opffüßer   »Was für ein scheußliches Tier!« rief er. Ich schaute nun auch hinaus und konnte eine Gebärde des Ekels nicht unterdrücken. Vor meinen Augen bewegte sich ein grauenhaftes Ungeheuer, eine wahre Mißgeburt.

Es war ein kolossaler Kalmar, gut acht Meter lang. Er bewegte sich mit äußerster Geschwindigkeit im Krebsgang auf den Nautilus zu. Er glotzte uns mit seinen riesigen meergrünen Augen an. Seine acht Arme, oder besser gesagt seine acht Füße, die am Kopf angewachsen waren und diesen Tieren die Bezeichnung Kopffüßer eingetragen haben, waren doppelt so lang wie der Leib und krümmten sich wie die Schlangenhaare der Furien. Man erblickte deutlich die zweihundertfünfzig an der Innenseite der Fangarme angeordneten Saugnäpfe in Form von Halbkugeln. Einige dieser Saugnäpfe preßten sich auf die Scheibe der Salonluke und saugten sich an. Das Maul des Monstrums - ein Hornschnabel, der in der Tat an einen Papageienschnabel erinnerte - öffnete und schloß sich vertikal. Seine Zunge aus Hornmasse, mit mehreren Reihen spitzer Zähne besetzt, trat schwirrend aus dieser Schere von Maul. Welch phantastischer Einfall der Natur! Eine Molluske mit Vogelschnabel! Sein spindelförmiger, in der Mitte gequollener Leib bildete eine fleischige Masse, die zwanzig- bis fünfundzwanzigtausend Kilo wiegen mochte. Seine wechselnde Farbe, die sich je nach der Reizung des Tieres äußerst schnell veränderte, ging sukzessive von fahlem Grau in rötliches Braun über.

Was reizte diese Molluske? Zweifellos die Gegenwart dieses Nautilus, der größer war und auf dem die Saugarme und die Kiefer keinen Halt fanden. Und doch, was für Ungeheuer waren diese Polypen, welche Vitalität hatte ihnen der Schöpfer zugeteilt, welche Kraft lag in ihren Bewegungen - nicht vergebens besitzen sie drei Herzen!  - Jules Verne, Zwanzigtausen Meilen unter Meer. Zürich 1976 (zuerst 1870)

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