ilchmann  Vielleicht gibt es kein Land der Welt, das solchen Überfluß an menschlichen Göttern gezeitigt hat, wie Indien. Nirgends ist die göttliche Gnade in freigebigerer Weise auf alle Gesellschaftsklassen, von den Königen bis herab zu den Milchmännern, ausgegossen worden. So ist bei den Todas, einem Hirtenvolk der Neilgherry Berge Südindiens, die Molkerei ein Heiligtum, und der Milchmann, der sie beaufsichtigt, wird als Gott bezeichnet. Auf die Frage, ob die Todas die Sonne grüßen, antwortete einer dieser göttlichen Milchmänner: "Jene armen Kerle tun es, aber ich," auf seine Brust deutend, "ich ein Gott! Warum sollte ich die Sonne grüßen?" Jeder, selbst der eigne Vater, wirft sich vor dem Milchmann nieder, und niemand würde es wagen, ihm irgend etwas zu verweigern. Kein menschliches Wesen, außer einem andern Milchmann, darf ihn berühren, und er gibt allen, die ihn um Rat fragen, Orakelsprüche, wobei er mit göttlicher Stimme redet. - (fraz)

Milchmann (2) Nachdem er den Taxifahrer an dem an der Randolph Street gelegenen Eingang zum Hotel Sherman bezahlt hatte, hielt Crane an, um den Sonnenaufgang zu würdigen. Er hatte das Gefühl, daß er allmählich ein Kenner von Sonnenaufgängen wurde, und, wie von Fachmann zu Fachmann, sprach er den Milchmann an.

»Ganz hübsch«, sagte er.

Der Milchmann lud gerade Kasten mit leeren Flaschen auf seinen weißen Lastwagen. Er hielt einen Moment inne, sah nach Osten die Randolph Street hinab. »Jaah«, stimmte er zu, »ganz schön rot. Ich wünschte nur, sie wurde hin und wieder mal im Westen aufgehen, nur zur Abwechslung

Crane sagte: »Ich werd' für Sie tun, was ich kann«, und betrat das Hotel. - Jonathan Latimer, Leiche auf Abwegen. Zürich 1988 (detebe 21592, zuerst 1936)

Inder Milch
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