önig  Der Bischof einer geplünderten Kirche erbat von König Chlodwig (der damals die Taufe noch nicht empfangen hatte) die Rückgabe eines wohl besonders schönen und großen kirchlichen Gefäßes. Bei der Beuteverteilung bat der König seine beuteberechtigten Krieger, ihm jenes Gefäß ohne Anrechnung auf seinen Beuteanteil zuzugestehen. Während die anderen Anwesenden sich wohl oder übel willfährig zeigten, krakeelte einer mit lauter Stimme:

»Nichts sollst du haben, als was dir das Los erteilt.« Und dabei schlug er mit der Axt nach dem Krug. Der König bemeisterte und verbarg seinen Zorn, nahm das Gefäß an sich und übergab es dem Boten des Bischofs. Ein Jahr war vergangen, als der König auf einer Heerschau die Ausrüstung seiner Krieger musterte und sich plötzlich dem vorlauten Krakeeler gegenüberfand. »Keiner trägt seine Waffen so verwahrlost wie du!« herrschte er ihn an, entriß ihm seine Streitaxt und warf sie ihm vor die Füße. Jener bückte sich, um seine Waffe aufzuheben da hieb ihm der König mit aller Wucht seine Streitaxt in den Schädel. »So«, sagte er, »hast du es damals mit dem Krug gemacht«. Gregor von Tours beendet diese Erzählung mit der Bemerkung, der König habe durch diese Tat eine große Furcht vor seiner Person begründet. - Gustav Radbruch, Heinrich Gwinner: Geschichte des Verbrechens. Frankfurt am Main 1990 (Die Andere Bibliothek 62, zuerst 1951)

König (2) Mehrere Könige werden zugleich ausgebildet, damit es nicht daran fehle. Wenn später die Nachkommen von diesen anfangen heranzuwachsen, so tötet man durch einstimmigen Beschluß die schlechtesten, damit sie die Schwärme nicht zerteilen. Es gibt aber zwei Arten von ihnen, die rötliche ist besser als die schwarze und bunte. Alle haben stets eine ausgezeichnete Gestalt, sind doppelt so groß als die übrigen Bienen, haben kürzere Flügel, gerade Beine, einen hohem Gang und an der Stirn einen weißlichen diademähnlichen Fleck. Auch unterscheiden sie sich durch ihren Glanz bedeutend von den gemeinen Bienen. - (pli)

König (3) Der König, Seine Hoheit Nana Agyefi Kwame II., Omanhene von Nsein, ist eine großartige Erscheinung und hat eine leicht geweitete Oberlippe. Als Werner Herzog das erstemal den Gedanken äußerte, statt eines Schauspielers einen echten König zu nehmen, erklärten seine ghanaischen Kollegen, das sei undenkbar. Doch wie die meisten Könige wünschte sich Nana offenbar sehnlichst, in einem Film mitzuspielen. Der Haken war, wie er, ein guter König, die Rolle eines schlechten Königs übernehmen und abgesetzt werden konnte. Doch ist er in seiner Rolle weit überzeugender als der Papptyrann in meinem Buch — ein Mann, der sich verloren weiß und seinem Schicksal gleichmütig entgegensieht. Während seine Frauen sich anschicken, ihn zu erwürgen, sagt er, während die ganze Müdigkeit der Welt in seiner Stimme mitklingt: »Ich gehe jetzt und schlafe ein wenig.« - Bruce Chatwin, Was mache ich hier. Frankfurt am Main 1993 (Fischer - Tb. 10362, zuerst 1989)

König (4) Der König von Jukun in Nigerien war ein geheiligtes Wesen, dessen Leben sich in streng beobachteten Grenzen bewegte. Seine vornehmste Aufgabe war es nicht, als Krieger sein Volk in den Kampf zu führen oder durch weise Verwaltung seines Landes sich auszuzeichnen. Es kam nicht darauf an, daß er eine große Persönlichkeit war, er wurde vielmehr angesehen als der lebende Behälter, aus dem die Kräfte strömten, die der Erde Fruchtbarkeit und den Samen Gedeihen sichern und damit dem Volke Leben und Wohlfahrt geben. Der Erhaltung dieser Kräfte dienten die Zeremonien, die seinen Tages- und Jahreslauf bestimmten.

Der König erschien selten in der Öffentlichkeit. Sein nackter Fuß durfte nicht den Erdboden berühren, denn die Folge wäre das Verdorren der Feldfrüchte gewesen; er durfte auch nichts von der Erde aufhebene Fiel er vom Pferde, so wurde er in früherer Zeit getötet. Es war niemand erlaubt, zu erwähnen, daß er krank sei. Wenn ihn eine ernste Krankheit befiel, wurde er in aller Stille erdrosselt. Das Stöhnen eines kranken Königs zu hören, so sagte man, hätte Verwirrung im Volke geschaffen. Niesen war ihm gestattet: Wenn der König von Jukun nieste, so schlugen sich die anwesenden Männer unter Beifallsgemurmel auf die Schenkel. Es war unschicklich, von seinem ›Körper‹ zu sprechen oder den Eindruck zu geben, daß er einen gewöhnlichen, menschlichen Leib habe. Ein besonderes Wort wurde statt dessen gebraucht, das nur für seine Person stand. Dieses Wort bezeichnete jede Handlung von ihm, aber auch das Gebot, das seinem Munde entstammte.

Wenn der König sein Mahl einnehmen sollte, stießen besondere Beamte weittragende Rufe aus, andere schlugen sich ein dutzendmal laut auf die Schenkel. Im Palast wie in der ganzen Stadt trat dann Stille ein, Gespräche verstummten, jeder legte die Arbeit nieder. Das Mahl des Königs galt als heilig und wurde ihm wie einer Gottheit in feierlichem Zeremoniell verabreicht. War er fertig, so verkündigten neue Rufe und Schläge, die von Beamten im äußeren Hofe aufgenommen wurden, daß Arbeit und Rede wieder erlaubt seien.

Geriet der König in Zorn, zeigte er mit dem Finger auf jemand, stampfte er wütend mit dem Fuße auf, so war das von den furchtbarsten Folgen für das ganze Land begleitet. Es war dann unerläßlich, ihn mit allen Mitteln rechtzeitig zu beruhigen. Sein Speichel war heilig. Seine abgeschnittenen Haare und Nägel bewahrte er in einem Sacke selber auf, wenn er starb, wurden sie mit ihm begraben. In feierlicher Anrede nannte man ihn, mit Anspielung auf seine Fruchtbarkeitskräfte: >Unser Guineakorn, unsere Erdnüsse, unsere Bohnen.‹ Man schrieb ihm Macht über Regen und Winde zu. Eine Folge von Dürre und schlechten Ernten zeugte für ein Nachlassen seiner Kraft, und er wurde dann heimlich bei Nacht erdrosselt.

Ein neuerwählter König mußte dreimal um einen Hügel laufen und wurde dabei von den Großen mit Stößen und Faustschlägen traktiert. Bei einer späteren Gelegenheit hatte er einen Sklaven zu töten oder er verwundete ihn bloß, und ein anderer tötete ihn dann mit Speer und Messer des Königs.

Bei der Krönung sagte der Führer der Königssippe zu ihm: »Heute haben wir dir das Haus deines Vaters gegeben. Die ganze Welt ist dein. Du bist unser Korn und unsere Bohnen, unsere Geister und unsere Götter. Fortan hast du weder Vater noch Mutter, aber du bist Vater und Mutter aller. Folge in den Fußtapfen deiner Vorväter und tue niemand Übles, daß dein Volk bei dir bleibe und du in Gesundheit das Ende deiner Regierung erreichst.«

Alles fiel vor dem neuen Herrscher zu Boden, warf sich Staub über den Kopf und sagte: »Unser Regen! Unsere Ernte! Unser Reichtum! Unser Heil!«

Die Gewalt des Königs war absolut, aber es war dafür gesorgt, daß sie nicht unerträglich wurde. Ein Rat der Adligen mit dem Abo oder Hauptminister an der Spitze fühlte sich mitverantwortlich. Wenn die Laune des Herrschers dem Lande zu schaden drohte oder etwa Mißwachs oder ein anderes nationales Unglück eintrat, konnte man ihm eine Verfehlung in seinen zahllosen magischen Pflichten nachweisen und damit seinen Übermut dämpfen. Der Abo hatte stets Zutritt zum König; er durfte ihn warnen und konnte ihn durch längere Abwesenheit vom Hof in arge Verlegenheit bringen.

An Kriegszügen nahm der König in der Regel nicht teil, doch galt alle Beute als sein Eigentum. Er gab aber ein Drittel oder die Hälfte der Beute dem Krieger, der sie gemacht hatte, zurück, als Zeichen der Anerkennung und Ausdruck der Erwartung, daß er sich im nächsten Treffen ebenso tapfer erweisen werde.

Hatte der König sich bewährt, so wurde er in älterer Zeit nach siebenjähriger Regierung am Erntefest erschlagen. - (cane)

König (5) Der gute König David entreißt Isboseth, dem Sohne Sauls, den Thron; er läßt Mephiboseth, den Sohn seines Gönners Jonathan, ermorden. Er liefert den Gibeoniten zwei Kinder und fünf Enkelkinder Sauls aus, um sie alle hängen zu lassen. Er ermordet Uria, um seinen Ehebruch mit Bathseba zu verbergen; und auch diese abscheuliche Bathseba, die Mutter Salomos, ist eine Ahnfrau Jesu Christi. - (vol)

König (6) Der Stamm wird von einem König regiert, dessen Macht unumschränkt ist; ich vermute jedoch, daß die vier Zauberer, die ihm zur Seite stehen und ihn gewählt haben, die wahren Herrscher sind. Jedes Neugeborene wird einer eingehenden Untersuchung unterzogen: weist es bestimmte Male auf, die mir nicht enthüllt wurden, wird es zum König der Yahoos erhoben. Unverzüglich verschneiden sie ihn (he is gelded), brennen ihm die Augen aus und hacken ihm Hände und Füße ab, damit die Welt ihn nicht von der Weisheit ablenke.   - J. L. Borges, David Brodies Bericht, In: J.L.B., Blaue Tiger und andere Geschichten. München 1988 (zuerst 1970)

König (7)  Daß ich ein König bin, scheint mir eine Sache, an der nicht zu zweifeln ist. Es herrscht in mir eine königliche Art zu denken, zu urteilen, zu träumen, die mich immer wieder erstaunt und erheitert. Es gelingt mir nicht, an einfache und arme Dinge zu denken; alles muß einen Namen haben, muß sich in eine Hierarchie finden, schreitend oder kriechend, aber in emblematischer Weise. Ich denke an die Adler; besonders im ersten Morgenlicht, im Schweigen zwischen Tag und Nacht, in der Kälte, die starr macht, inmitten der zerstreuten Verzagtheit der Blumen denke ich an riesige Adler mit metallischen Flügeln und Blicken kluger Niedertracht. Ein Schnabel, der mörderisch ist, tyrannisch, doch nicht leidenschaftlich. Rund um meinen Bruder Adler ist der Raum ungeheuer weit, grausam auch er, doch wenn er vorgibt, Geometrie und nichts anderes zu sein, so bin ich seine gefiederte Wunde, seine schnabelförmige Verletzung, das Signum eines Schnabels am Himmelsgewölbe. Mancher wird vielleicht dieses Bild für erkünstelt barock halten; nun, dieser ist nicht König: und deshalb werde ich hierüber keine weiteren Worte verlieren. Ich weiß nicht, ob der Adler, wenn er nach Ruhe sucht, sich auf den Wolken niederlassen kann oder ob die Spanne seiner Schwingen groß genug ist, um ihm zu erlauben, auch im Schlaf zu schweben. - Giorgio Manganelli, An künftige Götter. Sechs Geschichten. Berlin 1983 (Wagenbach Quartheft 123, zuerst 1972)

König (8) Ich, der König, bewege mich in dem großen wüstenleeren Bett, verrücke die Kissen und lasse zu, daß ein neues Bild, das meiner würdig ist, in meinem Geiste aufsteigt. Ich denke des Löwen. Sein kräftiger Geruch erfüllt das Zimmer, verbreitet sich über das Land, über die ganze Erde, der Kosmos riecht nach Urin, nach Gras und zermalmtem Fleisch; er — man beachte, daß alle diese Tiere in der Gunst stehen, ein persönliches Fürwort zu besitzen, das sicherlich nicht ihren Ausmaßen angemessen ist; aber indem ich es zulasse, mit mir selbst in der Beschränktheit der Personalpronomina zu monologisieren, lasse ich zu, daß auch sie in keiner Weise durch diesen Gebrauch degradiert werden. Zu seiner Ausstattung bedient sich der Löwe einer Farbe, die er aus dem Innern der Sonne abgeschürft hat. Die Erde wird von seinen Pranken versengt, Schritt vor Schritt; sein Geruch erklärt langsam allen anonymen und schnellen Rassen den Tod. Das ist das Schlaue am Löwen: daß er, Sternbild des Fleisches, der Krallenkomet, vortäuscht, auf dem gleichen Rang zu stehen wie die Tiere, die er tötet. Ich glaube, daß die Farbe des Löwen entscheidend ist: nicht seine Wildheit, die als Kosmos-behavior schon vom Adler ausgeschöpft ist. Daß ein Tier sich als Buschwald, Steppe, als sonniger Herbst, als Brand, Ginster und Eiter kleide: und, daß dieses Tier seinen Hunger und gleichzeitig die Ablenkung des Hungers unversehrt bewahre. All dies macht ihn meiner Gedanken würdig.   - Giorgio Manganelli, An künftige Götter. Sechs Geschichten. Berlin 1983 (Wagenbach Quartheft 123, zuerst 1972)

König (9)  Die Kälte, die überall mein königliches Gehirn durchstreift, versichert mir, daß ich mit ihr bin: da mir ihre Kälte lieb ist wie der Schnabel des Adlers und die Farbe des Löwen. Die Schlange ist eine lange, schmiegsame, schweigende Kälte; ihre Gestalt neigt dazu, sich in die Länge zu strecken, so lang wie die Erde und, wenn die Erde rund ist, sich in den Schwanz zu beißen, um so den ganzen Erdball in die Mitte ihres Kreises einzuschließen. Ich wandere auf den Schuppen der Schlange, jeder meiner Schritte durchmißt eine Gebirgskette, doch immer wieder beginnt die Schlange von neuem; den einen Tag ergötze ich mich an ihren rosigen, elegant und fein gearbeiteten Schuppen, an dem Luxus ihres fleischigen und schmalen Leibes, ihrer stumpfen und trägen sexuellen Anspielung; an einem anderen Tag sind ihre Schuppen mit Schriftzeichen tätowiert, sämtliche Schriften verschlingen sich ineinander; so wird der Weg bekannt und hermetisch wie eine hellenistische Ruinenstraße, eine Aneinanderreihung bedeutungsvoller, abweisender Reliquien. An einem anderen Tag genieße ich sie als gutabgezeichnete Dunkelheit, diese fadenlange Nacht, die den ganzen Planeten durchläuft, an einem anderen Tag funkelt sie von purem Gold, ist ein Diadem, ein Armband, eine Kette, die die ganze Welt zu einer Kurtisane macht, welche, aus ihrer Laune auf ein giftiges Schmuckstück, bereit ist, käuflich zu sein. Ihre Art zu töten ist durchdringend; sie packt nicht, sie zermalmt nicht, sondern sie injiziert sich selbst, das, was in ihr an Eigenstem ist, für sie harmlos, ja sogar am glanzvollsten, dem sterbenden Tier. Erst überzeugt, bestrickt und betört sie es; dann tritt sie als flüssiger, tödlicher Samen in es ein. Und so nimmt das vergiftete Tier für kurze Zeit an der selben Natur der Schlange teil; dieselbe tödliche Anwesenheit ist ihnen gemein; und schließlich erfährt das sterbende Tier, ohne jede Möglichkeit des Zweifels, daß es nicht Teil der Königin-Schlange sein kann, außer als Totes: als Nahrung.  - Giorgio Manganelli, An künftige Götter. Sechs Geschichten. Berlin 1983 (Wagenbach Quartheft 123, zuerst 1972)

König (10)   Endlich öffnete sich die Tür der Hütte, und heraus trat eine riesige Gestalt, einen prächtigen Tigerfell-Karroß über die Schultern geworfen, gefolgt von dem Knaben Scragga und einem - wie uns schien - in einen Pelzmantel gehüllten, ausgemergelten Affen. Der Riese setzte sich auf einen Schemel, Scragga stellte sich hinter ihn und der ausgemergelte Affe kroch auf allen vieren in den Schatten der Hütte, wo er sich hinkauerte.

Noch herrschte Schweigen.

Dann streifte die mächtige Gestalt den Karroß ab und stand vor uns - ein wahrhaft beunruhigender Anblick. Es war ein riesiger Kerl, mit dem abstoßendsten Gesicht, das wir je gesehen hatten. Die Lippen waren dick wie die eines Negers, die Nase war platt, er hatte nur ein schwarzschimmerndes Auge, statt des zweiten war eine dunkle Höhle im Gesicht, und das Ganze spiegelte Grausamkeit und sadistische Wollust wider. Auf seinem mächtigen Schädel trug er einen prächtigen Busch weißer Straußenfedern, sein Körper war in ein glänzendes Kettenpanzerhemd gehüllt, während sich um Lende und rechtes Knie der übliche Schmuck weißer Ochsenschwänze wand. In seiner Rechten trug er einen riesigen Speer, um den Hals lag eine dicke Goldkette, und an der Stirn prangte ein einzelner, ungemein großer, ungeschliffener Diamant.

Noch war alles still, aber nicht lange. Plötzlich hob dieser Mann, wie wir richtig mutmaßten, der König, den großen Wurfspieß in seiner Hand. Sogleich reckten sich achttausend Speere als Antwort gen Himmel, und aus achttausend Kehlen erscholl der Königsgruß »koom«. Dreimal wiederholte sich dies, und dreimal zitterte die Erde unter dem Lärm, der nur mit dem dumpfesten Dröhnen des Donners verglichen werden kann.

»Sei demütig, o Volk!« quiekte eine dünne Stimme hinter uns, die von dem Affen im Schatten zu stammen schien, »es ist der König«. - Henry Rider Haggard, König Salomons Schatzkammer. Zürich 1982  (zuerst 1885)

König (11) diese Mrs Langtry die Lilie von Jersey in die sich der Prince of Wales verliebt hatte also ich finde ja sowas ist nichts anderes als wie der erstbeste Mann sonst auch der draußen rumläuft bloß daß er eben König heißt gebaut sind sie alle gleich bloß der von einem Schwarzen also den würd ich doch gerne mal probieren eine Schönheit bis was war sie eigentlich so 45 und es gab da doch irgendeine komische Geschichte über den eifersüchtigen alten Ehemann was war das doch noch alles und ein Austernmesser womit er nein er zwang sie irgend so ein Blechding untenrum zu tragen und der Prince of Wales dann ja der hatte das Austernmesser also das kann doch nicht wahr sein   - (joy)

König (12)  Hinter ihm überragte die gewaltige Statue von Fô, dem unnennbaren Gott, seinen Thron. Auf den Stufen standen seine Leibwächter, in Schuppenpanzern aus schwarzem Leder, die Lanze, den Bogen oder die lange Streitaxt in der Faust. Zu seiner Rechten hielt sich sein Lieblingshenker und fächelte ihn. Die Blicke Tsche-Tangs irrten über die Menge der Mandarine, der Prinzen seiner Familie und der Großwürdenträger seines Hofes. Alle Gesichter waren undurchdringlich. Den Haß spürend, der ihm entgegenschlug, umgeben von Mördern, die nur auf einen günstigen Augenblick warteten, betrachtete der König, von unschlüssigem Argwohn gepeinigt, jede der Gruppen, wo man mit leiser Stimme plauderte. Nicht wissend, wer zu vernichten sei, in jedem Augenblick erstaunt, noch am Leben zu sein, gab er sich in bedrohlichem Schweigen seinen Gedanken hin. - Villiers de L'Isle-Adam, Das Abenteuer des Tse-I-La. In: V. I.-A., Der Tischgast der letzten Feste. Stuttgart 1983. Die Bibliothek von Babel Bd. 27, Hg. Jorge Luis Borges

König (13)   So beherzt Heinrich IV. auch war, es heißt, wenn man ihm meldete: «Die Feinde sind da!», habe er immer eine Art Durchfall bekommen, was er mit einem Scherz überspielte und sagte: «Ich gehe und setze ihnen einen schönen vor die Nase.» - Es heißt, er habe in Fontaine-Françoise mit einigem Verdruß immer La Chapelle aux Ursins, den nachmaligen Marquis von Tresnel, vor sich gesehen.

Er war der geborene Dieb und konnte es nicht lassen, alles an sich zu nehmen, was er fand, er gab es aber wieder zurück. Er sagte immer, wenn er nicht König geworden wäre, hätte man ihn gehängt. - (tal)

König (14)  Das rein sinnbildliche Königtum der Stücke Shakespeares: der Thron, die Krone, das Schwert und die Trompeten sind wie Attribute auf Spielkarten, beinahe wie die Requisiten eines blutigen Kostümfestes, die locker von einem Kopf zum anderen wechseln: zum König wird man hier in der großen Lotterie der Welt. Durch ihre Natürlichkeit und die Schlichtheit ihres Tons stehen sie auf derselben Ebene wie die anderen menschlichen, allzu menschlichen Figuren, aber sie speisen oder konversieren mit der Krone auf dem Kopf. Die Macht spaziert über dem wandernden menschlichen Wald dahin, läßt sich in die Falle locken, wechselt das Haupt und setzt sich je nach Laune so konkret und so sichtbar wie ein Vogel auf einen Baum.

Bei Shakespeare sieht man auch nie die Verwandlung, das Heranreifen in der Ausübung einer großen Macht: niemals verzichtet bei ihm Titus auf Berenike, nirgends sieht man die Milde des Augustus oder den König von Frankreich, der die Beleidigungen des Herzogs von Orléans vergäße. Ein gekröntes Raubtier bleibt ein Raubtier, das noch dazu die Macht hat, so viel zu töten und zu bezwingen: nichts als der Träger eines Magens, eines Hodens und eines Hosenschlitzes, der unversehens Blitze schleudern kann und sofort naiv und friedlich als Monster dasteht. - (grac2)

König (15)

König (16)  Der Erste Leibarzt Ludwigs XIII. hat mehrere Bände gefüllt, beginnend mit seiner Geburt bis zur Belagerung von La Rochelle, worin sich nichts findet, als zu welcher Stunde er erwachte, frühstückte, spuckte, pißte, schiß und so fort. (Marais sagte zum König: «In zwei Dinge Eures Metiers könnte ich mich nicht finden.» - «So! Und was?» - «Ganz allein zu essen und in Gesellschaft zu scheißen.»)   - (tal)

König (17)  Heute ist sie entschieden, jene große Wahrheit, welche die Vorurteile so vieler Jahrhunderte erstickt hatten; heute hat man endlich sich überzeugt, daß ein König nur ein Mensch und daß niemand über den Gesetzen ist. Völker in Europa! Völker des Erdbodens! Betrachtet die Throne, sehet, daß sie nichts weiter als Staub sind. - Frankreich hat ein großes Beispiel den Völkern, eine wichtige Lehre den Fürsten gegeben. Möge Ludwigs Haupt der große Weltmagnet werden, der früher oder später die Häupter aller großen und kleinen, geist- und weltlichen Tyrannen nach sich zieht... Die Exekution dauerte nur einige Sekunden. Es herrschte die größte Stille, aber in dem Augenblick, wo einer der drei Scharfrichter Ludwigs Kopf nahm und ihn den Zuschauern zeigte, erscholl ein allgemeines Geschrei: »Es lebe die Nation! Es lebe die Republik!«, und alle Hüte wurden auf Bajonetten und Piken in die Höhe gehoben.   - Böhmer über die Hinrichtung Ludwigs XVI., nach (enc)

König (18)   2. 9.1667 - Beobachtete ein großes Tennisspiel zwischen Prinz Rupert und einem gewissen Kapitän Cooke, angeblich den besten Tennisspielern der Nation. Mir fiel auf, daß dem König, als er auch spielte, eine Stahlwaage nachgetragen, wurde; er wiegt sich jeweils vor und nach dem Spiel, um festzustellen, wieviel Gewicht er verloren hat. Heute waren es 4 1/2 Pfund. - 4.9.1667 - Beobachtete, wie albern der König sich benimmt, er spielt ständig entweder mit seinem Hund oder mit seinem Schwanz, kümmert sich nicht im geringsten um das, was um ihn herum vorgeht, und was er sagt, ist überaus schwach.  - Samuel Pepys, Geheimes Tagebuch. Nach (enc)

König (19)

König (20) Die Straßenkinder hatten ihren eigenen König, Rudolfo, der mindestens ebenso Guerilla war wie jeder militante Priester. Mit sechs besaß er bereits eine Philosophie. Zupacken und abhauen, zupacken und abhauen, bis die iguanas müde wurden. Mit sieben war er ein Denker. Bevor er elf oder zwölf wurde, würde er sich Muzo anschließen müssen, denn Muzo besaß die Waffen und die Munition. Aber im Moment war Ruben ein erheblich besserer Verbündeter. Ruben hatte das Kokain und die ninas, Deutsche Mark und Dollarscheine. Und Ruben war ein bandido wie die chinos. Daher konnte der König es auch tolerieren, gelegentlich einen Klaps von Taita zu bekommen, der seine Taschen mit Deutschen Mark füllte und der größte traficante der Welt war. Außerdem war Taita ein »verde«, aber der König verstand nichts von dem ganzen Gerede über grüne Planeten. Der Orinoco floss nicht durch Medellín, und auf der Avenida Bolivar gab es keine Krokodile. Er hatte schon von Taitas Plantage in den Sümpfen gehört, wo es einen eigenen Flughafen, eine Eiscremefabrik und mujeres mit großen nanas gab, wie diese Dona Yolanda, die Ruben ihm gestohlen hatte. Si, die mujer hatte was von einer Kuh, doch das störte den König nicht. Er hätte sie gebissen und ihr ganzes Blut getrunken, wäre er von Ruben nicht daran gehindert worden.  - Jerome Charyn, Der Tod des Tango-Königs. Zürich 2000

König (21)  Der Traum, ein König zu sein, prophezeit einem Kranken den Tod; denn einzig ein König ist, wie ein Verstorbener, niemandem Untertan; einem Gesunden kündigt es den Verlust aller Verwandten und Trennung von den Genossen an; denn Königsgewalt ist unteilbar. Einem Verbrecher bedeutet es Kerkerhaft und bringt Verborgenes ans Licht; denn ein König ragt unter allen heraus und wird von vielen Leibwächtern begleitet. Dasselbe bedeutet der königliche Ornat, das heißt Stirnbinde, Zepter und Purpurmantel. Träumt ein Armer, König zu sein, wird er vieles vollbringen, was ihm Ruf und Namen, aber keinen materiellen Gewinn verschafft. Einem Sklaven verheißt es die Freiheit, weil ein König ganz und gar frei sein muß. Im höchsten Maß glückverheißend ist das Traumgesicht für einen Philosophen und einen Weissager; denn es gibt wohl nichts Freieres und Königlicheres als klare Erkenntnis.    - (art)

Herrscher
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