dentifikation   Eine Anhöhe, auf dieser etwas wie ein Abort im Freien, eine sehr lange Bank, an deren Ende ein großes Abortloch. Die ganz hintere Kante dicht besetzt mit Häufchen Kot von allen Größen und Stufen der Frische. Hinter der Bank ein Gebüsch. Ich uriniere auf die Bank; ein langer Harnstrahl spült alles rein, die Kotpatzen lösen sich leicht ab und fallen in die Öffnung. Als ob am Ende noch etwas übrigbliebe.

Warum empfand ich bei diesem Traume keinen Ekel? Weil, wie die Analyse zeigt, an dem Zustandekommen dieses Traumes die angenehmsten und befriedigendsten Gedanken mitgewirkt hatten. Mir fällt in der Analyse sofort der Augiasstall ein, den Herkules reinigt. Dieser Herkules bin ich. - (freud)

Identifikation (2)   ja, das mit dem Identifizierenkönnen reicht ja überall hin, nicht nur, wie ich schon gesagt habe, mit Tieren, besonders die Hunde haben es mir angetan, und wenn ich hie und da in den Tiergarten nach Schönbrunn gehe, habe ich wirklich das Gefühl, da sind wahrhaftig Brüder und Schwestern von mir, der Rüssel des Elefanten, das ist mein Rüssel, die Traurigkeit der Äffchen, das ist meine Traurigkeit, die verwahrloste Gefangenschaft der Adler und Geier, das ist meine Verwahrlosung, meine Gefangenschaft, na ja, und da ist natürlich die Konsequenz von all dem, ich kann mich natürlich auch mit allen möglichen Menschen identifizieren, so daß ich spüre, wie ich dieser Mensch hin, ich spüre dann wie er sich bewegt, und was er mit seinen Muskeln tut und wie er schaut- in den Monaten nach dem Tod meines Vaters 1978 bin ich einmal in einem Taxi gefahren und habe plötzlich das schockierende Gefühl gehabt, ich schaue jetzt mit den Augen meines Vaters, d.h. ich habe jetzt die Augen, den Blick meines Vaters und ich schaue genau mit den gleichen Augen wie es die seinen waren, mit dem gleichen Blick, wie er geschaut hätte, aus diesem Seitenfenster des Wagens hinaus, so schaue ich jetzt immer öfter, das geschieht mir immer öfter jetzt, daß ich mit den Augen, aus den Augenhöhlen anderer Menschen schaue.  - Friederike Mayröcker, Interview mit Bodo Hell, in F.M., Magische Blätter II. Frankfurt am Main 1987  (es 1421)

Identifikation (3)  Es berichtet im Jahre 1601 das Vorwort zu dem Gedicht Siao-lu-sche, daß ein Liebhaber aus Lo-yang einen Stein besaß, an dem man Bäche und Abgründe erkennen konnte. Er trug einen winzigen Baum, eine immergrüne Kiefer, die nicht der Herrschaft der Jahreszeiten untertan war und deren Pracht mit der Pracht des Steins harmonierte. Der Eigentümer des Wunders identifizierte sich mit ihm: »Die Alten pflegten zu sagen: Merke auf das, was ein Mensch liebt, so wirst du ihn kennen! Dies trifft genau auf mich alten Sammler zu. Rein und schön, mit blühendem Gebein, ohne etwas Gemeines: der Körper des Steins; Wirkkraft, die eine ganze Generation übertrifft und dennoch reglos ist: darin besteht seine Natur; singt fleißig, ohne zu ermüden: dies ist seine Kultur; verlängert sein Glück über die Jahre hin und verfällt nicht: dies seine Langlebigkeit. So bin ich alter Mann der Stein, und der Stein ist der alte Mann, der ich bin.« Anderswo und zuvor vermochten Epiktet, Marc Aurel und die Weisen der Stoa in anderen Ausdrücken, einer anderen Sprache zu sagen: »Ich suche nichts und verweigere nichts.«

Der Liebhaber aus Lo-yang ist auf seine Weise ein Unsterblicher; ihm bleibt nichts zu tun, bevor er stirbt, und bevor er stirbt, vermag nichts ihn zu rühren.  - (cail)

 

Ich Ähnlichkeit Übereinstimmung

 

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