immel   Das Dienstmädchen Andrea macht sich Sorgen. »In der Katechismusstunde,« erläutert sie, »hat uns der Herr Pfarrer erzählt, daß es noch ein anderes Leben gibt. Wenn man wüßte, Señora, daß man in ein gutes Haus kommt, wie dieses, wo man anständig behandelt wird, würde es mir ja nichts ausmachen, aber ehrlich gesagt, dort bei Leuten zu arbeiten, die man gar nicht kennt, bei bösen Herrschaften, die Arme wie unserereinen bloß ausnutzen . . . Rita Acevedo de Zaldumbide, Bonaerenser Bagatellen aus dem vergangenen Jahrhundert (1907) - (boc)

Himmel (2) Aus dem Zusammenleben mit den Engeln durfte ich zur Gewißheit gelangen, daß die Reichen ebenso leicht in den Himmel kommen wie die Armen und der Mensch nicht vom Himmel ausgeschlossen wird, weil er in Überfluß lebt, noch umgekehrt in den Himmel aufgenommen wird, weil er in Armut lebt. Das Los der Reichen im Himmel ist, daß sie mehr als andere im Wohlstand leben. Einige von ihnen wohnen in Palästen, deren Inneres von Gold und Silber glänzt, und haben Uberfluß an allem, was dem Leben dient. - Emanuel Swedenborg, De Coelo et Inferno, Paragraph 361 (1758) - (boc)

Himmel (3)  Manche Rabbis glaubten, die Verstorbenen würden fortan in Gottes himmlischem Palast wohnen. Der in Babylonien geborene Gelehrte Abba Areka, kurz »Raw« genannt, erklärte, in der »kommenden Welt« gebe es nicht »Essen, nicht Trinken, nicht Kinderzeugen, nicht Geschäftemachen, weder Eifersucht noch Haß noch Wettstreit. Die Rechtschaffenen sitzen mit Kronen auf den Häuptern da und erfreuen sich am Glanz von Gottes Ruhm.« - (pan2)

Himmel (amerikanisch) Wie denken die Menschen heute, rund zweitausend Jahre, nachdem sich die Vorstellung vom Himmel in ihren Grundzügen herausgebildet hat, über das Leben nach dem Tod?

Hier die Ergebnisse einer Umfrage unter US-Bürgern:

Zu Beginn dieses Kapitels haben wir ja schon gesehen: der Himmel war immer so beschaffen, wie die Menschen ihn zu ihrer Zeit brauchten. - (pan2)

Himmel (mormonisch)  Der Mormonenhimmel hat alles, was ein Himmel braucht: Seen, Wälder, Städte mit Hochhäusern — aber ein Ort der Muße ist  er nicht. Auch im Himmel arbeiten  die Mormonen rastlos für ihre Kirche, indem sie mittels der sogenannten »Totentaufe« die Seelen verstorbener Ungläubiger bekehren.

Die Mormonen sind die einzige Religionsgemeinschaft, die ihre Bekehrungsarbeit auf das Leben nach dem Tode ausdehnt. Im Jahre 1995 wurden sie von Vertretern der jüdischen Gemeinschaft aufgefordert, nicht länger jüdische Holocaust-Opfer zum mormonischen Glauben zu »bekehren«. Die Mormonenkirche erklärte sich bereit, die Namen von schätzungsweise 380 000 jüdischen Holocaust-Opfern, die die Totentaufe bereits empfangen hatten, aus ihrem Internationalen Genealogischen Index zu streichen. - (pan2)

Himmel (klösterlich)  Villons nächste Station ist das Nonnenkloster von Port Royal. Die Vorsteherin, die Äbtissin Huguette du Hamel, ist eine tolle Nummer. Alle Laster der Zeit sind ihr im Gesicht geschrieben. Ihr Kloster ist nie eine Stätte frommer Gotteseinkehr gewesen. Hier stiegen oft und gern die jungen Adligen ab und fanden bei den jungen Nonnen neue Variationen ihres Vergnügens. Die Äbtissin war eine erfahrene Frau und kannte ihre Zeit; das Geld, das hier einkam, stapelte sich in den Kellern. Man sagte von ihr, daß sie heimlich in Männerkleidern das Kloster verlassen und lange Nächte in Pariser Spelunken getanzt hätte. Und die Coquillarden mußten es ja wissen. Vielleicht stand sie mit ihnen sehr vertraulich oder gehörte sogar zu ihrer Bruderschaft, das war alles möglich. Jedenfalls fand sie den Villon prächtig, und der fühlte sich bei ihr ebenso wohl wie im Himmelreich.  - Paul Zech in:  Die lasterhaften Balladen des François Villon. Nachdichtung von Paul Zech. München 1962 (dtv 43, zuerst ca. 1460)

Himmel (wirklicher)  Die acht Weltsätze des Meisters Johannes Baader über die Ordnung der Menschheit im Himmel nebst Erklärungen desselben

Die Menschen sind Engel und leben im Himmel.
Sie selbst und alle Körper, die sie umgeben, sind Weltallkumulationen gewaltigster Ordnung.
Ihre chemischen und physikalischen Veränderungen sind zauberhafte Vorgänge, geheimnisvoller und größer als jeder Weltuntergang oder jede Weltschöpfung im Bereich der sogenannten Sterne.
Jede geistige und seeliche Äußerung oder Wahrnehmung ist eine wunderbarere Sache als das unglaublichste Begebnis, das die Geschichten von Tausendundeine Nacht schildern.
Alles Tun und Lassen der Menschen und aller Körper geschieht zur Unterhaltung der himmlichen Kurzweil als ein Spiel höchster Art, das so vielfach verschieden geschaut und erlebt wird, als Bewußtseinseinheiten seinem Geschehen gegenüberstehen.
Eine Bewußtseinseinheit ist nicht nur der Mensch, sondern auch alle die Ordnungen von Weltgestalt, aus denen er besteht und inmitten deren er lebt, als Engel.
Der Tod ist ein Märchen für Kinder, und der Glaube an Gott war eine Spielregel für das Menschenbewußtsein während der Zeit, da man nicht wußte, daß die Erde ein Stück des Himmels ist wie alles andere.
Das Weltbewußtsein hat keinen Gott nötig.
Wo anders sollen wir sein als im Himmel? - Johannes Baader

Himmel (Treuenbrietzener) Am Pauckertring steht ein Obelisk für den Komponisten Friedrich Heinrich Himmel. "Er hätte ein ganz Großer werden können", urteilte Goethe über den 1765 in Treuenbrietzen geborenen und 1815 in Berlin gestorbenen Königlichen Kapellmeister - "wenn er nur etwas ernsthafter gewesen wäre".

Tatsächlich liebte Himmel, dessen Geburtshaus in der Großstraße eine Gedenktafel trägt, die Frauen und den Alkohol. Er hatte Königin Luise das Klavierspielen beigebracht. Später rühmte er sich, ihr dabei auf die Schulter geküsst zu haben. Aber Himmel war für seine Übertreibungen bekannt. So ließ er seine Kutsche stets mit vier Pferden bespannen, obwohl ihm in seinem Rang nur zwei zustanden. Niemand störte sich daran.  - Tagesspiegel vom 21. Juni 2006

Himmel (indischer)   In der himmlischen Welt wird er ein Heer von Frauen zur Verfügung haben, und nicht einmal das Feuer wird sein Glied fressen. - Atharva-Veda, nach (boc)

Himmel (volkstümlicher)  Das Leben kostet keinen Heller im Himmelsgelass, die Engel backen Brot und Brezeln auf jedermanns Geheiß. Gemüse aller Arten sprießen im Himmelsgarten, Erbsen und Möhren wachsen dort ganz von selbst; die Spargel sind beinlang, die Artischocken kopfgroß. Wenn einmal Schmalhans Küchenmeister ist, kommen die Fische angeschwommen, Sankt Peter eilt mit Netzen und Käscher herbei und macht sich ans Werk, einem den Gaumen zu kitzeln. Sankt Martha ist die Köchin, Sankt Urban der Mundschenk. - Deutsches Volkslied,  nach (sot)

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