Roboter, organischer »Sie sollten so früh noch nicht videofonieren«, sagte der Arzt, während er Pooles Krankenblatt studierte. »Mr. Garson Poole, Besitzer von Tri-Plan Electronics. Hersteller von Zufalls-Ident-Darts, die ihre Beute im Umkreis von tausend Meilen aufspüren, anhand der unverwechselbaren Hirnstrommuster. Sie sind ein erfolgreicher Mann, Mr. Poole. Nur sind Sie, Mr. Poole, kein Mann. Sie sind eine elektrische Ameise.«

»Mein Gott«, sagte Poole erschüttert.

»Wir können Sie hier also wirklich nicht behandeln, nachdem wir das festgestellt haben. Wir haben die Entdeckung gemacht, als wir Ihre verletzte Hand untersuchten; wir haben die Elektronik gesehen und haben sofort Röntgenbilder vom Thorax gemacht, die unsere Hypothese selbstredend bestätigten.«

»Was«, fragte Poole, »ist eine ›elektrische Ameise‹?« Aber er wußte es; er konnte sich die Bedeutung zusammenreimen.

Eine Schwester sagte: »Ein organischer Roboter.«

»Ich verstehe«, sagte Poole. Kalter Schweiß trat ihm aus allen Poren seines Körpers.

»Sie haben es nicht gewußt«, sagte der Arzt.

»Nein.« Poole schüttelte den Kopf.

Der Arzt sagte: »Wir bekommen fast jede Woche eine elektrische Ameise rein. Entweder nach einem Schwärmerunfall eingeliefert - wie Sie - oder sie bitten aus freien Stücken um Aufnahme ... elektrische Ameisen, denen es, wie Ihnen, nie gesagt wurde, die neben Menschen funktionieren, sich selbst für menschlich gehalten haben. Was Ihre Hand angeht -« Er unterbrach sich.

»Vergessen Sie meine Hand«, sagte Poole heftig.

»Nur die Ruhe.« Der Arzt beugte sich über ihn, sah Poole ernst ins Gesicht. »Wir lassen Sie mit einem Klinikschiff in eine Vertragswerkstatt überstellen, in der die Reparaturen oder der Austausch Ihrer Hand vorgenommen werden können, und das zu Kosten, die für Sie, falls Sie Selbsteigner sind, oder für Ihre Eigentümer, falls es die gibt, durchaus vertretbar sind. Auf jeden Fall werden Sie wieder an Ihrem Schreibtisch bei Tri-Plan sitzen und funktionieren wie früher.«

»Nur«, sagte Poole, »daß ich es jetzt weiß.« Er fragte sich, ob Danceman oder Sarah oder sonst jemand im Büro Bescheid wußte. Hatten sie - oder einer von ihnen - ihn angeschafft? Oder entworfen? Eine Marionette, sagte er sich; mehr bin ich nie gewesen. Ich kann die Firma nie wirklich geleitet haben; das war eine Illusion, die mir bei der Herstellung eingepflanzt wurde ... zusammen mit der Illusion, daß ich menschlich und lebendig bin.

»Ehe Sie die Vertragswerkstatt aufsuchen«, sagte der Doktor, »seien Sie doch so nett, an der Anmeldung die Rechnung zu begleichen.«

Poole sagte ätzend: »Wie kann es eine Rechnung geben, wenn Ameisen hier nicht behandelt werden?«

»Für unsere Bemühungen«, sagte die Schwester. »Bis zu dem Zeitpunkt, da die Lage der Dinge klar wurde.«

»Schicken Sie mir die Rechnung zu«, sagte Poole mit wildem, hilflosem Zorn. »Schicken Sie die Rechnung an meine _ Firma.« Mit großer Mühe gelang es ihm, sich aufzusetzen; ganz schwummrig im Kopf, hob er schwerfällig die Beine aus dem Bett und stellte sie auf den Boden. »Ich bin froh, wenn ich hier rauskomme«, sagte er, als er aufstand. »Und vielen Dank für Ihre menschliche Anteilnahme.«

»Wir danken ebenfalls, Mr. Poole«, sagte der Doktor.  »Oder schlicht Poole, wie ich lieber sagen sollte.«  - Philip K. Dick, Die elektrische Ameise. In: P. K. D., Der Fall Rautavaara. Zürich 2000

 

Organismus Roboter

 

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