hescheidung   Eins der bemerkenswerten Beispiele der Wasserproben fand gegen das Jahr 858 bei Gelegenheit der Ehescheidung Lothars, des Königs von Lothringen statt. Dieser Fürst, der zweite Sohn des Kaisers Lothar, hatte vor seiner Heirat mit Theutberge, ein junges Mädchen Namens Waltraute geliebt; als diese ihm einen Sohn geboren hatte, wünschte er seine legitime Ehe aufzulösen. Es fanden sich Zeugen. welche Theutberge des unerlaubten Verkehrs mit ihrem Bruder Hugbert beschuldigten und sich nicht scheuten. darüber ganz genaue Einzelheiten zu verbreiten. (Fratrem suum Hucbertum sodimitico scelere sibi commixtum). Theutberge wählte darauf einen Ritter, der sich an ihrer Stelle der Probe des heissen Wassers unterzog. Die Probe bestand darin, dass ein Stein in einen Kessel mit kochendem Wasser gelegt wurde; der Ritter griff mit dem entblössten Arme in das Wasser hinein und holte den Stein heraus. Sein Arm wurde sofort mit einem Sack umhüllt, auf den der Richter sein Siegel klebte; nach Verlauf von drei Tagen öffnete man den Sack und da der Arm unverletzt gefunden wurde, so ward dadurch die Unschuld Theutbergens gewiesen. - (hel)

Ehescheidung (2) Eine Ehefrau steht auf der Spitze des Daches. Ihr Ehemann wirft ihr vom Hof aus die Scheidungsurkunde zu. Doch während die Urkunde durch die Luft fliegt, wird sie von einem Feuer erfasst und vernichtet. Ist die Ehefrau nun geschieden oder nicht?

Wenn das Feuer erst nach dem Werfen der Urkunde entbrannt ist, ist sie geschieden. Brannte das Feuer jedoch bereits vor dem Werfen, ist die Frau nicht geschieden. - Forschungsstelle für jüdisches Recht

Ehescheidung (3, sizilianische) In einem Dorf im Inneren Siziliens. Ein Redner spricht über die Ehescheidung. Er ist bemüht, einfach und überzeugend zu sein; er nennt Fälle, Beispiele, die die Notwendigkeit der Scheidung schlagend beweisen sollen. Doch unter seinen Zuhörern, vorn in der ersten Reihe, sitzt eine alte Frau, die bereit ist, den Kampf mit ihm aufzunehmen. Dürr, hart, mit angriffslustiger Miene. Erstes Beispiel: Die Frau betrügt ihren Mann. Ist da die Scheidung nicht das beste? - Nein, mischt sich die Alte ein, man bringt sie um. — Und wenn es der Mann ist, der seine Frau ständig betrügt, der schon eine neue Familie gegründet hat? - Man bringt ihn um, sagt die Alte. — Und wenn eine Frau entdeckt, daß der Mann, den sie geheiratet hat, impotent ist? - Das ist Betrug: man bringt ihn um, antwortet die Alte.

Die Zuhörer halten den Atem an, gespannt folgen sie dem Duell. Der Redner ist in einer peinlichen Lage; er führt verzweifelte Fälle an, tragische Ereignisse, die durch eine Scheidung hätten vermieden werden können. Die Alte bleibt unerbittlich: Man bringt sie um. Der Redner hat sich als letzten Coup, als letzte Hoffnung die Blutschande aufgespart. - Und was tut man in diesem Fall? Umbringen? - Die Alte zögert keine Sekunde: Zuerst feiert man ein großes Fest im Haus, damit die Leute nichts mitkriegen. Und dann bringt man sie um. - Leonardo Sciascia, Schwarz auf schwarz. München 1991 (dtv 11328, zuerst 1979)

Eheleben Scheidung
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