urm   Ich hielt den Meskal gegen das Licht und beobachtete, wie der Wurm langsam über den Boden der Flasche glitt. Das Geschenk eines Freundes, der gerade aus Mexiko zurück war. Der Wurm war dick und weiß und sah irgendwie gefährlich aus, und man schrieb ihm große halluzinogene Eigenschaften zu. Wenn man ihn schluckte, dann machte er einen angeblich so high, daß man eine Trittleiter brauchte, um sich am Hintern zu kratzen. - Kinky Friedman, Greenwich Killing Time. Zürich 1992 (zuerst 1986)

Wurm (2) Nun war es der Tebel hohl mer ein sehr nachdencklicher Traum, denn mich träumete, wie daß ich auff der See wäre und wie daß mir so ein grausamer Durst ankam. Weil ich aber von guten Geträncke, womit ich mich gerne den Durst leschen wolte, nichts finden kunte, so war es nicht anders, als wenn ich meine Caper-Mütze nehme und schöpffte dieselbe voll See-Wasser, welche gekrübelte voll grosse rothe Würmer und grüne Maden war, die hatten der Tebel hohl mer grosse, lange, breite und spitzigte Zähne in den Schnautzen und stuncken wie das ärgeste Luder! Dasselbe Wasser soffe ich nun mit alle denen Würmen in mich hinein und schmackte mir so uneben nicht, denn die Würmer schlichen mir so glat mit hinunter, daß ichs nicht einmahl gewahr wurde. Doch einer wäre mir bald im Halse stecken geblieben, wenn ich nicht im Traume geschluckt hätte, denn er war mir mit seinen Zähnen in meinen Halse unter der Zunge an den Zapffen hängen blieben. So bald ich aber einen Schluck that, war [er] augenblicks auch bey der sämptl. Compagnie. Nach Verfliessung einer Viertel Stunde hätte man schön schreyens und bölckens in meinen Magen gehöret! O sapperment! wie bissen sich da die Würmer und die Maden in meinem Leibe — es war der Tebel hohl mer nicht anders als wie eine Hasenhetze und bluteten alle mit einander wie die Schweine! Nachdem sie sich nun so eine gute Weile im Leibe herum gekampelt hatten, so wurde mir darauf abscheulich übel u. fing mich an zubrechen; da hätte man nun schön speyen gesehen! Wie ich spie — es ging der Tebel hohl mer hinten und forne 4 gantzer Stunden nach einander weg und im Traume immer ins Bette hinein, daß ich auch endlich gar darüber auffwachte. Wie ich nun auffgewacht war, so lag ich der Tebel hohl mer biß über die Ohren in lauter Unflathe und krochen in denselben wohl über hundert tausend solche rothe See-Würmer und grüne Maden mit grossen Zähnen herum, die frassen das Gespiene alle mit einander wieder auf und verschwunden hernach, ehe ich michs versahe, daß ich auch die Stunde nicht weiß, wo sie hinkommen seyn. Dasselbe Speyen continuirte bey mir nun 4 gantzer Wochen, eine Nacht und alle Nächte, denn es muste wohl von der Lufft herrühren, weil ich auch flugs so sehre an Händen und Füssen ausschlug. Es war der Tebel hohl mer mein gantzer Leib über und über wie eine bürckene Rinde und die Haut fing mir an zu Jucken wie nichts guts; daß ich mir auch manchmahl, wenn ich den Caper-Rock angezogen hatte, das Leder so zerriebe, daß bißweilen die gläntzenden Rubinen wie Kleister oder Buchbinder Papp in meinen Caper-Rocke Finger dick kleben blieben. Ich brachte wohl ein gantz halb Jahr damit zu, ehe ich das Zeug vom Halse recht wieder loß werden kunte, und ich halte dafür, ich wäre es noch so bald nicht loß wieder geworden, wenn ich mir nicht von Bomolie und geklopfften Ziegel-Steinen eine Salbe hätte machen lassen und die Gelencke immer fleißig damit geschmieret. Ach! Bomolie, Bomolie! Das ist der Tebel hohl mer eine herrliche Artzeney vor die Krätze! - Christian Reuter, Schelmuffsky. 1696

Wurm (3) Wie die übrigen Tiere zum Dienste des Menschen erschaffen sind, so dienen die Reptilien der Erde und unterstützen sie, indem sie sie durchbohren, so daß das Wasser und der Regen sie befeuchten kann. Deshalb liegen sie auch immer an feuchten Orten in der Erde und erwärmen sie mit ihrem Atem und befeuchten sie mit ihrem Schaum und Schweiß, so daß die Erde davon ein wenig gekräftigt und zusammengehalten wird. Daß aber giftige Würmer darunter sind, kommt von dem üblen Geruch und der Fäulnis der Erde ... Denn der Schmutz und die Fäulnis fließen in ihr Inneres, und davon entstehen in ihr die giftigen Würmer, wie auch vom Eiter des Menschen Würmer wachsen, die ihn schädigen. Diese Würmer haben fast gar keine Knochen, denn das Gift vertritt in ihnen die Stelle der Knochen und des Blutes und stärkt sie. Verschiedene von ihnen sind unbehaart, weil sie aus der Feuchtigkeit der Erde geboren werden, in der Erde sind und ihre Oberfläche meiden ...

Und weil sie eine den Menschen und den Tieren der Oberwelt entgegengesetzte Natur haben, so sind sie diesen auch feind, töten sie mit ihrem Gift und verletzen die Menschen und was über ihnen ist. Haben sie aber auch Gift in sich, so haben doch einige davon als Heilmittel für Mensch und Tier Wert, und wenn man sie auch nicht ganz dazu gebrauchen kann, so doch einige Teile ihrer Körper, die sie vom guten Saft der Erde haben, weil eben der gute Saft auch gute Kräuter hervorsprießen läßt oder wie die von einem Hirsche verschlungene Schlange wieder jung wird. - (bin)

Wurm (4)  Die gewaltige Larve eines Weidenbohrers kreuzte ostentativ segmentiert, flachköpfig, fleischfarben und glänzend gerötet meinen Weg, ein seltsames Wesen «so nackt wie ein Wurm», um einen französischen Vergleich zu gebrauchen, das panisch nach einem Ort suchte, wo es sich verpuppen konnte (der schreckliche Drang der Metamorphose, die Aura eines schmählichen Anfalls an öffentlichem Ort). - (nab)

Wurm (5) Die Holztür zur Waschküche steht weit offen, über dem Eingang hängen dicke Spinnweben, der Boden senkt sich in der Mitte bis zum Abflußloch. Es ist hell und sonnig in der Waschküche, die Sonne scheint genau ins Fenster, mir wäre lieber, wenn es dunkler wäre, ich hab sein verdammtes Ding noch nie so hell beleuchtet gesehen. Er geht auf den von Mutti schon oft abgeschrubbten Waschtisch zu, der unter dem Kellerfenster steht, lehnt sich mit dem Rücken dagegen, grinst noch breiter.

«Kommst du?» sagt der Bruder, zieht sich die Badehose runter, fummelt dann an meinem Tier rum, ich hab keine Lust und frag, ob ich nicht lieber an dem Ding unter seinem Hemd rumspielen solle. Er knöpft sein Hemd auf, zieht das ganze Zeug aus, steht splitternackt, riesengroß dicht vor mir, erst mag ich nicht recht hinsehen, aber dann bin ich doch zu neugierig. Er nimmt das Ding selbst in seine Finger, umschließt es ganz fest, und schon fängt es an, unheimlich zu wachsen. Seine Fingerknöchel sind bläulich wie an einem kalten Wintertag, er umklammert den Wurm, schiebt bei jedem ab einen Knorpel mehr aus der Hand, lila Hautschichten, die sich steif aufgehängt gegen die Deckenbalken richten, an der Spitze die Kuppel, der zehnmal so große Schädel von Heidis Spulwurm. Er schiebt die Hautschichten über den Wurmleib, über den Knorpel, über den Schädel, bis er blind ist, dann läßt er ihn, feucht glänzt er, wieder frei aus dem Schal und sagt, ich solle noch näher kommen, ganz genau zuschaun, ich müsse auch mal auf- und abmachen, aber ganz vorsichtig und langsam, ich wüßte ja warum. Er setzt sich auf den Tisch, mein Gesicht ist in gleicher Höhe mit dem Wurm, den er mir entgegenhält, in meinen Mund schiebt. Mir ist kotzübel, ich hab dies verdammte Würgen in meinem Hals. Er hüpft, der Wurm füllt meinen Mund bis in die hinterste Zahnlücke, bis zum Gaumenzäpfchen, bis unter die Zunge schlüpft er, der Bruder springt einige Male mit seinem Hintern auf und ab, dann verschließt es mir die Gurgel. Gegen meine Augen drückt der weiße Schaum, aus meinen Nasenlöchern quellen die klebrigen Tropfen, die zähen Fäden kriechen über meine Lippen, ich kann nicht schreien, ich ersticke, ich will das Ding aus meinem Mund reißen, ich will weg, es stinkt, vor meinen Augen wird es dunkel, ich weiß nicht mehr, was mit mir ist, ich klebe in der Dickmilch, meine Füße gleiten aus, ich fall in die weiche Klebe, die mich zudeckt, will mit meinen Armen schwimmen, sie liegen träge am Boden neben mir, mein Mund ist bis an die Lippen voll, ich muß ersticken, und dann weiß ich von nichts mehr.  - Jo Imog, Die Wurliblume. Reinbek bei Hamburg 1972 (rororo 1471, zuerst 1967)

Wurm (6) Frischen Knoblauch und Wermut-Knöpfgen untereinander zerstoßen samt zart gepulvertem venetianischen Glas, Aloes und inspissierter oder dickgekochter Ochsengallen, jedes nach Gutdünken, so viel zur Konsistenz eines Pflasters vonnöten nebst ein paar Tropfen Olei Sabinae oder Sadebaumöls. Hiervon Pflästergen gestrichen und auf den Nabel, auch auf beede Pulsen der Arme geleget. Treibet die Würmer aus bei Alten und Jungen.  - (zauber)

Wurm (7) Wo das Sonnentier Actinosphaerium im Grundschlamm des Kosakenkolkes rollt, wo die prachtvoll grünen Desmidiazeen und zierlichen Diatomeen gleiten und als selbstherrlicher Räuber dieser Welt der Ruderfüßler und Große Wasserkäfer haust, lebt ein rätselschweres, bauchhaariges Wesen, der Chaetonotus chuni.

Man weiß wenig von ihm, man ist noch mit der Frage der Zugehörigkeit der Gastrotrichen, d. i. der Bauchhaarigen, beschäftigt; kennt man aber die, kann man bestimmt sagen: es ist kein Infusorium, es ist ein Fadenwurm, ganz bestimmt ein Fadenwurm, so ist das Rätsel, mit dem sich der Bauchhaarige umhüllt, gelöst.  - Gustav Sack, Ein verbummelter Student. Stuttgart 1987 (Cotta's Bibliothek der Moderne 60, zuerst ca. 1918)

Wurm (8) Korm-Würmer hat das Ren auch in Nase und Gaumen; wenn es im Frühling zu schnauben beginnt, kommen sie aus den Nüstern heraus. Die Würmer, die im Rücken sitzen, werden, wenn sie reif sind, vom Tier durch Muskelbewegungen herausgedrückt, so daß sie nicht weiter zehren und reizen können. Sie sitzen nicht im Fleisch selbst, sondern zwischen tunica musculorum und cutis. Im Frühling entsteht an diesen Stellen wie bei der Kuh eine offene Wunde. - (lin)

Wurm (9)  Ein etwas kurzsichtiges Huhn verschluckte eines Tages ein Stück Eisendraht, im Glauben, es sei ein Wurm. Eine Woche lang hatte es furchtbare Magenschmerzen, und als es ihm schließlich gelang, sich von dem Draht zu befreien, schwor es, in seinem Leben nie wieder einen Wurm zu fressen. Wenn es einen sah, wurde ihm übel, es mußte sich abwenden und den Wurm seinen Mithühnern überlassen, die einen besseren Magen hatten.  - (ma)

Wurm (10)  Und du? Wer bist du, frage ich das winzige Geschöpf, das ich zu meinen Füßen entdecke.

Ich bin der Wurm, erwidert er mir. Ein dummes und langsames Tierchen. Ich atme durch die Haut und mein Verdauungstrakt nimmt die ganze Länge meines Korpers ein. Meine Mutter sagte kurz nach meiner Geburt zu mir: Mach dir keine Sorgen, Friedrich. Du bist weder klug noch schön. Du hast keine Flügel. Du hast nicht einmal Füße. Aber wenn du kriechst, kannst du jeden Ort erreichen. - (tom)

Wurm (11)   Die mit dem Dreispitz stürzten sich auf den Anwalt und rissen ihm den Anzug vom Leib; der Anwalt war ein wenig beschämt, so in Unterhosen und hemdsärmelig. «Die Hose!» befahl der Variago. Als er sie erhalten hatte, suchte er vorsichtig in den Umschlägen und holte schließlich einen kleinen, blauen, durchscheinenden Wurm hervor. «Wußte ich's doch, daß du dich hier drinnen versteckt hattest», sagte er herablassend. «Und jetzt hör zu, Mädchen: wenn du nicht singst, bringe ich ihn sofort um, zerquetsche ihn zwischen meinen Fingern.»

Der Wurm, zwischen Daumen und Zeigefinger des Variago, zog es vor, ein verächtliches Schweigen zu wahren; der kleine Kopf reckte sich drohend gegen seinen Feind. Die Frau wollte ihm zu Hilfe eilen.

«Liebling», rief sie, «ich habe dich wieder und ich weiß, daß du mich retten wirst! »

«Steckt ihn unter ein Glas», befahl der Variago, «in meiner Kabine. Und gut aufpassen! Jetzt zu dir, Mädchen.»  - Tommaso Landolfi, Das Meer der Schaben, nach (land)

Wurm (12)   Der Fluß Indus enthält keine Tiere, nur ein Wurm lebt in ihm, heißt es, der aussieht wie die Würmer, die im Holz entstehen und dort leben. In der Länge erreichen die Induswürmer sieben Ellen, man findet aber auch größere und kleinere. Sie werden so dick, daß ein zehnjähriges Kind sie kaum mit beiden Armen umspannen kann. Sie haben oben und unten je einen Zahn, beide viereckig und eine Elle lang. Die Zähne sind gewaltig stark, und alles, was sie erfassen, zerreißen sie mühelos, sei es ein Stein, ein zahmes oder ein wildes Tier. Tagsüber halten sich die Würmer auf dem Grund des Flusses auf, denn sie lieben den schmutzigen Schlamm, und daher erblickt man sie selten. Nachts aber kommen sie an Land, und was sie finden, Pferd, Rind oder Esel, zerreißen sie, schleppen es zu ihrem Schlupfwinkel und fressen es im Wasser.  - (ael2)

Wurm (13)  Der Wurm ist ein Tier, das meist aus Fleisch oder Holz oder sonst einem erdnahen Material entsteht, ohne jede geschlechtliche Zeugung, wenn sie auch bisweilen auch aus Eiern entstehen. Es gibt Erdwürmer oder Wasserwürmer, oder Luftwürmer, oder Fleischwürmer, Blattwürmer, Holzwürmer oder Kleiderwürmer. Die Spinne ist ein Luftwurm, so genannt, weil er sich von der Luft nährt. Sie zieht aus ihrem winzigen Körper lange Fäden, und immer auf die Webkunst bedacht, hört sie nicht auf zu arbeiten und erträgt geduldig die immerwährende Beschäftigung mit ihrer Kunst. Der Erdvielfüßler wird von der Vielzahl seiner Füße benannt, er rollt sich zu Kugel zusammen und haust in Krügen. Der blutsaugende Wasserwurm (Blutegel) heißt so, weil er Blut saugt und auf Durstige lauert. Wenn er dann an eine Kehle gerät oder wo sonst er sich festhält, saugt er das Blut, und wenn er davon schon zuviel hat, speit er es wieder aus, um dann wieder frisches zu saugen. Der Skorpion ist ein Erdwurm, der eher zu den Würmern gehört als zu den Kriechtieren, ein Tier, das mit einem Stachel bewehrt ist und davon im Griechischen seinen Namen hat. Er bohrt seinen Schwanz ein und verbreitet in einer gezackten Wunde sein Gift. Es ist aber eine Eigenheit des Skorpions, daß er sich nie in die Handfläche bohrt. Die Seidenraupe ist ein Blattwurm, aus dessen Gespinst Seide bereitet wird. Der Name kommt daher, daß er sich auflöst, während er das Gespinst hervorbringt und nichts als Luft darin übrig bleibt. Die Kohlraupe ist ein Blattwurm, in Kohl- oder Weinlaub eingewickelt, ihr Name kommt von Zerfressen (ab erodendo - eruca). Plautus sagt über sie: In Nachahmung des bösen und schädlichen Tieres, das sich ins Weinlaub einrollt, verbirgt er sich in Falten. Dieser Wurm fliegt nicht herbei wie die Heuschrecke, die dahin und dorthin herumschwirrt und alles halb angefressen hinterläßt, sondern verharrt bis zum Verderben der Feldfrüchte, und in langsamem Gleiten und trägem Beißen frißt sie alles auf. Bohrwürmer nennen die Griechen die Würmer im Holz, weil sie bohrend fressen. Wir nennen sie Termiten, denn so heißen die Würmer im Holz im Lateinischen, die aus zu ungünstiger Zeit gefällten Bäumen entstehen. Motte wird der Kleiderwurm genannt, weil er solange bohrt (tinea - terat), bis er sich dort festsetzt, wo er nagen kann. Er wird auch pertinax (hartnäckig) genannt, weil er sich immer auf das Gleiche versteift. Fleischwürmer sind: der Emicranus, der Lumbricus (Spulwurm), die Ascarida (Afterwurm), die Costa, die Läuse, die Flöhe, der Lendex, Tarmus, Riemus, Usia, die Wanze. Emigranus heißt ein Kopfwurm, Lumbicus ein Eingeweidewurm, gleichsam Lenden wurm, weil er gleitet (lumbicus - labitur) oder weil er in den Lenden sitzt. Die Läuse sind Fleischwürmer und haben ihren Namen von den Füßen (pediculi - pedes); daher spricht man von Lausmenschen, wenn sie den Leib voll von Läusen haben. Die Flöhe aber haben ihren Namen davon, weil sie besonders aus dem Staub entstehen (pulices - ex pulvere). Der Tarmus ist ein Speckwurm. Racinus heißt ein Hundewurm, weil er sich in den Ohren von Hunden festbeißt; Cenos heißt auf Griechisch Hund. Die Usia ist ein Schweinewurm, so genannt, weil er brennt (urit). Denn die Stelle, die er gebissen hat, brennt so heftig, daß Blasen entstehen. Die Wanze hat ihren Namen wegen ihrer Ähnlichkeit mit einer Pflanze, deren üblen Geruch sie an sich hat; sie ist aber eigentlich ein Wurm, der aus faulem Fleisch entsteht.  - Bestiarium, nach dem Ms. Ashmole 1511, Hg. Franz Unterkircher.  Graz 1986

Wurm (14)  Man glaube ja nicht, daß es wahr sei, was heutiges Tages alle von den Würmern in dem menschlichen Körper (Ascarides) behaupten; sie sagen uns, daß die Würmer im Magen aus den Eiern der Fliegen  ausgebrütet werden. Nein, keineswegs; denn erstlich bringen unsre gemeinen Fliegen lebendige Jungen zur Welt und nicht Eier; dann würden sich die Würmer im Magen nicht vermehren können als von den mit den Speisen niedergeschluckten Eiern, denn kein Insekt kann begatten und gebären, ehe und bevor es seine Verwandlung durchgegangen und zu dem letzten Grade gekommen ist. Wie sollen Fliegen im Magen sich paaren und Junge zur Welt bringen? - (lin)

Wurm (15)  Arbaces war an einem Ort voller Menschengebeine; mitten unter ihnen lag ein Schädel, der im wirren Gestaltungszauber des Traumes langsam und seine fleischlosen Höhlen stets noch beibehaltend, die Züge des Apäcides annahm; und aus den grinsenden Kiefern wand sich ein kleiner Wurm und kroch bis zu den Füßen des Ägypters. Er wollte auf das Tier treten und es zermalmen, aber es wurde durch diese Bemühung größer und breiter und schwoll, sich blähend, an, bis es zu einer Ungeheuern Schlange ward, die sich um seine Glieder schnürte, seine Gebeine eindrückte und die funkelnden Augen und den giftigen Rachen gegen sein Gesicht erhob. Umsonst kämpfte er; er verdorrte - er keuchte unter dem tödlichen Atem - er fühlte, wie der Tod über ihn hereinkam. - Edward George Bulwer-Lytton, Die letzten Tage von Pompeij. Frankfurt am Main 1986 (it 801, zuerst 1834)

Wurm (16)  Haben alle diese Leute eine Seele? fragte ich mich. Ich frage es mich heute noch. Wenn man all diese nackten Männer und all diese nackten Frauen von außen anschaute, so sahen sie aus wie Würmer, ich Inbegriffen. Ist es möglich, daß all diese Würmer pro Kopf eine Seele haben? fragte ich mich. Und wenn sie pro Kopf eine Seele haben und wenn es wahr ist, daß die Seele dem Körper folgt, wie ist es dann möglich, daß all diese Seelen es aushaken, am Strand von Ostia zu sein, sich im Sand zu wälzen und im Wasser zu schwimmen? Die unsterbliche Seele jenes dicken Mannes, der mir eines Tages den Liegestuhl für seine kleine Freundin wegnehmen wollte, mußte die ihm ins Kursaalbad folgen, unter die Dusche und dann in die Kabine und dann an die Bar, wo er ein Coca Cola um das andere kippte, mußte sie ihm auch ins Restaurant folgen, während er gebackene Meeresfische aß? Mußte sie jeden Abend mit ihm in seinen zweifarbenen Lancia Aurelia steigen und ihm folgen, wie ein Hündchen seinem Meister? Manche Seelen führen ein jämmerliches Leben, sagte ich mir, sie tun einem wirklich leid. Man kommt in Verlegenheit, wenn man über diese Dinge nachdenkt, und in der Tat denken die Menschen fast nie darüber nach, sie tragen ihre Seele mit sich und wollen nichts von ihr hören. Wenn man aber die Seele gewähren ließe, so strebte sie nach oben; die Engel, die nur eine Seele haben und nicht vom Körper beschwert sind, streben nach oben und fliegen. Manche Menschen jedoch streben nach unten.  - Luigi Malerba, Die Schlange. München 1992 (zuerst 1966)

Wurm (17)  

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Heerwurm  Hirnwurm
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Synonyme