odesart, schwedische  Das Schlafzimmer des alten Paares war über und über mit Blut verschmiert. Es war sogar bis an die Porzellanlampe hinaufgespritzt, die an der Decke hing. Bäuchlings lag ein alter Mann mit nacktem Oberkörper und heruntergerutschter Unterhose auf dem Bett. Sein Gesicht war bis zur völligen Unkenntlichkeit deformiert. Es sah aus, als habe jemand versucht, ihm die Nase abzuschneiden. Seine Hände waren auf den Rücken gebunden, und der linke Oberschenkel war gebrochen. Der weiße Knochen setzte sich deutlich von dem ihn umgebenden Rot ab.

...

Der tote Körper lag bäuchlings im Lehm. Kurt Wallander hob das über deem Toten ausgebreitete Tuch vorsichtig ein Stück hoch.

Rydberg hatte nicht übertrieben. Von dem Kopf war so gut wie nichts übriggeblieben.

»Schüsse aus unmittelbarer Nähe«, sagte Hansson, der daneben stand. »Der Täter muß aus einem Versteck gekrochen sein und die Schüsse aus ein paar Metern Entfernung abgegeben haben.« ....  

»Er wurde genau um eins getötet«, sagte er. »Die hiesige Leiterin hörte gerade die Nachrichten im Radio, als es knallte. Es waren zwei Schüsse. Aber das weißt du ja schon. Er war tot, bevor er auf die Erde schlug. Es scheint sich um ganz gewöhnliche Schrotmunition zu handeln. Marke Gyttorp, vermute ich. Nitrox 36 wahrscheinlich. Das ist wohl alles.«- Henning Mankell, Mörder ohne Gesicht (1991)

Todesart, schwedische (2) Drinnen im Dunkeln, wo es sehr heiß war, denn die Luft stand vollständig still, machten sie Taschenlampen an und suchten vorsichtig den Weg über eine breite Treppe nach oben. Im Korridor des Obergeschosses hing eine einsame Glühbirne an der Decke. Immer noch war alles sehr still. Vier geschlossene Türen lagen vor ihnen. Sie hatten die Messer herausgeholt. Der Anführer zeigte auf die Türen und nickte. Fand wußte, daß er jetzt nicht zögern durfte. Rachid hatte gesagt, daß  alles sehr schnell gehen müsse. Er solle vermeiden, die Augen anzusehen. Er solle nur den Hals ansehen, und dann schneiden, fest und entschlossen.

Nachher konnte er sich auch nicht an viel erinnern. Die Frau, die mit einem weißen Laken bedeckt im Bett gelegen hatte, war vielleicht grauhaarig gewesen. Er hatte sie nur ungenau gesehen, weil das Licht, das von der Straße hereinfiel, sehr schwach war. Im gleichen Augenblick, als er das Laken fortzog, war sie erwacht, aber sie hatte keine Zeit gehabt zu schreien, keine Zeit gehabt zu begreifen, was vor sich ging, bevor er mit einem einzigen Schnitt ihre Kehle durchtrennte und hastig einen Schritt zurückwich, um nicht vom Blut bespritzt zu werden. Dann hatte er sich umgewandt und war in den Korridor zurückgegangen. Das Ganze hatte nicht einmal eine halbe Minute gedauert. Irgendwo in ihm hatten die Sekunden getickt. Die Männer wollten gerade den Korridor verlassen, als einer von ihnen mit leiser Stimme rief. Der Anführer erstarrte, als wisse er nicht, was er tun solle.

Es war noch eine Frau in einem der Zimmer. Eine fünfte Frau.

Sie hätte nicht dasein sollen. Sie war eine Fremde. Vielleicht war sie nur auf Besuch.

Aber sie war auch Ausländerin. Das hatte der Mann, der sie entdeckt hatte, erkannt.

Der Anführer ging in das Zimmer. Fand stand hinter ihm und sah, daß die Frau im Bett zusammengekrochen war. Ihre Angst zu spüren bereitete ihm Übelkeit. In dem anderen Bett lag eine Frau — tot. Das Laken war von Blut durchtränkt.

Der Anführer zog sein Messer und schnitt auch der fünften Frau die Kehle durch.

....

Er rief den Schatten auf dem Turm an. Keine Antwort. Keine Bewegung. Wieder wurde er unsicher. Spielten ihm seine schlechten Augen einen Streich?

Er rief noch einmal, ohne Antwort zu bekommen. Dann trat er auf den Steg hinaus.

Als die Planken unter ihm brachen, fiel er hilflos vornüber. Der Graben war mehr als zwei Meter tief. Er fiel, ohne die Arme ausstrecken zu können, um sich abzustützen.

Dann spürte er einen stechenden Schmerz. Er kam von nirgendwo und fuhr direkt durch ihn hindurch. Es war, als hielte jemand glühende Eisen an verschiedene Punkte seines Körpers. Der Schmerz war so stark, daß er nicht einmal zu schreien vermochte. Unmittelbar bevor er starb, sah er ein, daß er gar nicht bis auf den Boden des Grabens gefallen war. Er war in seinem eigenen Schmerz hängengeblieben.

....

Vorsichtig ging Wallander in die Hocke. Er mußte sich zwingen hinzusehen. Der Graben war tief, mindestens zwei Meter. Eine Reihe spitzer Stangen war in den Grund des Grabens eingelassen. Auf diesen Stangen hing ein Mann. Die blutigen Stangen mit ihren speerähnlichen Spitzen waren an einigen Stellen durch den Körper gedrungen. Der Mann lag vornüber. Er hing auf den Stangen. Die Krähen hatten seinen Nacken aufgehackt. - Henning Mankell, Die fünfte Frau (1996)

Todesart, schwedische (3) »Polizei!« brüllte er. »Bleiben Sie stehen!« Er begann, auf sie zuzugehen. Dann stoppte er abrupt. Alles ging jetzt sehr schnell. Plötzlich hob sie einen Plastikkanister über ihren Kopf und begann, eine farblose Flüssigkeit über ihr Haar, ihr Gesicht und ihren Körper zu gießen. Ihn durchfuhr der Gedanke, daß sie den die ganze Zeit getragen haben mußte. Er sah jetzt auch, daß sie sehr große Angst hatte.

Ihre Augen waren weit aufgerissen, und sie sah ihn ununterbrochen an.
»Polizei!« rief er. »Ich will nur mit Ihnen sprechen.«
Im gleichen Augenblick trieb ihm der Geruch von Benzin entgegen. Sie hatte plötzlich ein brennendes Feuerzeug in der Hand und hielt es an ihr Haar. Wallander schrie etwas, und im selben Moment loderte sie auf wie eine Fackel. Vor Schrecken gelähmt sah er, wie sie im Raps umhertaumelte, während das Feuer fauchend um ihren Körper auffiammte. Er konnte selbst hören, wie er schrie. Aber die brennende Frau war stumm. Hinterher konnte er sich nicht erinnern, sie überhaupt schreien gehört zu haben.
Als er versuchte, zu ihr zu laufen, explodierte das ganze Rapsfeld. Plötzlich war er von Rauch und Flammen umgeben. Er schlug die Hände vors Gesicht und lief, ohne zu wissen, in welche Richtung. Als er den Rand des Feldes erreichte, stolperte er und stürzte in den Graben. Er wandte sich um und sah sie noch ein letztes Mal, bevor sie fiel und aus seinem Blickfeld verschwand. Sie hatte die Arme in die Höhe gestreckt, als flehe sie um Gnade vor einer Waffe, die auf sie gerichtet war.

.....

Der Mann, der dort stand, ähnelte einem Tier. Abgesehen von einer kurzen Hose war er nackt. Mit einem plötzlichen, hysterischen Entsetzen blickte er in das Gesicht des Mannes. Er konnte nicht erkennen, ob es entstellt oder hinter einer Maske verborgen war. In der einen Hand hielt der Mann eine Axt. Verwirrt dachte er, daß die Hand um den Axtschaft sehr klein war, daß der Mann ihn an einen Zwerg erinnerte.
Dann schrie er auf und begann wegzulaufen, zurück zur Gartenpforte.
Er starb im selben Moment, in dem die Schneide der Axt sein Rückgrat in zwei Teile spaltete, gerade unterhalb der Schultern. Er merkte auch nicht mehr, wie der Mann, der vielleicht ein Tier war, niederkniete, einen Schnitt über seine Stirn zog und mit einem einzigen mächtigen Ruck den größeren Teil der Kopfhaut und des Haars von seinem Schädel riß.

...

Er stand auf und ging wieder zu den Mäusen in der Kiste. Als sie ihn erblickten, begannen sie sofort, sich zwischen den Wänden hin und her zu werfen. Mit drei Hieben seiner Axt tötete er sie. Dann kippte er die blutigen Mäusekadaver in eine Plastiktüte, die er sorgfältig verknotete, bevor er sie in eine zweite Plastiktüte stopfte. Er wischte die Schneide ab und befühlte sie mit den Fingerspitzen.

.....

 Er stürzte in die Laube und schlug Arne Carlman die Axt frontal ins Gesicht. Der gewaltige Hieb spaltete den Schädel bis zum Oberkiefer. Carlman blieb mit den beiden auseinanderklaffenden Gesichtshälften auf der Bank sitzen. Hoover griff nach dem Messer und schnitt das Haar von dem Teil des Kopfes, der ihm am nächsten war. Dann verschwand er ebenso schnell, wie er gekommen war.

.....

Der Kopf bewegte sich hin und her. Er zerrte mit Armen und Beinen an seinen Fesseln, ohne loszukommen. Hoover konnte nicht anders, als im Schatten stehenzubleiben und ihn zu betrachten. Er sah keinen Menschen mehr vor sich. Der Vater hatte die Verwandlung durchgemacht, die er für ihn bestimmt hatte. Er war jetzt ein Tier.
Hoover trat aus dem Schatten heraus und ging auf den Steg. Die Augen des Vaters starrten ihn an. Hoover merkte, daß er ihn nicht erkannte. Die Rollen waren vertauscht. Er dachte an die unzähligen Male, als ihn eisiger Schrecken durchfuhr, wenn der Vater ihn angestarrt hatte. Jetzt war es umgekehrt. Die Angst hatte die Seiten gewechselt. Er beugte sich so dicht zum Gesicht des Vaters nieder, daß dieser durch die Bemalung des Gesichts hindurchsehen und entdecken konnte, daß dahinter sein eigener Sohn war. Das war auch das letzte, was er sehen sollte. Dieses Bild sollte er im Kopf haben, wenn er starb. Hoover hatte den Verschluß von der Flasche geschraubt. Er hielt sie hinter seinem Rücken.
Dann nahm er sie hervor und goß hastig ein paar Tropfen Salzsäure in das linke Auge des Vaters. Unter dem Klebeband begann der Vater zu brüllen. Er riß mit allen Kräften an den Tauen. Hoover öffnete mit Gewalt das andere Auge, das zusammengekniffen war, und goß Salzsäure hinein. Dann stand er auf und warf die Flasche ins Meer. Er sah ein Tier vor sich, das sich im Todeskampf hin und her warf. Hoover blickte wieder auf seine Hände. Die Finger zitterten leicht. Das war alles. Das Tier lag auf dem Steg vor ihm und zuckte in Krämpfen. Hoover holte das Messer aus dem Rucksack und schnitt die Haut vom Schädel des Tiers. Er hob den Skalp gegen den dunklen Himmel. Dann nahm er seine Axt und schlug sie mit solcher Kraft direkt durch die Stirn des Tiers, daß die Schneide im Holz des Stegs darunter steckenblieb.

....

Er hatte die Axt jetzt aus dem Gürtel gezogen. Er war vollkommen ruhig.

Die Tür zum Badezimmer war angelehnt. Aus seinem Dunkel im Flur erkannte er den Mann, den er töten würde. Er stand vor dem Badezimmerspiegel und schmierte sein Gesicht mit Creme ein. Hoover glitt hinter der Badezimmertür herein. Wartete. Als der Mann das Licht löschte, hob er die Axt. Er schlug nur einmal zu. Der Mann fiel lautlos auf den Teppich. Mit der Axt trennte er ein Stück der Kopfhaut vom Schädel. Den Skalp stopfte er in die Tasche. Dann zog er den Mann die Treppe hinunter. Er war im Schlafanzug. Die Hose glitt von seinem Körper und schleifte an einem Fuß hinterher. Hoover vermied es, ihn anzusehen.

Als er den Mann in die Küche geschleift hatte, lehnte er ihn über die Backofenluke. Dann schob er seinen Kopf in die Hitze. Fast unmittelbar nahm er den Geruch der schmelzenden Gesichtscreme wahr. Er verließ das Haus auf dem gleichen Weg, den er gekommen war. - Henning Mankell, Die falsche Fährte (1996)

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