackelte, während er den Oberkörper vorwärts und rückwärts bewegte und sich gleichzeitig mit der Handfläche das linke Knie rieb. In den Sprechpausen brachte er mit dem Mund verschiedene Geräusche hervor, manchmal wie ein Wiederkäuen, manchmal ein halbes Pfeifen, manchmal auch gleichsam ein leises Gackern oder Schnalzen, alles das mit einem nachdenklichen Blick, öfters aber mit einem Lächeln.

Dr. Johnson

Wenn er im Laufe einer heftigen Auseinandersetzung eines seiner Satzgefüge beendet hatte, wobei er jeweils durch den Stimmaufwand ziemlich mitgenommen war, pflegte er gewaltig wie ein Walfisch den Atem auszustoßen. Vermutlich diente das dem Luftschöpfen, es wirkte jedoch als verächtliches Schnauben, als habe er das von seinem Gegner Vorgebrachte wie Spreu hinweggepustet.   - (johns)

Reden (5)  Lassen Sie es sich gesagt sein, Leser oder Leserin, oder laß es dir gesagt sein (denn wenn du mich liest, gehörst du zu meinem vertrauten Umgang), daß es mir, wenn ich hier rede, mehr darum zu tun ist, zu reden, als etwas zu sagen.

- Wie, du redest, um nichts zu sagen?

- Es ist eine Redensart, wenn ich sage, daß ich rede, um zu reden: wenn ich rede, dann tue ich es durchaus, um etwas zu sagen, aber etwas (um offen zu reden), wovon ich nicht weiß, was es sein wird.

- Da kannst du mir viel erzählen... Du weißt also nicht, was du redest!

- Vielleicht... Aber gemach, gemach, was soll das heißen? Ich bin kein kleiner Junge, dem man über den Mund Jährt, indem man ihm sagt, er wisse nicht, was er redet. Wenn ich es wüßte, dann müßte ich es nicht sagen. Wie ich es dir schon gesagt habe, sage ich es, um zu reden - und indem ich es sage, erfahre ich, was ich zu sagen habe.

- Nur zu... Wenn du weiß sagst, wenn du schwarz sagst, wenn du Ja sagst, wenn du alles sagst, was dir durch den Kopf geht, was hat das dann zu bedeuten?

- Das hat zu bedeuten/ Und nun, nachdem das gesagt ist, werde ich alles sagen, was mir Spaß macht. Selbst wenn ich es von den Dächern rufe, kannst du nichts dagegen sagen.

- Ganz im Ernst, du kommst mir vor wie ein verflixter Schwätzer, laß dir das gesagt sein!

- Sag, was du willst, ich habe kein so flinkes Mundwerk: um die Wahrheit zu sagen, ich rede ganz einfach (und mehr werde ich darüber nicht mehr sagen), um das zum Schweigen zu bringen, wogegen sich nichts sagen läßt und wodurch es soweit kommt, daß dir eines Tages nichts mehr etwas sagt. Laß dir das gesagt sein!

- Meine Güte, du redest wie ein Buch... Das kann man doch wohl sagen, oder man sagt gar nichts mehr.

- Wem sagst du das! Und dabei hast du mich für einen Phrasendrescher gehalten... - (leiris2)

Reden (6)   Es träumte jemand, er habe im Hintern einen Mund, darin große schöne Zähne, spreche durch ihn, esse durch ihn und bediene sich seiner für alle Betätigungen, die sonst dem Mund zukommen. Der Mann mußte wegen frecher Reden die Heimat verlassen und in die Verbannung gehen. Ich erspare es mir, die Gründe anzuführen; denn was ihm widerfuhr, ist natürlich und hat seinen guten Grund.  - (art)

 Reden (7)   Zuweilen bog Däubler unter aufgestemmten Armen seine Obermasse wie ein Gebirge über den Tisch, dann krachten die Fugen, als spränge etwas im Gebälk der Welt - dann holte sein Mund die dumpfe Gewalt der Stimme aus Kratertiefen, und dann schien sein Bauch eine metallene Grundflut von Überzeugungen zu bergen. Dann schöpfte er aus unerschöpflichen, glühend flüssigen Notwendigkeiten und ergoß ein neues All über das Alte. - Ernst Barlach, nach: E. B. mit Selbstzeugnissen und Bilddokumenten, dargestellt von Catherine Krahmer. Reinbek bei Hamburg 1984 (rm 335)

 Reden (8)  Die Verliebten zürnen, versöhnen sich, bitten einander, danken einander, geben einander Stelldichein und, kurzum, sagen sich alles mit den Augen:

E'l silentio ancor suole
Haver prieghi e parole1.

Und mit den Händen? wir fordern, wir versprechen, rufen, verabschieden, drohen, bitten, flehen, verneinen, verweigern, fragen, bewundern, zählen, bekennen, bereuen, fürchten, schämen uns, bezweifeln, belehren, befehlen, hetzen, ermuntern, beteuern, bezeugen, klagen an, verurteilen, verzeihen, beschimpfen, verschmähen, trotzen, grollen, schmeicheln, spenden Beifall, segnen, demütigen, verspotten, versöhnen, empfehlen, lobpreisen, jubeln, frohlocken, bemitleiden, betrüben uns, grämen uns, verzweifeln, staunen, schreien und schweigen; und was nicht? mit einem Reichtum und einer Mannigfaltigkeit, die der Zunge in nichts nachsteht. Mit dem Kopfe: wir laden ein, weisen fort, gestehen, leugnen, bestreiten, bewillkommnen, ehren, huldigen, verachten, ersuchen, entlassen, schäkern, wehklagen, ermuntern, schelten, geben klein bei, bieten Trotz, vermahnen, drohen, versichern, erkundigen. Was mit den Augenbrauen ? was mit den Schultern ? Da ist keine Bewegung, die nicht spräche.

1 und noch das Schweigen allein vermag bittend und beredsam zu sein. (Tasso, Aminta) - (mon)

 Reden (9)   Es war für mich immer schwierig, jemanden zu finden, mit dem ich reden konnte. Wovon reden die Menschen? Manchmal gehe ich auf die Straße und sehe im Café Menschen, die reden; andere reden auf der Straße und gestikulieren dazu, und die Worte des einen vermischen sich mit den Worten des andern, und auch in den Autos redet der Mann am Lenkrad mit demjenigen, der neben ihm sitzt, und auch auf dem Rad, ich meine von einem Rad zum andern, gelingt es den Menschen zu reden. Wovon reden sie? Was haben sie sich zu sagen? Wenn ich nachts manchmal keinen Schlaf finde, höre ich vor dem Fenster Stimmen. Ich gehe ans Fenster und sehe zwei oder drei Menschen, die ein paar Schritte machen, dann stehen sie still und reden, dann machen sie wieder ein paar Schritte und fangen wieder an zu reden. Wo findet man denn Leute, mit denen man reden kann? Ich habe schon versucht, ins Café zu gehen; aber dort sprach ich nur mit dem Kellner. Bringen Sie mir einen Kaffee und dann bringen Sie mir noch einen Kaffee.

Mit den Frauen ist es anders, weil da die Tatsachen sprechen. Mit den Frauen ist es mir immer gut gegangen. »Immer« ist übertrieben, sagen wir, fast immer. Es ist mir mit ziemlich vielen Frauen gut gegangen. Mit Liliana ging es nicht, weil sie wollte, daß ich ihr Witze erzähle, mit Battistina auch nicht, weil sie sich langweilte und mit Erminia nicht, weil sie wollte, daß ich ihr Witze erzähle. Ich glaube, viele Männer erzählen den Frauen Witze, und viele Männer erzählen sich auch untereinander Witze.

Mit meiner Frau habe ich vor der Heirat sehr wenig geredet. Dann haben wir geheiratet und jetzt reden wir fast nichts mehr. - Luigi Malerba, Die Schlange. München 1992 (zuerst 1966)

Reden (10)  »Also« sagt er, »meine Meinung ist das: Wenn die Zeit dauert und dauert, ohne Ende, und wenn sie immer weitergeht und weitergeht, ohne Ende, dann sagt man sich: ›Aber wozu rede ich eigentlich?‹ Das heißt, am Schluß sagt man nicht einmal mehr das; man hat schließlich einfach nichts mehr zu sagen, aber es ist so, weil einem wirklich nichts mehr in den Sinn kommt. Denn das, was da ist, bleibt da., Und man bleibt auch selbst da und verbringt seine Zeit mit den Dingen ohne eine große Vorstellung, daß man etwas Besseres sei.

Wenn ich merke, daß überall die Zeit vergeht, und daß man nichts machen kann, dann verliere ich die Lust, den Mund aufzumachen; ich verliere sogar die Lust zu sagen, heute ist Freitag oder Montag.«  - (mond)

Sprechen

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