ubehör  Wie Rundibilis Hahnreischaft für ein natürlich Zubehör des Ehestands erkläret

»Bleibt«, fuhr Panurg fort, »nur noch ein kleiner Punkt zu erörtern (ihr wißt was auf der Römer-Fahn stand: S. P. Q. R. S‘ ist purer Quark): Werd ich auch nicht zum Hahnrei werden?«

— »Potz Erdrich!« rief Rundibilis, »was fragt ihr mich? Ob ihr ein Hahnrei sein werdet? Mein Freund, Ich bin ein Ehemann, ihr werdet mir folgen und einer werden; aber mit ehernem Griffel schreibt euch dies Wort ins Hirn: Jedweder Ehmann schwebt in Gefahr, ein Hahnrei zu werden. Die Hahnreischaft ist ein natürlich Zubehör des Ehestandes. Der Schatten folgt dem Leibe nicht natürlicher als Hahnreischaft den Eheleuten. Und wo ihr einen die drei Wort: Er ist beweibt aussprechen höret und ihr entgegnet: Ergo ist er entweder, war, wird oder kann ein Hahnrei sein, werdet ihr traun kein schlechter Grobschmid natürlicher Schlüss‘ gescholten werden.«

»Potz Hypochonder und tausend Teufel!« schrie Panurg, »was sagt ihr mir?« — »Mein Freund!« versetzt‘ Rundibilis:

»Hippokrates, als er einmal von Lango gen Polistillo ging, den weisen Demokrit zu besuchen, schrieb einen Brief an seinen alten Freund Dionysius, darin er ihn bat, sein Weib in seinem Absein zu ihren Eltern zu geleiten, welches ehrbare Leut und wohl berufen waren, weil er nicht möcht, daß sie in seinem Haus allein blieb. Nichts destoweniger sollt er aber sie sorgsam hüten, wohl Achtung geben, was sie mit ihrer Mutter für Weg ging und was für Leut bei ihren Eltern zu ihr kämen. ›Nicht‹, schrieb er, ›daß ich in ihre Tugend und Sittsamkeit ein Mißtraun setzt‘, die ich zeither ganz wohl erprobt und bewährt erfunden, sondern nur weil sie ein Weib ist.‹ — Da habt ihrs gleich mit eins, mein Freund. Der Weiber Art stellt uns der Mond für, sowohl in vielen andern Stücken, als darin, daß sie in Gegenwart und unter den Augen ihrer Männer sich ducken, verstellen und Zwang antun. Sobald die aber den Rücken wenden, nehmen sie ihres Vorteils wahr, machen sich gute Zeit, vagieren, wandern, schlenzen, ziehn die Larv ab und declarieren sich:

wie der Mond, in Conjunction mit der Sonnen, weder am Himmel noch auf Erden scheinet, wohl aber im Gegenschein zu ihr, wann er der Sonn am fernsten steht, vollkommen rund und glänzend strahlt, zumal bei Nacht; so auch die Weiber allzumal.

Denn, sag ich: Weib, so meine ich ein so veränderlich, gebrechlich, unbeständig, wandelbar und unvollkommenes Geschlecht, daß die Natur mir (mit Respekt und aller schuldigen Ehrfurcht zu reden) von jenem richtigen Verstand, womit sie alles formiert und erschaffen, sich gar verirrt zu haben scheint, als sie das Weib erfand. Und wenn ichs auch hundert und hundert Mal bedenk, komm ich auf keinen andern Schluß, als daß sie mit Erschaffung des Weibes mehr auf des Mannes gesellige Lust und Mehrung des Geschlechtes bedacht war, denn auf Vollkommenheit des Weibes in sich selbst. Fürwahr, auch Plato weiß nicht, zu welcher Class‘ er sie zählen soll, ob zu den vernünftigen Wesen, oder zu dem blöden Vieh. Denn ihnen hat die Natur an einen geheimen und innerlichen Teil ihres Leibes ein Tier, ein Glied gesetzt, das nicht beim Mann ist, darin sich unterweilen allerhand salzige, nitrose, borachalische, beizende, ätzend-scharfe, prickelnde und bitterkitzelnde Säft erzeugen, durch deren Stich und schmerzhaft Krabbeln (zumal dies Glied voll Nerven und lebendiger Empfindung ist) ihr ganzer Leib erschüttert wird, all ihre Sinnen außer sich, all ihre Affecten in Verwirrung, und die Gedanken in Aufruhr geraten. Dergestalt daß, wenn die Natur ihnen nicht noch mit ein wenig Scham die Stirn besprengt hätt, ihr sie würdet wie rasend Nestellaufen sehen, abscheulicher als nimmermehr die Proetiden, Mimalloniden und die Bacchantischen Thyaden an ihrem Bacchanalienfest: weil dieses schreckliche Tier mit allen fürnehmsten Teilen ihres Leibes zusammenhangt, wie aus der Anatomie ersichtlich.

Tier nenn ich es sowohl nach akademischem, als peripatetischem Lehrbegriff. Denn wenn eigne Bewegung ein sicheres Merkmal jedes lebendigen Wesens ist, wie Aristoteles schreibt, und alles was sich von selbst beweget Tier heißt, so nennt es Plato mit gutem Fug ein Tier, weil er in ihm die eigenen Bewegungen der Suffocation, der Corrugation, Indignation und Präcipitation bemerket, und zwar so heftig, daß durch sie den Weibern oft jeder andre Sinn und Bewegung benommen wird, gleich als wie durch Synkope, Lipothymie, Epilepsie, Apoplexie und wahre Todes-Ähnlichkeit. Außerdem sehn wir in diesem Glied auch eine deutliche Unterscheidung der Gerüch und merken die Frauen, daß es die stinkenden flieht, die gewürzigen aufsucht. Zwar weiß ich wohl, daß sich Galen zu erweisen bemühet, als wären dies keine selbsteigne Bewegungen, sondern durch Zufall, und daß auch andre seiner Sekt zu zeigen trachten, es sei kein unterscheidender Sinn der Gerüch in ihm, vielmehr nichts weiter als eine verschiedene Wirksamkeit, herruhrend von der Verschiedenheit der ruchbaren Ding. Wenn ihr jedoch ihre Gründ und Reden treulich prüfen und auf des Critolai Waagschal abwägen wollt, werd ihr wohl finden, daß sie sowohl in diesem Stück als vielen andern mehr zum Scherz und aus Begier geschrieben haben, ihren Meistern zu widersprechen, denn um Erforschung der Wahrheit willen.

In diesen Streit laß ich mich itzt nicht weiter ein und sag nur dies noch: daß das Verdienst der züchtigen Frauen nicht klein ist, die keusch und untadlich gelebt und so viel Tugend besessen haben, dies unbändige Tier im Zaum der Vernunft zu erhalten. Und schließlich sei hinzugefügt: daß, wenn dies Tier ersättigt ist (wofern es anders je satt kann werden) durch die ihm von Natur im Mann bereite Nahrung; daß alsdann all seine eignen Bewegungen zur Ruh gebracht, all seine Trieb erfüllt, all seine Furien beschwichtigt sind. Drum laßt es euch nicht wundern, wenn wir in steter Gefahr sind Hahnreis zu werden, die wir doch nicht zu allen Stunden mit barer Münz zu gnüglicher Zahlung beschlagen sind.«  - (rab)

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