ann, gehörnter  Heinrich IV. hat eine ungewöhnlich große Anzahl von Geliebten gehabt; er war indessen kein großer Arbeiter im Weinberg seiner Herrin, und so bekam er auch immer Hörner aufgesetzt. Scherzhaft hieß es, ihm sei «der Sekundant» getötet worden. Frau von Vernueil nannte ihn einmal «Hauptmann Guterwill», und ein andermal, da sie ganz furchtbar mit ihm keifte, sagte sie, zu seinem Glück sei er König, weil man ihn sonst nicht ertragen könnte, und daß er stinke wie ein Hundsfott. Sie sagte die Wahrheit, denn sein Fuß- und sein Achselschweiß waren besonders fein, und als die verstorbene Königin zum ersten Mal mit ihm schlief, konnte sie nicht verhindern, wie stark sie auch mit Essenzen aus ihrem Lande versehen wurde, ganz fürchterlich nach den Wohlgerüchen ihres Gatten zu riechen. Wenn der verstorbene König leutselig sein wollte, sagte er: «Ich gleiche meinem Vater, ich rieche unter den Achseln

Als man ihm die Fanuche zuführte, die ihm als Jungfrau angekündigt war, fand er den Weg schon recht gebahnt und begann zu pfeifen. - «Was soll das heißen?» fragte sie ihn. - «Das heißt, daß ich denen nachpfeife, die hier schon durchgekommen sind.» - «Reitet, reitet zu, Ihr werdet sie schon einholen.» - (tal)

Mann, gehörnter (2)  Bornet hält seinem Eheweib die Treue nicht so unverbrüchlich wie sie ihm. Es gelüstet ihn, mit seiner Stubenmagd zu schlafen. Er entdeckt sein Vorhaben einem seiner Freunde, der ihm, in der Hoffnung, er könne sich mit ihm in die Beute teilen, solche Hilfe und Förderung bietet, daß er mit seiner Zofe zu schlafen glaubt, in Wahrheit aber mit seiner Ehefrau schläft und ohne deren Wissen seinen Kumpan an der Lust, die nur ihm zustand, teilnehmen läßt und dergestalt sich selbst zum Hahnrei macht, ganz abgesehen von der Schande, die seiner Frau dabei widerfährt.  - Margarete von Navarra, Das Heptameron. München  1960 (zuerst 1558)

Mann, gehörnter (3)  Der arme Schultheiß1 ist gestorben. Am 5. dieses Monats, als ich zwanzig Minuten vor eins zum Mittagessen kam, habe ich ihn tot in seinem Sessel vorgefunden. Ich komme in die Wohnung. Ich rufe guten Tag. Keine Antwort. Ich stelle meine Sachen in der Küche ab. Werfe dann einen Blick ins Eßzimmer. Ich sehe ihn in seinem Sessel, schlafend. Ich sage mir: «Na schön, er schläft.» Wundern konnte mich das nicht, er schlief andauernd. Ich gehe in die Küche. In einer Tasse sehe ich frischgemachten Milchkaffee, fertig zum Trinken - der Löffel steht darin. Das erstaunt mich. Von weitem werfe ich noch einmal einen Blick ins Eßzimmer. Keine Reste einer Mahlzeit auf dem Tisch wie sonst. Ich gehe ins Eßzimmer. Trete an den Sessel. Da sehe ich ihn ganz aus der Nähe, genau in der gleichen Haltung, mit demselben Gesicht, wie wenn er schlief, aber ohne daß er atmete und bereits mit wächserner Hautfarbe. Er muß sehr sanft gestorben sein: seine Augen waren geschlossen, die Hände lagen ganz natürlich auf seinen Schenkeln, die Beine waren in ihrer üblichen Stellung. Ich lege meine Hände auf seine. Noch warm. Sicherlich ist er erst eine Viertelstunde tot.

Ich habe ein Telegramm an die Pantherin aufgegeben: «Mann krank. Bitte kommen. Zug heute abend sechs Uhr nehmen. Follette mitbringen. Werde morgen früh - Samstag - am Bahnhof sein.» Es war ein Uhr zehn. Die Übermittlung dauerte höchstens vier Stunden. Sie konnte noch in aller Ruhe den Zug nehmen.  

Samstag morgen, zehn Minuten vor sechs, am Schalter neben dem Ausgang. Sie war in einem der hintersten Wagen, so daß ich einige Minuten lang befürchtete, das Telegramm sei zu spät angekommen und sie habe deshalb nicht fahren können und ihre Abreise bis zum heutigen Frühzug verschieben müssen: auf diese Weise hätte sie eine ganze Nacht voller Ungeduld und Besorgnis durchgemacht. Schließlich sehe ich sie, sie stürzt auf mich zu: «Ist mein armer Mann tot?» — «Leider Gottes, ja!» erwidere ich. Weinanfall. Wir verlassen den Bahnhof. Ich erzähle ihr, wie ich gestern, Freitag, die Entdeckung gemacht habe. Darauf sagt sie: «Jetzt stehe ich ganz allein im Leben.» Ich erwidere: «Ich bin schließlich auch noch da.» - «Sie zählen so wenig», lautet die Antwort. - (leau)

1 Spitzname, den Léautaud und seine Geliebte deren Mann, Henry-Lotus Cayssac, gegeben hatten.

Mann, gehörnter (4)  Die makedonische Königin Olympias bittet den Zauberer Nektanebo um Rat, weil sie fürchtet, von ihrem Mann Philipp verstoßen zu werden. Nektanebo bestätigt sie in dieser Furcht, prophezeit ihr aber, dass sie vom Gott Ammon einen Sohn empfangen werde. Dieser solle sie an ihrem Mann rächen. In der Nacht kommt jedoch nicht Ammon, sondern der schlaue Magier in Gestalt des Gottes zu der schönen Königen. So getäuscht wird sie von ihm schwanger und gebiert einen Sohn. Es gelingt Nektanebo auch Olympias Gemahl mit seiner Zauberkunst zu täuschen, sodass er - von der göttlichen Abkunft des Jungen überzeugt - ihn annimmt und Alexander nennt.

Als Alexander heranwächst, ist er von auffallender Gestalt. Er hat die Mähne eines Löwen, verschiedenfarbige Augen und spitze Zähne. Über dieses Äußere, das so ganz anders ist als das Eigene, ist König Philipp sehr betrübt.

Im Alter von zwölf Jahren begibt sich der Prinz nächtens mit seinem leiblichen Vater Nektanebo vor die Stadt, um die Sterne zu beobachten. Alexander stößt den Propheten mit Absicht einen Abhang hinunter, sodass dieser tödlich verletzt wird. Damit straft er den Propheten für die Anmaßung, den Himmel erforschen zu wollen obwohl er noch nicht einmal die irdischen Dinge verstehe. Bevor der Ägypter jedoch verstirbt, offenbart er sich seinem Sohn. Nun betrübt über den Tod seines Vaters beerdigt Alexander ihn. - Alexanderroman

Mann, gehörnter (5)  Sind einem Hörner eines Ochsen oder sonst eines gewalttätigen Tiers angewachsen, führt das gewaltsame Todesfälle herbei; meistenteils bedeutet es, daß der Träumende geköpft werden wird. So ergeht es ja auch den gehörnten Tieren. - (art)

Mann, gehörnter (6)  

Mann, gehörnter

François Trouillu

- (wesch)

Mann, gehörnter (7)  Martin Monestier (Human Oddities, Citadel, Secaucus, N.J., 1978) zitiert den Fall »eines französischen Bauern, der am 18. September 1598 einem Ortsrichter vorgeführt wurde, weil er sich geweigert hatte, vor einem Adligen den Hut zu ziehen. Als man ihn vor Gericht dazu zwang, kam ein gutentwickeltes Widderhorn zum Vorschein, das, wie er erklärte, in seinem fünften Lebensjahr zu wachsen begonnen hatte. Der Richter ließ ihn zum König schaffen, der laut einem Chronisten versuchte, ihn »mit den Kurtisanen Nachkommen zeugen zu lassen.« Nach ein paar Monaten gab der arme Teufel aber leider den Geist auf.  - (wesch)

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Mann, gehörnter (10)  

Mann, gehörnter (11)

Mann, gehörnter (12)


Ehestand Mann

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Verwandte Begriffe
Frau, gehörnteHorn

Synonyme