Mordlust  Ich will mich, sagte der Mörder Wanko, nicht analysieren lassen. Denn die Mordlust ist dann weg, aber welches Vergnügen tritt an ihre Stelle? Nach dem heutigen Stand des Doktorspiels keines; und ohne Vergnügen möchte ich nicht leben.  - (met)

Mordlust (2)   Tschitscherins Pferd ist eine Version seiner selbst - ein Appaloosa aus den Vereinigten Staaten mit dem Namen Snake. Snake war früher eine Art ausgehaltener Luxusemigrant. Vorletztes Jahr lebte er in Saudi-Arabien und erhielt jeden Monat einen Scheck von einem verrückten (oder, für Liebhaber paranoider Systeme: unangenehm rationalen) Ölbonzen aus Midland, Texas, der dafür zahlte, daß Snake den amerikanischen Rodeo-Arenen fernblieb, wo damals der berühmt-bockige Bronco Midnight jede Menge junger Männer links und rechts in die sonnendürren Zäune schmiß. Snake allerdings ist nicht nur einfach wild im Midnight-Stil, sondern erfüllt von methodischer Mordlust. Schlimmer noch, er ist unberechenbar. Man kann auf ihm reiten, und er verhält sich gleichgültig oder fügsam wie eine Jungfrau. Dann wieder, ohne Warnung, kann es ihn aus dem letzten Schnauben eines Seufzers heraus packen, und er tötet mit der kleinen Geste eines Hufes, einem schlangengleichen Zucken des Kopfes zu genau der richtigen Stelle im genau richtigen Augenblick, ohne andere Begründung als die des Tötens.  - Thomas Pynchon, Die Enden der Parabel. Reinbek bei Hamburg 1981
 
 

Mord Lust

 

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