Mysterien, weibliche   Sehr spät noch verbreiteten die Liebhaber heimlicher Lüste eine Legende, die in den Augen derer, die dessen beraubt waren - ohne daß sie eigentlich wußten, wessen -, Barberines Liebeskünste unschätzbar machten, welche wohl, den eleusinischen Mysterien gleich, ihre Eingeweihten und ihr Geheimnis hatten. In Wahrheit hatte Barberine nur eine einzige Programmnummer: im engsten Kreise, den um Mitternacht ihr Mann, der gedunsene Junggeselle und Pèguevignol, als nunmehr versöhnte Dreieinigkeit, rings um sie bildeten, zwischen den Naturblumen und den künstlichen Grabkränzen ihres Ladens, schlug Barberine, ein wenig beschwipst, immer nur den gleichen Purzelbaum, dessen Schamlosigkeit ihre Kindheit verherrlicht hatte, und dies war so sehr die ihr gemäße Haltung, jene, in der sie auf ewig unter den Schatten erscheinen würde, daß sie noch im Augenblick ihres Todes, in einem letzten Anfall von hitzigem Fieber, in Gegenwart des Herrn Pfarrers und des ganzen zur letzten Ölung versammelten Viertels, zu Füßen des Kruzifixus aus Porzellan nichts anderes begehrte - was man auch unternahm, um sie davon abzubringen -, als ihren Hintern kopfüber in die Luft zu strecken, und erst in dieser Stellung durfte sie den Geist aufgeben. - Marcel Jouhandeau, Barberine oder Das Cache-Pô. In: M. J., Chaminadour. Reinbek bei Hamburg 1964
 
 

Weiblichkeit Mysterien

 

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