ysterien Ein
integraler Bestandteil der Mutter-Tochter-Feste scheinen sexuelle Scherzreden,
Unflätigkeiten und Obszönitäten gewesen zu sein. Wir haben nur wenige Kenntnisse
darüber, da nicht nur die Mysterien in ihrem Bedeuteten geheimgehalten wurden,
sondern es sich vor allem um Frauengeheimbundformen handelte, die streng mit
einer Mauer des Schweigens umgeben waren. Und leider gibt es keinen weiblichen
Pythagoras, der über diese Mysterien hätte schreiben können.
Jedoch lassen sich einige Schlüsse aus einer Metapher über die Thesmophorien
ableiten, einer Metapher, die sich auf den Geruchssinn bezieht und daher eine
starke sexuelle Komponente hat. In einem Aristophanes-Stück ("Die Vögel")
heißt es, daß die Luft während der Thesmophoren abgestanden
stinke: nach griechischer physiologischer Theorie rührt das von den nicht-benutzten,
abgestandenen Körpersäften her. Genauso stinken die Lemnischen Frauen, nachdem
sie ihre Männer umgebracht haben, und erst, nachdem sie mit den vorbeisegelnden
Argonauten Beischlaf getrieben haben, kehrt der Wohlgeruch auf der Insel wieder
ein.
- Klaus-Peter Köpping, in: alcheringa oder die beginnende Zeit. Hg. Hans Peter
Duerr. Frankfurt am Main 1983
Mysterien (2) Der Mythos von Demeter, Persephone,
Hades und den anderen Göttern, die am Drama beteiligt waren, bildete nur den
äußeren Rahmen des Geschehens. Höhepunkt der jährlichen Feiern war die nächtliche
Einweihungszeremonie. Den Eingeweihten war
bei Todesstrafe verboten, zu verraten, was sie in der innersten, heiligsten
Kammer des Tempels, im Telesterion (Ziel) erfahren und geschaut hatten. Keiner
der Ungezählten, die in das Geheimnis von Eleusis eingeweiht wurden, hat dies
je getan. Zu den Eingeweihten gehörten Pausanias, Plato, römische Kaiser
wie Hadrian und Marc Aurel und viele andere berühmte Männer des
Altertums. Die Initiation muß eine Erleuchtung
gewesen sein, eine visionäre Schau in eine tiefere Wirklichkeit, ein Einblick
in den ewigen Schöpfungsgrund. Das kann man aus Äußerungen von Eingeweihten
über Wert und Bedeutung des Geschauten schließen. So heißt es in einem homerischen
Hymnus: „Glückselig ist der von den Menschen auf Erden, der das geschaut hat!
Wer nicht in die heiligen Mysterien eingeweiht wurde, wer keinen Teil daran
gehabt hat, bleibt ein Toter in dumpfer Finsternis." Pindar spricht
vom eleusinischen Segen mit folgenden Worten: „Glückselig ist, wer, nachdem
er dieses geschaut, den Weg unter die Erde betritt. Er kennt das Ende des Lebens
und dessen von Zeus gegebenen Anfang." Cicero, auch er ein berühmter Eingeweihter,
bezeugt gleichfalls, welcher Glanz von Eleusis aufsein Leben fiel: „Nicht nur
haben wir dort den Grund erhalten, daß wir in Freude leben, sondern auch dazu,
daß wir mit besserer Hoffnung sterben."
Wie kann die mythologische Darstellung eines so offensichtlichen Geschehens,
das sich alljährlich vor unseren Augen abspielt: das Samenkorn, das in die Erde
versenkt wird und dort stirbt, um eine neue Pflanze, neues Leben ins Licht aufsteigen
zu lassen, - zu einem derart tröstlichen Erlebnis werden, wie das die angeführten
Berichte bezeugen? Es ist überliefert, daß den Einzuweihenden vor der letzten
Zeremonie ein Trank, der Kyke-on, verabreicht wurde. Man weiß auch, daß Gerstenextrakt
und Minze Bestandteile des Kykeon waren. Religionswissenschaftler und Mythenforscher
- so Karl Ke-renyi, aus dessen Buch über die Mysterien von Eleusis (Rhein-Verlag,
Zürich, 1962) die vorstehenden Angaben entnommen wurden, und mit dem ich im
Zusammenhang mit der Erforschung des geheimnisvollen Trankes in Verbindung stand9
- sind der Meinung, daß dem Kykeon eine halluzinoeene Droge beigemischt war.
- Albert Hofmann, LSD - Mein Sorgenkind. Frankfurt
am Main 1982 (zuerst 1979)