oboter
Die Idee vom Roboter,
also vom Maschinenmenschen, der seinem Schöpfer willfährig zu Diensten
ist, war schon den alten Griechen geläufig, wie bei Homer nachgelesen
werden kann. In der Ilias, dem großen Epos aus dem 8. Jahrhundert v. Chr.,
sind technologische Wunderwesen erwähnt, die von Hephaistos, dem Gott der
Schmiede- und Handwerkskunst, geschaffen wurden.
Von mechanisch funktionierenden Dienerinnen aus Gold ist die Rede, die
sprechen und sogar denken konnten. Oder von dreibeinigen Tischen, die auf
goldenen Rädern rund um den Palast des Hephaistos verteilt waren. Auf sein
Kommando setzten sie sich selbständig in Bewegung und folgten ihm wie Hunde,
oder sie rollten auf sein Geheiß zurück nach Hause.
- (
erf
)
Roboter (2) Eines Tages versuchte ich,
bei meiner Frau das Terrain zu sondieren, ich sprach natürlich ganz im
Allgemeinen, ich sagte, stell dir vor, wie schön es wäre, ein Roboter zu
sein, ganz aus Metall, mit Transistoren und Stromkreisen, die dein Leben
regeln, und dem ganzen Rest. Zuerst lachte sie, aber als sie begriff, daß
ich es ernst meinte, wurde sie wütend. Du bist ohnehin schon von oben bis
unten mit Metallen zugeflickt, jetzt fehlt dir nur noch ein Schwanz
aus Eisen und wir haben, was wir brauchen. Meine Frau drückt sich sehr
direkt aus, aber manchmal sagt sie auch etwas Richtiges. Ich muß gestehen,
daß ich an dieses Detail noch nicht gedacht hatte. Richtig, wie lösen die
Roboter das Problem der Liebe? Wenn ich es mir
recht überlege, halte ich dieses Eisending für keine schlechte Idee, auch
wenn sich vielleicht Messing, Bronze oder Kupfer besser dafür eignen würden,
weiche und leicht formbare Metalle, die nicht rosten und die ohne allzu
große Reibung und ohne lästiges Geknarre gleiten. Nicht umsonst verwendet
man sie für Armaturen und Pumpen. Ich mußte aufhören, mit meiner Frau über
Schwänze und Metalle zu sprechen: Geschieden
ist man schneller als man denkt. - (
ma3
)
Roboter (3)
Roboter (4) Es war ein Roboter,
kein Mensch! Einer der Arctane. Er hatte mit keiner Silbe an deren Geschick
gedacht, daran, was aus ihnen nach der Katastrophe geworden sein mochte. Sie
waren in dem mittleren Transporter gewesen, als die Wolke angriff. Da sah er,
daß der linke Arm des Roboters fühllos herunterhing und zertrümmert war, sein
einstmals glänzender, gewölbter Panzer war zerbeult und von Rissen zerfurcht.
Die Enttäuschung war groß, und doch fühlte sich Rohan bald wohler bei dem Gedanken,
daß er bei der weiteren Suche zumindest solch einen Gefährten zur Seite haben
würde. Er wollte den Roboter heranrufen, aber etwas hielt ihn davon ab. Er lief
nur schneller, an ihm vorbei, stellte sich ihm in den Weg und wartete. Aber
der Zweieinhalbmeterriese schien ihn nicht zu bemerken. Das schüsselähnliche
Ohr seiner Radarantenne war teilweise zerstört - Rohan
stellte das jetzt von nahem fest -, und dort, wo früher das Objektiv des linken
Auges gewesen war, gähnte ein Loch mit schartigem Rand. Er hielt sich aber völlig
sicher auf den mächtigen Füßen und zog nur das linke
Bein nach. Als der Abstand zwischen ihnen auf ein paar
Schritt zusammengeschrumpft war, rief Rohan ihn an, aber der Arctan schob sich
wie blind geradenwegs auf ihn zu, und er mußte in letzter Sekunde ausweichen.
Dann lief er zum zweitenmal zu dem Roboter hin und wollte ihn an der Metallpfote
packen, aber der Roboter entriß sie ihm mit weit ausholender, gleichgültiger
Bewegung und setzte seinen Weg fort. -
Stanislaw Lem, Der Unbesiegbare. Frankfurt am Main 1996 (zuerst 1964)
Roboter (5)
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