ord, perfekter  Kein Mensch kann das perfekte Verbrechen vollbringen; der Zufall jedoch vermag es. Ende des vorigen Jahrhunderts fand in Arles, im Süden Frankreichs, die berühmte schnelle Beseitigung einer Mme Lacour statt. Ein unbekannter bärtiger Einsachtziger, der, wie man später vermutete, ihr heimlicher Geliebter gewesen war, trat in einer belebten Straße kurz nach ihrer Heirat mit Oberst Lacour von hinten dicht an sie heran und stieß ihr dreimal, tödlich, ein Messer in den Rücken, indes der Oberst, eine kleine Bulldogge von Mann, den Arm des Mörders umklammert hielt. Durch ein wunderbares und schönes Zusammentreffen brachte just in dem Augenblick, als der Ausführende im Begriff war, sich aus den Klauen des erbosten kleinen Ehemannes zu befreien - mehrere Zuschauer sammelten sich bereits um die Gruppe -, ein spinnerter Italiener in dem dem Schauplatz am nächsten gelegenen Haus aus reinem Zufall einen Sprengstoff zur Explosion, an dem er herumgewerkelt hatte, und im nämlichen Augenblick war die Straße in ein Pandämonium aus Rauch, fallenden Ziegeln und rennenden Menschen verwandelt. Die Explosion tat niemandem etwas zuleide (außer daß sie den wackeren Oberst Lacour bewußtlos machte), aber der rachsüchtige Liebhaber der Dame rannte mit den anderen - und lebte glücklich bis ans Ende seiner Tage. - (lo)

Mord, perfekter (2)  In einem Zug wird der Tennischampion Guy (Farley Granger) von einem Fan namens Bruno (Robert Walker) angesprochen. Bruno weiß alles über Guy und schlägt ihm vor, jeder von ihnen solle für den anderen einen Mord begehen. Bruno will Guys Frau umbringen, die sich nicht von ihrem Mann scheiden lassen will, und dafür soll Guy Brunos übermäßig strengen Vater umbringen. Guy lehnt das ab und trennt sich von Bruno, der dennoch den ersten Teil des Plans ausführt. In einem Vergnügungspark erwürgt er Guys unsympathische Frau. Guy wird von der Polizei vernommen und kann kein vollständiges Alibi nachweisen. Er wird deshalb von der Polizei beobachtet, diskret, weil er bekannt und mit seiner Tochter des Senators liiert ist. Bruno läßt Guy wissen, er warte darauf, daß auch dieser seinen Teil des Plans erfülle. Guy weicht aus, benimmt sich aber immer verdächtiger. Schließlich beschließt Bruno, unzufrieden mit Guy, weil er seinen Vertrag nicht erfüllt, ihm einen Strick zu drehen. Er will das Feuerzeug, das dem Champion gehört, an den Ort des Verbrechens tragen. Um Bruno abfangen zu können, muß Guy ein Tennismatch in fünf Sätzen gewinnen, um aus dem Stadion wegzukommen. Am Ende wird Bruno von einem heißgelaufenen Karussell erdrückt und Guys Unschuld bewiesen. - Nach: François Truffaut, Mr. Hitchcock, wie haben Sie das gemacht? München 1973 (zuerst 1966)

Mord, perfekter (3) Der improvisierte Mord ist, nach Nero Wolfes Meinung, die einzige Art des Mordens, bei der der Täter damit rechnen kann, nicht entdeckt zu werden: »Warte eine günstige Gelegenheit ab, bewahre kaltes Blut und schlag zu, wenn der richtige Moment da ist«; und er fügt hinzu, daß sich nur jene den Luxus eines improvisierten Mordes leisten können, denen es damit nicht gar zu sehr eilt.  -  William S. Baring-Gould, Nero Wolfe, 35th Street West, New York City. Berlin u.a. 1972 (Ullstein Buch 2861, zuerst 1969)

Mord, perfekter (4)  Der Mörder Wanko sagte: Weil Gott gottseidank nicht nur der Gott der Güte, sondern auch der Gott der Gescheitheit und der schön gemachten Sachen ist, wird er mich gewiß irgendwo in einem Winkel seines Herzens für meinen perfekten Mord ein bißchen liebhaben.  - (met)

Mord, perfekter (5)

Mord, perfekter (6) Ich hielt die Zeit für gekommen, Bi Sün zu töten. In jener Nacht nach dem Drachenbootfest verleitete ich Bi zu übermäßigem Weingenuß. Da er so viel Wein nicht gewöhnt war, wurde ihm übel und er klagte über Magenschmerzen. Im Schlafzimmer gab ich ihm dann noch mehr zu trinken und redete ihm ein, der Wein würde seine Schmerzen vertreiben. Zuletzt sank er vollständig betrunken und besinnungslos auf das Ruhelager. Ich nahm nun eine der langen, dünnen Nadeln, mit denen wir gewöhnlich die Filzsohlen an unsere Schuhe nähen, und trieb sie ihm mit einem Holzschlegel in den Schädel ein, bis sie in ihrer ganzen Länge von drei Zoll völlig verschwunden war. Bi Sun schrie nur einmal auf; dann war er tot. Nur der Nadelkopf war wie ein winziger Punkt sichtbar; unmöglich, ihn in dem dichten Haar zu entdecken. Es floß kein Tropfen Blut, nur seine Augen waren aus den Höhlen getreten. Ich wußte genau: selbst eine Leichenöffnung würde diese tödliche Wunde nicht ans Tageslicht bringen.   - Robert van Gulik (Hg.), Merkwürdige Kriminalfälle des Richter Di. Zürich 1998

Mord, perfekter (7)

Mord, perfekter (8)


Mord Perfektion Mordkunst

Oberbegriffe
zurück 

.. im Thesaurus ...

weiter im Text 

Unterbegriffe

Verwandte Begriffe

Synonyme