nitiation  Er stieg die siebzehn Stufen hinauf, Polyphemus noch immer geschwollen und leicht schmerzend. Der oberste Teil der Pyramide war breit und flach, und nun stand er da vor dem Apfel. Er streckte eine Hand aus und berührte ihn, in der Erwartung, kaltes Metall zu spüren, und war überrascht, als die leuchtende Oberfläche sich warm wie ein menschlicher Körper anfühlte. Etwa in Hüfthöhe sah er eine dunkle, ellipsenförmige Öffnung, und eine finstere Vorahnung bemächtigte sich seiner.

«Du hast‘s erfaßt, George», sagte die dröhnende Stimme, die über seine Initiation wachte. «Und nun sollst du deinen Samen in den Apfel entleeren. Nun geh, George, gebe dich der Göttin hin.»

Scheiße, Mann, was für eine blöde Idee! Erst machen sie einen scharf, und dann erwarten sie, daß man ein gottverdammtes, goldenes Götzenbild fickt, dachte George. Er war drauf und dran, den Apfel Apfel sein zu lassen, sich auf die oberste Stufe der Pyramide zu setzen und es losspritzen zu lassen, um ihnen zu zeigen, was er von diesem ganzen Theater hielt.

«George, würden wir dich etwa im Stich lassen? Es ist sehr angenehm dort in dem Apfel. Komm jetzt, steck ihn rein. Beeil dich ein bißchen.»

Ich bin ja so naiv, dachte George. Aber Loch ist Loch. Alles Reibung. Er ging an den Apfel und führte, ganz behutsam, seine Schwanzspitze in die elliptische Öffnung ein, halb erwartend, von irgendeiner mechanischen Kraft hineingesogen zu werden, halb fürchtend, man würde ihn ihm mit einer Mini-Guillotine abhacken. Aber da war gar nichts. Sein Schwanz berührte nicht einmal die Ränder des Lochs. Noch einen kleinen Schritt, und er schob ihn halb hinein. Immer noch nichts. Aber dann wand sich etwas Warmes, Feuchtes, Haariges gegen seinen Schwanz. Und, was immer es sein mochte, er spürte wie etwas nachgab, als er sich nach vorn preßte. Er drückt ein wenig mehr, es drückte zurück, und er glitt hinein. Eine Votze, bei allen Göttern, eine Votze! ... und so wie sie sich anfühlte, konnte es nur die von Stella sein.

George entließ einen tiefen Seufzer, umgriff so gut es ging den Apfel und begann zuzustoßen. Die pumpende Bewegung von innerhalb des Apfels war ebenso heftig. Das Metall fühlte sich warm an, an seinem Bauch und seinen Schenkeln. Plötzlich schlug die Pelvis von innen gegen das Loch und ein hohlklingender Aufschrei wurde laut. Das nachklingende Echo schien in der Luft stehenzubleiben, um alle Agonie, alle Spasmen, alles Verlangen, allen Schmerz, Wahnsinn, Horror und alle Ekstasen des Lebens, von der Geburt des Ozeans bis zu diesem Augenblick, zu beinhalten.

Georges Schwanz war zum Zerplatzen gespannt. Die köstliche Elektrizität des Orgasmus baute sich in seinem Unterleib auf, in den Wurzeln seines Penis, in seinem Mark. Er kam jetzt. Er schrie auf, als er seinen Samen in die unsichtbare Knospe schießen ließ, in den Apfel, die Göttin, die Ewigkeit.

Ein krachendes Geräusch von oben. George öffnete die Augen. Von der gewölbten Decke herab taumelte ein Erhängter, er war nackt. Ein schreckliches Knacken ertönte, das Seil hatte sich gestrafft, die Füße pendelten nur wenige Zentimeter über dem Stiel des Apfels. Noch immer zuckte Georges Körper im Rhythmus der Ejakulation, als der Penis des Erhängten weiße Flocken über ihm versprühte, die wie winzige weiße Tauben über seinem erschrocken nach oben gerichteten Kopf dahinflogen, um irgendwo auf den Stufen der Pyramide zu landen. George starrte in das Gesicht des Jungen, mit dem Henkersknoten hinter den Ohren, das Genick gebrochen. Es war sein eigenes.

George war entsetzt. Er zog seinen Schwanz aus dem Apfel und wäre beinahe die Stufen der Pyramide hinuntergestürzt. Er lief die Stufen hinab und blickte noch einmal nach oben. Der Tote hing noch immer da, aus einer Falltür direkt über dem Apfel. Der Penis hatte sich gesenkt. Der Leichnam wiegte leicht hin und her. Ein schallendes Gelächter dröhnte durch den Raum und hörte sich genau wie Hagbards Lachen an.

«Unsere Anerkennung», sagte die Stimme, «Von nun an bist du Legionär der Legion des Dynamischen Diskord- (ill1)

Initiation (2) Das Ereignis ganz am Anfang war banal genug gewesen. Mein Schutzengel (dessen Flügel denen von Fra Angelicos Gabriel ähneln, nur daß ihnen der florentinische Limbus fehlt) hatte mich auf einen seltenen Besuch auf der Heckenkirsche hingewiesen, die über der geschnitzten Rückenlehne einer Bank direkt gegenüber dem Haupteingang hing, ein herrliches, blaßgelbes Geschöpf mit schwarzen Flecken, blauen Zackungen und einem zinnoberroten Augenfleck über jedem der chromgelb eingefaßten schwarzen Schwänze. Während er die geneigte Blume untersuchte, an der er mit leicht gekrümmtem Puderkörper hing, zuckten seine großen Flügel ruhelos, und mein Wunsch, ihn zu besitzen, war einer der heftigsten, die ich je verspürt habe. Der wendige Ustin, unser Hausmeister in der Stadt, der in jenem Sommer aus einem komischen Grund bei uns auf dem Land war, fing ihn irgendwie in meiner Mütze, worauf er mitsamt der Mütze in eine Kleiderkammer befördert wurde, wo ihn, wie Mademoiselle in übertriebener Zuversicht hoffte, der Naphthalingeruch über Nacht töten sollte. Als sie am andern Morgen jedoch die Garderobe aufschloß, um irgend etwas herauszunehmen, flatterte ihr mein Schwalbenschwanz mit kraftvollem Rascheln ins Gesicht, schoß aufs Fenster zu und war kurz darauf nur noch ein goldener Fleck, der taumelnd und sich duckend gen Osten segelte, über Wälder und Tundra nach Wologda, Wjatka und Perm und über die hagere Uralkette hinweg nach Jakutsk und Werchne-Kolimsk und von Werchne-Kolimsk, wo er einen Schwanz einbüßte, zur schönen St. Lorenz-Insel und durch Alaska nach Dawson und südwärts die Rocky Mountains entlang - um schließlich nach vierzigjähriger Jagd auf einem immigrierten Löwenzahn unter einer endemischen Espe in der Nähe von Boulder eingeholt und gefangen zu werden. In einem in der Bodleian-Sammlung befindlichen Brief von Mr. Brune an Mr. Rawlins vom 14. Juni 1735 heißt es, ein gewisser Mr. Vernon habe einen Schmetterling neun Meilen weit verfolgt, ehe er ihn fangen konnte {The Recreative Review or Eccentricities of Literature and Life, Band 1, Seite 144, London 1821). - (nab)

Initiation (3)  Der Surrealismus wird Sie in den Tod, der eine Geheimgesellschaft ist, einführen. Er wird Ihrer Hand den Handschuh überziehen und darin das tiefe M eingraben, mit dem das Wort Memoria beginnt. Vergessen Sie nicht, passende testamentarische Bestimmungen zu treffen: ich für meinen Teil bitte darum, in einem Möbelwagen zum Friedhof gefahren zu werden. Meine Freunde mögen bis aufs letzte Exemplar die Ausgabe der Rede über das bißchen Realität vernichten.  - André Breton, Die Manifeste des Surrealismus. Reinbek bei Hamburg 1986 (hier: 1. Manifest 1924. rde 434)

Initiation (4)  Der Kandidat muß sich vierzig Tage und vierzig Nächte unter einen Wasserfall des Rio Thraiguen stellen, um sich von den Wirkungen der christlichen Taufe rein2uwaschen. (Während dieser Zeit wird ihm nur ein kleiner Imbiß gestattet.) Als nächstes muß er, ohne zu zögern, einen Schädel auffangen, den ihm sein Ausbilder aus der Höhlung eines Dreispitzhuts zuwirft. Dann muß er seinen besten Freund töten, um zu beweisen, daß er frei ist von jeder Gefühlsanwandlung. Er muß mit dem Blut aus seinen Adern ein Dokument unterzeichnen. Und er muß die vor kurzem beerdigte Leiche eines männnlichen Christen ausgraben und ihr die Haut von der Brust abziehen. Wenn diese Haut getrocknet ist, näht er sie in eine ‹Diebesjacke› ein. Das in der Haut verbliebene Menschenfett wirft ein leicht phosphoreszierendes Licht ab, das die nächtlichen Exkursionen der Mitglieder erhellt. - (pat)

Initiation (5, seemännische)   Mit der ersten Dämmerung begann auch die Arbeit. Die Tageswächter wurden geweckt und das Deckwaschen begann. Das nahm etwa zwei Stunden in Anspruch. Nach dem Abspülen und Scheuern wurde das Deck mit Schwabbern aufgewischt und das Tauwerk wieder aufgeschossen. Nun glaubte ich mich etwas ausruhen zu dürfen und setzte mich auf eine der Reservespieren. Ich wartete darauf, daß sieben Glasen geschlagen wurde, das Signal zum Frühstück. Als mich der Steuermann so untätig sitzen sah, schickte er mich nach oben, den Großmast vom Topp der Bramstenge an abwärts zu schmieren. Das Schiff rollte etwas, und seit drei Tagen hatte ich keine Nahrung zu mir genommen. Ich fühlte mich versucht, ihm zu sagen, daß ich doch besser bis nach dem Frühstück damit wartete. Ich wußte aber, daß ich keine Einwendungen wagen durfte. So nahm ich meinen Fettopf und kletterte bis zum Bramstengetopp. Die Bewegungen des Schiffes waren hier weit mehr zu fühlen als an Deck. Dazu kam der abscheuliehe Geruch des Fettes. Die Folge war, daß ich abermals seekrank wurde. Ich war froh, als ich endlich an Deck war und wieder einigermaßen festen Boden unter den Füßen hatte. Der Rudersmann schlug sieben Glasen. Die Wache kam an Deck und wir gingen nach unten zum Frühstück. Ich kann gar nicht beschreiben, welch gute Wirkung ein halbes Pfund kaltes Fleisch und ein oder zwei Stück Hartbrot auf mich ausübten. Ich war ein neuer Mensch. Bis zwölf Uhr hatte ich Freiwache und Zeit genug, ein zweites riesiges Stück Salzfleisch, das mir der Koch gegeben hatte, nach und nach zu verzehren. Als ich wieder an Deck kam, fühlte ich mich als ganzer Mann und fing an, meinen Dienst mit Lust und Liebe zu erlernen. - (dana)

Initiation (6)  Als er damals in den Semester-Ferien nach Hause gekommen war, war er wie berauscht gewesen von seiner frisch erworbenen Gelehrsamkeit und hatte seine alte Umgebung mit den zynischen Augen dessen betrachtet, der sich in dem Glauben wiegt, alles zu durchschauen. Er hatte seinen Freund Jack Greyeyes überredet, mit ihm zusammen eine als angeblichen Versammlungsort von Skinwalkers verrufene Stelle südlich von Shiprock aufzusuchen, um zu demonstrieren, daß sie den traditionellen Aberglauben abgeschüttelt hatten. An Rol-Hay Rock und Table Mesa vorbei fuhren sie zu dem düsteren schwarzen Basaltfelsen, in dessen Tiefe verborgen - wie sich die Jugendlichen hinter vorgehaltener Hand zuraunten - jener unterirdische Raum liegen sollte, in dem die Skinwalker zusammenzukommen pflegten. Dort begingen sie angeblich ihre abscheulichen Initiationsriten, bei denen die neu Hinzugekommenen in die Hexerei eingeweiht wurden.

Für ihr Vorhaben hatten sie sich eine besonders dunkle, sternlose Nacht ausgesucht, zudem regnete es heftig, so daß sie kaum Gefahr liefen, von jemandem gesehen und womöglich selbst als Skinwalker verdächtigt zu werden. Noch jetzt, immerhin mehr als vier Jahrzehnte danach, überlief Leaphorn jedesmal, wenn es im Winter zu regnen begann, ein Schauder. Jene Nacht dort draußen bei dem schwarzen Basaltkegel grub sich für immer in sein Gedächtnis ein. Die Finsternis, der eiskalte Regen, der seine Jacke durchweichte, das unvermittelt einsetzende Gefühl der Angst. Greyeyes hatte, nachdem sie am Fuß des Kegels angekommen waren, plötzlich erklärt, ihr Vorhaben sei schlicht und einfach verrückt.

«Ich sag dir was», hatte er geflüstert, «wir hauen gleich wieder von hier ab und sagen einfach, wir wären drin gewesen.» Leaphorn hatte stumm den Kopf geschüttelt, sich die Taschenlampe geben lassen und Greyeyes nachgeschaut, bis er nach wenigen Schritten von der Dunkelheit verschluckt wurde. Er hatte tief Luft geholt und darauf gewartet, daß sein Mut zurückkäme. Vergeblich. Einen langen Augenblick hatte er einfach nur dagestanden und zu dem riesigen schwarzen Felsen emporgeblickt. Unvermittelt wurde er von furchtbarer Angst ergriffen, und gleichzeitig durchzuckte ihn wie ein Blitz die Erkenntnis, daß die Entscheidung, die er jetzt traf, die Entscheidung darüber war, was für ein Mann er einmal sein würde. Beim Aufstieg zerriß er sich die Hose und schürfte sich ein Knie auf. Er fand beinahe auf Anhieb jene gähnende schwarze Öffnung, von der unbestimmt die Rede gewesen war, und leuchtete hinein. Der Strahl seiner Taschenlampe reichte jedoch nicht bis ganz hinunter. Entschlossen war er ein Stück weit hineingeklettert, gerade so weit, daß er bis auf den Grund sehen konnte. Das Gerücht besagte, der Boden des unterirdischen Raums sei mit Teppichen ausgelegt und mit menschlichen Knochen übersät. Was er im schwachen Schein der Taschenlampe dann aber sah, waren nur verwehter Sand und Salsola-Disteln vom letzten Sommer.  - Tony Hillerman, Die Spur des Adlers. Reinbek bei Hamburg 2000

Initiation (7)  Den Tristram Shandy trug ich während der Gefechte bei Bapaume in einer handlichen Ausgabe in der Kartentasche herum und hatte ihn auch bei mir, als wir vor Favreuil eingesetzt wurden. Da man uns in Höhe der Artilleriestellungen vom Morgen bis zum späten Nachmittag in Bereitschaft hielt, wurde es bald recht langweilig, obwohl die Lage nicht ungefährlich war. Ich begann also zu blättern, und die verquickte, von mannigfachen Lichtern durchbrochene Weise setzte sich bald wie eine geheime Begleitstimme in eine helldunkle Harmonie zu den äußeren Umständen. Nach vielen Unterbrechungen, und nachdem ich einige Kapitel gelesen hatte, erhielten wir endlich Marschbefehl; ich steckte das Buch wieder ein und lag bereits bei Sonnenuntergang rnit einer Verwundung da.

Im Lazarett nahm ich den Faden wieder auf, als ob alles Dazwischenliegende nur ein Traum gewesen wäre oder zum Inhalte des Buches selbst gehörte, als eine Einschaltung von besonderer geistiger Kraft. Ich bekam Morphium und las bald wach, bald in halber Dämmerung fort, so daß mannigfache seelische Zustände die tausend Schachtelungen des Textes noch einmal zerstückelten und einschachtelten. Fieberanfälle, die mit Burgunder und Kodein bekämpft wurden, Beschießungen und Bombenabwürfe auf den Ort, durch den schon der Rückzug zu fluten begann, und in dem man uns zuweilen ganz vergaß, steigerten die Verwirrung noch, so daß ich heute von jenen Tagen nur noch die unklare Erinnerung an eine halb empfindsame, halb wilde Erregung zurückbehalten habe, in der man selbst durch einen Vulkanausbruch nicht mehr in Erstaunen geraten wäre, und in welcher der arme Yorick und der biedere Onkel Toby noch die vertrautesten der Gestalten waren, die sich vorstellten.

So trat ich unter würdigen Umständen in den geheimen Orden der Shandyisten ein, dem ich bis heute treu geblieben bin. - (ej2)

Initiation (8)   Etwa mit zwölf Jahren, sagt Bonetti, führt man die Jungen in den Busch, läßt sie ohne Essen am Boden schlafen und erschreckt sie mit nächtlichem Gebrüll. In der Dunkelheit werden sie angefallen und von einem Komitee Erwachsener verprügelt, die bemalte Masken vor dem Gesicht tragen, um den mythischen, aus der Wüste gekommenen Vorfahren ähnlich zu sehen. Das alles hat nichts Besonderes an sich, es geschieht bei vielen Völkern. Besonders ist nur der Abschluß des Ritus, wenn man die schon von den Prügeln benommenen Jungen zum Heiligtum des Wesens vom Großen Atem zerrt und ihnen dort das Gesicht tief in die Exkremente steckt, die den Pfad verseuchen, während ein Alter viele Male wiederholt: »Das bist du« (ta gama tu). In dem Moment erwachen sie wie aus einem Schlaf und sehen alles anders. Wenn sie zuvor einen Stein, eine Tür, ein Gebüsch, ein Schaf im Schein der jugendlichen Verlockungen sahen, dann sehen sie jetzt den Schein der Verlockungen als einen Schimmer, der in der Luft hin und her schwankt und alles unun-terscheidbar und flüchtig macht. Da beginnt ihr Leben als Erwachsene mit dem zitternden Blick, dem schlitternden Schritt, dem Anschein, als wollten sie sich immer verstecken.   - (fata)

Initiation (9)

Initiation (10)  Was an diesem Buch von Bergson konnte mir so viel bedeuten und dabei obskur bleiben? Ich komme auf das Wort schöpferisch zurück - Die schöpferische Entwicklung - , Ich bin sicher, daß das ganze Geheimnis darin Hegt, sich den genauen Sinn dieses Wortes zu vergegenwärtigen. Wenn ich heute an dieses Buch und an die Art denke, wie ich mich ihm näherte, dann erinnert mich das an einen Menschen, der die Initiationsriten durchläuft. Die Desorientierung und die Neuorientierung, die mit der Initiation in jede Geheimlehre einhergehen, sind das wunderbarste Erlebnis, das man haben kann. Alles, was sich das Gehirn ein Leben lang bemüht hat, sich einzuverleiben, nach Kategorien zu ordnen und zusammenzufügen, muß auseinandergenommen und neu geordnet werden. Umzugstag der Seele! Und natürlich geht das nicht einen Tag, sondern Wochen und Monate so weiter. Man trifft zufällig einen Freund auf der Straße, den man mehrere Wochen nicht gesehen hat, und er ist einem völlig fremd geworden. Man gibt ihm ein paar Signale von seiner neuen Warte aus, und wenn er nicht darauf anspricht, gibt man ihn auf - für immer. Es ist wie beim Aufräumen eines Schlachtfelds: alle hoffnungslos Kampfunfähigen und mit dem Tode Ringenden erledigt man mit einem raschen Keulenhieb. Und man schreitet weiter zu neuen Schlachtfeldern, neuen Siegen oder Niederlagen. Aber man schreitet weiter! Und wie man weiterschreitet, schreitet auch die ganze Welt in erschreckendem Gleichschritt weiter. Man sucht neue Betätigungsfelder, neue Exemplare der Gattung Mensch, die man geduldig mit den neuen Symbolen vertraut macht. Manchmal fällt die Wahl auf solche, die man vorher keines Blickes gewürdigt hätte. Man versucht es mit jedem und allem, was in Reichweite kommt, vorausgesetzt, daß sie nichts von der Offenbarung wissen.  - (wendek)
 
Zugehörigkeit Anfang Pruefung Ritual
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