roduktion   Ein Philosoph produziert Ideen, ein Poet Gedichte, ein Pastor Predigten, ein Professor Kompendien usw. Ein Verbrecher produziert Verbrechen. Betrachtet man näher den Zusammenhang dieses letztren Produktionszweigs mit dem Ganzen der Gesellschaft, so wird man von vielen Vorurteilen zurückkommen. Der Verbrecher produziert nicht nur Verbrechen, sondern auch das Kriminalrecht und damit auch den Professor, der Vorlesungen über das Kriminalrecht hält, und zudem das unvermeidliche Kompendium, worin dieser selbe Professor seine Vorträge als "Ware" auf den allgemeinen Markt wirft. Damit tritt Vermehrung des Nationalreichtums ein. Ganz abgesehn von dem Privatgenuß, den, wie uns ein kompetenter Zeuge, Prof. Roscher, sagt, das Manuskript des Kompendiums seinem Urheber selbst gewährt.

Der Verbrecher produziert ferner die ganze Polizei und Kriminaljustiz, Schergen, Richter, Henker, Geschworene usw.; und alle diese verschiednen Gewerbszweige, die ebenso viele Kategorien der gesellschaftlichen Teilung der Arbeit bilden, entwickeln verschiedne Fähigkeiten des menschlichen Geistes, schafffen neue Bedürfnisse und neue Weisen ihrer Befriedigung. Die Tortur allein hat zu den sinnreichsten mechanischen Erfindungen Anlaß gegeben und in der Produktion ihrer Werkzeuge eine Masse ehrsamer Handwerksleute beschäftigt. - Karl Marx, Abschweifung über produktive Arbeit

Produktion (2)

Produktion (3) Gar kein Vergleich zu früheren Zeiten. Die Produktion scheint sich hauptsächlich im Verborgenen abzuspielen. Das liegt wahrscheinlich an der Karriere der sogenannten Dienstleistungen. Hinter der enormen Zahl der Verkäuferinnen, der Vertreter, der Büroinsassen und der Fahrer bleibt die Schar derer, die irgend etwas herstellen, weit zurück, ähnlich wie die Arbeit der Bauern, die ebenfalls zu einer Minderheit geschrumpft sind. Angeblich beschäftigt die Landwirtschaft nur noch zwei Prozent der Berufstätigen. Das sind, wenn ich mich nicht irre, weniger als die vielen, die sich um die Finanztransaktionen, um die Reklame oder um den Verschleiß von Medienprodukten kümmern.« »Sie finden das eigenartig?« »Erklärungsbedürftig, ja. Zwar fällt den meisten von uns die extreme Unwahrscheinlichkeit eines solchen Zustandes nicht mehr auf. Aber sobald man anfängt, darüber nachzudenken, kommt er einem hochgradig labil vor. So wie die Tätigkeit eines Artisten, der einen haarsträubenden Balanceakt vorführt. Und wir, die wir hier im Park miteinander plaudern, stellen, wenigstens für ein paar Stunden, das abgebrühte Publikum der Veranstaltung.«

Niemand fiel Z. ins Wort, um ihn zu widerlegen, am wenigsten die beiden alten Damen auf der Bank, deren Stricknadeln in der Sonne glitzerten.  - Hans Magnus Enzensberger, Herrn Zetts Betrachtungen oder Brosamen, die er fallen ließ, aufgelesen von seinen Zuhörern. Berlin 2014

 

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