alfisch  Salomo lehrt und redet in den Sprüchen: Wende dich nicht zu einem schlechten Weibe. Denn die Lippen der Hure sind süß wie Honigseim, und ihre Kehle ist glätter als Öl, hernach aber wirst du sie bitterer als Galle finden und schneidend mehr denn ein zwieschneidig Schwert. Die Füße der Unbedachtheit führen die, so sich mit ihr einlassen, in Tod und Hölle.

Ist fürwahr ein Ungetüm im Meere, heißt Walfisch, der hat zwei angeborene Eigenarten. Seine erste Eigenart ist diese: Wenn er Hunger hat, tut er seinen Mund auf, und jeglicher Wohlruch kommt hervor aus seinem Munde. Und da treiben die kleinen Fische ihm zum Munde schwarmweise, und er schlürft sie hinab. Jedoch die großen und ausgewachsenen Fische findet er nicht, denn sie kommen ihm nicht nahe. Desgleichen verlockt auch der Teufel und die Ketzer mit ihrer Wohlredenheit und Betrügerei, die wie ein lieblicher Duft ist, die Unmündigen und Unfertigen nach ihrer Einsicht. Die aber ausgewachsen sind an Verstand, können sie nicht fassen.

Dergestalt war Hiob ein ausgewachsener Fisch, so Mose, Jeremia, Jesaia und die ganze Schar der Propheten. Gleichwie Judith heil entkam dem Holophernes, Esther dem Artaxerxes, Susanna den Greisen. Seine andere Eigenart ist diese: Ganz groß ist das Ungetüm, gleich einer Insel. Aus Unkenntnis nun machen die Seefahrer ihre Schiffe daran fest wie an einer Insel, und die Anker und die Pflöcke, und gehen heraus, wie auf eine Insel, und zünden Feuer an um ihre Speise zu kochen. Wenn es nun dem Untier heiß wird, taucht‘s hinab in die Tiefe, und reißt in die Tiefe hinab das Schiff mit Mann und Maus.

Auch du, o Mensch, so du dich anbindest an die eitlen Hoffnungen des Teufels, zieht er dich mit sich in die Tiefe hinab in die Hölle des Feuers. Wohlgeredet hat also der Physiologus über den Walfisch. - (phys)

Walfisch (2) Der Walfisch, sagte Niels Andersen, sei nicht bloß das größte, sondern auch das schönste Tier. Aus den zwei Naslöchern auf seinem Kopfe sprängen zwei kolossale Wasserstrahlen, die ihm das Ansehen eines wunderbaren Springbrunnens gäben, und gar besonders des Nachts im Mondschein einen magischen Effekt hervorbrächten. Dabei sei er gutmütig, friedliebig, und habe viel Sinn für stilles Familienleben. Es gewähre einen rührenden Anblick, wenn Vater Walfisch mit den Seinen auf einer ungeheuern Eisscholle sich hingelagert, und jung und alt sich um ihn her in Liebesspielen und harmlosen Neckereien überböten. Manchmal springen sie alle auf einmal ins Wasser, um zwischen den großen Eisblöcken Blindekuh zu spielen.

Die Sittenreinheit und die Keuschheit der Walfische wird weit mehr gefördert durch das Eiswasser, worin sie beständig mit den Flossen herumschwänzeln, als durch moralische Prinzipien. Es sei auch leider nicht zu leugnen, daß sie keinen religiösen Sinn haben, daß sie ganz ohne Religion sind — - Heinrich Heine, Die Götter im Exil (1853)

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