Getrunken werden  Das ganze Tier ist kalt. Kein Schreck gleicht dein plötzlichen Erscheinen des Kraken, einer mit acht Schlangen versehenen Qualle.

Keine Fessel hält so fest wie die Umklammerung des Kopffüßlers.

Es ist eine Art Luftpumpe, die den Angriff vorträgt. Der luftleere Raum schlägt mit Tatzen nach uns. Nicht Nägel noch Zähne greifen an; das Tier schröpft uns. Ein Biß ist nicht so furchtbar wie dies Aussaugen. Was ist eine Tatze gegen solch einen Schröpfkopf? Mit der Tatze dringt das Tier in unseren Körper ein; aber durch den Schröpfkopf dringt unser Fleisch und Blut in das angreifende Tier hinein. Die Muskeln spannen sich, die Fibern dehnen sich, die Haut platzt unier dem ekelhaften Druck, das Blut spritzt empor und vermischt sich mit dem abscheulichen Saft des Mollusken. Das Tier stürzt sich auf uns mit tausend abscheulichen Mäulern und vereinigt sich eng mit seinem Opfer, so daß beide ineinander aufgehen. Der entsetzlichste Alpdruck bedrängt uns. Der Tiger kann nicht mehr, als uns zerreißen; der Polyp aber, o Schrecken, atmet uns ein. Er zieht uns zu sich und in sich hinein, und so gefesselt, ohnmächtig gefangen, fühlen wir uns langsam in den entsetzlichen Sack entleert, den das Seeungeheuer vorstellt. Der Schrecken, lebendig gefressen zu werden, wird noch übertreffen von der Qual, lebendig getrunken zu werden.   - Victor Hugo, Die Arbeiter des Meeres. Leipzig 1954 (zuerst 1866)

 

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