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mon
)
1 Tristezza: «Traurigkeit» und «Bösartigkeit». Ähnlicher Doppelsinn in den meisten Sprachen.
Traurigkeit (2)
Er glaub' - fuhr Katzenberger fort - Verstopfung und dergleichen
ebensoleicht durch einige Sennes- und Rezeptblätter zu heben als durch ein vielblättriges
Lustspiel, und ein Apotheker sei hier wenig verschieden
von einem Hanswurst. — Er könne sich denken, daß man ihm hier das Trauerspiel
einwerfe; aber entweder errege dieses gar nichts (dann gähnte man ebensogut
und noch wohlfeiler in seinem warmen Bette) oder es errege wahre Traurigkeit,
wenn auch nur halbstündige; nun aber sollten doch Dichter, dächte man, wie Kotzebue
und deren Kunstrichter so viel durch Aufschnappen aus der Arzneikunde zufällig
wissen, daß Traurigkeit Leber-Verstopfung, folglich Gelbsucht - woher sonst
der gelbe Neid der Trauerspieler gegeneinander? — zurücklasse, ferner entsalzten
Urin, ein scharfes Tränen (der größte Beweis der Blut-Anstemmung in den Lungen)
und sogar Darmkrämpfe. - - Auf letzte habe man sogar bei Wesen, die in gar kein
Schauspiel gehen oder sonst Seelenleiden gehabt (denn es gebe keine andere,
da nur die Seele, nicht der bloße Körper empfinde und leide), nämlich bei traurigen
Hirschen1 geschlossen aus den kleinen Knötchen in ihrem Unrate als
den besten Zeichen von Krämpfen. - (
katz
)
1 Hallers Physiologie, Bd.5
Traurigkeit (3) Fühlt die Seele des
Menschen etwas, das entweder ihr selbst oder dem Körper zuwider ist, so
zieht sie das Herz, die Leber und deren Adern zusammen. Infolgedessen erhebt
sich um das Herz eine Art Nebel, der es verdüstert,
und also wird der Mensch traurig; nach der Trauer aber erhebt sich der
Zorn. Denn während der Mensch etwas sieht, hört oder denkt, wovon er traurig
wird, bereitet ein Nebel der Trauer, der sein Herz gefangen nimmt, einen
warmen Rauch in allen seinen feinen Säften und um seine Galle und erregt
die Galle, und so erhebt sich schweigend der Zorn
aus der Bitterkeit der Galle. Bringt der Mensch den Zorn nicht zur Ausführung,
sondern erträgt er ihn schweigend, dann tritt die Gaue wieder zurück. Hört
jedoch der Zorn nicht auf, dann breitet sich dieser Rauch über die Melancholie
hin und erweckt sie, und diese entsendet ihrerseits einen ganz schwarzen
Nebel, der über die Galle hinstreicht und ihr einen überaus bitteren Rauch
abringt. Dieser Rauch steigt nun zum Gehirne des Menschen empor und entfacht
in seinem Kopfe Raserei. Hierauf schlägt er sich wieder in den Unterleib
hinab und erschüttert dessen Adern sowie die Eingeweide
und verdreht den Menschen zum Wahnsinn. Und
jetzt setzt der Mensch, sich selbst vergessend, den Zorn in die Tat um.
Denn vom Zorne entflammt, rast der Mensch mehr als von irgendeiner anderen
Art des Wahnsinns. Auch zieht sich der Mensch infolge des Zornes mancherlei
schwere Krankheiten zu. Werden nämlich die widrigen Säfte von der Galle
und der Melancholie öfters erregt, so machen sie den Menschen krank; denn
wäre der Mensch von der Bitterkeit der Galle und der Schwärze der Melancholie
frei, dann wäre er immer gesund. -
(bin)
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