ilfsbereitschaft
.. . Würden Sie wohl dem Puristen, der bei Ihnen die Fahnen liest,
meine Empfehlungen ausrichten und ihm (bzw. ihr, wenn es
eine Sie ist) sagen, daß ich in einer Art gebrochenem
Patois schreibe, das in etwa so klingt, wie ein Schweizer Kellner spricht, und
daß ich, wenn ich einen Infinitiv spalte, ihn gottverdammtnochmal in der Absicht
spalte, daß er gespalten bleibt, und daß, wenn ich die samtene Glätte meiner
mehr oder weniger literarischen Syntax mit ein paar jähen Wendungen aus dem
Kneipenjargon unterbreche, dies mit durchaus offenen Augen geschieht und kühl
bis ans Herz hinan. Die Methode mag nicht vollkommen sein, aber sie ist alles,
was ich habe. Ich glaube fast. Ihr Korrektor fühlt sich zu dem freundlichen
Versuch bemüßigt, mir unter die Arme zu greifen, aber so sehr ich seine Fürsorglichkeit
auch zu würdigen weiß, so sicher bin ich, meinen Weg auch alleine zu schaffen,
vorausgesetzt, ich habe beide Bürgersteige und die Straße dazwischen zur Verfügung.
- (
cha
)
Hilfsbereitschaft
(2) Johnsons Hilfsbereitschaft ist überhaupt zu bewundern, namentlich
wenn man bedenkt, wie übel er gesundheitlich dran war und wie ungemütlich es
bei ihm zu Hause zuging, infolge der ständigen Reibereien zwischen den Frauen,
denen er ein Obdach gewährt hatte. Er nahm es mir weiter nicht krumm, wenn ich
mich zuweilen über den Schwarm von Frauenzimmern lustig machte und von seinem
Serail sprach. In einem Brief an Hester Thrale hat er selber sie mitsamt dem
braven Levett folgendermaßen verewigt: «Die Williams hat einen Haß auf jedermann;
Levett haßt die Desmoulins und hat auch für die Williams nicht viel übrig; die
Desmoulins haßt sie beide; Poll kann alle miteinander nicht ausstehen.» -
(
johns
)
- Bosc, Love and order. Zürich 1973
(Diogenes, detebe 44)
Hilfsbereitschaft
(5) Die Segel waren zerfetzt, die Masten
geknickt, das Schiff geborsten. Wer nur konnte, legte mit Hand an. Keiner verstand
den andern, keiner übernahm den Befehl. Der Wiedertäufer stand auf dem Verdeck
und half ab und zu beim Steuern. Da versetzte ihm ein wütender Matrose einen
heftigen Schlag und streckte ihn auf die Planken nieder; aber von dem wuchtigen
Stoß, den er ihm versetzte, erhielt der Matrose einen so starken Rückschlag,
daß er kopfvoran über Bord stürzte. Er blieb an einem Sparren des geborstenen
Mastbaumes hängen. Der gutherzige Wiedertäufer eilte ihm zu Hilfe und hievte
ihn wieder an Deck, aber in seiner Hilfsbereitschaft bekam er das Übergewicht
und stürzte vor den Augen des Matrosen ins Meer. Der Matrose ließ ihn ruhig
ersaufen und gönnte ihm nicht einmal einen Blick.
Candide kam dazu, er sah seinen Wohltäter noch ein letztesmal auftauchen und
dann auf Nimmerwiedersehen in den Wellen verschwinden.
- Voltaire,
Candide oder Der Glaube an die beste der Welten, nach (
vol2
)
Hilfsbereitschaft (6)
- Paul Flora, Floras Taschenfauna. Berlin 1964 (Ullstein
Buch 469)
Hilfsbereitschaft
(7) Einmal an einem sehr heißen Tag ging Baffo in den
Keller, um sich ein wenig abzukühlen. Dort sah er ein Stück Käse in einer Mausefalle,
aber da er noch nie eine Falle gesehen hatte, langte er nach dem Käse und blieb
mit der Pfote in der Falle stecken. Er begann zu miauen wie am Spieß, während
aus allen Ecken die Mäuse hervorsprangen und anfingen wie die Verrückten zu
lachen, ihn zu verspotten und im Reigen um ihn herumzutanzen. »Ist das vielleicht
ein blöder Kater!« riefen sie. Schon hatten die übermütigsten
Mäuse sich darangemacht, an seinem Schwanz und seinen Beinen zu knabbern und
ihn am Schnurrbart zu ziehen, da betrat Gatta Rossa, die wildeste Katze im ganzen
Viertel, den Keller und veranstaltete ein Gemetzel. Dann befreite sie Baffos
Pfote, verband sie und schenkte ihm zwei Mäuse, die schon ein wenig vorgekaut
waren. - (
ma2
)
Hilfsbereitschaft
(9) Ich bekam es mit einem Doktor namens Almore zu
tun. Der wohnte drüben in der Altair Street. Er hatte eine komische Praxis.
Nachts schob er los mit einer großen Tasche voller Injektionsnadeln - alle fertig
zum Spritzen. Alle dick voller Stoff. Er hatte schon eine merkwürdige Praxis.
Trinker, süchtige Reiche, von denen es mehr gibt, als die Leute glauben, hochgepeppte
Leute, die sich so weit gebracht hatten, daß sie nie mehr zur Ruhe kamen. Chronische
Schlaflose und was es sonst noch für Neurotiker gibt, die nicht normal leben
können. Die müssen ihre kleinen Pillen haben und ihre kleinen Schüsse in den
Arm. Man muß ihnen über den Berg helfen. Allmählich wird es alles ein einziger
Berg. Gutes Geschäft für den Doktor. Almore war der Doktor, den sie brauchten.
Man kann es jetzt ruhig sagen. Er ist vor einem Jahr gestorben. An seiner eigenen
Medizin. - Raymond Chandler, Die kleine Schwester. Zürich 1975
Hilfsbereitschaft (10)
Hilfsbereitschaft
(11)
- N. N.
Hilfsbereitschaft
(12) Wolli: Ich bin bereit, jedem
zu helfen. Ich spende jedem Bettler zwei Mark. Ich habe in dem von mir gepachteten
Wohnheim eine Tille - eine Mieterin - zwei Monate umsonst wohnen lassen und
sie überdies ernährt. Wenn ich in den Spiegel blicke, soll Gott mir entgegensehen,
der Reine, Jesus. Jeden Freitag gehe ich ins Altonaer Dampfbad und lege mich
für die Alten und Beschädigten hin. Sie dürfen mit mir anstellen, was sie wollen,
sich über mich ergießen. Nur wenn ein Junger, Angenehmer kommt, ziehe ich mich
zurück. Er hat noch Chancen bei anderen. Bei mir sollen die Miesen auch einmal
Weihnachten haben. - Hubert Fichte, Detlevs
Imitationen "Grünspan". Frankfurt am Main 2005 (zuerst 1973)
Hilfsbereitschaft
(13)
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