1 Der Kleine Leberegel lebt als
Parasit in Weidetieren. Seine
Eier, mit dem Kot der Tiere
ausgeschieden, werden von Schnecken verspeist. 2 In der Schnecke
schlüpft die Larve. Sie wird, in einem Schleimballen verpackt, von der
Schnecke ausgeschieden und von Ameisen gefressen. 3 Jeweils
eine der Larven wandert als Hirnwurm ins Gehirn der Ameisen. 4 Die
dadurch in ihrem Verhalten manipulierten Ameisen krabbeln auf die Spitzen
von Gräsern, die wiederum von Weidetieren gefressen werden. Auf diese
Weise gelangt der Parasit wieder in die Leber der Wirtstiere. -
Der SPIEGEL 37/2000
Hirnwurm
(2) In
dem Kopf des Hirsches ist ein Wurm, der ihn
oft quält.
Aber jedes Tier und auch der Mensch hat einen Wurm unter
der Zunge und sagt unser lateinisches Buch, daß an der Stelle, wo die
Blutadern mit dem Rückgrat verbunden sind, wo es an den Kopf
stößt, 20 Würmer sind.
Fürwahr, das erscheint mir sehr merkwürdig und
glaube ich das nicht, es sei denn, man meint mit den Würmern die
Mäuse [Muskeln]; dennoch bleiben da
Zweifel. -
(meg)
Hirnwurm (3) In Jugoslawien machte im 19. Jahrhundert die Geschichte eines Arztes die Runde, der aus dem Gehirn einer Zarentochter einen Käfer herausoperiert haben soll. Chinesische Texte aus dem Mittelalter berichten von einem Arzt aus Ta-ch‘in (Syrien), der sich darauf verstand, Blindheit zu heilen, indem er Würmer aus den Köpfen der Patienten zog.
Auch aus Indien gibt es eine Überlieferung, nach
der in Taxila (heute Pakistan) »Atreya, der König der Ärzte«,
Vorlesungen darüber hielt, wie man Schädel öffnete, um gefährliche Würmer zu
entfernen. Jivaka, sein Schüler, soll einen magischen Stein besessen haben,
mit dem er seine Patienten durchleuchtete und in ihren Köpfen
»Tausendfüßler« lokalisierte, die er dann herausoperierte und sie damit angeblich
heilte. - (
erf
)
Hirnwurm
(4) Als er nach und nach nach dem Udumbara-Lande
gelangt war, so war dort ein Mann, der mit einem Maße maß und nachdem er
gemessen hatte, sich mit dem Maß den Kopf verletzte. Als Dshîvaka dies gesehen hatte, fragte er ihn, weshalb er dies tue. »Mein Kopf juckt
mich sehr.« - »Komm her, ich werde ihn besehen.« Als der Mann sich
niedergelegt hatte, besah er ihm den Kopf, darauf legte er ihm den alle
Wesen zum Glauben bringenden Edelstein auf den Kopf und sofort ergab es
sich, daß ein Hundertfuß da war. Darauf sagte er: »O Mann, in deinem
Kopfe steckt ein Hundertfuß.« Der Mann berührte seine beiden Füße und
sagte: »Heile mich.« Er versprach es. Da dachte er, ich will so tun, wie
der Lehrer es gesagt hat, und sagte: »O Mann, heute grabe eine Grube
und halte Mist in
Bereitschaft, morgen werde ich dich behandeln.« Der Mann ging fort,
nachdem er seine beiden Füße berührt hatte. Am folgenden Tage steckte
Dshivaka den Mann in die Grube, Öffnete die Hirnschale mit dem öffnungs
Instrument, berührte den Rücken des Hundertfußes mit der heißgemachten
Zange, der Hundertfuß zog die Arme und Füße zusammen, worauf er ihn mit
der Zange packte und hinauswarf, so daß der Kranke genas. Der Mann gab
dem Dshîvaka fünfhundert Klrshâpâna's, die er dem Âtreja schickte. - Märchen aus Tibet. Hg. Helmut Hoffmann. Düsseldorf Köln 1965
(Diederichs,
Märchen der Weltliteratur)