Komm in den totgesagten park und schau: Dort nimm das tiefe gelb • das weiche grau Vergiss auch diese lezten astern nicht • |
- Stefan George
Herbst (2) Es kommt der faule/ falbe/
träge/ fruchtreiche/ erfreuliche/ fette Herbst geschlichen / weil der Sommer
ist entwichen etc. der schaurige Herbst/ der alles machet reiff/ der Hitze
Bezwinger/ Ostebringer/ der Winde Bottschafter. Die Zeit der Ceres und
Bacchus des menschen Volck erfreut / die gleichsam sich vermählen / die
Früchte nicht verhälen / und reichlich theilen mit. Der Herbst verkostet
fast das Jahr/ die reiffen Herbstes gaben das Vieh und Menschen laben.
Wann die Trauben ohne Zahl schlanken um den Reben Pfal. Wann in dem betagten
jahr falbt deß Baumes falbes Haar/ fället die bereiffte Frucht von den
hochbeasten Baumen / und ertheilt in allen Landen Hüll und Füll aus vollen
Handen. Wann man hört das Wintzerlied das der freche Keltertretter/ singet
in dem nassen Wetter von den nun erseuffzten Fried. - (hrs)
Herbst (3)
Herbst (4) Immer wenn das kalte Wetter kommt
oder mit anderen Worten in der Mitte des Herbstes, steht mir der Kopf nach verrückten
Ideen, so von der ekszentrischen & ekszotischen Art, wie z. B. daß ich mich
in eine Schwalbe verwandeln
möchte, um ein Vorteil zu erwischen und in Länder zu fliegen, wos warm ist,
oder Ameise sein und hübsch tief reinkriechen in eine
Höhle und die im Sommer gehorteten Lebensmittel essen, oder eine Viper
sein wie die im Zoologschen Garten, die sie hübsch in einem Glaskäfig stecken
haben mit Heizung drin, damit sie nicht steif wern vor Kälte, denn das ist es
nämlich, was mit den armen Menschen geschieht, die sich keine Kleidung nicht
kaufen könn, so teuer wie die ist. Oder sich nicht wärmen könn, weils an Heizöl
fehlt, an Kohle fehlt, an Brennholz fehlt, an Petroleum fehlt und auch an Penunse,
denn wenn Einer Moneten hat, dann kann er in irgendeine Stampe gehn und sich
einen guten Schnaps bestellen, na da merkt man doch
gleich, wie das wärmt, obschon zuviel des Guten nicht gut ist, denn Mißbrauch
ist aller Laster Anfang, und vom Laster kommt die Deckeneration
sowohl des Leibes wie der moralischen Leiden eines Jeden, und wenn Eines herunterkommt
auf die abschüssige Bahn mangels guten Benehmens in jedem Sinne, dann kann keiner
und nichts ihn davor bewahren, daß er im schrecklichen Mülleimer menschlicher
Geringschätzung endet und es gibt ihm keiner auch nicht nur keine Hand, um ihn
aus dem unreinen Schlamm zu ziehn, in welchem er sich wälzt, nicht anders als
war er ein Kondor, der, als er jung war, zu eilen und fliegen verstand um die
hohen Bergesgipfel, im Alter aber abstürzt wie'n Bomber im Sturzflug, dem der
moralische Motor versagt hat. Und hoffentlich dient das, was ich schreib Jemandem,
daß er sein Verhalten überprüfe, und er nicht bereut, wenn es schon zu spät
ist und alles im Eimer wegen seiner Schuld! - Cesar Bruto: Was ich
gerne sein möchte, wenn ich nicht das wäre, was ich bin. (Kapitel: Der Bernhardiner
Hund.) Nach
(
ray
)
Herbst (5)
Der Vogel platzt geräuschlos und
aus seinem Bauch steigt |
- Meret Oppenheim: Husch, husch, der schönste Vokal entleert sich. Gedichte,
Zeichnungen. Frankfurt am Main 1984
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