Greifen wir diejenigen heraus, in denen der Teufel persönlich und nicht etwa nur durch obskure Einflüsse und Einflüsterungen in Erscheinung tritt, so ergibt sich für die im 14. Jahrhundert von ihm beeinflußten Dinge folgende Reihenfolge: der Wucher, der unrechtmäßige Gewinn (betrügerischer Handel und gewinnbringende Fälschungen); die Damenmode und besonders der Gebrauch von Kosmetika; das Spiel; das »verfluchte Laster gegen die Natur«. Aber in all diesen Dingen erweist er sich, das muß man schon sagen, wirklich als armer Teufel. Um nur ein paar Beispiele zu nennen: Er schminkt eine junge Frau und verätzt ihr dabei das Gesicht, als benutzte er nicht Schminke, sondern Vitriol; er vereint sich mit einem kleinen Mönch, der viele seiner Brüder »zur Sünde verleitet hatte«, und schon entsagt der dem Laster und stirbt vor Schreck und Kummer. Ganz zu schweigen von den Versuchen des Teufels, Seelen zu kaufen, bei denen er mit seiner naiven Gewohnheit, im voraus zu bezahlen, stets Pech hat.
Wirklich ein armer Teufel. Ein guter Teufel. Ein Teufel auf italienisch.
Dieser Teufel, den (wie Tono Zancanaro mir erzählte) die Mütter in einem Volksviertel
einer alten päpstlichen Stadt ihren Kindern überschwenglich und zärtlich mit
der Frage ans Herz legen: »Hast du das Teufelchen
lieber oder die große böse Madonna?« - Leonardo Sciascia,
Schwarz auf schwarz. München 1991 (dtv 11328, zuerst 1979)
Teufel, armer (3)
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