ollmond
Es weckte ihn ein Geräusch wie von angestiegenen Flüssen, es kam davon,
daß das Vieh, querfeldein und absolut still unter dem Vollmond, seine Schlafstätten
auf der Hacienda verließ. Ohne Lärm warfen die Tiere
alles nieder, was sie auf ihrem geraden Weg über Weiden und durch Rohrfelder,
durch Schluchten und Sumpfland behinderte. Voran gingen die Großviehherden und
die Last- und Reitpferde, dahinter die Schweine, die
Schafe und das Geflügel, ein schauerlicher Zug, der sich in der Nacht verlor.
Sogar die fluggewandten Vögel, Tauben eingeschlossen, entfernten sich zu Fuß.
- Gabriel García Márquez,
Von der Liebe und anderen Dämonen. München 2001 (zuerst 1994)
Vollmond
(2) Am 23. Dezember 1884 fühlte ich das Fieber kommen. Es stand damals
der Vollmond am Himmel, und sämtliche Hunde in der Nähe
meines Zeltes bellten ihn ununterbrochen an, wie das bei ihnen üblich ist. Die
Köter hatten sich zu zweien und dreien versammelt und brachten mich schier zur
Verzweiflung. Einige Tage vorher hatte ich einen solchen lärmbeflissenen Sänger
erschossen und seinen Leichnam als abschreckendes Beispiel ungefähr fünfzig
Yards von meiner Zelttür entfernt aufgehängt. Leider verfehlte die Maßnahme
ihren Zweck: seine Freunde fielen über ihn her,
rauften sich um seinen Kadaver und verzehrten ihn schließlich; dann sangen sie,
wie mir schien, Dankeshymnen. Mit verdoppelter Energie. - Rudyard Kipling,
Morrowbie Jukes' Ritt zu den Toten, nach (
ki
)
Vollmond
(3) Was den Gelehrten in der Vollmondnacht
weckt und ihm den kläglichen Schrei abpreßt, ist immer dasselbe. Er sieht den
nasenlosen Henker mit
dumpfem Keuchlaut hochspringen und dem an den Pfahl
geschnürten und übergeschnappten Gestas die Lanze ins
Herz stoßen. Aber der Henker ist nicht so schrecklich wie das unnatürliche
Licht, das von einer Wolke ausgeht, die sich brodelnd über die Erde wälzt, wie
es nur bei Weltkatastrophen zu sein pflegt.- (
meist
)
Vollmond (4)
-
Nicole Claveloux
, La Belle et la Bête
Vollmond (5)
- Georges Pichard
Vollmond
(6)
»Also... ich glaube, es muß der Geist gewesen sein, Herr. Das Tempelphantom,
wie wir es nennen. Eine Frau, ganz in ein langes Leichentuch gehüllt. Sie geht
bei Vollmond in dem alten Garten um. Ein schrecklicher Vampir. Sie liebt es,
einem Menschen den Kopf abzubeißen.
« - Robert van Gulik, Das Phantom im Tempel. Zürich 1989
Vollmond
(7)
Aber in dieser Nacht des Mondmonats ist eine Festnahme [wegen Prostitution]
ungewöhnlich. Es ist fast Vollmond und wolkenlos. Der Polizist erzählte mir,
bevor wir hinausgingen, daß deshalb leider wohl in dieser Nacht nur wenig los
sein würde. Kunden sind nicht in Stimmung und die Prostituierten auch nicht.
Auf den Rücksitzen der Autos und auf dem Pflaster der dunklen Gassen, in die
sie manchmal gehen, sind sie viel besser sichtbar als sonst, und werden, wenn
sie es riskieren, viel eher festgenommen. Deshalb ist der Vollmond fast immer
eine ruhige Zeit für die Polizei. - Michael Young, nach (
zeit
)
Vollmond
(7)
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