Nase 1) Wer anderen in der N. bohrt, ist selbst ein Schwein: Redewendung, wenn die vom Gegner gestellte Falle rechtzeitig erkannt ist und sich für ihn in einen Nachteil verkehrt. Derbe Variante zu »wer anderen eine Grube gräbt, fällt selbst hinein«.
2) auf die N. fallen = Verlierer werden. Der Betreffende kommt in übertragenem Sinne zu Sturz und fällt mit dem Gesicht auf die Erde. - (kü)

Nase (2) Eine schöne, wohlgeformte Nase haben ist für jedermann ein gutes Vorzeichen; es bedeutet großes Einfühlungsvermögen, Weitblick in den Unternehmungen und Verkehr in den besten gesellschaftlichen Kreisen; denn durch die Nase ziehen die Menschen bessere Luft ein und profitieren dadurch.

Keine Nase haben zeigt allen Menschen Mangel an Empfindung, Haß gegen hervorragende Persönlichkeiten und einem Kranken den Tod an. Denn die Totenschädel findet man ohne Nasen. Zwei Nasen haben bedeutet Zwist mit den Verwandten; Zwist, weil alles Zwiefache, das wider die Natur ist, Sinnbild des Zwistes ist; mit den Verwandten, weil die Nase zu uns gehört. - (art)

Nase (3) Wenn ich eine gute Kopfarbeit brauche, so wähle ich, so seltsam es auch sein mag, stets einen Mann mit einer langen Nase, vorausgesetzt, daß er die nöthige Bildung besitzt. Sein Athem ist kühn und frei, und sein Gehirn, wie sein Herz und seine Lunge, kalt und klar. In meiner Menschenbeobachtung habe ich fast unveränderlich gefunden, daß daß eine lange Nase und ein guter Kopf mit einander verbunden sind . Napoleon - (sap)

Nase (4) , die - Äußerster Vorposten des Gesichts. Es wurde beobachtet, daß jemandes Nase nie glücklicher ist, als wenn sie in fremde Angelegenheiten gesteckt wird; woraus einige Physiologen den Schluß gezogen haben, daß die Nase des Geruchssinns ermangele. - (bi)

Nase (5) Wenn ich den Leuten auf die Nasen sehe, vergeht mir die Hoffnung, da ich darunter verdammt viele vornehme finde; und nicht wenige davon stehen auf eigentlichen Pöbelgesichtern. - (seume)

Nase (6) Die Nase weist auf kluge Überlegung. - (byz)

Nase (7)



Diese Diva besaß eine Nase,
 die wuchs in erstaunlichem Maße.
Sie rang die Hände:
»Wo ist nur das Ende
meiner unbegreiflichen Nase?«

- (lea)

Nase (8)  »Die Nase ist für das Gesicht eine Zierde«, behauptet das Damen-Conversationslexikon 1835, um aus ihrer physiognomischen »Bildung« keck auf Geist und Seele zu schließen. Die römische Nase verkündet demnach »Nachdenken und Ernst«, die »Stülpnase« Lebhaftigkeit und Mutwillen, die »mittelmäßige Nase Erregbarkeit, Phantasie und Begeisterung«. Nasenlose Gesichter haben »etwas widriges« an sich, sind aber selten geworden, seit die Rhinoplastik, das heißt die »Kunst der Nasenbildung«, in Indien und durch Signor Tagliocozzi endlich auch in Europa »zur Vollendung gediehen« ist.

Meyer billigt 1902 dem künstlichen Riechkolben nur «eine sehr problematische Schönheit« zu, weiß aber von «nervösen Reflexvorgängen« zu berichten, durch welche die Nase «auch mit den weiblichen Geschlechtsorganen in eigenartiger Verbindung« steht.

Spätere Seelenärzte machten auf eine noch eigenartigere Verbindung zwischen der Gesichtszierde des Mannes und seinem Johannes aufmerksam. - (lex)

Nase (9) Eine lange subtile Nas bedeutet einen kühnen, sorghaftigen Menschen, welcher zornig, leichtfertig ist und bald glaubet und sich bald von einem Ding zum andern kehrt.

Welches Nas lang ist und unter sich hanget, bedeutet einen witzigen, verborgenen, unterdienstigen, getreuen Menschen, und fromm in Werken.

Eine Stumpfnas wie ein Aff bedeutet einen ungestümen, bösen, verlogenen, unkeuschen, schwachen, unstandhaftigen Menschen, der leichtlich glaubt und hin und her fallet von einem zum andern.

Welches Nas in der Mitten breit ist, derselbig ist verlogen, unstet, unkeusch, kläffig und hat bös Glück.

Welches Nas in der Mitte fast erhebt ist, bedeutet einen verlogenen, schnöden, unsteten Menschen, welcher behend glaubt, ungebührlich, eines groben Verstands, grober Nahrung und mehr einfältig denn weise ist.

Welches Nas mehr rot denn gewöhnlich ist, bedeutet einen geizigen, unmilden, unkeuschen Menschen, groben Sinns und eines groben Verstands.

Eine Nas, die ziemlich grob ist allenthalben, bedeutet einen friedsamen, sanftmütigen, getreuen, arbeitssamen verschwiegenen Menschen, und guten Verstands.

Welches Nas etwas haarig ist und dazu allenthalben grob und oben an der Stirnen subtil, das bedeutet einen Menschen guter Eigenschaft in allen Dingen. - (kal)

Nase (10) Die Nase ist für das Gesicht eine Zierde und die Form derselben trägt zur Physiognomie, diesem körperlichen Abglanze der Seele, wesentlich mit bei, so daß man nach der Bildung derselben ebenso wie nach den Augen, auf das Geistige im Menschen zu schließen vermag. Es gibt römische, griechische, Adler-, Habichts-, Stülp- oder Stumpfnasen, eingedrückte, große, kleine, zugespitzte, und herabgebogene Nasen, deren physiognomischen Wert zu bezeichnen, hier zu weit führen würde. Im allgemeinen werde nur erwähnt, daß die römische Nase Nachdenken und Ernst, die griechische Freiheit und Verschlagenheit des Geistes, die Adlernase Kühnheit und Hoheit, die Habichtsnase Stolz und Ehrgeiz, die Stülpnase Lebhaftigkeit, Mutwillen und Freimütigkeit, eine schmale mittelmäßige Nase Erregbarkeit, Phantasie und Begeisterung verkünden. - (conv)

Nase (11)  Erst die letzte Rücksicht bei der Gattenwahl ist die auf die Schönheit des Gesichts. Auch hier kommen vor Allem die Knochentheile in Betracht; daher hauptsächlich auf eine schöne Nase gesehn wird, und eine kurze, aufgestülpte Nase Alles verdirbt. Ueber das Lebensglück unzähliger Mädchen hat eine kleine Biegung der Nase, nach unten oder nach oben, entschieden.  - (wv)

Nase (12)  Wer die Eitelkeit des Menschen vollkommen kennen will, braucht nur die Ursachen und die Wirkungen der Liebe zu betrachten. Ihre Ursache ist ein "Ich weiß nicht was" (Corneille), und ihre Wirkungen sind erschreckend. Dies Ich-weiß-nicht-was, das so wenig ist, daß man es kaum fassen kann, setzt die Erde, die Fürsten, die Heere, die ganze Welt in Bewegung.

Die Nase der KIeopatra: wäre sie kürzer gewesen, das Gesicht der ganzen Erde würde verändert sein.  - Blaise Pascal, Gedanken

Nase (13)   Eine physiognomisch-gute Nase wiegt unaussprechlich viel in der Waage der Physiognomik - Sie kann durch nichts, was es sey, überwogen werden. Sie ist die Summe der Stirn, und die Wurzel des Untertheils des Gesichts. - Ohne zarte Beugungen, kleine Brüche, oder merkbare Schweifungen, giebt es keine physiognomisch-gute oder geistig-große Nase.

Ohne kleine Einsenkung, oder Vertiefung beym Uebergang der Stirn zur Nase - es sey dann, daß die Nase stark gebogen sey - denkt an keine physiognomische Größe der Nase. - Johann Caspar Lavater, Hundert physiognomische Regeln

Nase (14)    «Wisse Se, wo der Daumier immer ang'fange hat? Hajo — des wisse Se net — des könne Se aach net wisse...» Hier betrachtete er schief, ganz nah von unten nach oben, das Daumierblatt und legte den Zeigefinger auf ein paar undeutliche Striche. «Sehe Se, Herr Grosz, sehe Se, der Daumier, hajo, der hat bei die Naas ang'fange, hat der, der Daumier — bei die Naas», fuhr er fast schreiend, als wäre man schwerhörig, fort, «bei die Naas hat der ang'fange!» Er strahlte mich an, über seine Entdeckung triumphierend.

Er hatte schlechte Augen, und das führte oft zu komischen Situationen. Einmal zeigte er meinem Freund Fiedler und mir seine Sammlung von Thomas Rowlandsons. Die Blätter waren, schon der Reihe nach geordnet, aus dem extra dafür gemachten Kasten genommen worden zu näherer Besichtigung, als Fiedler und ich beim Umwenden plötzlich auf eine recht eindeutige Rowlandsonsche Schaukelszene stießen. Wir sahen gleich, was da dargestellt war. Fuchs beugte sich über das Blatt, hob es dicht vor seine Augen und dozierte: «Des hier» — er wurde fast würdevoll, wie vor einem ganz unschuldigen Publikum — «des hier isch ein hocherotisches Blatt, isch des... Mache Se de Tür zu; Fraue brauche des nit zu sehe!» Todernst erklärte er das Herstellungsdatum und noch einige Details. Es war hoch-komisch.

Eduard wurde allgemein «der Sittenfuchs» genannt wegen seiner immer wieder neuaufgelegten Sittengeschichte. Dafür sammelte er seine vielen Blätter und schrieb dazu dann einen populären Text mit allerlei Auszügen aus Büchern, Biographien, Gedichten, Memoiren und Werken der Philosophie und Medizin. Er wies nach, daß alle Kunst auf Erotik beruhe. Wenn zum Beispiel Daumier seiner Meinung nach jede Zeichnung bei der Nase anfing: «Hajo— des isch ein Symbol, isch des» erklärte er. - George Grosz, Ein kleines Ja und ein großes Nein. Sein Leben von ihm selbst erzählt. Reinbek bei Hamburg 1986, zuerst 1955

Nase (15)  Er war ein Zeitungsmann aus Kansas City, ein hagerer hellhaariger Mann mit einer, wie Meredith sagen würde, abenteuerlustigen Nase; man konnte sich fast vorstellen, wie sie ihren Weg fand, indem sie ihren Weg erfühlte und sich dabei bewegte wie der Rüssel eines Ameisenbären. - G.K. Chesterton, Die Auferstehung von Father Brown. In: Ders., Father Browns Ungläubigkeit. Zürich 1991 (zuerst 1926)

Nase (16)  Proust brach sich die seine am 11. Mai 1880. Obwohl der Geruchssinn im Roman als Auslöser von Erinnerungen große Bedeutung hat und meist sehr positiv besetzt ist, spielt das Riechorgan eine eher zweifelhafte Rolle: Die große Enttäuschung über die leibhaftige Erscheinung des Autors Bergotte, die weit hinter der Erhabenheit seiner Bücher zurückbleibt, macht sich vor allem an dessen merkwürdiger »Schneckenhausnase« fest. Im Gesicht des vom Tode gezeichneten Swann erscheint die Nase »enorm, geschwollen, karmoisinrot« und verwandelt ihn in einen »alten Hebräer«, an dem sich auf diese Weise die Ausgestoßenheit aus der Gesellschaft zuletzt auch körperlichen Ausdruck verschafft. Norpois' Nase schließlich nehmen wir in dem Augenblick zur Kenntnis, in dem er sich als Frauenkenner in Szene setzt und die körperlichen Qualitäten von Odette beurteilt: »Und da er wußte, daß man mit dem Eingeständnis des starken Eindrucks, den man von einer Frau empfangen hat, wenn man es mit einer gewissen Jovialität vorbringt, in der Unterhaltung durchaus Ehre einlegen kann, lachte er ein paar Sekunden lang so herzlich vor sich hin, daß seine blauen Diplomatenaugen feucht wurden und seine von roten Äderchen durchzogenen Nasenflügel bebten.« - Ulrike Sprenger, Proust-ABC. Leipzig 1997

Nase (17)  Die Nase ist fast die sinnliche Moralität.   - (idg)

Nase (18)   Die Augen sind die Wege des Menschen, die Nase seine Weisheit. Und so ist der Mensch auch an seinen übrigen Gliedern gestaltet.   - (bin)

Körperteile, menschliche Skatsprache

Oberbegriffe

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Unterbegriffe

Nasenhölle

VB

Synonyme