aden, roter  Trotz aller Schwierigkeiten habe ich mir ein paar Pläne noch lebendig erhalten. Neben dem Reich Essay, den ich jetzt sogleich machen muß, eine Vorarbeit für das Albigenser Buch;  die gerade Linie von Mani, Marcius, Frühchristentum zu den mittelalterlichen Mystikern und Dämologen über Swedenborg, die Naturphilosophie, Fuhrmann, Reich, Jung und Freud zur Analyse der heutigen Gesellschaft, ihre Negierung, ihre Auflösung und den letzten Fußtritt gegen Politik, gegen Frieden etc - weil das alles Quatsch ist, einfach aufzeigen den Weg (und die Erlösung) zur Selbstzerstörung.  Irgend etwas macht mir daran noch Spaß.  - Franz Jung an Adolph Weingarten , 14. Mai 1962. In: Franz Jung, Schriften, Bd. 2, Salzhausen / Frankfurt am Main 1981

Faden, roter (2)  Ich würde es hassen, wenn man versuchte, gerade aus meinem Dasein irgendeinen ›roten Faden‹ herausspinnen zu wollen. Ein wenig von anderen abweichend, habe ich große Teile meines Denkens mit Niederschreiben begleitet, eher um die Tausende von Büchern auf Hunderte zu verkürzen und zu verkleinern. Man sollte diese Tätigkeit nicht anders ansehen als die irgendeines Insektes bei der Arbeit. Es sind viele Wege. Noch mehr Umwege.  - Ernst Fuhrmann, Nachwort zu: E. F., Was die Erde will. Eine Biosophie. München 1986 (zuerst 1930)

Faden, roter (3)  Fedor Nazarov gehörte zu den Leuten, die, wenn sie sich einmal entschlossen haben, ohne Schwanken ihr Leben hingeben, aber die  Motive seiner Entscheidung waren andere. Der »Admiral« glaubte an den Sozialismus, und der Terror war für ihn ein untrennbarer Bestandteil des Programms der Sozialrevolutionäre.  Nazarov hatte kaum einen festen Glauben. Er hatte auf den Sormover Barrikaden mitgekämpft und die Demonstration der Arbeiter unter  dem roten  Banner, später  auch den Marsch derselben Arbeiter hinter der  dreifarbigen nationalen Flagge mitgemacht, und die Fabrikerfahrung hatte ihn gelehrt, die Masse, ihr Schwanken und ihren Kleinmut zu verachten. Er glaubte nicht an ihre aufbauende  Kraft,  und  ohne diesen Glauben mußte er unweigerlich zur Theorie der Zerstörung gelangen.  Diese Theorie kam seinem innersten Gefühl entgegen: als roter Faden durchzog seine Worte und Taten nicht die Liebe zu den Erniedrigten und Hungernden, sondern der Haß auf die Unterdrücker und Satten. Dem Temperament nach war er Anarchist, und in seiner Weltanschauung stand er dem Parteiprogramm fern. Er hatte seine eigene, dem Leben entnommene originelle Philosophie im Geiste des individuellen Anarchismus.  Im Terror zeichnete er sich vor dem Durchschnitt durch seine außerordentliche Kühnheit und die Kaltblütigkeit des zum Mord entschlossenen Menschen aus.  Die Organisation und ihre Mitglieder liebte er mit umso größerer Liebe, je stärker seine Verachtung der Masse war und je erbitterter sein Haß auf die Regierung und die Bourgeoisie.  Er kannte kaum das wahre Maß seiner Kräfte.  - Boris Savinkov, Erinnerungen eines Terroristen. Nördlingen 1985 (Die Andere Bibliothek, zuerst 1917/18)

Faden, roter (4) ts handelt sich darum, daß das Leben weitergeht, selbst wenn's nicht mordsfidel ist... oh, so tun, als glaubte man an die Zukunft!... zwar ist die Situation heikel, aber man weiß, daß man mit Vertrauen, Willfährigkeit und guter Stimmung die Plagen überstehen wird... wenn man eine Partei ergriffen hat, die zwar gefahrvoll ist, aber dem straffen roten Faden der Geschichte entspricht, dann wird man natürlich verwöhnt... der rote Faden der Geschichte, auf dem steht man dann, das Gleichgewicht haltend und ringsherum ist Dunkelheit... man hat sich darauf eingelassen... wenn der Faden zerreißt! wenn man ganz unten aufgelesen wird, als Matsch... wenn die Zuschauer, wutentbrannt, voll und toll, einem die Kaidaunen umwühlen, sich daraus Racheklopse machen, sie aufstapeln, verscharren in kleinen Privat-Katyns, dann darf man sich nicht beklagen! man hat sich darauf eingelassen, basta!... ich zum Beispiel, dem man vorwirft, ich hätte von den Deutschen Geld bezogen... ein Vermögen!... nicht ein Ankläger, sondern Hunderte, aus allen Lagern, und gehörig informiert!. Cousteau, der Angestellte von Lesca, Sartre, der Widerständler vom Châtelet, Aragon, mein Übersetzer und tausend andere! auch der Goncourt-Preisträger Vailland, der tief bedauert, sich gar nicht trösten kann... der mich direkt vor seinem Gewehr hatte! ich darf mich rühmen, daß ich mich an den rechten Faden halte, ich ebenso verhaßt bei den Leuten von der einen wie von der anderen Seite... ich kann ohne Prahlerei behaupten, daß der rote Faden der Geschichte durch mich hindurchläuft, von oben nach unten, von den Wolken zu meinem Kopf, bis zum After... Cromwell, auf den Müllhaufen geworfen, von Würmern wimmelnd, hatte den Faden nicht!... er hat es auf seine Kosten erfahren! ausgegraben, haben sie ihn noch mal erdrosselt, noch mal gehängt!.... solange man nicht, lebendig oder tot, den Strick um den Hals hat, ist man nur ein anstößiges Aas... wenn ich all die Leute betrachte, die keinen Faden haben und die die Tribüne einnehmen, flaggen, salbadern, die Kommissare, Superpapperlapapps, Minister, Kardinale von Schall und Rauch... arme, arme Schlucker!  - Louis-Ferdinand Céline, Norden. Reinbek bei Hamburd 2007 (zuerst 1964)

Faden Zusammenhang

 

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