weifel   Zauberenthüllung, Glaubensschwankung, Schwindelerschütterung, der erste Versuch zur Brechung der Wahrheitssperre (s. d., Zote). Der gesperrte Mensch zweifelt, bis er sich zur Freiheit (s. d.) hindurchgezweifelt hat. Die freie Menschheit aber forscht, um den Strom des Lebens (s. Wahrheit) immer breiter, tiefer und voller in die Ewigkeit hinausströmen zu lassen (s. Forscher, Ketzer, Apostat). - (se)

Zweifel (2) Ernsthaft zu sein, gehört nicht zu meinen Lastern. Ich wage dennoch die Behauptung, daß die Idee, wonach es keine Verschwörung geben soll, von Historikern verbreitet worden ist, welche für Universitäten und Institute arbeiten, die von den Hauptverschwörem unserer Zeit gegründet worden sind:

die RockefelIer-Morgan-Bankmacht, der Haufen im Kabinett für Auslandsbeziehungen, die triliterale Kommission ... Das ist nicht weiter erstaunlich oder gar deprimierend. Die Verschwörung ist ein Standard-Bestandteil säugetierhafter Politik, der auf Gründen beruht, die in der Ethologie und in von Neumanns und Morgensterns Theory of Games and Economic Behavior zu finden sind. Die Kompetenz der Wirbeltiere hängt vom Mehrwissen gegenüber der Konkurrenz ab; das Monopolisieren von Informationen und Territorium, zusammen mit dem Anhäufen von Signalen. Mit einem Wort gesagt: Entropie. Wissenschaft beruht auf der getreuen Übermittlung eines Signals, somit auf dem Prozeß des Informationstransfers. Der Negentropie. Das Finale könnte zwischen Pavlovs Hund und Schrödingers Katze stattfinden.

Dennoch bin ich allen Verschwörungstheorien gegenüber - meine eigene inbegriffen - zutiefst skeptisch, weil Verschwörungsfreaks dazu neigen, den Unterschied zwischen einem einleuchtenden Argument und einem echten Beweis zu vergessen;

oder den Unterschied zwischen einem legalen Beweis, einem Beweis in der Verhaltensforschung, einem Beweis in der Physik, einem mathematischen oder logischen Beweis oder einer Parodie auf diese Beweise. Mein Ratschlag an alle sind die letzten Worte Buddhas: «Zweifle und finde dein eigenes Licht.» Oder wie Crowley schrieb: «Ich schlief mit dem Vertrauen und sah am Morgen, daß es ein Leichnam war. Ich trank und tanzte die ganze Nacht mit dem Zweifel und sah am Morgen, daß er jungfräulich war.»

Zweifel ist langes Leiden, aber es ist gütig; Zweifel schützt vor vielen Sünden; Zweifel bläht sich nicht selber zum Dogma auf. Halte dich nun an diese drei Dinge: Zweifel, Hoffnung, Nächstenliebe - das Wichtigste davon ist der Zweifel. Mit Zweifel ist alles möglich. Jede andere Einheit innerhalb des Universums - die Göttin selbst inbegriffen - könnte dich zu betrügen versuchen. Alles ist Show-Biz. - (ill)

Zweifel (3) Zweifeln heißt denken. Der vernünftige Mensch hat gewisse Zweifel nicht. Ein Zweifel ohne Ende ist nicht einmal ein Zweifel. - Ludwig Wittgenstein, Über Gewißheit. Frankfurt am Main 1997, entstanden ca. 1951

Zweifel (4)  »Ich weiß, daß ich ein Mensch bin.« Um zu sehen, wie unklar der Sinn des Satzes ist, betrachte seine Negation. Am ehesten noch könnte man ihn so auffassen: »Ich weiß, daß ich die menschlichen Organe habe.« (z. B. ein Gehirn, welches doch noch niemand gesehen hat.) Aber wie ist es mit einem Satze wie »Ich weiß, daß ich ein Gehirn habe«? Kann ich ihn bezweifeln? Zum Zweifeln fehlen mir die Gründe! ›Es spricht alles dafür, und nichts dagegen.‹ Dennoch läßt sich vorstellen, daß bei einer Operation mein Schädel sich als leer erwiese. - Ludwig Wittgenstein, Über Gewißheit. Frankfurt am Main 1997, entstanden ca. 1951
 
Skepsis
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