Ideengeber  Vor langer, langer Zeit, als die ersten Menschen lebten, kannte man noch keinen Tod. Die Menschen lebten und wurden nicht alt.

Nun war da eine Mutter, die viele Söhne geboren hatte, darunter auch die Yoalox, die von ihrem ersten Mann stammten - später heiratete sie nämlich einen andern Mann -, und sie wurde langsam müde und schwächlich. Und als sie auch noch alt und faltig wurde, begannen manche junge Burschen sie zu verspotten. Und man gab ihr nichts mehr zu essen. Die arme Alte klagte und weinte, aber niemand hatte Mitleid mit ihr und gab ihr etwas.

Als sie eines Tages durch den Wald ging, begegnete ihr ein Bursche, der ihr zurief: »Wenn du Hunger hast, so iß doch deinen faltigen Bauch!« Da ergrimmte die Alte, nahm ihren Stock und schlug ihn dem Burschen so auf den Kopf, daß er hinstürzte.

Dann zog sie ein Messer heraus, schnitt ihm die Kehle durch und sagte: »Du wolltest, daß ich mein Fleisch essen sollte. Nun werde ich dein Fleisch essen. Es wird mir besser schmecken.«

Und sie aß erst sein Herz, dann seine Leber und schließlich alles übrige Fleisch.

Und da ihr das Menschenfleisch geschmeckt hatte, und weil man ihr nichts anderes zu essen gab, blieb sie dabei. Sie lauerte den Menschen auf, jungen und alten, Männern und Frauen, schlug sie tot, wo sie sie fand, und fraß sie auf. Und so ist es geblieben bis heute.   - Südamerikanische Indianermärchen. Hg. Felix Karlinger und Elisabeth Zacherl. München 1992 (Diederichs, Märchen der Weltliteratur)

 

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