Mann, körperloser

 

- Allen Jones

Mann, körperloser (2)  Nachdem er sich das Halstuch über Mund und Nase gezogen hatte, hob er den Kopf an den langen, blutverklebten Haaren aus dem Behälter. Er legte ihn mit dem Gesicht nach oben neben den Korb.

Die Hände hinter dem Rücken verschränkt, betrachtete der Richter das grausige Objekt. Seng-san hatte ein aufgedunsenes, sonnenverbranntes Gesicht, dessen linke Wange eine häßliche alte Narbe entstellte. Die gebrochenen, blutunterlaufenen Augen wurden zum Teil von den verfilzten Haarsträhnen verdeckt, die an der niedrigen, faltigen Stirn klebten. Ein struppiger Schnurrbart hing über den sinnlichen Mund, dessen dicke, zu einem höhnischen Grinsen verzerrte Lippen braune, unregelmäßige Zähne enthüllten. Der Halsstumpf war eine Masse geronnenen Blutes und zerfetzter Haut.

»Kein besonders anziehendes Gesicht«, bemerkte Richter Di. »Zieh die Schilfmatte fort, Hung!«

Der nackte, kopflose Körper war gut proportioniert, die Hüften schlank, die Schultern breit. Die Arme waren lang und muskulös.

»Ziemlich groß, kräftiger Bursche«, kommentierte Ma Jung. » Kaum der Typ, der demütig seinen Hals hinstreckt, um sich den Kopf abschlagen zu lassen.« Er beugte sich über die Leiche und betrachtete forschend den Halsstumpf. »Aha, hier haben wir eine blaue Strieme und Abschürfungen. Seng-san wurde erdrosselt. Mit einem dünnen Strick, und wahrscheinlich von hinten.«  - Robert van Gulik, Das Phantom im Tempel. Zürich 1989

 

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