ebel  Die Finsternis hat allerhand Namen, wir nennen sie die Schattenseite des Lebens. Auch gibt es sehr viel andere Namen für sie, die ich insgesamt nicht erwähnen möchte. Ein gängiger Name ist: Das Übel. Diese Menschen, die das Übel bewohnt, sind stets in unserer täglichen Umgebung vorzufinden. Wir leben also mit dem Übel, ja wir sprechen ohne weiteres seinen Namen aus und sagen wohl oder übel so allerlei dahin, was sich mit dieser Tatsache beschäftigt. Die Tatsache aber, daß wir auf Schritt und Tritt einer finsteren Figur oder dem zweibeinigen Übel begegnen, diese Tatsache ist nun mal nicht von der Hand zu weisen. Derjenige, dem diese Tatsache nicht zusagt oder widerwärtig zu Leibe geht, der kann sich entsprechend schützen oder beschützen lassen. Er kann sich vergewissern und aufklären lassen. Er kann Ermittlungen einziehen und Auskünfte sich erteilen lassen. Er steht in der Gesellschaft, und in der Gesellschaft stehen alle Glieder zueinander in ununterbrochenen Wechselbeziehungen. - Günter Bruno Fuchs, Wilhelms praktische Lehrsätze aufgrund des gelösten Rätsels zu Andernach, aus: Detective Magazine der 13, Hg. H.C. Artmann Esq. Residenz Verlag Salzburg 1971

Übel (2)  Die Büchse, worin sich alle Übel finden und auf deren Boden die Hoffnung übrigbleibt, ist gewiß ein zauberhaftes Gleichnis; aber diese Pandora ward vom Vulkanus nur erschaffen, weil er sich am Prometheus rächen wollte, der aus Schlamm einen Menschen gemacht hatte.

Die Inder treffen nicht genauer: Gott, da er den Menschen geschaffen, gab diesem eine Arznei, um ihn ständiger Gesundheit zu versichern; der Mensch lud die Arznei auf seinen Esel; der ward durstig, die Schlange wies ihm eine Quelle, und während der Esel trank, nahm die Schlange sich die Arznei.

Die Syrer haben ausgedacht, daß Mann und Frau, nachdem sie im vierten Himmel erschaffen worden, einmal einen Ölkuchen essen wollten statt der Ambrosia, die ihre natürliche Mahlzeit war. Die Ambrosia entwich aus den Poren; nach dem Ölkuchen aber tat der Gang zum Stuhle not. Mann und Frau baten einen Engel, ihnen den Weg zu zeigen. »Seht ihr« (sprach der Engel) »den kleinen Planeten dort, groß wie ein Nichts und einige sechzig Millionen Meilen entfernt? Dort ist der Abtritt des All; geht nur eilig hin!« Sie gingen und man ließ sie dort; seitdem ist unsere Welt, wozu sie damals ward.  - (vol)

Übel (3)  TRUJILLO. Kommt näher, Señora, ich will Euch von meinem Übel sprechen.

LOZANA. Sprecht, Señor, nach Euren Worten werde ich es erkennen, obwohl es lang sein muß.

TRUJILLO. Señora, es ist mehr dick als lang. Ich hörte, Señora, Euer Haus wäre eine Zollstation, und um mich meiner Ware zu entledigen, will ich sie in Eure Hände legen, damit Ihr aus Euren Señoras heute mich mit einer bekannt macht, bei der ich mich meiner Geschäfte entledigen könnte. Da ich schon seit langer Zeit nicht wohl bin, müßt Ihr wissen, daß ich ihn dick habe; seit Ihr hier  seid, ist er noch um zwei oder drei Finger dicker geworden.

LOZANA. Im Maul eines Hundes, Señor. Wenn Euer Übel natürlich ist, bedarf es zu seiner Heilung keines Zaubers. Doch wenn es zufällig ist, kann man ein Mittel wohl gebrauchen.

TRUJILLO. Señora, ich möchte es in der Zollstation niederlegen, sonst könnte ich es verlieren. Legt die Hand daran, und Ihr werdet sehen, ob es ein Mittel dagegen gibt.

LOZANA. Ah, Schelm! Diese Krankheit habt Ihr also? Wie er kräftig ist!

TRUJILLO. Ich hörte, Señora, Ihr hättet es sehr hübsch und ich möchte es sehen, um geheilt zu werden.

LOZANA. Meine Sünden haben mich hierher geführt. Wenn Ihr glaubt, schon durch das Sehen geheilt zu werden, Senor, da ist es. Uns beide aber, mich, weil ich gekommen bin, und Euch, weil Ihr so geschickt seid, sollte man klopfen.

TRUJILLO. Hier bedarf es keines Klopfens, Senora, meine Wirtin hat heute morgen alle meine Sachen geklopft. Euer Gnaden möge näherkommen, damit sich beide gut sehen. Der meine ist blind und streckt sich aus.

LOZANA. Sie sehen sich gut, wenn sie wollen.

TRUJILLO. Sie wollen sich auch küssen, Señora.

LOZANA. Es genügt, wenn sie sich gesehen haben.

TRUJILLO. Die Berührung und der Kontakt, Señora, die heilen, wie die heilige Nafissa sagte, die aus süßer Liebe starb. - Francisco Delicado, Lozana die Andalusierin. Nördlingen 1989 (Die Andere Bibliothek 51, zuerst 1528)

Übel (4)   Entweder Gott will das Übel von dieser Welt nehmen und kann es nicht, oder er kann es und will nicht, oder er kann weder noch will er, oder schließlich er kann und will. Wenn er es will und nicht kann, so heißt dies Ohnmacht, was der Natur Gottes entgegen ist; wenn er es kann und nicht will, so heißt das Bosheit und ist seiner Natur nicht weniger entgegen; wenn er weder kann noch will, so ist dies Bosheit und Ohnmacht; wenn er will und kann, welcher Entschluß einzig Gott geziemt: woher kommt dann das Übel? - Epikur, nach Lactantius (Kirchenvater), nach Voltaire

Zustand Moral
Oberbegriffe
zurück 

.. im Thesaurus ...

weiter im Text 
Unterbegriffe
Verwandte Begriffe
Ktankheit
Synonyme