Gebrauchsanweisung ...
Diese Literaturgattung hat nicht nur eine ehrwürdige Tradition ...Die anfängliche Vermengung von verwandten mit Obergegriffen ist inzwischen wieder entmengt worden (es ist eben nicht dasselbe; jedenfalls wurde damit angefangen ...) - auch wenn die Unterscheidung gelegentlich schwer fällt ... Die immer weiter wachsenden "polyhierarchischen" Querverweise lösen allmählich die "Hierarchie" auf, in Richtung eines semantischen Netzes, der hierarchische Aspekt bleibt als Orientierung nützlich.
NB 2 Antonyme (Gegenbegriffe) sind ebenfalls neuerdings separat bezeichnet, jedenfalls ist auch hier ein Anfang gemacht (abschließen kann man Enzyklopädien sowieso nicht).
NB 3 "Synonyme" sind hier rein praktische Definitionssache, nicht immer im genauen sprachwissenschaftlichen Sinn.
Da auch der Thesaurus großenteils Teil neu geordnet werden mußte, bleibt der Baustellencharakter des Physiologus noch eine Weile erhalten, von dem erwähnten gattungsbedingten Unabschließbarkeit ganz abgesehen.
Dieses Projekt
ist zu vergleichen (von weitem) der zoologischen Systematik des Linnaeus
("Systema naturae", 1735) oder dem sprachwissenschaftlichen des
"Wehrle/Eggers" (1888-1968); literarisch ist nochmals auf die
alte erbauliche Tradition der "Physiologi"
hinzuweisen, die hiermit weitergeführt wird.
[Da sich heutigentags
die Moral von selbst versteht, habe ich die traditionellen moralischen
bzw. theologischen Nutzanwendungen der Physiologi weg- bzw. dem Leser überlassen, wodurch mgw.
die Erbaulichkeit gelegentlich zu kurz kommt.]
Daß dieser Thesaurus
polyhistorisch ist, versteht sich von selbst. Außerdem ist er polyhierarchisch
wie die Wirklichkeit: Jeder Begriff kann Ober- und/oder Unterbegriff zu
jedem anderen Begriff sein [anders als in einer Dezimalklassifikation z.B.], und jeder Begriff kann mehreren Oberbegriffen
untergeordnet werden(Verweis dorthin oft per "VB"). Wundern
Sie sich also nicht, wenn "Dummheit" sowohl in tierischen als
auch in menschlichen Zusammenhängen notiert wird. "Schmarotzer"
sind mindestens so sehr ein menschliches wie ein tierisches Phänomen; überhaupt
zeigt dieser Thesaurus Analogien zwischen den
" Reichen", die manchmal kaum auseinanderzuhalten sind, und die
zu analysieren einer seiner Hauptzwecke ist. Polyglott ist er auch: Neben
der literarischen Hochsprache werden auch die Skat- und Gaunersprache,
Starckdeutsch und die Sprache des Schimpfens usw. notiert. Er ist auch
polysemantisch = vergeichend: Der Elefant
des Plinius muß neben dem starckdeutschen Heilepfunt
gesehen werden usw.
Labyrinthisch wird
die alphabetische Variante des Physiologus, da sie Verweise zur
systematischen enthält. Zu jedem Eintrag finden Sie sofort seinen systematischen
Ort sowie sein Umfeld ... Folgen Sie den Fingerzeigen ....
Von jedem Eintrag aus kann man sowohl der alphabetischen Reihe
folgen (waagerechte Symbole) als auch zu den jeweiligen Ober- und Unterbegriffen,
Synonymen und verwandten Begriffe (Pfeile nach oben und unten) in den ordentlichen
Teil wechseln. Das Dritte Auge in der Mitte führt zuwenigstens einer systematischen
Stelle des aktuellen Begriffs. (Da dies ein polyhierarchischer Thesaurus
ist, können einzelne Einträge aber mehrere Systemorte haben ... ;-) , wohin
man meistens über die "Verwandten Begriffe" geführt wird ...
Generell:
Es muß nicht hinter jedem weiterführenden Symbol ein Link stecken, der
kann sich ja noch später einfinden, dies ist ein offenes Projekt (wie schon
die abgebildete "Wirklichkeit") ... es sind auch nicht immer
alle Unter- usw. Begriffe in den einzelnen Einträgen verzeichnet, maßgebend
ist die Systematik ...
Und sonst:
Thesauri (abgesehen vom Textverarbeitungs-Wortgebrauch im Sinne von Synonymenwörterbuch und im Sinne von 'Schatzhaus' - Textsammlung bei den Philologen) können verschiedenen Zwecken dienen:
- sie bilden für Dokumentare ( Bibliothekare usw.) ein "kontrolliertes
Vokabular" (hierarchisch geordnet nach dem Abstraktionsgrad) zur Beschreibung
(Verschlagwortung) von Dokumenten aller Art;
- als "Dihairesis"
kann dieses hierarchisierende, einordnend-definierende Verfahren auch als Einstieg
in das Philosophieren dienen. Der Platon-Nachfolger Speusippos soll seine
gesamte Philosophie derart systematisiert dargestellt haben;
- schließlich
zu mögl. literarischen Zwecken, eine Mischung aus Lullus' "Ars magna"
(ohne Angst vor Swifts Spott), Okopenkos "Exporteurtreffen" und Harsdoerffers
Nürnberger Trichter, mgw. mit Hilfe von Anagrammgeneratoren .. :
man könnte - etwa unter Vorgabe von Satzmustern und einer Reorganisation des Thesaurus nach Wortarten, [Personen, Dinge, Geschehen, Handeln ...] Sätze bilden, für Episode, Erzählung, Essay, Dialog, Gedicht (wie schon vorhanden ) ... man könnte aber auch ohne maschinelle Nachhilfe (Anagramm-Generator) als Leser von irgend einem Punkt aus nach der Lautréamont-Methode ("schöne Begegnungen auf einem Seziertisch") weiterassoziieren -/suchen, -/probieren, -/zusammensetzen -/"erzählen" ....
Z. B., nach
(cel)
:
Philip K. Dick, britische Süßigkeiten lutschend, stürzte zwischen zwei Realitäten durch in einen Zwischenraum, surfte an einem indischen dreibeinigen doppelköpfigen Transvestiten vorbei auf eine Toreinfahrt zu, die sich als Anfang eines roten Fadens um einen Affenschwanz wickelt ...
(Péret grüßt von weitem, dessen Übergänge waren allerdings poetischer, fließender ... ) - und "Zusammenhänge" sind doch eher was für Leser-Weibchen!?, der Augenblick ist das einzig Wahre-Reale. Auch Hagbard ist Paranoiker.
NB Zur Entstehungsweise des Ganzen, die einige Leerstellen, Holprig-, Vorläufig- bzw (vorläufige) Schlampigkeiten erklären könnte:
- Das Ganze ist ohne Konzept, ein Spiel, aus Zufällen entstanden, die bis heute bestimmend sind / sein sollen (mit der Zeit finden sich dann auch noch andere Antriebe): Ende der 80er Jahre sind mir zufällig und fast gleichzeitig mehrere einschlägige Bücher in die Hände gefällen, u. a. Seeliger, Ambrose Bierce, Andreas Okopenko, Pavic; an der Uni, so denkt man dort, hätte man darin ein wahrscheinlich noch unbeakkertes akademisches Arbeitsfeld sehen können ("Wörrbuch als literarische Form"). Mitte der 90er Jahre, nach dem Start der Webseite, sind mir diese Sachen wieder eingefallen, nach einem ersten Versuch mit Seeliger habe ich dann mit anderen Zitaten angefangen, aus der rein alphabetischen wurde eine auch systematische, man kann auch Zeichnungen und Musik zu Begriffsdefinitionen verwenden, man kann auch mehrere Definitionen nebeneinander stellen usw. Die allermeisten Texte sind Fundstücke aus der Entstehungszeit nach 97, von einigen Erinnerungen abgesehen. Auf Tommaso Landolfi z. B. bin ich zufällig in der Philologenbibliothek der FU gestoßen (ein auffällig bunter Buchrücken aus einer mir bekannten alten Reihe - Bibliotheca dracula -, in der u. a.die Geschichte von Gogols Gattin zu finden war, woraufhin ich mir alles erreichbare von diesem mir bis dahin noch nicht mal dem Namen nach bekannten Autor besorgte; ähnlich zufallshaltig Enzensbergers Museum der modernen Poesie - daher u. a. Francis Ponge und William Carlos Williams, und Borges' Bibliothek von Babel - von dort Cortázar und Pu Sung-Ling, - usw. die Bücher haben sich sozusagen die Klinke in die Hand gegeben, ein bischen magisch. Aus Zu- und ein paar Einfällen wuchert so ein Ganzes sich zusammen. - Aus konzeptionsloser Wucherung scheinen dann aber doch ein paar Andeutungen von Struktur (keine zwingende) sich zu ergeben, Zufälle (incl. Autorenwillkür) können ja auch Kausalketten anstoßen, und im äußeren Universum haben sich ja auch Materie, Galaxien, Sonnen, Galaxienhaufen. Nebel, Kohlensäcke usw. gebildet: Romantik und die aus ihr hervorgegangene litarische Moderne zeigen sich hier als maßgebend und sehr wohl noch virulent, und so sind auch hier einige Themenkreise stärker als andere vertreten, wenn man schon was hat, findet sich leicht was hinzu ... Aktualität spielt bei einer solchen Art von Auswahl natürlich keine Rolle.
Ein "Programm" soll das aber nicht sein, wohl aber ein Hinweis auf immer noch brauchbare (nötige) Traditionen (wenn man sie brauchen kann). Aus Dada und Surrealismus sind mgw. doch literarische Antworten auf "unsere Art zu leben" zu finden? Es gebe heute keine Skandale mehr, soll Breton geklagt haben, das ist aber auch eine Definitionsfrage (von "Skandal"). Man kann den Physiologus natürlich auch als "Thesaurus" (wörtlich: Schatzhaus) lesen, als Zeugnis dessen, was Literatur kann, konnte, könnte ... und auch als Wörterbuch der (verschwindenden) Literatursprache ...
Zur "Auswahl" der Texte:
Die Auswahl beruht auf Zufall, der öfters zur Kausalität führt (hat man einmal mit den Italienern angefangen ...) und Instinkt: "Ich rieche, rieche Menschenfleisch"
Neben Prosa Poesie... (wie im "wirklichen Leben" mehr Prosa ...); überhapt Juxtapositionen, Latréamonts schüne Begegnung. Kunst der Wahrnehmung und ihrer Sprache... (Ponge, Williams)
Die Alten Wilden sind die besten [ähnlich: die alten Narren] - es gibt ja auch kaum Neue, Junge (in diesen Medien-Zombie-Zeiten): von Homers "gliederlösenden" Schwertern (manchmal auch Beiwort für Schlaf) bis zu den Revolvern der Surrealisten; s. a. Gewalttätigkeit ...
Und: Es handelt sich hier um eine Enzyklopädie, in der definitionsgemäß eben ALLes vorkommen sollte - an eine "Glättung" ist nicht gedacht, s. Gombrowicz über "Form".
Nochmal zu den Holprigkeiten: Diese sind oft Relikte aus der Anfangszeit, in der die Einordnung neuer Lemmata in relativ wenige Begriffe etwas schwierig war; es gab wie gesagt keinen anfänglichen Totalentwurf, auch der Thesaurus kam erst später, auch der ist eine Wucherung. Natürlich finden sich auch Flüchtigkeiten und dünne Stückchen; dafür gibt es in diesem Medium aber die Möglichkeit (und den Zwang) zu Korrekturen, aber keine sachgerechte Möglichkeit des Abschlusses - in diesem Genre .
All the good things have been said -, ja, man muß sie nur nochmal sagen, und variatio delectat. Es macht immer noch einen höllischen Spaß, diesen Heuhaufen aus Stech-Nadeln aufzuhäufen, greift nur hinein. Der ist zwar "nur" eine Aufzählung, die ist aber eine Urform des Erzählens, Augenblicke, zeitlos nebeneinander, (noch) nicht nacheinander. Und nicht irgendein "Roman", der eine sinnvolle Gesamtordnung, einen sinnvollen Gesamtablauf vorspiegelt. Und die "Wonnen der Aufzählung" waren nicht nur Arno Schmidt bekannt, sondern von Homer ("Schiffskatalog") über Ovid (Metamorphosen) bis zu Georges Perec und Umberto Eco. Greift nur hinein.
- Hiermit sind Erklärungen, Selbstinterpretationen usw. ein für allemal abgeschlossen, dem Leser soll auch noch was zu tun bleiben. - HD
zum / zu den Oberbegriff(en) (falls es welche gibt - das sieht man an den kleineren Symbolen) |
||
zum alphabetisch vorherigen Begriff |
Ein Klick auf das Kürzel am Ende der jeweiligen
|
zum alphabetisch nächsten Begriff |
zum Unterbegriff (falls es welche gibt - das sieht man an den verkleinerten Sybolen darunter) (an diesen Stellen noch nicht ganz realisiert...) |
||
zu "Verwandten
Begriffen" |
hierher Verweise zu Antonymen (Gegenbegriffen) |
zu "Synonymen" (falls es usw. ...) |
Hier gehts zu einem ersten Überblick über die Hauptbegriffe
dieses Thesaurus
(nicht mehr ganz aktuell möglicherweise... die Dinge ändern
sich ständig...)