bwechslung   Sie sind fröhliche Leute, sie musizieren, singen und tanzen bei jeder Gelegenheit und freuen sich des Lebens. Kommt ein Fremder in ihr Haus, sind sie freundliche Gastgeber. Der Gatte gebietet der Gattin, alles zu tun, was der Fremde wünscht; er selber geht außerhalb des Hauses seinen Geschäften nach. Vor zwei oder drei Tagen kehrt er nicht zurück, der Gast bleibt mit der Frau allein und benimmt sich, wie es ihm beliebt; die beiden schlafen zusammen in einem Bett und haben das größte Vergnügen aneinander. Alle Männer der Provinz sind Hahnreie, doch sie schämen sich keineswegs. Die Frauen sind schön, heiter und immer guter Laune. - (polo)

Abwechslung (2) Ach ja, diese Diana Schmöller ... Sie hätte, während er vorübergehend das Zimmer verlassen hatte, hernach mit der größten Seelenruhe nackt dasitzen können, überrascht hätte es ihn jedenfalls nicht. Auch wenn sie, auf dem Tische ausgestreckt, Eugen unerwartet mit den Zehen an der Nase gekitzelt hätte, wie sie es von der Frau eines Botschafters erzählt hatte, so wäre ihm dies bei ihr keinesfalls verwunderlich erschienen. Oder vielleicht schlüge sie ihm vor, heute mit ihr im Bett seiner Frau zu übernachten, was ihm, der Abwechslung wegen, hoffentlich willkommen sei. Und schließlich hatte sie ja auch in Hannes Bett geschlafen, weil die verreist war.

Eugen dachte daran, wie Diana, auf der Couch liegend, ein Ende ihres Kleidergürtels aus dünnem Stoff immer wieder um den Finger gedreht und aufgedröselt, dann ihren Rock über die nackten Knie gezogen, sich geräkelt und die Arme emporgeworfen hatte. Ihr Gesicht aber war, obwohl sich ihre Lippen ständig bewegt hatten, in steinerner Schönheit starr geblieben. Dazu dieses Spiel mit der Zunge, die immer wieder hervorzuckte und die Lippen näßte, was an Schlangen erinnert hatte. Auch ein starker Geruch, der manchmal von ihr ausging und von dem er meinte, daß er vielleicht von Moschusparfüm herrühre, obwohl er Moschusparfüm noch nie gerochen hatte. Und ihm fiel ein, daß sie gestern unerwartet von der Couch aufgestanden und zum Bücherbord gegangen war, wobei er diesen Duft zum erstenmal gerochen hatte; da täuschte er sich nicht. Und Hanne hatte ihm erzählt, daß die Diana einmal nachmittags drei Männer hintereinander gehabt habe.  - Hermann Lenz, Tagebuch vom Überleben und Leben. Frankfurt am Main 1981 (st 659, zuerst 1978)

Abwechslung (3)  Jüngst ließ der König Heinrich von England seine Frau, Anna Boleyn, köpfen, um für sie eine andere zu heiraten, denn er war sehr blutdürstig und liebte die Abwechslung.   - (brant)

Abwechslung (4)  Man verfahre nicht immer auf gleiche Weise, damit man die Aufmerksamkeit, zumal die der Widersacher, verwirre: nicht stets aus der ersten Absicht; sonst werden jene diesen einförmigen Gang bald ausgelernt haben und uns zuvorkommen, oder gar unser Thun vereiteln. Es ist leicht den Vogel  im Fluge zu treffen, der ihn in grade fortgesetzter Richtung, nicht aber den, der ihn in gewundener nimmt. Aber auch aus der zweiten Absicht darf man nicht immer handeln: denn schon beim zweiten Male kennen die Gegner die List. Die Bosheit steht auf der Lauer, und großer Schlauheit bedarf es, sie zu täuschen. Nie spielt der Spieler die Karte aus, welche der Gegner erwartet, noch weniger die, welche er wünscht. - (ora)

Abwechslung (5)  Die beiden schwarzen Harlem-Polizisten Coffin Ed Johnson und Grave Digger Jones fuhren die Eighth Avenue südlich der 125sten Straße entlang und hielten Ausschau nach bekannten Drogenhändlern. Sie näherten sich der 113ten Straße, als sie die Funkmeldung hörten. Sie hatten keine bekannten Händler gesehen, nur Junkies, die die Straßen bevölkerten. Es hatte sie deprimiert. Drogenabhängigkeit war kein Verbrechen, nur der Besitz von Drogen. Und sie wußten, daß die Junkies keinen Stoff bei sich hatten. Die Dealer ließen sich nicht blicken. Coffin Ed und Grave Digger waren froh, zur Abwechslung in einem Mordfall zu ermitteln. Zumindest war das Opfer bereits tot und starb einem nicht vor den Füßen wie diese gottverdammten Junkies, die man weder bestrafen noch retten konnte.   - Chester Himes, Plan B. Berlin 1994 (Alexander Verlag, zuerst 1993)

Abwechslung (6) «Und der nächste?»

«Dann habe ich dich mit einem betrogen, den du nicht kennst. Er tat mir leid. Er war krank, unglücklich und arm. Dann habe ich dich mit einem betrogen, der gesund, enthusiastisch, reich und jung war. Ein anderes Mal mit einem Mann, der mich seit drei Monaten mit seinen Liebesbeteuerungen langweilte. Ich habe nachgegeben, um nicht mehr von seiner Liebe und seinem Verlangen reden hören zu müssen. Ein anderes Mal habe ich dich mit jenem Hauptmann von den Grenadieren in Rom im Hotel Excelsior betrogen.»

«Aber ihr habt euch ja nicht einmal gegrüßt.»

«Eben gerade. Seine ostentative Gleichgültigkeit reizte mich. Ich habe mich ihm hingegeben, weil er mir nicht den Hof machte.»  - Pitigrilli, Ein Mensch jagt nach Liebe. Reinbek bei Hamburg  1987 (zuerst 1929)

Abwechslung (7)  Wir hatten kürzlich einen Fall in unserem Büro, wo ein Mann, der seit einer Weile an Alzheimer zu erkranken begann, von Seiten einer Großbank fast jeden Monat mit einem neuen Schiffsfonds versorgt wurde. Bei diesen ging es ausschließlich um die Provision der Bank. Und der Berater hat ausgenutzt, dass für den Kunden der Schiffsfonds jedes Mal eine neue Geschichte war. - Georg von Wallwitz, Finanzmanager

Abwechslung (8)  

Dauer Langeweile

 

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