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Nun muß ich wieder erinnern, was auch in dem ersten Gesange
Klar wird gestellt, wie jeglicher Stoff durchlässig gebaut ist.
Dies zu wissen ist zwar zu vielen Dingen wohl nütze,
Aber es muß vor allem für jene Erscheinung besonders,
Die ich behandeln nun will, der Satz notwendig gewiß sein,
Daß es nichts Faßbares gibt als mit Leerem gemischte Atome.
Erstens: es schwitzen bisweilen die Felsengrotten das Naß aus,
Das von oben her trieft und in sickernden Tropfen herabfließt.
Auch aus unserem Körper fließt überall reichlicher Schweiß ab.
Sprießt nicht der Bart und die Haare auf allen Gelenken und Gliedern
Und verteilt sich die Speise nicht überallhin durch die Adern,
Nährt und mehrt auch das äußerste Glied bis zum winzigsten Nagel?
Ebenso fühlen wir auch, wie durch Erz die Kälte und Wärme
Durchdringt, fühlen sie auch durch Gold- und Silbergefäße
Dringen, so oft mit der Hand wir die vollen Pokale ergreifen.
Endlich: es fliegt der Ton durch die steinernen Wände der Häuser;
Sie durchströmen Gerüche und Kälte und Hitze des Feuers,
Die sogar durch die Masse des Eisens zu dringen gewohnt ist.
Endlich drängen Atome auch unsichtbar sich von außen
Da, wo der Panzer des Himmels den Erdball ringsherum bindet,
Ein und bringen Gebresten dem Tier- und Menschengeschlechte.
Und der Krankheitskeim, sobald er von außenher eindringt,
Und die Witterungswechsel, die hier wie im Himmel entstehen,
Üben ihr Recht auf den Himmelsraum und entlegene Länder.
Denn nichts gibt's in der Welt, was nicht durchlässig geknüpft ist.

- (luk)

Poren (2) Die Pflanze denkt, sie sei bloß für sich da, zu wachsen, im Winde sich zu schaukeln. Licht und Luft zu trinken, Düfte und Farben zu bereiten, für ihren eigenen Schmuck, mit Käfern und Bienen, zu spielen; - sie ist auch für sich da, aber zugleich ist sie nur eine Pore der Erde, worin sich Licht, Luft und Wasser begegnen und verwickeln in Prozessen, wichtig für das ganze Erdenleben; sie ist da, um für die Erde auszudünsten, zu atmen, ihr ein grünes Kleid zu weben, und Menschen und Tieren Stoff zu Nahrung, Kleidung und Wärme darzubieten.  - Gustav Theodor Fechner, Das Büchlein vom Leben nach dem Tode, in: G.T.F., Das unendliche Leben. München 1984 (Matthes & Seitz debatte 2, zuerst 1836)

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