Auch suchten die Yahoos noch eine andere Wurzel, die sehr saftig, aber selten und schwierig aufzufinden sei, mit großer Begierde und sögen sie mit Entzücken aus. Diese Wurzel äußere bei ihnen dieselben Folgen wie der Wein bei uns. Nach dem Genuß derselben pflegten sie sich einmal zu umarmen, ein andermal zu zerreißen; sie heulten, lachten, drehten sich, stolperten und schliefen dann in Morästen ein.
Ich bemerkte, daß die Yahoos in diesem Lande die einzigen
Tiere waren, welche krank werden konnten. Diese Krankheiten waren
jedoch nicht so zahlreich wie die der Pferde bei uns und wurden
durch keine schlechte Behandlung, sondern durch den Schmutz und
die Gier dieser ekelhaften Tiere erregt. Auch gibt es in dieser
Sprache der Houyhnhnms nur eine allgemeine Benennung für diese
Krankheiten, welche von dem Namen der Tiere entnommen ist und
Hnea-Yahoo heißt und Yahoo-Übel bedeutet. Die Kur besteht aus
einem Gemisch ihres eigenen Düngers und Urins,
welches ihnen mit Gewalt in den Mund gestopft wird. Später habe
ich öfter bemerkt, daß dies Mittel mit Erfolg angewendet wurde,
und ich empfehle dasselbe freimütig meinen Landsleuten zum öffentlichen
Besten als ein bewunderungswürdiges Spezifikum gegen alle durch
Überfüllung bewirkten Übel. - (
gul
)
Yahoo (2) Ich sah mehrere Tiere auf einem Felde und eines oder zwei von derselben Art, die auf Bäumen saßen. Ihre Form war sehr sonderbar und häßlich, so daß ich ein wenig aus der Fassung kam und mich hinter einen Busch legte, um sie besser zu beobachten. Einige kamen dem Platz näher, wo ich lag, und boten mir dadurch Gelegenheit, ihre Form näher zu erkennen. Kopf und Brust waren ihnen mit dickem Haar besetzt, einiges gelockt, anderes schlicht.
(Illustration: Grandville)
Sie hatten Bärte wie Ziegen, einen langen Haarstreifen auf dem Rücken und an den Vorderseiten ihrer Beine; der übrige Teil ihres Körpers war entblößt, so daß ich die Haut erkennen konnte, welche von schmutzig dunklem Braun war. Sie waren nicht geschwänzt und hatten auch kein Haar an den Hinterbacken, mit Ausnahme des Anus. Die Natur mußte diesen Körperteil mit Haaren versehen haben, um sie zu schützen, wenn sie sich auf den Boden setzten; denn diese Haltung nahmen sie gewöhnlich ein, sie legten sich aber auch nieder und stellten sich auch oft auf die Hinterbeine. Sie erklommen hohe Bäume so behende wie Eichhörnchen, denn sie besaßen vorne und hinten starke und scharfe Klauen, welche in scharfe und krumme Krallen endeten. Sie pflegten mit wunderbarer Behendigkeit zu hüpfen, zu laufen und zu springen.
(Illustration: Grandville)
Die Weibchen
waren nicht so groß wie die Männchen; sie hatten langes schlichtes
Haar auf ihren Köpfen, aber keines im Gesicht, noch sonst anderes
als eine Art Flaum auf dem übrigen Körper, ausgenommen am After
und am Schamteil. Ihre Brüste hingen
zwischen ihren Vorderfüßen und erreichten oft beinahe den Boden,
wenn sie gingen. Das Haar beider Geschlechter
war von verschiedener Farbe, braun, rot, schwarz und gelb. Im
ganzen sah ich auf allen meinen Reisen niemals ein so unangenehmes
Tier, oder eines, welches mir eine ähnliche Abneigung erweckt
hätte. Somit dachte ich, jetzt habe ich genug gesehen, stand
voll Verachtung und Abscheu auf und folgte dem ausgetretenen
Weg, indem ich hoffte, er werde mich zu der Hütte eines Indiers
führen. Ich war noch nicht weit gegangen, als ich einem jener
Geschöpfe auf meinem Wege begegnete,
welches geradeswegs auf mich zukam. Als das häßliche Ungeheuer
mich erblickte, verdrehte es alle Züge seines Gesichts und starrte
mich an, als habe es einen ähnlichen Gegenstand noch nie gesehen;
alsdann kam es näher und hob seine Vorderpfote in die Höhe, vielleicht
aus Neugier, vielleicht aus Bosheit.
- (
gul
)
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