narren  Der Türgriff knarrt. Butron springt aus dem Sessel. Der Schweiß rinnt von seiner Stirn wie das Öl aus einer gepreßten Olive. Die Tür öffnet sich nicht sofort, weil das Schloß verriegelt ist. Butron schluckt hörbar. Es gibt sonst keinen Ausgang aus dem Büro als diese Tür. Er hätte sich einen anderen Raum aussuchen sollen. Jetzt kommt der Gedanke zu spät. Jemand tritt mit dem Absatz gegen die Tür, in Höhe des Schlosses. Es bricht, es ist offen. Butron versucht dummerweise, sich in der gegenüberliegenden Wand zu verkriechen. Mit dem Rücken will er sich hineindrücken. Seine Hände verkrallen sich in die Blümchentapete, die Fingernägel kratzen den Gips auf, sie brechen.

Zwei Männer betreten ohne Hast das Büro. Der Weiße im Ledermantel wirft einen Blick auf Butron, beurteilt ihn als harmlos und geht auf das Tonbandgerät zu. Das Band ist ganz zurückgespult, dreht sich leer, das Ende schlägt wild in der Luft herum. Der Weiße stoppt das Gerät. Der andere Typ, ein Neger mit einer kleinen Mütze aus marineblauem Leinen und einem Regenmantel im Royal-Navy-Stil, stellt sich vor Butron und zieht eine spanische Astra Automatik mit einem Schalldämpfer Marke Eigenbau aus der Tasche. Butron hat keine Kontrolle mehr über seinen Körper. Er macht seine Hose naß. Der Neger feuert eine Kugel auf ihn ab, die sein Herz durchschlägt und am Rücken unter der linken Schulter durch ein Loch von der Größe einer Tomate wieder austritt; Blut spritzt an die zerkratzte Wand; Butrons Herz ist zerplatzt. Sein Kopf knallt gegen die Wand, und Butron sackt vornüber und schlägt mit dem Gesicht mitten auf den Teppich. Obwohl er schon tot ist, sickern noch drei oder vier Sekunden lang Exkremente hervor. - Jean-Patrick Manchette, Rette deine Haut, Killer. Bergisch Gladbach 1990 (zuerst 1971)

Knarren  (2) Matern erzählt am Abend der versammelten Familie restliche Geschichten von der Weichselmündung und den Freiheitshelden Simon und Gregor Materna, hat vor, zu später Stunde, da jedes müde Haupt woanders liegt, den Mont-Blanc-Füllfederhalter vor Elkes Schlafkammer sockenleis zu deponieren; aber die Dielen machen nicht mit, sondern knarren, worauf sich leises «Herein» durchs Schlüsselloch fädelt. Nicht jede Kammer ist verschlossen. So betritt er sockenleis das Elkegemach, um den Füller. Aber da ist er willkommen und vermag sich am Vater zu rächen, indem er die Tochter: Elkeblut fließt nachweisbar: «Du bist der erste, der. Schon als Du am Heiligabend, und nicht mal den Hut abnehmen wolltest. Denkst Du jetzt schlecht von mir? Sonst bin ich gar nicht so, und meine Freundin sagt immer. Bist Du jetzt auch so glücklich wie ich und hast keinen Wunsch mehr, sondern möchtest.  - Günter Grass, Hundejahre. Reinbek bei Hamburg 1968 (zuerst 1963)

Knarren  (3) Der Apotheker hatte eine Frau, die nach der ersten Entbindung alles, was sie um sich hatte, ständig knarren hörte und daraus den Schluß zog, das Ende der Welt sei in sehr naher Nähe. Dies war eine krankhafte fixe Idee, welche die Frau in einen angstvollen Zustand der Erwartung versetzte. Die Hausarbeit begann sie immer mit einer großen Eile und sagte, es sei nur mehr sehr wenig Zeit, weil die Wände und die Stühle schon beängstigend knarrten und zwischen den Fliesen am Boden schon Risse klafften. Dann stürzte sie in die Küche, und wenn es zum Beispiel um die Mittagszeit war, panierte und briet sie die Schnitzel in solcher Eile, als würde es die Küche nur mehr ganz kurze Zeit geben, und damit es schneller ging, erhitzte sie das Öl in der Pfanne so stark, daß es ringsum alles vollspritzte und ihr die Hände verbrannte. Aber die krankhafte fixe Idee mußte ihren Kreislauf vollenden, und mit einem Male erschien ihr alles nutzlos und vergeblich, da das Ende der Welt vor der Tür stand. Auch die Schnitzel erschienen ihr nutzlos; also setzte sie sich hin und ließ sie anbrennen. - (cav)

 

Geräusch Tür

 

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