ünsche, gute  Noch bebt mein Herz von Schrecken über die Schilderhebung der Geistlichkeit gegen das Système de la nature. Die Leute haben eine feine Nase. Sicherlich kennen sie den Verfasser oder sie vermuten ihn; sie werden ihn anzeigen, man wird ihn opfern. Das ist ein billiger Dienst in den Augen von Leuten, die eben sechzehn Millionen bezahlt haben. Gott schütze den Atheismus vor irgendwelcher betrüblichen Verfolgung; aber ich zittere.  - (gale)

Wünsche, gute   (2)   ... Noch eine Bitte: ich hatte von der letzten Nummer der »Fackel» nur ein Probeexemplar und das ist mir gestohlen worden. Wollen Sie mir ein paar Belegexemplare herschicken? (Die Nummer mit meinem Bohème-Artikel.) Mit meinem Tripper bin ich entschieden auf dem Wege der Besserung. Eine schwere Pollution, die sich gestern bei einem sexuellen Excess Bahn brach, ist ohne Folgen geblieben. Mit diesem Wunsche auch für Sie Ihr  E.M.  -  Erich Mühsam am 6. Mai 1906 an Karl Kraus,  nach: E. M., Zur Psychologie der Erbtante. Satirisches Lesebuch 1900 - 1933. Berlin 1985 (Eulenspiegel-Verlag)

Wünsche, gute (3)  Leb wohl. Amüsiere Dich gut, wenn Du kannst. Arbeite trotzdem. Befriedige Deine unerschöpflichen Gluten, fülle Deinen unvorstellbaren Magen, breite Deine monströse Persönlichkeit aus! Das macht Deinen Charme. Du bist prächtig! Ich hab Dich gern!  - Flaubert an Louis Bouilhet, nach (flb)

Wünsche, gute (3)  Was wirst Du in Luchon machen, alter Lustmolch? In einer reinen Atmosphäre Deine von den Ausschweifungen in der Hauptstadt ruinierte Gesundheit wieder aufbessern? Du wirst unter die ländliche Bevölkerung die Laster und das Gold der Zivilisation bringen! Du wirst die Kellnerinnen verführen, am Gästetisch durch Deinen Geist brillieren, aufrührerische Maximen ausstreuen, wirst große Gamaschen anziehen und Metaphern sammeln! nichts als Metaphern und Landschaften? Du Materialist!

Leb wohl, versuche Dich gut zu benehmen, damit Deine Familie nicht gezwungen ist, die verstreuten Teile Deines in Stücke gerissenen Kadavers in irgendeinem Hurenhaus abzuholen.  - Flaubert an Ernest Feydeau, nach (flb)

Wünsche, gute (4)  Es kommt vor daß Monsieur Traum nicht alles versteht was er sagt.

Er überläßt diese Sorge den andern und wünscht ihnen, so wenig dummes Zeug wie möglich zu hören. - Robert Pinget, Tintenkleckse. Monsieur Traums letztes Notizheft, Berlin 1997

Wünsche, gute (5)  »Höre, du bist ein unverschämtes, altes Weib«, rief der kleine Jakob unmutig, »erst fährst du mit deinen garstigen, braunen Fingern in die schönen Kräuter hinein und drückst sie zusammen, dann hältst du sie an deine lange Nase, daß sie niemand mehr kaufen mag, wer zugesehen, und jetzt schimpfst du noch unsere Ware schlechtes Zeug, und doch kauft selbst der Koch des Herzogs alles bei uns!«

Das alte Weib schielte den mutigen Knaben an, lachte widerlich und sprach mit heiserer Stimme: »Söhnchen, Söhnchen! Also gefällt dir meine Nase, meine schöne lange Nase? Sollst auch eine haben mitten im Gesicht bis übers Kinn herab.« Während sie so sprach, rutschte sie an den andern Korb, in welchem Kohl ausgelegt war. Sie nahm die herrlichsten weißen Kohlhäupter in die Hand, drückte sie zusammen, daß sie ächzten, warf sie dann wieder unordentlich in den Korb und sprach auch hier: »Schlechte Ware, schlechter Kohl!«

»Wackle nur nicht so garstig mit dem Kopf hin und her!« rief der Kleine ängstlich. »Dein Hals ist ja so dünne wie ein Kohlstengel, der könnte leicht abbrechen, und dann fiele dein Kopf hinein in den Korb; wer wollte dann noch kaufen!«

»Gefallen sie dir nicht, die dünnen Hälse?« murmelte die Alte lachend. »Sollst gar keinen haben, Kopf muß in den Schultern stecken, daß er nicht herabfällt vom kleinen Körperlein!«  - Wilhelm Hauff, Zwerg Nase

Wünsche, gute (6)    Sein Gesicht wurde ganz grau, anstatt rot zu sein, wie es sonst war, und eine Fliege lief darüber, hinauf bis an sein Auge. Was das für ein Knirschen gab, wie sie die Schrauben am einschrauben waren in den Sarg: und das Gebummse dann, wie sie ihn die Treppe runterbrachten.

Pa lag drin in dem Sarg, und Ma war im Wohnzimmer am heulen, und Onkel Barney erzählte den Männern dauernd, wie sie ihn am besten um die Kurve kriegten. Ein großer Sarg war das, und hoch, und sah schwer aus. Wie ist das eigentlich gekommen? Am letzten Abend, wo Pa besoffen war, da stand er oben auf der Treppe und brüllte nach seinen Stiefeln, weil er zu Tunney wollte, sich noch mehr besaufen, und er sah richtig mickrig und klein aus in seinem Hemd. Den seh ich jetzt nie wieder. Der Tod, so ist das also. Pa ist tot. Mein Vater ist gestorben. Er hat mir noch gesagt, ich soll Ma ein guter Sohn sein. Die andern Sachen, die er noch gesagt hat, die könnt ich nicht verstehen, aber gesehn hab ich, wie seine Zunge und seine Zähne, wie die versuchten, es noch besser zu sagen. Armer Pa. Das war Mr. Dignam, mein Vater. Ich hoffe ja, er ist jetzt im Fegefeuer, weil er doch Samstag abend noch zur Beichte war, bei Pater Conroy.  - (joy)

Wünsche, gute (7)

»So lebten sie bis an ihr selges Ende
In höchster Lust; und Jesus Christas sende
Uns Männer, sanft und jung und frisch %um Werke,
Und geb ans, sie zu überleben, Stärke;
Auch kürze Jesus Christus deren Leben,
Die ihren Frauen nicht die Herrschaft geben;
Und wenn sie zornig, geizig sind und alt,
Send ihnen Gott die Pestilenz alsbald!«

- Chaucer, Canterbury Erzählungen - Die Erzählungen der Frau aus Bath, Ende 14. Jh., nach: Der Rabe XXV, Zürich 1989
 

 

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