trom   »Ach, wie viele Erinnerungen ruft der Strom in mir wach, der da neben uns zieht!« begann er. »Was wißt ihr Städter, was das ist, der Strom. Aber Sie sollten hören, wie ein Fischer das Wort ausspricht. Für ihn ist er das Rätselvolle, Unergründliche, Unbekannte, das Reich der Wunder und Erscheinungen, wo man des Nachts Dinge sieht, die es nicht gibt, wo man Geräusche hört, die man nicht kennt, wo man zittert, ohne zu wissen warum, wie wenn man über einen Friedhof geht: und er ist wirklich der unheimlichste Friedhof, aber einer ohne Gräber.

Das Land hat für den Fischer feste Grenzen - der Strom, wenn es dunkel ist und kein Mond scheint, ist grenzenlos. Ein Seemann empfindet für das Meer nicht das gleiche. Es ist oft rauh und bösartig, gewiß, aber es brüllt, es heult, es bekennt sich offen, das große Meer; der Strom aber ist verschwiegen und hinterhältig. Er grollt nicht, er fließt immer still dahin, und diese ewige Bewegung des fließendem Wassers ist für mich erschreckender als die hohen Wellen des Ozeans.

Träumer sagen, das Meer berge in seinem Schoß unendliche blaue Weiten, wo durch märchenhafte Wälder und kristallene Grotten zwischen den großen Fischen die Ertrunkenen treiben. Der Strom hat nur schwarze Tiefen, wo man im Schlamm verwest.«  - Guy de Maupassant, Auf dem Wasser. In: (nov)

Wasser
Oberbegriffe
zurück 

.. im Thesaurus ...

weiter im Text 
Unterbegriffe
Verwandte Begriffe
Synonyme